Operation Dynamo- Evakuierung von Dunkerque 1940

Galgenpapst

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Ein Schüler/Student von mir soll in der gymnasialen Oberstufe eine Hausarbeit zum Thema 'Operation Dynamo', also zur militärische Evakuierungsaktion der britischen Admiralität im Zweiten Weltkrieg schreiben; die Themenstellung ist nicht von mir (ich arbeite, wie im Forum bekannt, als Archäologe am anderen Ende der Zeitleiste) und ich kann ihm nur wenig bis gar nicht helfen.

Für Tipps zur einschlägischen deutschsprachigen Literatur wäre Simon dankbar und auch für die Beantwortung der Frage, welche Bedeutung diese Aktion für den Verlauf des WK hatte. Danke für eure Tipps und weiterführenden Hinweise sagt der

Galgenpapst
 
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Ein Schüler/Student von mir soll in der gymnasialen Oberstufe eine Hausarbeit zum Thema 'Operation Dynamo', also zur militärische Evakuierungsaktion der britischen Admiralität im Zweiten Weltkrieg schreiben; [...]

Vorab, dazu fallt mir das Stichwort -Dünkirchen- ein, als im Sommer 1940 die deutschen Truppen das britische Expeditionsheer bei dieser Stadt einkesselten und durch einen Haltebefehls Hitlers es versäumten, den großteil des britischen Heeres gefangen zu nehmen. Zur Invasion auf den britischen Inseln, wäre dies für die deutsche Wehrmacht ein wichtiger Schritt gewesen.

Aber mehr werden unsere 2.WK Spezialisten beitragen können.
 
Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940 und

Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 2


Vor allem Frieser beschäftigt sich mit diesem Thema.
 
Eine Zusammenfassung aus Ellis (The War in France and Flanders 1939/40) findet sich hier:
HyperWar: The War in France and Flanders 1939–1940 [Chapter XVI]

Roskills "War at Sea" beschreibt die Abläufe bei der Royal Navy, ist leider online nicht verfügbar (aber über Bibliothek/Fernleihe sicher beschaffbar):
HyperWar: The War in France and Flanders 1939–1940 [Chapter XVI]

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Ist die Aufgabenstellung so zu verstehen, dass die britische Sicht geschildert werden soll:

a) Räumung Dünkirchens und die Evakuierung war alternativlos, interessant ist aber auch die Querverbindung zur Norwegen-Kampagne, da die Bindung der Royal Navy im Kanal die Räumung Nordnorwegens erforderte:
Operation Alphabet - Wikipedia, the free encyclopedia

b) "Materielle" Aspekte sind weiterhin die Aufnahme der evakuierten Truppen in der Heimat, auch durch die Bevölkerung, die Eingliederung in die "homefront" in der kritischen Phase August/September 1940, in der eine deutsche Invasion befürchtet wurde.

c) Reaktion Churchills auf "DYNAMO" und britischer Widerstandswille:
We shall fight on the beaches
BBC ON THIS DAY | 4 | 1940: Dunkirk rescue is over - Churchill defiant
 
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Noch ein Aspekt, der in der Literatur häufig zu kurz kommt: die Rolle der Royal Air Force. Deutsche populärwissenschaftliche Darstellungen erwähnen maximal das schlechte Wetter, das Görings Luftwaffe an der Bombardierung der Evakuierung gehindert habe.

Dabei lag hier der erste effektvolle Auftritt des Fighter Command vor: rd. 2.750 Einsätze bzgl. der Luftdeckung der Evakuierung in 9 Tagen (darunter auch Spitfire, die beim Kollaps in den Westschlachten noch zurückgehalten wurden). Dazu die Probleme der deutschen Luftwaffe mit den Entfernung und vorverlegten provisorischen Flugplätzen und Logistik - Probleme, die sich im Kern bei der Luftschlacht ab August 1940 über England wiederholten. Deutsche Bodenverbände meldeten das erste Mal im Westfeldzug partielle Luftüberlegenheit der Alliierten, so dass eigene Luftaufklärung nicht mehr möglich sei!

Die Luftschlacht über Dünkirchen ist in diesen Konsequenzen ein Signalfeuer auch für den anschliessenden gescheiterten Versuch, England durch Bombenkrieg niederzuringen.

