Luftkrieg: Der alliierte Luftangriff auf Basel

matze67

Mitglied
Zum alliierten Luftangriff auf Basel habe ich ein paar Fragen:

1.) Wann fand er statt?
2.) War er ein Tages- oder ein Nachtangriff?
3.) Gab es Todesopfer?
4.) Wie schwer/hoch waren die Gebäudeschäden?
5.) Verwechselten hier die Allierten Basel mit Lörrach?
6.) Gab es noch weitere Luftangriffe in der Schweiz?
7.) Wenn sich später wieder alliierte Bomberverbände der deutsch-schweizerischen Grenze näherten, gab es dann z. B. auch in Basel vorsichtshalber einen Luftalarm?

Matze
 
Folgendes gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Basel-Gundeldingen


Der britische Nachtangriff erfolgte am 16./17.12.1940.
In dieser Nacht war eigentlich Mannheim Ziel der Bombenangriffen, Operation Abigail Rachel, unmittelbare Reaktion auf die schwere Bombardierung von Conventry. Dafür wurde alles an fliegenden Verbänden zusammengezogen, was greifbar war. Die erfahrensten Besatzung wurden dazu verwendet, Markierungsbomben als sog. aiming points zu setzen (47 Wellingtons, 33 Whitleys, 18 Hampdens, 4 Blenheims).

Die Astro-Navigation war damals nur durch wenige Besatzungen beherrschbar, und von guten Wetterbedingungen abhängig. Im Ergebnis dürften sie einige Flugzeuge verflogen haben, ein weiteres besonderes Ziel gab es in dieser Nacht mW nicht, da alles auf Mannheim konzentriert werden sollte. Zielverfehlungen über mehrere hundert Kilometer sind durchaus möglich.
 
Zum alliierten Luftangriff auf Basel habe ich ein paar Fragen:

1.) Wann fand er statt?

16./17. Dezember 1940 und 4. März 1945 (Basel und Zürich)

Seit November 1940 bestand zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ein landesweites Verdunklungsgebot, das auf deutsches Begehren angeordnet wurde. Dies erschwerte den alliierten Bombern die Orientierung auf dem Weg nach Deutschland.

2.) War er ein Tages- oder ein Nachtangriff?

Keine Ahnung

3.) Gab es Todesopfer?

1940 ein Todesopfer

4. März 1945
Es kamen keine Menschen ums Leben. In Basel wurde der Bahnhof von neun Kampfflugzeugen angegriffen. In Zürich gab es fünf Tote und zehn Verletzte.


4.) Wie schwer/hoch waren die Gebäudeschäden?

Nicht hoch. Der Angriff galt nicht der Stadt sondern dem Bahnhof. Dabei wurde ein Passagierzug zerstörrt.


5.) Verwechselten hier die Allierten Basel mit Lörrach?

Die Begründung der Alliierten war, sie hätten den Bahnhof in Basel mit dem in Freiburg in Breisgrau verwechselt. Was aber von der Schweizer Presse nicht abgenommen wurde.


6.) Gab es noch weitere Luftangriffe in der Schweiz?

Vor Basel und Zürich wurde Schaffhausen bombadiert. Schaffhausen wurde am 1. April 1944 bombadiert, insgesamt vielen 371 Bomben auf die Stadt. 40 Personen kamen dabei ums Leben, über hundert wurden verletzt und es gab 65 Grossbrände. Roosvelt hat sich danach bei der Schweiz dafür entschuldigt und die Schäden wurden ersetzt. *

Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg***** Der öffentliche Verkehr am Tag der Bombardierung*** Der 1

Am 22. Februar 1945 wurde Stein am Rhein, Vals (Graubünden) und Raz (Zürich) bomadiert. Dabei kamen 18 Menschen ums Leben.

Insgesamt wurde die Schweiz 77 mal bombadiert, dabei kamen 84 Menschen ums Leben. Der Sachschaden belieff sich auf 61 Millionen Franken.

7.) Wenn sich später wieder alliierte Bomberverbände der deutsch-schweizerischen Grenze näherten, gab es dann z. B. auch in Basel vorsichtshalber einen Luftalarm?

Das kann ich dir nicht beantworten, da müsstest du einen Zeitzeugen fragen.

Wobei es normal war, dass alliierte Flugzeuge über die Schweiz folgen. 5600 mal verletzten die Alliierten den Schweizer Lufraum, die Deutschen verletzten ihn "nur" 900 mal. Insgesamt wurden 7379 Fliegeralarme ausgelöst.


*Die Zahlen der Opfer schwankt in der Literatur. So werden von 40 oder 49 Toten und von 33 und über hundert Verletzten gesprochen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum die Alliierten diese Städte bombadiert haben, wurde nie wirklich untersucht. Auf Seiten der Alliierten wurde es als Fehler begründet. Was aber auch nie untersucht wurde.

