Operation Husky 1943 (Landung auf Sizilien)

Köbis17

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Die Landung auf Sizilien und der damit verbundene Waffenstillstand vom 08.09.1943 der verbündeten Truppen (USA, Großbritannien und Kanada) und Italiens wird m.E. gegenüber der Landung in der Normandie ca. eine Jahr später, historisch immer niedriger in dem Niederingen des Hitlerdeutschlands bewertet.

Doch wurde hier schon eine Zweite Front eröffnet, die vor allem die absolute Seeherrschaft im Mittelmeer der Alliierten sicherte, da Stützpunkte für deutsche Uboote komplett wegfielen und die italienische Kriegsmarine neutralisiert wurde. Ein Teil der Flotte ergab sich und ein weiterer Teil wurde von der deutschen Luftwaffe versenkt.

Wie ist die diese Operation im gesamten Kontext des Krieges eigendlich zu werten?

http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Husky
 
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Die Landung auf Sizilien und der damit verbundene Waffenstillstand vom 08.09.1943 der verbündeten Truppen (USA, Großbritannien und Kanada) und Italiens wird m.E. gegenüber der Landung in der Normandie ca. eine Jahr später, historisch immer niedriger in dem Niederingen des Hitlerdeutschlands bewertet.

Doch wurde hier schon eine Zweite Front eröffnet, die vor allem die absolute Seeherrschaft im Mittelmeer der Alliierten sicherte, da Stützpunkte für deutsche Uboote komplett wegfielen und die italienische Kriegsmarine neutralisiert wurde. Ein Teil der Flotte ergab sich und ein weiterer Teil wurde von der deutschen Luftwaffe versenkt.

Wie ist die diese Operation im gesamten Kontext des Krieges eigendlich zu werten?

Operation Husky ? Wikipedia


Die unmittelbare Konsequenz der Landung in Sizilien war der sofortige Abbruch der Offensive gegen Kursk, die bis dahin auch schon sehr hohe Verluste zur Folge hatte. Nach Kursk war Deutschland an der Ostfront nicht mehr zu strategischen Offensiven in der Lage.

Kurzfristig nach der Landung in Sizilien trat Italien aus dem Verband der Achsenmächte aus, was eine Besetzung notwendig machte, die wiederum erhebliche Truppen band.

Langfristig eröffnete die Landung in Sizilien auch den Zweifrontenkrieg in der Luft indem die 15. USAAF ebenfalls in die Lage versetzt wurde deutsche Städte - vornehmlich in Süddeutschland - zu bombardieren.
 
Wie ist die diese Operation im gesamten Kontext des Krieges eigendlich zu werten?
Langfristig eröffnete die Landung in Sizilien auch den Zweifrontenkrieg in der Luft indem die 15. USAAF ebenfalls in die Lage versetzt wurde deutsche Städte - vornehmlich in Süddeutschland - zu bombardieren.

Operation Husky war - wenn man mal von der theoretischen Alternative Griechenland absieht, die aber schon wegen der schlechteren Bedingungen für eine Luftunterstützung verworfen wurde - der notwendige Schritt zum Angriff auf Hitlers "Festung Europa".

Es war vor "Husky" sowohl auf alliierter als auch auf deutscher Seite (Kesselring) klar, dass Süditalien und Sardinien dann nicht zu halten sein würden. Bzgl. des Luftkrieges würde sich dann jedenfalls theoretisch die Option eines Luftschlags gegen das rumänische Ploesti ergeben, Blunnel: Knockout Blow? The Army Air forces Operations against Ploesti and Balikpapan (was aber scheiterte). Auch für diese Planung war Sizilien der erste Schritt nach Süditalien.

Die allierten strategischen Optionen und die verschiedenen Vormarschrichtungen nach Besetzung von Sizilien zeigt die anliegende Karte aus Mikolashek: Flawed but essential - Mark W. Clark and the Italian Campaign in World War Two, S. 189. Selbst eine Variante über Sardinien nach Südfrankreich wurde zur Abkürzung des Krieges erwogen. Das kam dann bekanntlich anders: man konzentrierte sich auf Italien, das zum Ausscheiden aus dem Krieg gezwungen werden sollte. Obwohl das gelang, blieb man beim Vormarsch nach Norden lange stecken.

Die Bedeutung der allierten Landung in Sizilien bzgl. des deutschen Abbruchs der Operation Zitadelle ist durchaus umstritten, siehe hier:
http://www.geschichtsforum.de/f68/kursk-juli-1943-operation-zitadelle-28645/#post435079

Was feststeht, ist ein ungeheurer Aderlass der deutschen Jägerwaffe bzw. Luftwaffe in diesen Vorgängen von Tunis bis Sizilien. Gundelach (Die Deutsche Luftwaffe im Mittelmeer 1940-45) beschreibt das ausführlich im 2. Band. Die Abnutzung der Jagdwaffe umfasste hunderte Flugzeuge, so dass Jäger im Frühsommer 1943 hier zu "Verbrauchsmaterial" mutierten, ein Verdun der Luft. Verlegungen aus dem Westen und der "Reichsverteidigung" waren nach wenigen Tagen verschlissen. Neben den hohen Verlusten in der Luft sind Hunderte Flugzeuge am Boden verloren gegangen, neben der Ausrüstungen der Bodenorganisation beim Rückzug. Die Luftwaffe wurde regelrecht aus Sizilien herausgebombt.

