Nürnberger Prozesse, warum wird hier gelacht?

Freyheyt

Neues Mitglied
Hallo,

ich beschäftige mich derweilen mit den Nürnberger Prozessen, und
durchstöberer hier momentan die Protokolle, mich interessiert besonders die
Verteidigung, sowie der Aufbau der Anklagen und die, diesem zugrundeliegenden Normen bzw. Grundsätzen (was genau ist die Grundlage, Softlaw? woher?)

bei der Arbeit ist mir ein Bild besonders aufgefallen, welches ich hier posten werde, zu sehen, und besonders zu erkennen sind (von links nach rechts, in der mittigen Reihe); Göring, Hess, Ribbentrop, Keitel,
und so ziemlich alle Menschen auf dem Bild, sogar die "Gerichtsdiener" hinten, lachen oder schmunzeln.
Gerade mit Hinsicht auf den Kontext des Ganzen ist dieses Bild seltsam.
Ist jemanden ggf. bekannt an welchem Tag dieses Bild aufgenommen wurde? bzw. vlt. weiss sogar jemand warum hier gelacht wird?
Ich habe bei Youtube noch eine Reihe von Videos gefunden, aber leider keinen "ROH"-Schnitt, es sind stets in Dokumentationen eingegliederte Ausschnitte. Wobei wohl kaum Videomaterial von allen Verhandlungstagen der Hauptkriegsverbrecher vorliegen wird.


lg und Danke für alle Mühen die gemacht werden.
 

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"<<Göring hat gelacht>> - daran erinnerte sich Richard Sonnenfeldt, der Chefdolmetscher der amerikanischen Anklage beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, noch gut, als er im April 2002 der Süddeutschen Zeitung ein Interview gab. Zwar lachten auch die anderen Angeklagten in Nürnberg immer wieder einmal; aber meist lachten sie über Banalitäten, so etwa über den Akzent, mit dem die allierten Ankläger ihren Namen aussprachen. Göring jedoch lachte selbst dann, als Filme aus den befreiten Konzentrationslagern gezeigt wurden, die manche die Tränen in die Augen trieben. Göring tat sie als Propaganda ab."

aus Schauplätze der Geschichte in Bayern, herausgegeben von Alois Schmid und Katharina Weigand, 2003 in München, Seite 388

Weiter:
"Die Angeklagten lachen über einen Übersetzungsfehler. Selbst das Sicherheitspersonal und die Anwälte können sich das Lachen nicht verkneifen."

Vielleicht hilft dir das erstmal weiter!

Lg, muss leider in die Uni, sonst würde ich noch gern weiterhelfen!
 
Hess trägt als einziger keine Kopfhörer - entweder er spricht gerade und wird belacht oder er versteht die Sprache als einziger deutsch auf dem Foto...

weis jemand wie es um die sprachenkenntnis der Angeklagten im Foto bestellt war?
 
"<<Göring hat gelacht>> - daran erinnerte sich Richard Sonnenfeldt, der Chefdolmetscher der amerikanischen Anklage beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, noch gut, als er im April 2002 der Süddeutschen Zeitung ein Interview gab. Zwar lachten auch die anderen Angeklagten in Nürnberg immer wieder einmal; aber meist lachten sie über Banalitäten, so etwa über den Akzent, mit dem die allierten Ankläger ihren Namen aussprachen. Göring jedoch lachte selbst dann, als Filme aus den befreiten Konzentrationslagern gezeigt wurden, die manche die Tränen in die Augen trieben. Göring tat sie als Propaganda ab."

aus Schauplätze der Geschichte in Bayern, herausgegeben von Alois Schmid und Katharina Weigand, 2003 in München, Seite 388

Weiter:
"Die Angeklagten lachen über einen Übersetzungsfehler. Selbst das Sicherheitspersonal und die Anwälte können sich das Lachen nicht verkneifen."

Vielleicht hilft dir das erstmal weiter!

Lg, muss leider in die Uni, sonst würde ich noch gern weiterhelfen!


Danke. Passende Antwort, auch wenn etwas entäuschend, ich dachte dass dieses Bild eine Ausnahme ist, und vlt ein besonderer Anlass der Grund für das Gelächter war, und nicht, dass der ganze Prozess durchzogen war von solchen Situationen, aber ich danke dir vielmals. Wird wohl auch der Anlass für dieses Bild gewesen sein.
Alles andere ist wohl schwer herauszufinden sein.
 