Bezüglich der Nacht vom 16.12. auf den 17.12.40 gibt es mE nur die Erklärung über ein Versehen.
 
Aber man kann doch nicht alles mit Versehen entschuldigen, auch wenn die Instrumente damals wohl noch nicht so genau funktionierten.

Gruß..........
 
Aber man kann doch nicht alles mit Versehen entschuldigen, ...
.

Natürlich nicht, das war nicht im Sinne von "Entschuldigung" gedacht, sondern als Ausschluß eines geplanten Angriffs, wofür es weder Indiz noch Motiv gäbe.

Gerade in dieser betreffenden Nacht war alles Greifbare auf Mannheim angesetzt. Von daher ist es bei den navigatorischen Schwächen völlig plausibel, wenn einzelne Flugzeuge die Stadt verwechseln.
 
Hallo silesia,

ich habe Deinen Betrag weiter oben gelesen und ich weiß auch, dass man sich bei den Zielen vertun kann, hier bei uns wurde die Stadt am 30.03.1945 bombardiert und es wurde das Krankenhaus getroffen, aber eigentlich sollte der Bahnhof und die Industrieanlagen ein paar hundert Meter weiter getroffen werden - okay, das kann ich verstehen, aber Mannheim und Basel liegen doch etwas weiter entfernt.......

Gruß.....
 
Noch eine Ergänzung zum Angriff auf Basel vom 16./17. Dezember 1940

Um 0.30 wurden in Binningen (Basel-Landschaft) Brand- und Sprengbomben abgeworfen. Dabei wurde ein Einfamilienhaus vollständig zerstört. Drei Personen (Grossmutter, Mutter und Kind) kamen dabei ums Leben. Mehrere Gebäude wurden durch die Sprengbomben bestädigt, die Brandbomben richteten keinen Schaden an.

Dieser Angriff fand 1 1/2 Stunden nachdem Angriff auf Basel statt.
 
Aber man kann doch nicht alles mit Versehen entschuldigen, auch wenn die Instrumente damals wohl noch nicht so genau funktionierten.

Gruß..........

1940 gab es ja noch andere Navigationsfehler, ich erinnere mal an den deutschen Luftangriff im Mai 1940auf Freiburg! der eigentlich Dijon gelten sollte.
 
Scheinbar kursierten damals (und noch heute) Gerüchte in der Bevölkerung, wonach es kein "Versehen" war, sondern eine "Heimzahlung" dafür, dass die Eidgenossenschaft nicht nur mit den Alliierten, sondern auch mit dem 3. Reich Geschäftlich verkehrte.

Angesichts der häufigen und (geographisch) unverständlichen "Versehen" sind diese "Vermutungen" weit verbreitet.

Quelle: Mehrere Bekannte, u.a. auch aus der Ostschweiz. Einer davon war damals (1944) im Kt. Schaffhausen bei der Flugabwehr stationiert.
 
Scheinbar kursierten damals (und noch heute) Gerüchte in der Bevölkerung, wonach es kein "Versehen" war, sondern eine "Heimzahlung" dafür, dass die Eidgenossenschaft nicht nur mit den Alliierten, sondern auch mit dem 3. Reich Geschäftlich verkehrte.

Angesichts der häufigen und (geographisch) unverständlichen "Versehen" sind diese "Vermutungen" weit verbreitet.

Quelle: Mehrere Bekannte, u.a. auch aus der Ostschweiz. Einer davon war damals (1944) im Kt. Schaffhausen bei der Flugabwehr stationiert.

Diese Gerüchte kamen natürlich auf. Auch weil es nachdem Krieg keine grossen Untersuchungen gab, weshalb Schweizer Städte bombadiert wurden. Heute steht es aber fest, dass es sich um Irrtümer handelte:

NZZ schrieb:
Die Mär von der Vorsätzlichkeit des britischen und amerikanischen Handelns hat sich bis heute erhalten. Inzwischen ist aber völlig klar, dass die Bombardements auf Irrtümern beruhten und kein Denkzettel für die damalige Wirtschaftspolitik waren.

In Zürich ging der Fliegeralarm um 9.32 los. Sechs Bomber des 392. Bombengeschwader warfen um 10.19 ihre Bomben ab. Diese vielen auf das Gebiet der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof. Zwei Häuser wurden zerstört und 50 Gebäude beschädigt. In Zürich begann die Gerüchteküche zu brodeln. Man sagte, dass der Angriff der Nazizentrale in Zürich gegolten habe (dies wurde überigens auch in meiner Familie immer gesagt. Mein Grossvater war dieser Meinung.) Dieses Grücht kam auf, weil man in den Trümmern des Hauses eine Hakenkreuzfahne fand. Später stellte sich heraus, dass die Familie die in diesem Haus wohnte, die Fahne aus Deutschland mit nahm und sie wegen des guten Stoffes nicht wegwerfen wollte.