Das Ausmass überstieg zahlenmässig auch die Entwicklungen um Stalingrad oder Kursk. Diese massiven Verluste fehlten wenige Monate später in der sich verstärkenden Luftoffensive gegen das Deutsche Reich.

Langfristig eröffnete die Landung in Sizilien auch den Zweifrontenkrieg in der Luft indem die 15. USAAF ebenfalls in die Lage versetzt wurde deutsche Städte - vornehmlich in Süddeutschland - zu bombardieren.

Die Ziele in Süddeutschland waren eigentlich nachrangig. Das "langfristig" ist allerdings zutreffend, weil die nachfolgend realisierte Invasion auf dem italienischen Festland/Salerno/Kalabrien direkte Konsequenz der Landung in Sizilien war.

Mit den Basen um Foggia konnte dann der Luftkrieg der 15th US-AAF auf dem Balkan (Ölförderung Ploesti, Jugoslawien), aber vorwiegend gegen Österreich und die dort befindlichen rüstungsrelevanten Standorte aufgenommen werden. Das betraf zB Wien, insbesondere mit der Flugzeugproduktion (Jäger, Flugzeugwerke in Wiener Neustadt - Me 109) von ca. 2000 Stück p.a. 1943, aber auch Klagenfurt, Zwölfaxing, Schwechat mit den Hydrierwerken usw. Österreich galt vorher als "Luftschutzkeller", also als relativ sicher.
 

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Die Luftflotte 2 war auch viel zu schwach um die erdrückende quantitaive Überlegenheit der Alliiertem wirksam entgegentreten zu können. Das Kräfteverhältnis lag bei 10:1, also etwas 500 einsatzbereite deutsche Maschinen gegenübe knapp 5.000 alliierte Flugzeuge.

Schon vor der der Wegnahme Siziliens wurden systematisch italienische Flughäfen, Häfen, Bahnhöfe, Gleisanlagen, Lokomotiven, ja sogar einzeln fahrende Lokomotiven, Funksendestationen, Kasernen und auch Stadtzentren, von denen bekannt war, das in ihnen Industriearbeiter lebten, von den Allierten bombardiert.

Schröder, Italiens Kriegsaustritt 1943
 
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Wie ist die diese Operation im gesamten Kontext des Krieges eigendlich zu werten?

Eigentlich war diese Operation die logische Folge der Niederlage in Nordafrika. Es war klar, daß die Westmächte Tunesien als Sprungbrett nach Italien (Sizilien) nutzen würden. Daher wollte Rommel auch den Rückzug der deutschen Truppen nach Tunesien. Zumindest ihm (Rommel) war wohl klar, daß nach der Niederlage in Afrika eigentlich auch der Krieg verloren war.
 
Die Alliierten sind dieser Logik gefolgt.

Das OKW und Hitler haben allerdings im Frühsommer 1943 auch eine Landung auf dem Balkan nicht ausgeschlossen.
 
Die Alliierten sind dieser Logik gefolgt.

Das OKW und Hitler haben allerdings im Frühsommer 1943 auch eine Landung auf dem Balkan nicht ausgeschlossen.
Das war doch eigentlich auch der Vorschlag von Churchill. Dieser wollte lieber in Griechenland landen und das besetzte Europa von den entfernteren Rändern aus anzuknabbern, um die Achsenmächte in ähnlicher Form zu Schwächen wie man es seinerzeit mit Napoleon gemacht hatte. Er konnte sich damit aber nicht gegen die Amerikaner durchsetzen die eine direktere Vorgehensweise suchten und die Sowjets, die dieses permanent forderten.
 
Das war doch eigentlich auch der Vorschlag von Churchill. Dieser wollte lieber in Griechenland landen und das besetzte Europa von den entfernteren Rändern aus anzuknabbern, um die Achsenmächte in ähnlicher Form zu Schwächen wie man es seinerzeit mit Napoleon gemacht hatte. Er konnte sich damit aber nicht gegen die Amerikaner durchsetzen die eine direktere Vorgehensweise suchten und die Sowjets, die dieses permanent forderten.

Sehe ich auch so.

Der um 12 Monate "vorgezogene" Ausfall des Balkans/Türkei hätte für den deutschen Rüstungskomplex vermutlich weitgehendere militärische Folgen gehabt als der Kriegsaustritt Italiens. Die Briten dachten hier in den europäischen Dimensionen strategischer als die USA und konnten sich in den Planungsstäben nicht durchsetzen. Allerdings hatte man sich wohl nicht vorstellen können, in Mittelitalien für Monate "festzustecken".
 
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