Hess trägt als einziger keine Kopfhörer - entweder er spricht gerade und wird belacht oder er versteht die Sprache als einziger deutsch auf dem Foto...

Wenn er tatsächlich gerade spricht, könnte es sich um die Szene im Schlussplädoyer von Hess handeln, bei der er in einer versuchten, schwülstigen religiösen Eidesformel von Göring mit Witzen unterbrochen wurde, und er dann Göring "untersagt", ihn zu unterbrechen.

Dass er dabei sitzt, ist damit zu erklären, dass er sich das Sitzenbleiben vor dem Zwischenfall vom Gericht erbeten hat.

Das ließe sich anhand von Filmaufnahmen des Schlussplädoyers klären.
 
Hess trägt als einziger keine Kopfhörer - entweder er spricht gerade und wird belacht oder er versteht die Sprache als einziger deutsch auf dem Foto...

weis jemand wie es um die sprachenkenntnis der Angeklagten im Foto bestellt war?
Hess war unterwegs nach England, und ab 1941 dort in Kriegsgefangenschaft, der konnte mit Sicherheit sehr gut Englisch, und hat wohl deshalb keine Kopfhörer.
 
Desweiteren war es so, dass die Angeklagten auch hier für konkrete Fragen oder generell bei mündlicher Beteiligung nach vorne in den Zeugenstand gerufen wurden. Somit spricht vermutlich grade einer der Richter (was die ganze Suche nochmals erschwert).
 
Hess war unterwegs nach England, und ab 1941 dort in Kriegsgefangenschaft, der konnte mit Sicherheit sehr gut Englisch, und hat wohl deshalb keine Kopfhörer.

Moin

Bei dem Prozess wurde aber nicht nur englisch geredet!
Die Prozessbeteiligten (Ankläger, Zeugen, Gutachter,...) kamen aus sehr unterschiedlichen Ländern, so dass 12 Dolmetscher im Einsatz waren.

Die Kopfhörer waren da wohl oft im Einsatz.

Gruß
Andreas
 
Hess war unterwegs nach England, und ab 1941 dort in Kriegsgefangenschaft, der konnte mit Sicherheit sehr gut Englisch, und hat wohl deshalb keine Kopfhörer.

Ribbentrop ist zweisprachig aufgewachsen (deutsch-französich) und hat in England studiert.

Göring hat einige Jahre in Schweden gelebt, konnte sicher auch englisch.
 
Du schreibst bei deiner Arbeit bist du auf das Bild gestossen. Ist die Arbeit für die Uni oder Schule? Oder ist es aus Interesse (dann kannst du meinen Beitrag wieder vergessen ;-) )

Wenn du eine Quellenkritik machst dann darfst du solches (habe es markiert) nicht schreiben.

Hess war unterwegs nach England, und ab 1941 dort in Kriegsgefangenschaft, der konnte mit Sicherheit sehr gut Englisch, und hat wohl deshalb keine Kopfhörer.

Desweiteren war es so, dass die Angeklagten auch hier für konkrete Fragen oder generell bei mündlicher Beteiligung nach vorne in den Zeugenstand gerufen wurden. Somit spricht vermutlich grade einer der Richter (was die ganze Suche nochmals erschwert).

Das sind Mutmassungen und kommen in wissenschaftlichen Arbeiten nicht gut an. Ausser du kannst es durch andere Dokumennte belegen.
 
Da alle auf dem Bild lachen, geh ich mal davon aus, dass zu dem Zeitpunkt wohl deutsch geredet wurde. Leider hilft es wenig.
 
Obwohl ich denke, dass der Hinweis von Carnivore schon recht zielführend ist, noch ein Hinweis in die Richtung der Neurologie.

Es gibt etwas, das nennt die Neurologie "Spiegelneurone". Lachen, gähnen, weinen etc. wirkt ansteckend, das ist neurologisch gesehen ein Werk der Spiegelneurone. Diese Spiegelneurone wirken bei allen Primaten, es sei denn, sie sind krank, bei Autisten etwa wirken sie nicht.
Bei gesunden Primaten können diese Spiegelneurone zu einer sogenannten unwillentlichen Imitation führen.
 
