Frage zu (Beute)panzern des 2ten Weltkriegs

Soralion

Mitglied
Hallo Leute,

Ich habe vor kurzem mal eine Diskussion mit einem Freund über "Beute"-Panzer des 2ten Weltkriegs gehabt.

Es ist wohl unbestreitbar, dass im Zuge der Kampfhandlungen, an allen Fronten, Panzer (und auch andere Waffen) von allen Parteien erbeutet wurden.

Nun zum Kernpunkt unseres Disputs, er meinte diese wurden wohl, nicht von der jeweiligen Partei eingesetzt (z.B. wenn die Wehrmacht, französische, sowjetische oder Polnische Panzer erbeutete), sondern zerstört/gesprengt. Seine Begründung ist, dass es z.B. der Wehrmacht an Ersatzteilen, und Munition für die fremden Panzer mangelte, außerdem wären die der Wehrmacht eh stärker gewesen.

Ich finde das trotzdem unlogisch, man wird doch auch Ersatzteile und Munition erbeutet haben, und wenn ich Befehlshaber wäre, würde ich auch feindliche Fahrzeuge/Panzer einsetzen, das spart doch Kosten, oder nicht?

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Sowjets auch Britische und Amerikanische Modelle nutzten, stimmt das? Wo haben sie die her, und warum, die hatten doch eigene Panzermodelle.

Und wieso verloren die Panzerverbände der Wehrmacht, gegen die der Roten Armee, soweit ich informiert bin, erlitt die Rote Armee viel höhere Verluste?

Ich finde vor allem die Panzermodelle der frühen Phase des 2ten Weltkriegs spannend, da es wohl echte Kuriositäten darunter gab.

Wie ist eure Meinung dazu?
 
Natürlich wurden Beutepanzer eingesetzt. Die französischen und polnischen Modelle zumeist für die Sicheurng des Hinterlandes, einige moderne russische Panzer, wie den T-34, auch im Kampfeinsatz. Allerdings wurde natürlich auch ein Teil der Panzer als Ersatzteilspender genutzt. Allerdings musste man die Besatzungen natürlich auf die Fahrzeuge umschulen. Dazu kamen die gänzlich fremden Beschriftungen.

Die Sowjetunion hat zwischen 1941 und 1945 im Rahmen des Lend-lease-Programmes Waffen und ausrüstung aller Arten bekommen, vom Gewehr bis zum Panzer. Besonders wichtig waren dabei zahlreiche US-Amerikanische LKWs. Die Produktionskapazitäten der UdSSR reichten am Anfang bei weitem nicht aus genügend Waffen nachzuproduzieren, wie die Deutschen zerstörten. Laut Wikipedia wurden über 7000 Panzer geliefert. Zum vergleich, die Sowjetunion hatte vor dem Krieg etwa 500 T-28 Panzer (ihr mittlerer Panzer) produziert.

Wieso verloren die deutschen Panzerverbände? Nun die Sowjetunion konnte weitaus größere Stückzahlen produzieren. Der T-34 war dazu durchaus vergleichbar mit dem Panther und allen früheren deutschen Panzern überlegen. Vom Panther wurden etwa 6000 Stück produziert, vom T-34 bis Kriegsende fast 30.000. Ähnliche Verhältnisse kann man bei den schweren Panzern und anderen Fahrzeugen beobachten. Dazu kam ein eklatanter Treibstoffmangel der deutschen Verbände im späteren Krieg und die absolute Luftüberlegenheit der Sowjets am Kriegsende. Darüber hinaus war es mit einem Sieg der Panzer noch nicht getan. Der 2. Weltkrieg war kein mechanisierter Krieg, sondern ein Krieg, in dem die Infanterie, die zu Fuß unterwegs war und höchstens Pferde als Transportmittel besaß immer noch zentral auf dem Schlachtfeld.
 
