Japanische vs. Amerikanische Verluste im zweiten Weltkrieg

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Feuertrunken

Gast
Hallo

Ich stelle mir seit längerer Zeit die Frage wieso die USA im Vergleich zu Japan so relativ geringe Verluste im zweiten Weltkrieg gehabt. In Europa kann man die geringe Anzahl von englischen / amerikanischen Verlusten zu deutschen ja noch damit erklären, daß sich die verlustreichsten Schlachten zwischen den Russen und den Deutschen abgespielt haben. Im Pazifik sind je nach Quelle zwischen 1,2 und 2 Millionen japanische Soldaten getötet worden, während z.B. hier http://users.erols.com/mwhite28/ww2stats.htm nur Gesamtverluste von 3-400.000 für die Amerikaner angegeben worden.
Konkret habe ich mir diese Frage nochmal gestellt nachdem ich den amerikanischen Propaganda-Film "Victory through Air Power" gesehen habe, in dem dafür geworben wird Japan mit Langstrecken-Bombern anzugreifen.
Auf den Punkt gebracht lautet meine Frage also ; Wie ist die Differenz bei den Verlusten zu erklären und welche Rolle spielten strategische Bombardements dabei ?

Bye
 
Ohne jetzt großartig nachgeschlagen zu haben, somit also keine garantierten Angaben und kein Wort zu den von dir gefundenen Zahlen:

1. Luftüberlegenheit. Wie du bestimmt schon gehört hast, war das Fehlen der Flugzeugträger in Pearl Habour ein herber Rückschlag, trotz der großen Schäden an der US Pazifik-Flotte.
Die Träger, Hilfsträger und später in Dienst gestellten Träger sicherten den Amerikaner nach anfänglichen Kämpfen die Überlegenheit zur Luft.
Daraus folgt natürlich zum einen der erfolgreiche Einsatz der Bomber, zum anderen eine eingeschränkte, unterstützende Wirkung zu Lande (nicht so groß wie in Europa, wo am Tage teilweise keine Bewegung mehr möglich war) und ein Desaster für die jap. Schiffsverbände.
2. Japanische Mentalität. Die meisten Verbände der Japaner kämpften verbissen und dachten kaum an aufgeben. In Iwo Jima etwa starben von den 20 000 jap. Verteidigern 19 000, von den restlichen 1000 waren 700 leicht bis schwerst verletzt. Von den 100 000 Amerikanern vor Ort wurden 6800 getötet und 20 000 verwundet. 900 Schiffe feuerten im Vorfeld der Landung etwa 2-5 h auf die kleine Insel.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,2188942,FF.html

womit wir bei Punkt 3 wären: Technische Überlegenheit. Viele Japaner trugen das alte Arisaka 99 mit Bayonett, ein Karabiner ähnlich dem K98 der Wehrmacht, aber noch stärker veraltet.
Die USA setzten auf Thompson, m1 Karabiner und vor allem Schiffsartillerie. In der folge fielen die meisten der schnell in den Sturmlauf übergehenden Japaner den US Salven zum Opfer.

4. Vielfrontenkrieg. Die Japaner kämpften nicht nur gegen die US Amerikaner auf den Inseln, auf denen sie vor jedem Angriff isoliert wurden, sie hatten auch mit chinesischem Widerstand, Briten und Franzosen, Koreanern und Indochinesen/Vietnamesen zu tun. Es sind also nicht nur die Amerikaner, welche Verluste verursachen.

5. Umstände: Verwundete im Dschungel sind nur schwer zu versorgen, vor allem wenn man kein Hospitalschiff hat.



Du kannst also sagen: Ihre Kampfweise (Bayonettangriffe gegen automatische Waffen, keine Aufgabe), , ihre und die feindliche Bewaffnung und die Katastrophen sowie die Vielzahl an Kampforten zur See sowie in der Luft führten zu den hohen Verlusten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben der techn. Überlegenheit bei Waffen kommt wohl noch die Überlegenheit bei der med. Versorgung hinzu. Das in Verbindung mit den Problemen beim Nachschub ( vgl Tib. Dschungel-Aussage) dürfte auch seinen Teil dazu beigetragen haben, dass es weniger Verwundete als Tote auf jap. Seite gab.

