Luftkrieg: Bombardierung von Braunschweig

Wilfried

Aktives Mitglied
sry, aber in Braunschweig wurde die Stadt zerstört bis auf die außerhalb liegenden Kasernen und das Ausbesserungswerk der Bahn. Die Industrie war auch vergleichsweise kaum betroffen. Den Bombenteppich 5 km weiter Richtung Südost und Eisenbahn und Kasernen+ braunschweiger Innestadt wäre zerstört gewesen. Komischerweise ist das trotz mehrer Angriffe nie passiert.
 
So, ich habe mir denn nochmal die Geschichte der Luftangriffe auf die Region zu Gemüte geführt.

Fakten:
Hannover, Braunschweig, Magdeburg sind weitestgehends zerstört, die Industrieanlagen seltsamerweise kaum. Wer von den britischen Inseln nach Braunschweig bzw Magdeburg will, überfliegt Bergen-Belsen, sieht aus der Luft die Hochöfen von Salzgitter und Peine, die Anlagen des VW - Werks, die Anlagen in Magdeburg Rothensee.

Aus eigener Anschauung kenne ich nun die Ausdehnung und den Zustand sowohl des VW-Werks als auch der Stahlwerke Salzgitter so wie Peine genau so wie die der zerstörten Teile von Hannover (teilweise) und Braunschweig ganz.

Wer Hochöfen und Autofabriken stehen lässt und Städte dem Erdboden gleichmacht, in der gleichen Region, in einem Krieg, der auch durch Rüstung entscheidend beeinflußt wird, der will Menschen leiden lassen und den interessiert das Leid fremder Menschen nicht. Auch wohl nicht das Leid der KZ-Insassen.
Nebenbei, die auch ansässige Kupferindustrie in Goslar und Ilsenburg war kaum Ziel von Luftangriffen.

Im ganzen betrachtet:
Man wollte die Zivilbevölkerung treffen, Infrastruktur und Industrie konnte nach dem absehbaren Ende des Krieges ja noch gebraucht werden. Die Demontage in Salzgitter konnte nach dem Krieg durch passiven Widerstand weitestgehend verhindert werden, der mit der Demontage des VW Werks beauftragte Offizier produzierte lieber als zu demontieren.
Ich denke mal, wer Tausende von Menschen verbrennen läßt, der interessiert sich wohl kaum für KZ -Insassen.
 
So, ich habe mir denn nochmal die Geschichte der Luftangriffe auf die Region zu Gemüte geführt.

Fakten:
Hannover, Braunschweig, Magdeburg sind weitestgehends zerstört, die Industrieanlagen seltsamerweise kaum. Wer von den britischen Inseln nach Braunschweig bzw Magdeburg will, überfliegt Bergen-Belsen, sieht aus der Luft die Hochöfen von Salzgitter und Peine, die Anlagen des VW - Werks, die Anlagen in Magdeburg Rothensee.

Kannst Du kurz skizzieren, auf welcher Quellenbasis die Aussage zu den markierten Teilen beruht?
 
Wer Hochöfen und Autofabriken stehen lässt und Städte dem Erdboden gleichmacht, in der gleichen Region, in einem Krieg, der auch durch Rüstung entscheidend beeinflußt wird, der will Menschen leiden lassen und den interessiert das Leid fremder Menschen nicht.

Das kann man so nicht unbedingt schlussfolgern. Es ging nicht darum, Menschen leiden zu sehen, um des Leidens willen oder weil sie einfach der Feind waren. Die Strategie war, die deutsche Bevölkerung kriegsmüde zu bomben und dadurch den Krieg möglichst schnell siegreich zu beenden.

Plakativ ausgedrückt geht es im Krieg immer um "wir" gegen "die Anderen". Und jede Strategie, von der man sich erhofft, dass sie möglichst eigene Opfer vermeidet und trotzdem zum Erfolg führt, ist in diesem Sinne sinnvoll und akzeptabel. Lieber gehen 1000 "von denen" drauf, als einer "von uns". Insofern wird das Leid fremder Menschen billigend in Kauf genommen, der Zweck heiligt die Mittel. Egal ist es deswegen noch lange nicht.


Man wollte die Zivilbevölkerung treffen...

Ja, weil man sich davon erhofft hat, den Krieg schneller zu beenden. Die Alliierten haben es dabei jedoch offenbar versäumt, die Folgen der deutschen Luftangriffe auf Großbritannien zu analysieren. Dann hätten sie nämlich merken müssen, dass weder die Londoner, noch die Bewohner von Coventry oder anderer Städte auf eine baldige Kapitulation gedrängt haben. Vielmehr bildete sich eher ein "jetzt erst recht" Gefühl heraus, das die angewandte Strategie ad absurdum führte.