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Nun zum Kernpunkt unseres Disputs, er meinte diese wurden wohl, nicht von der jeweiligen Partei eingesetzt (z.B. wenn die Wehrmacht, französische, sowjetische oder Polnische Panzer erbeutete), sondern zerstört/gesprengt. Seine Begründung ist, dass es z.B. der Wehrmacht an Ersatzteilen, und Munition für die fremden Panzer mangelte, außerdem wären die der Wehrmacht eh stärker gewesen. ...

Hallo Soralion,

dies ist ein schier unlösbares Problem!
Schließlich gibt es keine Google-Suchmaschine, die unter dem Suchbegriff "Beutepanzer" zahlreiche Artikel und Abbildungen liefern würde!

Somit kann ich dir bei dem Problem wohl leider nicht weiterhelfen! :pfeif:

Gruß
Andreas
 
Hallo Leute,

Ich habe vor kurzem mal eine Diskussion mit einem Freund über "Beute"-Panzer des 2ten Weltkriegs gehabt.

Es ist wohl unbestreitbar, dass im Zuge der Kampfhandlungen, an allen Fronten, Panzer (und auch andere Waffen) von allen Parteien erbeutet wurden.

Nun zum Kernpunkt unseres Disputs, er meinte diese wurden wohl, nicht von der jeweiligen Partei eingesetzt (z.B. wenn die Wehrmacht, französische, sowjetische oder Polnische Panzer erbeutete), sondern zerstört/gesprengt. Seine Begründung ist, dass es z.B. der Wehrmacht an Ersatzteilen, und Munition für die fremden Panzer mangelte, außerdem wären die der Wehrmacht eh stärker gewesen.

Ich finde das trotzdem unlogisch, man wird doch auch Ersatzteile und Munition erbeutet haben, und wenn ich Befehlshaber wäre, würde ich auch feindliche Fahrzeuge/Panzer einsetzen, das spart doch Kosten, oder nicht?
Die deutsche Wehrmacht verwendete sehr viele Beutepanzer. Vor allem die besseren französischen Modelle wie den Somua. Sie wurden jedoch hauptsächlich an Nebenfronten verwendet an denen der Feind keine stärkeren Panzerverbände hatte, so z.B. auf dem Balkan. Noch ältere Modelle wie der Renault wurden in rückwärtigen Bereichen zum Polizeieinsatz gegen Partisanen verwendet.

In Nordafrika verwendete man auch einzelne britische Beutepanzer wie den Mathilda, die Briten verwendeten auch italienische Panzer. Dort nahm man wirklich alles was man bekam und man schlachtete auch zerstörte Panzer aus um die restlichen am laufen zu halten.

Der russische T34 wurde von der Wehrmacht auch verwendet. Es gab sogar in Berlin Marienfelde eine zentrale Sammelstelle an der diese umgebaut und z.B. mit deutschen Funkgeräten ausgestattet wurden. Die Fronteinheiten verwendeten sie jedoch gerne selber und haben die eroberten Panzer oft nicht weitergeleitet.

Die Modelle die von der Wehrmacht regulär verwendet wurden bekamen auch eine eigene Typennummer, so wurde aus dem französischen 1 WK Veteran Ranault FT17, der "Panzerkampfwagen 17R/18R 730(f)" und aus dem sowjetischen T34 der PzKpfw. 747 (r).

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Sowjets auch Britische und Amerikanische Modelle nutzten, stimmt das? Wo haben sie die her, und warum, die hatten doch eigene Panzermodelle.
Die russischen Modelle waren sogar besser. Trotzdem waren die Modelle der Westallierten bei den Russen nicht unbeliebt weil sie i.d.R. komfortabler waren als die sowjetischen. Die USA und GB hatten zahlreiche Panzer als Waffenhilfe im Zuge der Lend-Lease-Verträge geliefert.

Und wieso verloren die Panzerverbände der Wehrmacht, gegen die der Roten Armee, soweit ich informiert bin, erlitt die Rote Armee viel höhere Verluste?
Ganz einfach. Weil sie letzten Endes viel mehr davon ins Feld führen konnten.

