Exupery und französisches Hoheitszeichen

H

Hurvinek

Gast
1944 ist Antoine de Saint-Exupèry gestorben.
Vor paar Tagen tauchte Ivan Rebroffs Bruder in einem neuen Buch von Lino von Gartzen auf, in dem er meint er hätte Exupèry abgeschossen. Er untermauerte die These damit, dass er ein Flugzeug mit französischem Hoheitszeichen oder Kennzeichen abschoss. Am 17.März erklärte er es jedenfalls so, am 18.März war es dann schon ein Flugzeug mit amerikanischem Hoheitszeichen. (siehe Links)
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Am Tag, als Antoine de Saint-Exupéry starb - DIE WELT - WELT ONLINE
Meine Fragen:
Kann mir wer Stichworte geben für eine Internetsuche nach französischem Heer der Jahre 1943-1945? Oder waren die in das britische oder amerikanische Heer eingebunden?
Oder wer es besser weiß, hier antworten?
 
Antoine de Saint Exupéry flog im Sommer 1944 in Bastia, Korsika bei der 1. Escadrille der GR II/33 (GR Group Reconnaissance) Aufklärungseinsätze mit einer F-5 A Lightning (Fotoaufklärerversion der amerikanischen P 38 Lightning). Es handelte sich um eine frühe Version der Lightning, noch mit den kleineren Lufteinlässen unterhalb der Rotoren. Die Maschine hatte französische Hoheitsabzeichen und zwar rot-weiss-blaue Kokarden auf den Tragflächen sowie am Rumpf, dort jedoch mit hellgelber Einfassung; die Seitenleitwerke am Heck waren längs gestreift in den französischen Landesfarben angemalt. Als besondere Kennung verfügte die Maschine über eine fette weisse 80 vorne am Bug, die auf den Fahrgestellabdeckungen wiederholt wurde. Dazu waren unterhalb der Scheiben für die Fotogeräte eine Vielzahl von Strichmarkierungen (13 ?) ähnlich den Abschussmarkierungen an anderen Flugzeugen angebracht, wobei diese jedoch für Aufklärungsflüge standen. Die Farbe der Tarnung ist nicht völlig geklärt, da von dem Flugzeug nur schwarz-weiss-Fotos existieren. Die Unterseite war vermutlich in einem mittleren graublau, die Oberseite entsprach wohl dem französischen schokoladenbraun.


Saint Exupéry hatte bereits 1939/1940 in der Armée de l`Air gedient und mit der Potez 63 sowie der Bloch 174 Aufklärungsflüge geflogen, bevor er nach dem Waffenstillstand im Juni 1943 in Nordafrika sich wieder seiner alten Einheit anschloss.


Fest steht heute, dass Saint Exupéry mit der vorbezeichneten Lightning am 31.07.1944 von Bastia aus einen Aufklärungsflug in Richtung südfranzösische Küste unternahm. Das Wrack der Maschine wurde vor einigen Jahren vor St. Raphael gefunden und ist inzwischen eindeutig identifiziert. Von dem Piloten fehlt indessen jede Spur.


Nach den bisherigen mir bekannten Feststellungen waren für den Abschuss zwei Piloten einer in Südfrankreich stationierten Jagdergänzungsgruppe (Jagdgruppe 200 ?) verantwortlich, die allerdings beide im Krieg gefallen sind. Die Piloten benutzten auch keine Me 109 G, wie von Ivan´s Bruder reklamiert, sondern besondere Vorserienmodelle der Fw 190 D-9, die der Gruppe zugeführt wurden. Es könnte sich dabei um zwei im Juni 1944 umgebaute Fw 190 A 8, die V 53 mit dem Stkz. DU + JC (Werknr. 170003) und V 54 BH + RX (Werknr. 174024) gehandelt haben, was aber spekultiv ist.


Es wurde der Rotte jedenfalls am 31.08.1944 ein Abschuss einer Lightning vor St. Raphael zuerkannt, wobei es sich um den einzigen offiziellen Abschuss an diesem Tage und in dieser Gegend handelte. Ich habe vor einigen Jahren einmal einen Aufsatz gelesen, in dem die Erkenntnisse über das Schicksal von Saint-Exupéry zusammengefasst wurden . Danach war zunächst nicht eindeutig geklärt, ob die Maschine von den Flugzeugen oder aber von Flak auf einem der Küste vorgelagerten Flakschiff abgeschossen wurde. Nach dem Wrackfund konnten die Treffer aber eindeutig den Bordkanonen der Flugzeuge zugeordnet werden.


Allein in Anbetracht der Tatsache, dass der Bruder von Rebroff den Abschuss mittels einer Me 109 G gemacht haben will, hat dieser jedenfalls nicht die Lightning abgeschossen, mit der Saint-Exupéry geflogen ist; durch Zeugen steht fest, dass der Abschuss durch Focke-Wulf 190 erfolgte.
 
Das ist ja schon einmal sehr ausführlich. Und ich kann anhand einiger Stichworte auch weiter suchen.

Wie ist die französische Kennung am Flugzeug 1944 möglich? Korsika wurde von der Resistance zwar 1943 wieder befreit, aber wie muss ich mir vorstellen, dass auf Korsika von 1943 an französische Regulärtruppen gegen Italien und Deutschland/Vichy-Frankreich operierten? Wem unterstanden diese Einheiten?
 
Nach dem Waffenstillstand 1940 wurden die Flugzeuge der Armée de l`Air auf Nordafrika, Syrien und "Restfrankreich" verteilt, soweit sie nicht der Wehrmacht oder den Italienern in die Hände gefallen waren.