Quelle ist dieser sehr gute NZZ-Artikel:

Vor 60 Jahren fielen Bomben auf Zrich ( NZZ Online)

Noch ein paar Auszüge zur Erklärung der Bombenangriffe:

NZZ schrieb:
Den Amerikanern war, wie auch bei der Bombardierung Schaffhausens 1944, das schlechte Wetter zum Verhängnis geworden. An diesem 4. März hätten über 1000 Bomber Ziele in Süddeutschland bombardieren sollen. Wegen einer dichten Wolkendecke und Nebel kehrten die meisten Staffeln zu ihren Basen zurück, ohne ihre Ziele gefunden zu haben. Die Besatzungen einiger versprengter Flugzeuge versuchten aber, Ausweichziele zu finden. Die unerfahrenen Mannschaften verwechselten wegen schlechter Verhältnisse und des Ausfalls von Radargeräten Zürich mit dem deutschen Ziel Pforzheim und warfen irrtümlicherweise ihre Bomben ab, die in der Nähe der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof einschlugen.

NZZ schrieb:
Ein «Warnschuss» der Alliierten?
Die zweite Bombardierung durch britische Flieger ereignete sich in der Nacht auf den 18. Mai 1943. Wiederum löste die Lage der Einschläge ein starkes Echo aus, befanden sich diese doch in der Nähe Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon und entlang der Bahnlinie Seebach-Affoltern-Wettingen. Galten die Bomben etwa dem Bührle-Konzern? Standen diese Abwürfe im Zusammenhang mit den gesteigerten Exporten nach Deutschland? Sowohl die breite Öffentlichkeit wie auch die bisher vorhandene Literatur in der Schweiz schlossen diese «Warnschusstheorie» zumindest nicht aus. Erneut vermögen uns britische Quellen Aufschluss darüber zu geben: In der Nacht auf den 18. Mai 1943 hoben drei leichte Bomber des Typs Mosquito von ihrem Stützpunkt in Ostengland ab, um einen Scheinangriff auf München zu fliegen. Während zwei Besatzungen angaben, Bomben auf München abgeworfen zu haben, konnte die dritte Crew das Primärziel nicht ausmachen. So wurde auf dem Rückflug Strassburg, ein oft angeflogenes Ausweichziel, bombardiert. Da in besagter Nacht jedoch keine Bomben in Strassburg detonierten, liegt die Annahme nahe, dass auch hierbei das verdunkelte Zürich mit dem Sekundärziel im besetzten Frankreich verwechselt worden war. Da sich Zürich ausserhalb der Reichweite der Funkleitstrahlen befand, die die genaue Navigation zu Zielen in Deutschland erst ermöglichten, wäre ein nächtlicher Präzisionsangriff einer einzigen Maschine ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Der Verfasser des NZZ-Artikels, schrieb 2004 an der Universität Zürich eine Lizenziatsarbeit mit dem Titel: «The Swiss can't have it both ways. - Britische Neutralitätsverletzungen des Schweizer Luftraumes 1940-1945».
 
Zuletzt bearbeitet:
Zumindest zu Beginn des Krieges waren Navigationsfehler Gang und Gebe. Schon am 4.9.1939 fielen britische Bomben auf Esbjerg (neutrales Dänemark).
 
Scheinbar kursierten damals (und noch heute) Gerüchte in der Bevölkerung, wonach es kein "Versehen" war, sondern eine "Heimzahlung" dafür, dass die Eidgenossenschaft nicht nur mit den Alliierten, sondern auch mit dem 3. Reich Geschäftlich verkehrte.

Angesichts der häufigen und (geographisch) unverständlichen "Versehen" sind diese "Vermutungen" weit verbreitet.

Quelle: Mehrere Bekannte, u.a. auch aus der Ostschweiz. Einer davon war damals (1944) im Kt. Schaffhausen bei der Flugabwehr stationiert.



Die ältere Generation (75+) in Südwestdeutschland war sich zu den 1944/45er Bombardierungen einig, "da wurde den Schweizern beigebracht, was passiert, wenn sie nicht...."

OT: Zum 2. WK kenne ich mich nicht so aus, zum 1. WK lese ich gerade von Helfferich wie die Neutralen und insbesondere die Schweiz ständig Druck von Ententeseite und von den Mittelmächten bekamen, damit sie das taten/nicht taten was die andere Seite wollte. (Machst Du es, kriegst Du einen Tritt in die line Seite des Hintern, machst Du es nicht, kriegst du einen Tritt in die rechte Seite des Hintern)

Fakt ist, dass die Schweiz und Schweden nach Ende des Krieges zuerstmal aus der UNO ausgeschlossen blieben, da sie sich weigerten Nazideutschland den Krieg zu erklären.
Die Schweiz verzichtete dann sehr lange auf die Mitgliedschaft.
 
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