Ich finde vor allem die Panzermodelle der frühen Phase des 2ten Weltkriegs spannend, da es wohl echte Kuriositäten darunter gab.

Wie ist eure Meinung dazu?
Finde ich auch ein interessantes Thema.
 
Danke für die vielen und interessanten Antworten.

Bleibt noch eine Frage, wieso konnte die Sowjetunion viel mehr panzer Produzieren, war das Deutsche Reich nicht industriell fortschrittlicher? Bzw. besser gerüstet? Gab es da nicht viel mehr Fabriken?

Wie sieht es eigentlich mit Japanischen Panzern aus? Von denen findet man kaum Informationen.
 
Für die Japaner spielten Panzer nur eine untergeordnete Rolle. Sie verwendeten vor allem leichte Panzer zur Infanterieunterstützung und Aufklärung, hatten aber fast keine Panzer für den Kampf gegen andere Panzer. Das hatte auch mit den Kriegsschauplätzen zu tun: Sie setzten Panzer zwar auch auf den Pazifikinseln ein, aber in erster Linie brauchten sie sie in China, und für den dortigen Einsatz reichten die leichten Panzer meist aus.
 
Hallo Soralion,

dies ist ein schier unlösbares Problem!
Schließlich gibt es keine Google-Suchmaschine, die unter dem Suchbegriff "Beutepanzer" zahlreiche Artikel und Abbildungen liefern würde!

Somit kann ich dir bei dem Problem wohl leider nicht weiterhelfen! :pfeif:

Gruß
Andreas

Sicher gibt es die:
deutsche beutepanzer - Google-Suche

Ergebnisse (nur ein paar):
Beutepanzer ? Wikipedia

Beutepanzer - Einführung | Beutepanzer | Panzer

Beutepanzer

http://www.flamesofwar.com/hobby.aspx?art_id=2354
 
Für die Japaner spielten Panzer nur eine untergeordnete Rolle. Sie verwendeten vor allem leichte Panzer zur Infanterieunterstützung und Aufklärung, hatten aber fast keine Panzer für den Kampf gegen andere Panzer. Das hatte auch mit den Kriegsschauplätzen zu tun: Sie setzten Panzer zwar auch auf den Pazifikinseln ein, aber in erster Linie brauchten sie sie in China, und für den dortigen Einsatz reichten die leichten Panzer meist aus.

Richtig. Wobei die Japaner näher betrachtet eine erstaunliche Vielfalt an Panzern entwickelten, darunter einge sehr interessante Modelle z.B. als Amphibienpanzer oder als Gemüsereibe für den Dschungelkrieg. Ihre Industrielle Kapazität war aber sehr begrenzt und anderweitig gebunden so dass nur relativ wenige gebaut und ins Feld geführt wurden.

http://www.timemoneyandblood.com/HTML/tanks/JapaneseTanks/kami.html
http://www.timemoneyandblood.com/HTML/tanks/JapaneseTanks/ho-k.html
http://www.timemoneyandblood.com/HTML/tanks/JapaneseTanks/kaChi.html
http://www.timemoneyandblood.com/HTML/tanks/JapaneseTanks/chiNu.html
 
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Bleibt noch eine Frage, wieso konnte die Sowjetunion viel mehr panzer Produzieren, war das Deutsche Reich nicht industriell fortschrittlicher? Bzw. besser gerüstet? Gab es da nicht viel mehr Fabriken?

Also mal wieder die Tante Wiki, zum Thema Panzer-Fabriken:
Panzerfabrik ? Wikipedia

Du darfst nicht vergessen das im Laufe des Krieges die Eisenbahnlinien und damit die Transportwege bombardiert wurden. Nicht nur die Panzer, welche abtransportiert wurden, auch die Rohstoffe mussten ja zu den Fabriken transportiert werden. Und im Osten der SU wurden neue Fabriken gebaut, welche nicht von der Luftwaffe angegriffen werden konnten.