Ich denke mal, wer Tausende von Menschen verbrennen läßt, der interessiert sich wohl kaum für KZ -Insassen.

Wie gesagt, Grundlage der Bombardements von Städten war nicht die Menschenverachtung, sondern eine Strategie, die sich als nicht zielführend herausstellte. KZ-Insassen hatten für die Alliierten eben keine Priorität. Die wollten den Krieg gewinnen und darauf konzentrierten sie ihre Möglichkeiten.

Viele Grüße

Bernd
 
Wenn ich mir die Luftangriffe auf Hannover ? Wikipedia ansehe, fällt mir auf, dass die größten Schäden an Wohngebäuden in der Innenstadt zu verzeichnen sind. Mitten im Zentrum liegt auch der Bahnhof, ein wichtiger Knotenpunkt, der mehrfach getroffen und immer wieder repariert wurde.
Industrieanlagen und die Raffinerie wurden ebenso mehrfach bombadiert und dabei umliegende Wohngebiete mitgetroffen.
Den Bahnhof, die Gleis- und Industrieanlagen hat man im Krieg immer wieder notdürftig hergerichtet, die Wohngebäude nicht. Menschenverachtender Zynismus auf beiden Seiten.
 
Es ist für die weitere Diskussion mE notwendig, dass Wilfried seine Quellen nennt.

Von daher wiederhole ich die Frage nach den Quellen bzw. der Literatur.
 
ist ja keine Quelle, aber im Gegensatz zu den Büchern allgemein zugänglich:
Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944 ? Wikipedia

Sehr trocken geschildert:
Stadtchronik Braunschweig

Schadenskarte Braunschweig 1945

Schadenskarte Braunschweig 1945
Der letzte Teil hier wurde angesichts zerstörter Wohnungen und "kaum " zerstörter Industrieanlagen wenig geglaubt. Ich kenne die allermeisten Firmen noch als Produktionsbetriebe am alten Standort mit Mauern aus der Kriegszeit. Am Anfang der Bombenangriffe sollten wohl wirklich nur die Industriebetriebe getroffen werden und die Bomben fielen daneben in die Wohngebiete, danach sind fast alles Angriffe auf Wohngebiete, die Industriebetriebe werden nebenbei getroffen. (Vorwerk= heutiges VW Braunschweig)

Leider kann ich keine allgemein zu gängliche Karte mit eingezeichneten Industriebetrieben finden.
 
Aus eigener Anschauung kenne ich nun die Ausdehnung und den Zustand sowohl des VW-Werks als auch der Stahlwerke Salzgitter so wie Peine genau so wie die der zerstörten Teile von Hannover (teilweise) und Braunschweig ganz.

Wer Hochöfen und Autofabriken stehen lässt und Städte dem Erdboden gleichmacht, in der gleichen Region, in einem Krieg, der auch durch Rüstung entscheidend beeinflußt wird, der will Menschen leiden lassen und den interessiert das Leid fremder Menschen nicht.

Also ich verteidige ganz sicher nicht den brutalen Bombenkrieg von GB und den USA, aber sachlich sollte man schon bleiben. :fs:

Hmm, ich komme aus Wolfsburg und kenne die Bilder des zerbombten Volkswagenwerkes. Noch heute findet man Blindgänger im Werksgelände und im Umfeld. Im Wald sind auch noch Bombentrichter zu sehen, in denen ich als Kind gespielt habe. Es ist nicht richtig, daß die Briten über das Werksgelände flogen um Braunschweig zu zerstören. Übrigens waren mitten in der Innenstadt von BS auch "lohnende" Ziele, wie z. B. die SS-Junkerschule im ehemaligen Schloß.

Hauptinteresse jedes Bombenkrieges ist in erster Linie die Gegenwehr zu schwächen, d. h. die militärischen Einrichtungen und Produktionsanlagen zu zerstören. In zweiter Linie die Infrastruktur und erst in dritter Linie die Zivilbevölkerung, um den Willen zu schwächen.

Die Alliierten bombardierten doch 1944 fast nur noch die Städte, weil Ziele erster und zweiter Kategorie schon stark zerstört oder nicht erreicht werden konnten (räumlich oder weil sie unterirdisch verborgen waren).
 
Das verwundert jetzt sehr, oben ist von Fakten und Kenntnissen gesprochen worden.

Die Sachlage ist nämlich sehr gut analysiert, speziell für Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Wolfsburg, nebst Industrie.

Ist das oben alles gewesen, das kann ich nicht recht glauben (bei der Wucht der "Bombenholocaust"-These, die hier sehr konkret auf den Einzelfall bezogen vorgetragen worden ist).
 
