Antoine de Saint Exupéry flog im Sommer 1944 in Bastia, Korsika bei der 1. Escadrille der GR II/33 (GR Group Reconnaissance) Aufklärungseinsätze mit einer F-5 A Lightning (Fotoaufklärerversion der amerikanischen P 38 Lightning). Es handelte sich um eine frühe Version der Lightning, noch mit den kleineren Lufteinlässen unterhalb der Rotoren. Die Maschine hatte französische Hoheitsabzeichen und zwar rot-weiss-blaue Kokarden auf den Tragflächen sowie am Rumpf, dort jedoch mit hellgelber Einfassung; die Seitenleitwerke am Heck waren längs gestreift in den französischen Landesfarben angemalt. Als besondere Kennung verfügte die Maschine über eine fette weisse 80 vorne am Bug, die auf den Fahrgestellabdeckungen wiederholt wurde. Dazu waren unterhalb der Scheiben für die Fotogeräte eine Vielzahl von Strichmarkierungen (13 ?) ähnlich den Abschussmarkierungen an anderen Flugzeugen angebracht, wobei diese jedoch für Aufklärungsflüge standen. Die Farbe der Tarnung ist nicht völlig geklärt, da von dem Flugzeug nur schwarz-weiss-Fotos existieren. Die Unterseite war vermutlich in einem mittleren graublau, die Oberseite entsprach wohl dem französischen schokoladenbraun.
Saint Exupéry hatte bereits 1939/1940 in der Armée de l`Air gedient und mit der Potez 63 sowie der Bloch 174 Aufklärungsflüge geflogen, bevor er nach dem Waffenstillstand im Juni 1943 in Nordafrika sich wieder seiner alten Einheit anschloss.
Fest steht heute, dass Saint Exupéry mit der vorbezeichneten Lightning am 31.07.1944 von Bastia aus einen Aufklärungsflug in Richtung südfranzösische Küste unternahm. Das Wrack der Maschine wurde vor einigen Jahren vor St. Raphael gefunden und ist inzwischen eindeutig identifiziert. Von dem Piloten fehlt indessen jede Spur.
Nach den bisherigen mir bekannten Feststellungen waren für den Abschuss zwei Piloten einer in Südfrankreich stationierten Jagdergänzungsgruppe (Jagdgruppe 200 ?) verantwortlich, die allerdings beide im Krieg gefallen sind. Die Piloten benutzten auch keine Me 109 G, wie von Ivan´s Bruder reklamiert, sondern besondere Vorserienmodelle der Fw 190 D-9, die der Gruppe zugeführt wurden. Es könnte sich dabei um zwei im Juni 1944 umgebaute Fw 190 A 8, die V 53 mit dem Stkz. DU + JC (Werknr. 170003) und V 54 BH + RX (Werknr. 174024) gehandelt haben, was aber spekultiv ist.
Es wurde der Rotte jedenfalls am 31.08.1944 ein Abschuss einer Lightning vor St. Raphael zuerkannt, wobei es sich um den einzigen offiziellen Abschuss an diesem Tage und in dieser Gegend handelte. Ich habe vor einigen Jahren einmal einen Aufsatz gelesen, in dem die Erkenntnisse über das Schicksal von Saint-Exupéry zusammengefasst wurden . Danach war zunächst nicht eindeutig geklärt, ob die Maschine von den Flugzeugen oder aber von Flak auf einem der Küste vorgelagerten Flakschiff abgeschossen wurde. Nach dem Wrackfund konnten die Treffer aber eindeutig den Bordkanonen der Flugzeuge zugeordnet werden.
Allein in Anbetracht der Tatsache, dass der Bruder von Rebroff den Abschuss mittels einer Me 109 G gemacht haben will, hat dieser jedenfalls nicht die Lightning abgeschossen, mit der Saint-Exupéry geflogen ist; durch Zeugen steht fest, dass der Abschuss durch Focke-Wulf 190 erfolgte.