Bei den Sowjetischen Panzern sollte man auf den T 34/85 achten.
T-34 ? Wikipedia
Das besondere war das die Munition welche der T 34 verschoss zur Not auch im Tiger I verschossen werden konnte, falls der Tiger I von der Sowjetunion erbeutet wurde. Einzig die Reichweite ging in die Knie.
Nur Deutsche Munition passte nicht in den T 34/85, da das Kaliber 3 mm zu klein war. Also hatte Deutsche Truppen ein Problem mit der Munition bei Beutepanzern.

Apvar
 
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...
Bleibt noch eine Frage, wieso konnte die Sowjetunion viel mehr panzer Produzieren, war das Deutsche Reich nicht industriell fortschrittlicher? Bzw. besser gerüstet? Gab es da nicht viel mehr Fabriken?
...

Das ist eigentlich eine der größten Leistungen der Sowjetunion im 2 WK. Sie haben ihre Fabriken im Westen der Sowjetunion entweder verloren oder mussten sie in aller Eile demontieren um sie dann hinter dem Ural wieder aufzubauen. Trotzdem haben sie in relativ kurzer Zeit ihre Produktion wieder hergestellt und danach progressiv gesteigert bis sie die deutsche Produktion überholten.
Sie erwiesen sich auch sehr effizient in der Nutzung der Ressourcen, und haben z.B. mit weniger Stahl mehr Panzer hergestellt als die deutsche Industrie.

Ein Grund für die höhere Produktivität war auch die Begrenzung auf wenige Modelle. Im deutschen Reich hat man eine vielfalt an verschiedenen Fahrzeugen produziert und von jedem noch mehrere Untermodelle. Bevor ein Entwurf vom Band lief verlangte die Wehrmacht schon erste Änderungen. Die Sowjets haben dagegen ein Grundmodell entwickelt und dieses durchgezogen und erst nach längerer Zeit Änderungen eingeführt.

Andererseits konnten die Fabriken hinter dem Ural von den deutschen nicht mehr bombardiert werden so dass die Produktion ungestört laufen konnte und sie hatten auch wenige Probleme mit den Rohstofflieferungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die vielen und interessanten Antworten.

Bleibt noch eine Frage, wieso konnte die Sowjetunion viel mehr panzer Produzieren, war das Deutsche Reich nicht industriell fortschrittlicher? Bzw. besser gerüstet? Gab es da nicht viel mehr Fabriken?

Weil die Sowjetunion bei allem was sie baute auf Massenbaufähigkeit achtete. Bis in die 80er Jahre hinein baute man lieber mal ein leistungsschwächeres, dafür leicht zu produzierendes Teil in einen Panzer ein, als komplizierter High-tech. Das hat nichts mit Unterlegenheit im Produktionsprozess zu tun, sondern mit einer anderen Produktionsphilosophie und man hatte damit nicht nur quantitativen, sondern auch qualitativen Erfolg. Dazu hatte die Planwirtschaft im Krieg den Vorteil, dass die Ressourcen extrem effizient gelenkt werden konnten. Dazu kamen natürlich auch die bereits genannten Beschränkungen der deutschen Rüstung durch Westalliierte Bomberangriffe.
 
Zusätzlich noch zum Thema:
gerade die Wehrmacht verwendete Beutepanzer besonders exzessiv. Für die kriegsführenden Mächte ziemlich einzigartig finde ich, dass die Deutschen die umfangreiche Beute der ersten Kriegsjahre teilweise sogar verwendeten, um selbst neue "Hybrid"-Typen herzustellen; wie man in diesem Beispiel schön sieht:

Lexikon der Wehrmacht - Marder 1
 
Bleibt noch eine Frage, wieso konnte die Sowjetunion viel mehr panzer Produzieren, war das Deutsche Reich nicht industriell fortschrittlicher? Bzw. besser gerüstet? Gab es da nicht viel mehr Fabriken?
Genaugenommen waren die deutschen Fabrikate detailverliebter, aber die Produktion war nicht effektiver.