Zuletzt bearbeitet:
So hier ist der link zu Tante Wiki bei diesem Thema:
Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg ? Wikipedia
39 und 40 war es wahrscheinlich Illusorisch durch das enorme Vormarschtempo der Wehrmacht gezielte Schläge gegen die Infrastruktur durchzuführen.
Danach hätte man mit einigen Bombergeschwadern und Jagdschutz die Infrastruktur zerstören können. Rangierbahnhöfe sind riesige Gebiete, mit jeder menge Gleisen und Weichen.
Dampfloks benötigen eine intakte Infrastruktur um leistungsfähig zu bleiben. Z.B. entsalztes Wasser, Lösche ziehen, Sand aufnehmen und kleiner Reparaturen durchführen. Zur Revisionszwecken und schweren Reparaturen waren die AW's zuständig. Ohne diese Einrichtungen ist die Eisenbahn nicht leistungsfähig.
Deutschland als Industrieland war schon damals auf seine Infrastruktur angewiesen, zumal die Eisenbahn beim Gütertransport einen höheren Anteil hatte als heute.

Apvar
 
nun, Quelle der Lage des VW-Werks Wob und der Stahlwerke Peine sowie Salzgitter:
Auto-Atlas, Google Eaerth, Landkarten bzw schlicht eigene Ortskenntnis.

Die Größe der Anlagen sind in jeder Autokarte des Gebiets zu finden, die Werke haben sich im Kern seit her nicht geändert.
Und Industrieanlagen von 3x4 km (Hütenwerke Salzgitter, Peine und Ilsede sind etwas kleiner),kann man schlecht übersehen
 
Ich will auch noch einmal Wiki bemühen:

Bei insgesamt fünf alliierten Luftangriffen, alle im Jahr 1944, war die „People's Car Factory near Fallersleben" Angriffsziel: am 8. und 29. April; am 20. und 29. Juni und am 5. August. Nach diesem letzten Angriff waren 8 Pressen schwer beschädigt und 50 Werkzeug- und Produktionsmaschinen zerstört. Im April 1945 rückten US-Truppen an und befreiten die Zwangsarbeiter im Werk. Nach dem Krieg waren 20 % der Werksbauten zerstört, 93 % der Maschinenausrüstung befand sich noch in verwendungsfähigem Zustand.
Als Quelle wird Hans Mommsen, Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, S. 954 angegeben.

Ich bin kein Fachmann, aber um 20% der Gebäude zu zerstören, muß man bei dem riesigen Werksgelände schon eine Menge Bomben abwerfen....


http://de.wikipedia.org/wiki/Volkswagenwerk_Wolfsburg
 
nun, ich habe nie behauptet, das man über die Stahlwerke in Sz oder übers VW fliegt, wenn man von der Insel nach Braunschweig oder Magdeburg will. Auch nicht , das die Werke nicht angegriffen wurden.
Nur "die Siedlungen waren zerstört, und die Werke konnten arbeiten".

Wären die Werke mit der gleichen Wucht angegriffen worden, hätte es nach dem Krieg nichts mehr zu demontieren gegeben.

Und , bitte, ich mache den Alliierten da keine Vorwürfe, man muß auch die Möglichkeiten dabei bedenken. Zwischen "Treffen wollen" und "Treffen" liegt noch ne ganze Menge "Treffen können". Und Krieg ist nunmal menschenverachtend, nur scheint es mir, das die Zerstörung von Wohngebieten eben im späteren Bombenkrieg nicht der "Kollateralschaden" bei Angriffen auf Industrie sondern eher die Zerstörung der Industrie der "Kollateralschaden" bei Angriffen auf Wohngebiete ist.

Und vom "Bombenholocaust" muß man nicht sprechen (Ausser Dresden , vielleicht).
Zwischen dem Bombenkrieg und dem Holocaust liegen auch moralisch Welten.
Das eine sind zweifelhafte Verstöße gegen ´s Kriegsvölkerrecht, das andere ist Massenmord , auch an Teilen der eigenen Bevölkerung.

Industrielle Produktion kann man eben auch dadurch unterbinden, das der Bevölkerung Unterkunft, Kleidung und Nahrung entzogen wird. Dann arbeiten die auch nicht mehr effektiv, obwohl die Anlagen relativ intakt sind. Und das war Sinn und Zweck des Tuns
 
@ Arne
vergleiche mal mit der Bombenlast auf Braunschweig, das hätte für die Stahlwerke und das VW gereicht
Und Braunschweig wurde nicht erst 44 angegriffen
 