Bereits am 25.06.1940 hatten sich die ersten drei Piloten von der Truppe abgesetzt und de Gaulle angeschlossen und eine Free French Air Force gegründet. Flugzeuge dieser Luftwaffe hatten ein Lothringer Kreuz als Nationalitätskennzeichen und zwar entweder in weiss oder in rot auf weissem Kreis.

Durch die Bombardierung der französischen Flotte am 03.07.1940 bei Mers el Kebir durch britische Bomber der Royal Navy kam es dazu, dass viele französische Piloten sich weder der RAF noch der Free French Air Force anschliessen wollten. Diese bildeten dann mit Erlaubnis der Deutschen die Armée de l´Air de l´Armistice, welche in den Kolonien und Südfrankreich stationiert war und formal der Vichy Regierung unterstanden. Ihre Flugzeuge trugen französische Kokarden und oftmals abwechselnd rot-gelbe Streifen am Heck als Erkennung, um nicht von der Luftwaffe abgeschossen zu werden.


Zum Teil kam es während dieser Zeit zu Luftkämpfen zwischen Flugzeugen der RAF und der "Vichy-Air Force", besonders in Syrien.


Zu Beginn der Operation Torch, der Landung der Allierten in Nordafrika am 08.12.1942 standen sich dann auch vichy-französische und amerikanische Truppen gegenüber. Nach wenigen Tagen der Kämpfe wechselte dann Admiral Darlan, Befehlshaber der Vichy-Streitkräfte in Nordafrika die Seite und ordnete einen Waffenstillstand an. Danach wechselten die Einheiten bzw. die Piloten fast ausnahmslos zur Free French Air Force und wurden dem alliierten Oberkommando unterstellt. Als solches kämpften diese dann zunächst 1943 in Nordafrika. Wann es genau zur Besetzung von Korsika gekommen ist, weiss ich nicht genau, zumindest im Juli 1944 waren Einheiten der französischen Luftwaffe wieder vor Ort.


Spätestens ab dem Zeitpunkt der Befreiung von Paris wechselten die (frei-)französischen Flugzeuge wieder zu dem Namen Armée de l`Air und hielten die früheren französichen Hoheitsabzeichen mit Kokarde bei; die Erkkennungsstreifen in rot-gelb waren bereits zuvor verschwunden. Die Piloten und Einheiten unterstanden französichem Befehl unter alliertem Oberbefehl, in Südfrankreich dem CoS des MTO.


Als Saint Exupery am 31.07.1944 zum Aufklärungsflug startete, hatte er den Auftrag zur Vorbereitung der Landung der Alliierten in Südfrankreich (15.08.1944) den Rückzug der deutschen Truppen im Rhone-Verlauf aufzuklären. Auf dem Hinflug ist er dann vor der Küste abgeschossen worden.


Soweit französische Piloten während des Krieges zur RAF wechselten, wurden sie wie sonst üblich den einzelnen Staffeln zugewiesen und unterstanden der RAF. Deren 340. und 341. Squadron wurde allerdings fast ausschließlich von französisch-stämmigen Piloten gestellt.
 
Zu Beginn der Operation Torch, der Landung der Allierten in Nordafrika am 08.12.1942 standen sich dann auch vichy-französische und amerikanische Truppen gegenüber. Nach wenigen Tagen der Kämpfe wechselte dann Admiral Darlan, Befehlshaber der Vichy-Streitkräfte in Nordafrika die Seite und ordnete einen Waffenstillstand an. Danach wechselten die Einheiten bzw. die Piloten fast ausnahmslos zur Free French Air Force und wurden dem alliierten Oberkommando unterstellt. Als solches kämpften diese dann zunächst 1943 in Nordafrika. Wann es genau zur Besetzung von Korsika gekommen ist, weiss ich nicht genau, zumindest im Juli 1944 waren Einheiten der französischen Luftwaffe wieder vor Ort.

Danke. Das lässt mich beruhigt schlafen. Vielen Dank für die ausführlichen Infos.
Free French Air Force ist für mich das Stichwort.
 
Es wurde der Rotte jedenfalls am 31.08.1944 ein Abschuss einer Lightning vor St. Raphael zuerkannt, wobei es sich um den einzigen offiziellen Abschuss an diesem Tage und in dieser Gegend handelte.
http://www.morgenpost.de/desk/1804368.html

Wenn der 31.7.1944 gemeint ist, würde mich die Anerkennung des Abschusses in den OKL-Abschusslisten interessieren.

Ich kenne nur diesen vom 30.7.1944:
"Fw. Guth 3./JGr. 200 B-17 EQ-2 Sea: 100 km. S. Nice 13.15 Film C. 2027/II Anerk: Nr.5"
Kein Abschuß Südfrankreich/Mittelmeer am 31.7.1944.

Das Ganze ist mysteriös, da folgendes nach ULTRA XL 4317 berichtet wird:

Fliegerdivision 2 (Südfrankreich) mit insgesamt 12 Einsätzen am 31.7.1944 (Ju 88, Ju 188 und Arado) auf Aufklärung, keine Verluste.

http://forum.12oclockhigh.net/showthread.php?t=12335
 
... einer in Südfrankreich stationierten Jagdergänzungsgruppe (Jagdgruppe 200 ?) verantwortlich, die allerdings beide im Krieg gefallen sind. Die Piloten benutzten auch keine Me 109 G, wie von Ivan´s Bruder reklamiert, sondern besondere Vorserienmodelle der Fw 190 D-9, die der Gruppe zugeführt wurden.

Die Verwechselung der Me 109 mit der Fw 190 sollte man ihm nach 60 Jahren zugestehen, vielleicht hat er beides geflogen. Tatsächlich war er (Horst Rippert) bei der JagdErgGr. 200 und hat dort im August 1944 mehrere Abschüsse bestätigt bekommen.
Flugzeugbestand und Bewegungsmeldungen, JGr.200
 
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