Richards: Royal Air Force 1939-45, Band 1, S. 128-144 ,sowie
Priem et. al.: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945, Band 3: ...Der Feldzug im Westen 10.5. bis 25.6.1940
 
Noch ein Aspekt, der in der Literatur häufig zu kurz kommt: die Rolle der Royal Air Force. Deutsche populärwissenschaftliche Darstellungen erwähnen maximal das schlechte Wetter, das Görings Luftwaffe an der Bombardierung der Evakuierung gehindert habe.

Dabei lag hier der erste effektvolle Auftritt des Fighter Command vor: rd. 2.750 Einsätze bzgl. der Luftdeckung der Evakuierung in 9 Tagen (darunter auch Spitfire, die beim Kollaps in den Westschlachten noch zurückgehalten wurden). Dazu die Probleme der deutschen Luftwaffe mit den Entfernung und vorverlegten provisorischen Flugplätzen und Logistik - Probleme, die sich im Kern bei der Luftschlacht ab August 1940 über England wiederholten. Deutsche Bodenverbände meldeten das erste Mal im Westfeldzug partielle Luftüberlegenheit der Alliierten, so dass eigene Luftaufklärung nicht mehr möglich sei!

Die Luftschlacht über Dünkirchen ist in diesen Konsequenzen ein Signalfeuer auch für den anschliessenden gescheiterten Versuch, England durch Bombenkrieg niederzuringen.

Richards: Royal Air Force 1939-45, Band 1, S. 128-144 ,sowie
Priem et. al.: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945, Band 3: ...Der Feldzug im Westen 10.5. bis 25.6.1940

Gab es da nicht auch französische Vorwürfe dazu, dass bei Dünkirchen auf einmal britische Jagdverbände auftauchten, die bis dahin gar nicht in Erscheinung getreten waren?
 
Gab es da nicht auch französische Vorwürfe dazu, dass bei Dünkirchen auf einmal britische Jagdverbände auftauchten, die bis dahin gar nicht in Erscheinung getreten waren?
Stimmt!

Es gab schon vorher ein paar Squadrons mit Hurricanes in Frankreich im Mai 1940, aber das Fighter Command hielt die Mase der Verbände auch nach dem entscheidenden deutschen Durchbruch zurück.

Dieses hier...
http://www.geschichtsforum.de/f68/luftkrieg-m-nchengladbach-11-12-mai-1940-a-19708/
... war auch auf die dringende frz. Anforderung nach mehr Jagdverbänden zurückzuführen.

Andererseits hielten offenbar auch die Franzosen ihre Jagdverbände zT zurück
http://www.geschichtsforum.de/f68/luftkrieg-franz-sische-luftwaffe-1940-a-19971/


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P.S. ...Zum Haltebefehl Hitlers vor Dünkirchen:
http://www.geschichtsforum.de/f68/waren-hitlers-gr-nde-f-r-den-halt-bei-d-nkirchen-15969/
 
Hallo Zusammen,

Danke Galgenpapst, dass du für mich im diesem Forum ein neues Thema aufgemacht hast und vielen Dank an die vielen Antworten .

Ich habe Literatur gefunden und habe jetzt 3 Bücher zum lesen da:

Dunkirk-Fight to the last man von Hugh Sebag-Montefiore

Dünkirchen- “Operation Dynamo” von Richard Collier

Das Geheimnis von Dünkirchen- Der Tatsachenbericht über jene dramatische Operation, die dem Zweiten Weltkrieg bereits 1940 eine Wende gab von Walter Lord

Meine Gliederung habe ich bereits erstellt und die Bücher schon angelesen. Die Gliederung sieht wie folgt aus:

Vorwort
1. Der Westfeldzug der deutschen 1939/1940
2. Der Haltebefehl Hitlers
3. Der Verteidigungsricht der Britten
4. Der Deutsche Vormarsch und die Versuche Der Deutschen die Evakuierung zu stoppen
5. Der Luftkampf über Dünkirchen
6. Die Operation Dynamo
6.1 Die Planung
6.2 Der Ablauf

7. Bilanz
Das wäre der erste Teil und im zweiten Teil beantworte ich dann die Leitfrage, ob der Mythos der kleinen Schiffe, der nach der Evakuierung in Dünkirchen auch der Wahrheit entspricht.