Ihr dürft nicht vergessen, dass das zielen aus einigen Tausend Metern höhe etwas kompliziert ist. Man hatte schließlich kein GPS und keine Laserzieleinrichtung. Selbst ein relativ großes Ziel wie ein Verladebahnhof oder ein Fabrikgelände ist aus dem Flugzeug relativ klein. Dazu kommen Wolken, deutsche Gegenmaßnahmen und Verdunklung. Wir dürfen also davon ausgehen, dass nicht jeder Bombenabwurf (vor allem die Teppiche) auch das getroffen haben was sie sollten. Also bitte nicht jeden Angriff auf die Goldwaage legen.
 
nun, ich habe nie behauptet, das man über die Stahlwerke in Sz oder übers VW fliegt, wenn man von der Insel nach Braunschweig oder Magdeburg will. Auch nicht , das die Werke nicht angegriffen wurden.
Nur "die Siedlungen waren zerstört, und die Werke konnten arbeiten".

1. Bei deinen Betrachtungen der möglichen Anflugrichtungen, z. B. auf Braunschweig, gehst du immer von der direkten Luftlinie aus. So wurden die Ziele aber nicht angeflogen! Der Angriff konnte ebenso gut von Süden oder Osten erfolgen!

2. Industrieanlagen und Verkehrswege wurden, anders als Wohngebäude, so schnell wie möglich wieder instand gesetzt (da kriegswichtig)! Das Werke wieder arbeiten konnten, heißt ja nicht, dass sie nicht schwer getroffen wurden!

Wären die Werke mit der gleichen Wucht angegriffen worden, hätte es nach dem Krieg nichts mehr zu demontieren gegeben.

Hast du für deine Demontage-Theorie irgendeinen Beleg? Wenn die Alliierten nur auf Demontage aus waren, dann hätte man diese lohnenden Ziele garnicht angegriffen! Mit hunderten Bombern führt man keine halbherzigen Angriffe aus. Man geht davon aus, dass große Schäden entstehen!!!

nur scheint es mir, das die Zerstörung von Wohngebieten eben im späteren Bombenkrieg nicht der "Kollateralschaden" bei Angriffen auf Industrie sondern eher die Zerstörung der Industrie der "Kollateralschaden" bei Angriffen auf Wohngebiete ist.

Du solltest zwischen den Angriffen der RAF und der USAAF unterscheiden!
Die RAF hatte ganz klar das Ziel Städte zu Bombardieren. Die USAAF dagegen war für milt. Anlagen, Verkehrseinrichtungen und Industrieanlagen "zuständig". Diese Aufteilung hatte den Ursprung in den unterschiedlichen techn. Möglichkeiten (z.b. Begleitschutz, Zielgeräte).


Industrielle Produktion kann man eben auch dadurch unterbinden, das der Bevölkerung Unterkunft, Kleidung und Nahrung entzogen wird. Dann arbeiten die auch nicht mehr effektiv, obwohl die Anlagen relativ intakt sind. Und das war Sinn und Zweck des Tuns

Noch einmal: Macht nur Sinn, wenn man Industrieanlagen nicht bombardiert! Mit 300-500 Maschinen greift man keine Industrien an, in der Hoffnung, dass hoffendlich nicht allzuviel kaputt geht! Das ist Unfug!

Gruß
Andreas
 
naja , für die miag, lutherwerke etc . ist das korrekt. Auch das "Vorwerk" ist ein sehr kleines Ziel. Allerdings ein Hochofenwerk mit 4 , gut kleinen Öfen von 7 m Gestelldurchmesser? Dazu Walzanlagen, Kokerei, Mischbetten, Kraftwerk?
Gut alles weit verstreut auf ca. min . 3x 4 km
Das TARNWERK
zeigt beim Nachrechnen der Bombenzahlen und beim Vergleich mit der Bombardierung z.B. der Braunschweiger Innenstadt nicht unbedingt den rechten Vernichtungswillen. Denn die Zerstörung oder dauerhafte Beschädigung des Hochofenwerks hätte eine Ausfall von min 200t Stahl täglich bedeutet. Und so ein Hochofen leuchtet nachts, denn die Gichtgas fackel ausstellen oder den Kokereibetrieb einstellen, geht nicht so einfach.Auch Abstiche von Hochöfen beziehungsweise Thomasbirnen sind nachts schlecht zu vermeiden. Also so kleine Orte wie Salzgitter bad, Haverlah o.ä. treffen und das Hochofenwerk nicht ? Scheinbar reichte da den Alliierten eine Betriebsstörung, gelegentlich, aber nicht so lange, das die Öfen einfrieren. Es bleibt nur der Schluß, die Werke sollten betriebsfähig bleiben.
 
Es sollte nach dem Krieg demontiert werden, ob die Absicht der Demontage schon vor 1945 bestand, weiß ich nicht. Nach 1945 wollten die Briten demontieren. Die Sowjetunion hat in den besetzten Gebieten demontiert.
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