Zu hinterfragen wäre auch, in wie weit die einzelnen Truppenkonzentrationen waren, am bsp Iwo Jima sieht man, dass vermutlich bei Landschlachten immer große amerikanische Truppenverbände zum einsatz kamen. ICh geh für meinen Teil mal davon aus, dass sich tötl. Verletzungen eher vermeiden lassen wenn genügend Truppen zur verfügung stehn und man dem Gegner an Anzahl weit überlegen ist.
 
Zu den Unrsachen, die schon genannt worden sind, kommt hinzu, daß die schon erwähnte japanische Mentalität dazu führte, daß sie ihre besten Piloten mit der Zeit verloren und keinen entsprechenden Ersatz erhielten. Während die Alliierten versuchten, das Leben der Piloten zu erhalten (und z.B. U-Boote in geplante Luftschlachtgebiete zu sandten, um abgeschossene Piloten wieder aus dem Wasser zu angeln) und daher relativ die Kampferfahrung der Piloten stieg, unternahmen Japaner nichts für ähnliche Rettungsversuche, womit die Pilotenqualität kontinuierlich sank. Und Erfahrung war in Luftschlachten einer der entscheidenden Faktoren. Hinzu kommt, daß die Amerikaner ihre besten Piloten regelmäßig aus den Kampfverbänden holten, um sie als Ausbilder zu nutzen. Daher war ihre Ausbildung den Erfordernissen des Krieges angepaßt. Hingegen war der Ausbildungsposten für japanische Piloten unrühmlich, mehr ein Strafposten. Ihre Elite wurde eingesetzt, bis sie starben und es kam daher keine mehr nach, besonders, da den neuen Piloten in der Regel kaum die Möglichkeit geboten wurde, lange Erfahrung zu sammeln.
Hinzu kommt die Technologie. Während die japanischen Jäger und Trägerbomber zu Beginn des Krieges den Amerikanern überlegen waren, blieben die Japaner auf dieser Technologie lange stehen, während die Alliierten ihre Flugzeuge weiterentwickelten. Ab Ende 1943 kamen dann auch die Japaner mit neuen Flugzeugtypen, die wahrscheinlich den Amerikanern gleichwertig, zumidest nicht mehr so unterlegen waren, doch nun fehlten ihnen die ausgebildeten Piloten und die Erfahrung mit ihren neuen Flugzeugen. Dies erklärt die große Differenz der Pilotenverluste.

Auf Land war es die Logistik. Denn neben den schlechteren Waffen fehlte den Japanern in der Regel an genügend schweren Waffen (Artillerie, Mörser etc.) und für die wenigen, die sie hatten, an der notwendigen Munition, um sie nutzen zu können. Es gibt da eine Geschichte von einem amerikanischen Guadalkanalveteranentreffen. Zu diesem waren auch einige Japaner einigeladen, u.a. ein Artillerieoffizier. Diesen fragten nun die Amerikaner, wie die Japaner es fertiggebracht hatten mit einer Batterie von Punkt A drei oder vier Schuß auf die Amerikaner abzufeuern, dann schnell zu Punkt B zu fahren, während die Amerikaner A unter Beschuß nahmen, dann von Punkt B wieder einie Schuß anzugeben und schnell zu C zu verschwinden usw., während die amerikanische Artillerie ihnen immer hinterherschoß. Darauf meinte der japanische Artillerieoffizier, dies sei ganz anders gewesen. Sie haben keine bewegliche Baterrie gehabt, sondern mehrere, mit ein bis zwei Schuß pro Tag. Waren diese verbraucht, gingen die Artilleristen in Deckung, denn es war klar, daß bald die amerikanischen Geschosse einschlagen würden. Während dies passierte, feuerte eine zweite japanische Batterie ihre paar Schuß ab usw.
Diese matrielle Unterlegenheit wurde versärkt durch die schon erwähnte japanische Mentalität, sich nicht zu ergeben. Dadurch gab es bei ihnen überdurchschnittlich viele Tote.
Und die Unterlegenheit auf See war allerspätestens nach Midway eklatant. Vier der sechs großen japanischen Flugzeugträger sanken dort (zwei wurden repariert). Sie bauten zwei große Träger nach, die aber versenkt wurde, bevor sie eingesetzt werden konnten. 1944 hatten sie dann für ihre noch existenten Träger schließlich kaum noch brauchbare Piloten, so daß die Flugzeugträger damit gänzlich unbrauchbar geworden waren. Diesen insgesamt acht großen japanischen Trägern standen bis Kriegsende auf amerikanischer Seite 21 gegenüber.
Aber auch hier spielte die Technologie eine zusätzliche Rolle, das Radar. Zu Kriegsbeginn war das amerikanische Radar noch unterentwickelt, während die Japaner speziell ausgebiltete Nachtbeobachter hatten. Dadurch hatten die Japaner auch zunächst Nachtvorteile in Seeschlachten. Während aber auch hier der Ersatz ausblieb und das japanische Radar gegen Kriegsende die Qualität (vielleicht nicht einmal) des amerikanischen Vorkriegsradar hatte, verbesserten die Amerikaner ihr Radar und waren bald den Japanern weit überlegen.
 
