Ich hätte gerne wieder eine (hoffentlich) interessante (und wohl auch kontroverse) Diskussion ausgelöst. Nämlich, ob die deutsche Wehrmacht 1941 Moskau hätte erreichen können. Häufig wurde früher kolportiert, "General Regen" (= Schlamm) und "General Winter" hätten Moskau gerettet, dazu die unverbrauchten sibirischen Divisionen und das organisatorische Chaos auf deutscher Seite. Dabei handelt es sich allerdings um Ereignisse des Spätjahres 1941, als das Scheitern des Feldzuges sowieso schon außer Frage stand.
Wen ich Manfred Rauh richtig interpretiere, der ja als Historiker in diesem Forum und wohl auch außerhalb nicht den besten Ruf genießt, sollte nach den Plänen von Halder (der für Rauh eh sowas wie der Größte überhaupt ist), direkt und ohne Abweichung auf Moskau marschiert werden. "Ohne Abweichung" heißt dabei insbesondere ohne Abgabe von Kräften der Heeresgruppe Mitte für die Schlacht bei Kiew und ohne zu gründliche Ausräumung der Kessel von Wjasma und Brjansk. Da die bereits mehrfach geschlagene Rote Armee zum Zeitpunkt nach der Schlacht von Smolensk (deren Ende, ebenfalls eine "Ausräumungsfrage", eher auf Anfang August als auf Anfang/Mitte September zu legen ist) nur noch als schwach angesehen wird, hätte Moskau bereits Ende August erreicht werden können. Soll der Feldzug für die spätere Winterdefensive an der Wolga bis Gorki gehen, hätte dieses Ziel bis Anfang Oktober erreicht werden können. Limitierender Faktor ist dabei nicht der sowjetische Widerstand, sondern die durchschnittliche Marschleistung der deutschen Infanterie von 25 km pro Tag, bzw. die für eine Offensive von etwa 4 Monaten reichenden Treibstoffvorräte.
Interessant ist vor allem, dass Rauh der These widerspricht, auf deutscher Seite hätte es irgendwelche Nachschubschwierigkeiten gegeben. Vielmehr soll der Nachbau der Eisenbahnen zügig vorangegangen und der kämpfenden Truppe dicht auf den Fersen geblieben sein. Dass das hier im Forum bereits anderslautend diskutiert wurde, ist mir bekannt. Rauh stützt sich in diesem Punkt ausschließlich auf das Kriegstagebuch von Halder als Quelle. Insgesamt ergibt sich eine bemerkenswerte Diskrepanz.
Wie genau gegen Moskau vorgerückt werden sollte, ob in einer Kolonne oder in zwei geographisch versetzten als "Zangenangriff", ist mir auch nicht ganz klar. Die Konzentration aller wesentlichen Kräfte auf die Heeresgruppe Mitte lässt aber im Norden und noch mehr im Süden sehr lange Flanken entstehen, was der Gegner für Angriffe in den Rücken der deutschen Front ausnutzen könnte. Insbesondere, inwieweit in dieser Situation um das viel weiter westlich als Moskau liegende Kiew gekämpft werden muss, stellt eine weitere Komplikation dar. Ein etwas anderer Kräfteansatz im Süden hätte hier vielleicht Abhilfe schaffen können.
Jedenfalls funktioniert das alles laut Rauh aufgrund der ständigen sachfremdem Eingriffe Hitlers nicht. Ob es überhaupt hätte funktionieren können, dazu hätte ich gern Meinungen eingeholt.
Danke für alle Antworten!
Grüße, Holger
Wen ich Manfred Rauh richtig interpretiere, der ja als Historiker in diesem Forum und wohl auch außerhalb nicht den besten Ruf genießt, sollte nach den Plänen von Halder (der für Rauh eh sowas wie der Größte überhaupt ist), direkt und ohne Abweichung auf Moskau marschiert werden. "Ohne Abweichung" heißt dabei insbesondere ohne Abgabe von Kräften der Heeresgruppe Mitte für die Schlacht bei Kiew und ohne zu gründliche Ausräumung der Kessel von Wjasma und Brjansk. Da die bereits mehrfach geschlagene Rote Armee zum Zeitpunkt nach der Schlacht von Smolensk (deren Ende, ebenfalls eine "Ausräumungsfrage", eher auf Anfang August als auf Anfang/Mitte September zu legen ist) nur noch als schwach angesehen wird, hätte Moskau bereits Ende August erreicht werden können. Soll der Feldzug für die spätere Winterdefensive an der Wolga bis Gorki gehen, hätte dieses Ziel bis Anfang Oktober erreicht werden können. Limitierender Faktor ist dabei nicht der sowjetische Widerstand, sondern die durchschnittliche Marschleistung der deutschen Infanterie von 25 km pro Tag, bzw. die für eine Offensive von etwa 4 Monaten reichenden Treibstoffvorräte.
Interessant ist vor allem, dass Rauh der These widerspricht, auf deutscher Seite hätte es irgendwelche Nachschubschwierigkeiten gegeben. Vielmehr soll der Nachbau der Eisenbahnen zügig vorangegangen und der kämpfenden Truppe dicht auf den Fersen geblieben sein. Dass das hier im Forum bereits anderslautend diskutiert wurde, ist mir bekannt. Rauh stützt sich in diesem Punkt ausschließlich auf das Kriegstagebuch von Halder als Quelle. Insgesamt ergibt sich eine bemerkenswerte Diskrepanz.
Wie genau gegen Moskau vorgerückt werden sollte, ob in einer Kolonne oder in zwei geographisch versetzten als "Zangenangriff", ist mir auch nicht ganz klar. Die Konzentration aller wesentlichen Kräfte auf die Heeresgruppe Mitte lässt aber im Norden und noch mehr im Süden sehr lange Flanken entstehen, was der Gegner für Angriffe in den Rücken der deutschen Front ausnutzen könnte. Insbesondere, inwieweit in dieser Situation um das viel weiter westlich als Moskau liegende Kiew gekämpft werden muss, stellt eine weitere Komplikation dar. Ein etwas anderer Kräfteansatz im Süden hätte hier vielleicht Abhilfe schaffen können.
Jedenfalls funktioniert das alles laut Rauh aufgrund der ständigen sachfremdem Eingriffe Hitlers nicht. Ob es überhaupt hätte funktionieren können, dazu hätte ich gern Meinungen eingeholt.
Danke für alle Antworten!
Grüße, Holger