Hat jemand noch Änderungsvorschläge oder Anregungen? :)

Simon
 
Nach dem entscheidenden operativen Durchbruch der deutschen Panzerverbände, und dem Fehlschlag bei Arras, gab es keine britische Halteabsicht für Dünkirchen, sondern lediglich noch halbwegs geordneten Rückzug und Evakuierung.

Die Gliederung legt mE den Schwerpunkt etwas zu sehr auf die Vorgeschichte, weniger auf Dynamo selbst und die direkten politischen und militärischen Folgen.

Wieso sollte es einen "Mythos der kleinen Schiffe" geben? Nach den Admiralitätsakten gibt es genaue Statistiken, welche Schiffe welche Truppenevakuierungen vorgenommen haben, vgl. Roskill, The War at Sea, Anlage L zu Band 1 (1939/41), S, 603. Grobe Übersicht:

Zerstörer und Torpedoboote 102.843
Minensucher 48.472
Private Schiffe 87.810

Beteiligt waren 848 Schiffe, die durch die reports erfasst worden sind, und die 338.226 Personen evakuierten. Zahlreiche weitere Schiffe beteiligten sich, so dass die gesamt eingesetzten weit über 1000 betragen haben müssen. Verloren gingen 72 durch deutschen Angriffe, 163 (!) weitere aus anderen Gründen.
 
Ich denke auch nicht, dass es sich um ein Mythos handelt. Es gibt genügend Bildmaterial über Fischerboote die mit Soldaten vollgeladen nach England zurückkehren. Auch private Yachten wurden verwendet, darunter recht bekannte Exemplare: Sundowner (yacht) - Wikipedia, the free encyclopedia.

Bei der relativ kurzen Entfernung, dem bedeutenden Tidenhub und unter dem deutschen Artilleriefeuer war es vermutlich sogar sinnvoller und sicherer als mit größeren Schiffen die auf Grund gelaufen und getroffen worden wären (wie es einigen geschah).
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Evakuierung aus Dünkirchen macht aufgrund des Films von Christopher Nolan wieder einiges an Schlagzeilen. In dem Zusammenhang habe ich auch von zwei weiteren Evakuierungen (Operationen Cycle und Ariel) etwas gelesen, die sonst eher unbekannt sind: https://www.welt.de/geschichte/zwei...Die-Katastrophe-beim-dritten-Duenkirchen.html

Bei der Operation Ariel gab es auch die größte Katastrophe der britischen Seefahrt mit mehr Toten als bei der Titanic Lusitania zusammen: die Versenkung der Lancastria

Während des Krieges seitens der britischen Regierung totgeschwiegen, ist sie heute wohl immer noch sogar in Großbritannien eine "vergessene Tragödie", wie im Artikel der BBC die Schlagzeile lautet: Lancastria: The forgotten tragedy of World War Two - BBC News
 
Die Evakuierung aus Dünkirchen macht aufgrund des Films von Christopher Nolan wieder einiges an Schlagzeilen. In dem Zusammenhang habe ich auch von zwei weiteren Evakuierungen (Operationen Cycle und Ariel) etwas gelesen, die sonst eher unbekannt sind: https://www.welt.de/geschichte/zwei...Die-Katastrophe-beim-dritten-Duenkirchen.html

Bei der Operation Ariel gab es auch die größte Katastrophe der britischen Seefahrt mit mehr Toten als bei der Titanic Lusitania zusammen: die Versenkung der Lancastria

Während des Krieges seitens der britischen Regierung totgeschwiegen, ist sie heute wohl immer noch sogar in Großbritannien eine "vergessene Tragödie", wie im Artikel der BBC die Schlagzeile lautet: Lancastria: The forgotten tragedy of World War Two - BBC News

Bei Operation Ariel wurde noch mal eine große Anzahl von Truppen evakuiert (ca. 200 000 Mann), trotzdem ist sie im Vergleich zu Dünkirchen fast vergessen und wird auch in den unzähligen Diskussionen dazu kaum erwähnt.
 
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