Das fängt damit an, daß Panzer III und IV taktische Fehlentwicklungen waren (denn der PIII war ab dem Rußlandfeldzug bereits zu schwach und der PIV eigentlich nur als Unterstützung gedacht), die Produktionskapazitäten mit einem einzigen Panzermodell aber besser ausgenutzt hätten können. Den Fehler wiederholte man just 1942, als man wieder zwei verschiedene Panzermodelle in die Schlacht warf, welches beide auch noch absolute Notentwicklungen waren weil die russischen T34 aus den PIII und PIV Kleinholz machten.
Die Produktion letzterer war auch noch auf unzählige Firmen unterteilt, die alle ihr eigenes Süppchen kochen mußten - und Erfahrungsaustausch war ihnen vom Rüstungsministerium untersagt!

Panzer V und VI (also Panther und Tiger) waren letztlich technische Fehlentwicklungen; das, was man an Verlusten durch Feindeinwirkung einsparte, verlor man dafür an Getriebe- und Fahrwerksschäden.

Daß die deutschen Panzer so total überlegen gewesen seien ist einer der vielen Mythen des 2.WK...

Gruß Alex
 
Ich würde die Panzer III und IV nicht unbedingt als Fehlentwicklungen bezeichnen. Sie waren nicht besser oder schlechter als andere Panzer ihrer Generation und fast jede Generation kannte die Aufteilung in verschiedene Modelle, auch die Sowjets (T-28 als mittlerer und T-26 als leichter Panzer). Dabei waren die Panzer III ihren leichten Pedants, die sich bei vielen Armeen als Hauptwaffe der Panzertruppe in Dienst befanden überlegen, sowohl was Bewaffnung, als auch Panzerung anbelangte und war so ein deutlich effizienterer Infanteriepanzer als andere. Der Panzer IV hingegen war, bis zum auftreten des T-34 auch nur einigen wenigen französischen modernen Panzern unterlegen und konnte später auch mit dem Sherman mithalten. Zugleich konnte man ihn sehr gut aufrüsten. Gleiches gilt für Panther und Tiger. Der Panther war ein mittlerer Panzer, der den T-34 auskontern sollte, während der Tiger in der Rolle der IS-Panzer gesehen wurde. Das entsprach auch seiner Auslegung. Er sollte nie in den Stückzahlen produziert werden und nicht eingesetzt werden wie ein Panther oder ein T-34.
 
Ich würde die Panzer III und IV nicht unbedingt als Fehlentwicklungen bezeichnen. Sie waren nicht besser oder schlechter als andere Panzer ihrer Generation und fast jede Generation kannte die Aufteilung in verschiedene Modelle,

So sehe ich das auch.

Modellgeschichtlich trennte die Wehrmacht zwischen einem Kampfpanzer (Pz ./. Pz.) P III und einem Infanterie-Unterstützungspanzer P IV (mit der "Stummelkanone"-75mm). Darin lag zeitgenössisch keine Besonderheit. Der P IV erwies sich als leistungsfähiges (mittleres) Modell, war bis 1945 in kampfwertgesteigerten Varianten präsent und wurde auch als "Arbeitspferd" der Panzertruppe bezeichnet. Der wendige P III trat noch bei Kursk im Juli 1943 mit der 50mm-lang in großer Stückzahl gegen den T34 an, später noch in nennenswerten Stückzahlen mit der Stummel-75mm als IP im Westen.