Es gibt da nochwas zu bedenken:
Für Japaner war es eine große Schande in Kriegsgefangenschaft zu kommen. Lieber kämpften sie auf aussichtslosem Posten bis zum Tod oder töteten sich selbst...
 
Obwohl ja eigentlich das wichtigste schon gesagt worden ist, möchte ich auch noch meinen Kommentar dazu abgeben.
Die US-Pazifikflotte unter Admiral Chester W. Nimitz hatte bis 1944 die maritime Strategie des Inselspringens entwickelt. Dabei hatten sie aus ihren anfänglichen Fehlern schnell die nötigen Schlussfolgerungen ziehen können.
Bei der Invasion auf den Gilbert-Inseln kam es gerade bei der Landung auf dem Tarawa-Atoll zu großen Verlusten unter den angreifenden US-Marineinfanteristen. Die Verlustrate lag bei 17%. Hauptgrund dafür war die mangelhafte Vorbereitung und die Unterschätzung der japanischen Verteidigungsanlagen auf der Insel Betio. Schon wenige Wochen später, bei der Invasion der Marschall-Inseln kam den Landungstruppen der gewonnene Erfahrungsschatz zugute.
Aber wie spielte sich solch' eine Landungsoperation ab. In der Regel ging dem eigentlichem Angriff schon Wochen vorher intensive Luftbombardements vorraus. Das Angriffsziel wurde isoliert, sodass von ausserhalb kein Eingreifen japanischer Verstärkungen möglich war. Am Tag der Invasion kreuzten schwere Artillerieträger (Schlachtschiffe und Kreuzer) vor der Insel und nahmen alle über der Erde liegenden Anlagen unter Beschuss. Erst nachdem sämtliche Verteidigungsanlage zerstört worden waren, ging die US-Marineinfanterie an Land. Nachdem sich diese am Strand festgesetzt hatten, gingen sie daran, nach und nach jeden einzelnen Bunker mit Flammenwerfern und Handgranaten zu "säubern". Dabei spielten sich oft so grauenvolle Szenen ab, daß dabei
z. T. selbst die Angreifer seelisch zusammenbrachen. Die US-Bodentruppen gingen dabei äußerst methodisch vor, um jeden unnötigen Verlust zu vermeiden. Erst nachdem ein Bunker komplett erobert und gesichert worden war, nahm man sich den nächsten vor. Eigene verwundete, oder erschöpfte Soldaten wurden evakuiert und durch ausgeruhte Truppen ersetzt. Nach und nach wurden so alle japanischen Verteidiger überwältigt. Da sich die Japaner aber nicht ergaben, überlebten nur sehr wenige. Bei der Eroberung des Eniwetok-Atolls Mitte Februar 1944 starben von 2741 Japanern 2677 im Kampf.
 
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