Besorg dir das "Nürnberger Tagebuch" von Gustave M. Gilbert.

Gilbert war der Gefängnispsychologe. Er hat nicht nur den Prozess Tag für Tag verfolgt, er besuchte auch die Angeklagten in ihren Zellen, war bei ihren Mahlzeiten dabei, wußte wer gegen wen intrigierte, wer welche Verteidigungsstrategie verfolgte etc.

Warum gelegentlich gelacht wurde, erfährst du dort auch. (Auch wenn sich der spezielle Anlaß zum Zeitpunkt des Fotos wohl nicht entschlüsseln lässt.)

 
Besorg dir das "Nürnberger Tagebuch" von Gustave M. Gilbert.

Gilbert war der Gefängnispsychologe. Er hat nicht nur den Prozess Tag für Tag verfolgt, er besuchte auch die Angeklagten in ihren Zellen, war bei ihren Mahlzeiten dabei, wußte wer gegen wen intrigierte, wer welche Verteidigungsstrategie verfolgte etc.

Warum gelegentlich gelacht wurde, erfährst du dort auch. (Auch wenn sich der spezielle Anlaß zum Zeitpunkt des Fotos wohl nicht entschlüsseln lässt.)

Klingt interessant, noch nicht von gehört, aber super für die Übermittlung von der Atmosphäre. Werd ich mir aufjedenfall besorgen!
 
Du schreibst bei deiner Arbeit bist du auf das Bild gestossen. Ist die Arbeit für die Uni oder Schule? Oder ist es aus Interesse (dann kannst du meinen Beitrag wieder vergessen ;-) )

Wenn du eine Quellenkritik machst dann darfst du solches (habe es markiert) nicht schreiben.





Das sind Mutmassungen und kommen in wissenschaftlichen Arbeiten nicht gut an. Ausser du kannst es durch andere Dokumennte belegen.

Keine Arbeit, kein Garnix, ich studier Steuerrecht :D, nur aus Interesse
 
Wenn er tatsächlich gerade spricht, könnte es sich um die Szene im Schlussplädoyer von Hess handeln...

dann hätten die mitangeklagten ja keine Kopfhörer benötigt, und die Gerichtsdiener nicht gelacht weil sie weder die Gesichter sahen und wohl auch kein deutsch sprachen...

vielleicht wirklich so was banales wie die aussprache eines namens im englischen.
ich hab mir mal die Aufnahmen des Prozesses angesehen -

müsste bzw könnte aus dieser Aufnahme stammen:
auf duröhre.de
-> Kanal: RoberHJacksonCenter
-> Video: Doreen Keller (2009): Remembers Nuremberg
 
die er abnimmt damit er die kopfhöhrer nicht festhalten muss wie der kerl hinter ihm...

die aufnahmen stammen aus dem prozess gegen hess denke ich.

vgl die uniformen (in den meisten anderen aufnahmen beige uniformen der gerichtsdiener) und die sitzhaltung von göring und hess mal mit Minute 5:07 von
"Hess Case by Telford Taylor"

er hat die kopfhöhrer bereits wieder abgenommen, genauso der hintermann. hess sitzt aber genauso mit verschränkten Armen grinsend da - und man erkennt sogar den gleichen GI bei 5:05 im linken bildrand - der mit dem weißen helm.
bei 5:10 etwa zieht göring die brille wieder an.

dazwischen ist wohl das bild entstanden.
 
...

Göring hat einige Jahre in Schweden gelebt, konnte sicher auch englisch.

Kann sein dass er englisch konnte, er war relativ gebildet.

In Schweden hat man jedoch damals in gebildeten Kreisen eher deutsch als Fremdsprache gesprochen. Unter vermögenden Schweden galt es als vornehm, deutsche Kindermädchen zu engagieren. Die deutsche Gemeinde in Stockholm war groß und einflussreich und auch heute noch hat die schwedische Nationalbibliothek eine große deutschsprachige Abteilung.
Englisch hat dort deutsch als Fremdsprache erst nach dem zweiten Weltkrieg abgelöst.
 
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