Hier zeigt sich auch die produktionsseitige Fehlsteuerung bei der Wehrmacht: anstatt - wie von Experten gefordert - den PIV leistungsgesteigert ab Herbst 1941 und 1942/43 in großer Stückzahl (aus eingefahrenen Standorten) auszubringen, schwenkte man in der Zielsetzung auf den P V um. Dieser trat erst bei Kursk in großer Stückzahl auf, mit zahlreichen Kinderkrankheiten und katastrophalen technischen Ausfällen. Dazu verminderte sich schon aufgrund des Ressourcenverbrauch die Ausbringungsmenge ggü. P IV. Die Mängel beim P V abzustellen, gelang erst viel zu spät Mitte 1944. Der P VI war ein Nischenmodell mit hohem Ressourcenverbrauch, die größten Verluste erlitt man mangels Mobilität in den Rückzügen. Mittelbar war auch der hohe Umrüstungsaufwand in der Produktion auf P V und VI seitens der Werkzeugmaschinen-Ausstattungen beachtenswert.

Bzgl. der russischen Fabrikationen ist schon darauf hingewiesen worden, dass hier größere Ausbringungszahlen erreicht wurden. Die großen Produktionsstätten im Osten - umgerüstet aus der Traktorenproduktion - waren fordistisch mit Produktion in Linie aufgebaut, sämtliche Hauptzulieferer wie Stahlwerke und Energieerzeugung lokal angesetzt. Den Wert der Verlagerungen 1941 sollte man nicht so hoch ansetzen, iW war hier Produktion aus Charkow und Leningrad betroffen (die verlagerungsfähig war, wie Motorenproduktion und Montage). Produktion nach Standorten:
Production of AFVs

Die Bedeutung der Beutepanzer in der Wehrmacht würde ich sehr gering ansetzen. Blendet man die Umrüstungen auf Fahrgestelle aus, bleiben da nur die Besatzungstruppen in Norwegen, Frankreich und auf dem Balkan. Bei Kursk 1943 gab es zwei Dutzend Beute-T-34 bei der SS-Division "Das Reich". Die weit größere Bedeutung hatte die Beute-Artillerie und -PAK, insbesondere auf Basis der russischen 76mm und 85mm, die als deutsche PAK bei den Heerestruppen und als 88-Flak bei der Luftwaffe insgesamt in Tausender-Stückzahlen eingesetzt wurden.
 
Zusätzlich noch zum Thema:
gerade die Wehrmacht verwendete Beutepanzer besonders exzessiv. Für die kriegsführenden Mächte ziemlich einzigartig finde ich, dass die Deutschen die umfangreiche Beute der ersten Kriegsjahre teilweise sogar verwendeten, um selbst neue "Hybrid"-Typen herzustellen; wie man in diesem Beispiel schön sieht:

Lexikon der Wehrmacht - Marder 1

Die ausrüstungstechnischen Möglichkeiten des Deutschen Reiches
für eine umfangreiche Panzertruppe waren begrenzt.

Bei Beginn des Krieges gegen Polen verfügte man lediglich über 5 einsatzfähige Panzerdivisionen und bei diesen waren bereits
" Beutepanzer " in Form der tschechischen Panzer Typ 35 und 38
von Skoda in Benutzung.
Und diese wurden bis 1942 weiterproduziert und verwendet .
Zudem zeigte der Krieg mit Polen , das die Panzer I und II
kaum noch gefechtstauglich waren .
Der Panzerbedarf der Wehrmacht überstieg die Produktionskapazitäten
der deutschen Industrie während des gesamten Krieges.

Überhaupt war die Motorisierung ein Engpass , die LKW -Produktion
genügte dem Bedarf nicht und daher war die " Blitzkriegs- Wehrmacht "
ausserhalb dieser Panzerdivisonen nur ungenügend motorisiert und
durchgehend auf Pferdebespannungen angewiesen
Zur Aufstellung weiterer Panzerdivisonen und motorisierter
Infanteriedivisionen nach 1939 wurde alle
verwendbare Kriegsbeute genutzt - insbesondere französische
Beutefahrzeuge der Fabrikate Renault, Citroen und Peugeot.
Und was 1940 ff. produziert wurde , übernahmen deutsche
Stellen vornehmlich für den Bedarf der Wehrmacht.

Auch franz. Panzer der Typen Somua und Char 2 waren zeitweise im Bestand der Wehrmacht.

Überhaupt wurde alles verwendet , was weitere Motorisierung ermöglichte,
daher gab es sehr viele Typen von Hybridfahrzeugen zB.
Selbstfahrlafetten mit deutschen Geschützen und allen brauchbaren
Kettenfahrgestellen.

Die Wehrmacht und die Waffen SS müssen also während des gesamten
Krieges ein ausrüstungstechnisch ein ziemlich " buntes " Bild geboten
haben.
 
Ich hätte mich vielleicht besser ausdrücken sollen; PIII und PIV waren auf der Höhe der Zeit (was ich auch nicht bestritten habe), aber der PIII war schneller veraltet als es das OKW geplant hatte und es war Glück, daß der PIV (vor allem an der Kanone) besser aufgerüstet werden konnte, trotzdem war der PIV, vor allem wegen des Fahrwerks, wenig für Rußland geeignet.

De Fakto lag die Fehlentwicklung darin daß a) zwei fast identische Modelle gefertigt wurden und b) die Produktion dieser auf unzählige Werke verteilt wurde, die c) nichtmal Erfahrungsaustausch betreiben konnten.

So blieb die Qualität und der Ausstoß permanent unter dem Niveau, das möglich gewesen wäre.
 
Frankreich hat nach der Invasion deutsches Gerät eingesetzt.
Hab im Urlaub ein Bildbändchen mit dem Titel „Die Panzer der Resistance“ erworben. Ganz nett gemacht und jede Menge Fotos. Beschrieben wird die Geschichte der einzigen „Panzereinheit“ der Resistance, der Escadron Bezier.

Guy Bezier war ein Panzeroffizier, der sich der FFL angeschlossen und 1944 nach der Invasion wieder in Frankreich angekommen war. Er bekam den Auftrag, eine Resistance-Gruppe in der Bretagne zu übernehmen, was er mit Schwung tat. Da Panzeroffizier, hatte er wohl ein Faible für schweres Gerät, aber es wollte ihm wohl keiner was abgeben. Also ging er selber einkaufen und schnappte sich liegengebliebenes Material (das meiste vom Ausbruch aus dem Kessel von Falaise) Darunter:

- 3 Panzerspähwagen TP 204 (f) (franz. Panhards, 1 davon umgebaut mit deut. 5cm-KwK) von der 2. Panzerdivision
- Halbkettenfahrzeug Adler Demag D7 mit 20mm-Kanone) Sd.Kfz. 10/5 2cm Flak 38
- Marder I (7,5cm Pak auf Lorraine-Schlepper)
- 4 7,5cm-PAK
- Schwimmkübel
- Kettenkrad Sd.Kfz 2
- Halbkettenfahrzeuge Sd.Kfz 251/1 D
- Panzerwerfer 42 auf Opel Maultier (dafür gab´s aber keine Munition)
- 11 Panzer IV
- 1 Jagspanzer IV
- 1 StuG III Saukopf
- 2 Panther (1 Ausf G mit Turm A, einer Ausf. A)
- 1 Tiger I Ausf E (von der schwer SS-Panzerabteilung 101), steht heute im Panzermuseum Saumur

Die Einheit nannte sich nun“Escadron Autonome de Chars Besnier“ und beteiligte sich am Kessel von St. Nazaire, der aber nie geknackt wurde.

Nach Kriegsende wurde die Einheit als 2. Escadron den 6. Cuirassiers zugeteilt. Im August 45 wird sie als Besatzungstruppe nach Baumholder verlegt, und zwar mit dem ganzen Beutegeraffel. Die Panzer waren also wieder zuhause.

März 46 geht´s zurück nach Frankreich, die Einheit wird aufgelöst, der Tiger und andere Fahrzeuge stehen heute in Saumur.

PS: Escadron Besnier googeln, da finden sich ne Menge Fotos

Quelle: Luc Braeuer, Les chars de la Resistance
 
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