Operation Pastorius 1942

iamNex

Aktives Mitglied
Die Operation Pastorius war ein Plan der NS-Führung, v.a. von Walter Kappe, welcher eine deutsche Sabotageeinheit in die USA einschleußen sollte.
Diese Einheit sollte in den Vereinigten Staaten mit gezielten Anschlägen auf Industrie- und Infrastrukturanlagen, sowie öffentliche Gebäude und auf Staudämme Terror verbreiten.

Im Frühjahr 1942 stellte Kappe seine Einheit endgültig zusammen.
Hierfür zitiere ich kurz aus Wikipedia:
  • George John Dasch, ein 39-jähriger, der 1922 illegal in die USA eingereist war, als Kellner in New York gearbeitet und kurzzeitig bei den US Army Air Forces gedient hatte, bevor er 1941 ins Dritte Reich zurückkehrte
  • Werner Thiel, der 1927 in die USA ausgewandert war, einen Naturalisierungsantrag gestellt und ebenfalls 1941 ins Dritte Reich zurückgekehrt war
  • Hermann Neubauer, ein ehemaliger Koch
  • Edward Kerling, der elf Jahre in den USA als Fahrer und Diener gearbeitet hatte und überzeugter Nazi war
  • Herbert Hans Haupt, ein 22-jähriger mit US-amerikanischem Pass, Kind deutscher Eltern in Chicago, die legal die amerikanische Staatsangehörigkeit erworben hatten, und der seit sechs Jahren außerhalb der USA lebte
  • Ernst Peter Burger, ebenfalls amerikanischer Staatsbürger und ehemaliges SA-Mitglied, der in den USA als Maschinist gearbeitet und bei der Nationalgarde in Michigan und Wisconsin gedient hatte
  • Richard Quirin, der 1927 in die USA ausgewandert war und das Angebot des Dritten Reichs zur Rückkehr ergriffen hatte
Alle Mitglieder der Terroreinheit haben lange in den USA gelebt. Darauf wurde viel Wert gelegt, denn so sollten sich keine Sprach- und Kulturprobleme während der Operation ergeben.
Außerdem sollten die Saboteure in den USA weitere Deutschamerikaner anwerben und so ein weit verbreitetes Terrornetzwerk schaffen.
Mit U-Booten wurden sie nun in Richtung USA gebracht, eine Gruppe landete vor New York, die andere bei Jacksonville, Florida.

Was als erfolgreiche Terroraktion geplant war, geriet schnell zum Desaster für das 3. Reich:

Schon bei der Landung wurden sie entdeckt, konnten zwar entkommen, aber das FBI fahndete nun nach ihnen.
Viele suchten nun Verwandte und ehemalige Freunde auf und erzählten ihnen ganz öffentlich von ihrem Vorhaben.
Kurz darauf meldeten sich Dasch und Burger beim FBI und verrieten den ganzen Plan.
Das Unternehmen flog schnell auf, alle Beteiligten wurden festgenommen - Dasch und Burger erhielten Gefängnisstrafen, die Restlichen wurden zum Tode verurteilt.

Hitler soll die fehlgeschlagene Operation so kommentiert haben: "Ich verstehe nicht, warum ich einen Geheimdienst habe,wenn solche Bšöcke geschossen werden"
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Bis heute ist nicht wirklich klar, wieso Dasch und Burger sich so schnell beim FBI meldeten und alles verrieten.
Bei Dasch wird vermutet, dass er schon bei der Zusammenstellung der Truppe in Deutschland plante das Unternehmen zu sabotieren.
Burger, ehemaliges SA-Mitglied, gehörte zum entmachteten sozialistischen Flügel der NSDAP, er handelte vielleicht aus purer Enttäuschung.

Hatte der Plan überhaupt jemals Erfolgschancen? Ich finde das ganze klang von Anfang an nach NS-Illusion.
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Quellen:
Operation Pastorius ? Wikipedia
http://wissen.spiegel.de/wissen/ima.../SP1998/015/SP199801500680073.pdf&thumb=false

Cheers,

Nex
 
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Das ist ja fast ein Stoff für eine Agenten-Komödie. Das schien ja eine illustre Truppe gewesen zu sein, die mehr oder minder "under cover" in den USA unterwegs war.:D

Den eigentlichen Effekt hatte wohl die Existenz dieser Einheit. Letztlich konnten sich die Amerikaner ja nicht sicher sein, ob jetzt nur zwei Spionagetruppen im Lande befanden, oder ob nicht noch viel mehr dieser "fünften Kolonnen" sich zwischen Atlantik und Pazifik befanden. Somit mußte natürlich jede kriegswichtige Anlage bewacht werden, was natürlich wiederum Ressourcen band.
 
Aus dem Kriegstagebuch des Befehlshabers der U-Boote, 23.5.1942, II./Mai 1942, Seite 37 ergibt sich übrigens folgender Hintergrund zu der Aktion (die Anlagen 1a und 1b für je ein Boot wurden mir ebenfalls zugesandt, und beinhalten die exakten möglichen Positionen für das Absetzen nebst Kennungen für die abzusetzenden Kurzsignale nach Ausladung):
 

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Die Kurzsignale der beiden Boote (202 und 584: "Erledigung Sonderauftrag I") sind im KTB/BDU am 13.6. und 18.6.1942 eingehend vermerkt.

Nach Durchführung erhielten die Boote Freigabe zu weiteren Operationen vor der amerikanischen Ostküste, speziell am 25.6.1942 (KTB/BdU II./Juni 1942, S. 12):
 

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Den eigentlichen Effekt hatte wohl die Existenz dieser Einheit. Letztlich konnten sich die Amerikaner ja nicht sicher sein, ob jetzt nur zwei Spionagetruppen im Lande befanden, oder ob nicht noch viel mehr dieser "fünften Kolonnen" sich zwischen Atlantik und Pazifik befanden. Somit mußte natürlich jede kriegswichtige Anlage bewacht werden, was natürlich wiederum Ressourcen band.
Stimmt.
Am schlauesten wäre wohl gewesen, einen Trupp so abzusetzen, daß das beobachtet wird. Und ihn dann einige Stunden später ein Stück weiter die Küste unbeobachtet wieder abholen.
Das hätte enorme Kräfte gebunden für Suche und Bewachung - ohne irgendeine Erfolgschance.
 
Vielen Dank!

Kurios ist ja, dass der Spiegel nach den Angaben bei Gellermann abschreibt, die ganze Story so auch bei Clay Blair (Der U-Boot-Krieg, Band 1: Die Jäger 1939-42) fast wörtlich enthalten ist, und beide mE wohl wieder bei Georg Dasch (???) zugreifen. Ich müßte mal die Schilderung bei Blair heraussuchen.

Die Sory ist auch auf der FBI-homepage wiedergegeben.
Federal Bureau of Investigation - FBI History - Famous Cases
 
Komödie?
Bis auf 2 sind alle auf dem elektrischen Stuhl gelandet.

Canaris war für diese eigenartige Aktion verantwortlich.

Naja..es gibt auch Komödien mit schwarzem Humor.
Ich finde schon, dass es etwas tragikomisches hat:
Da schickt der größte Überwachungsstaat der damaligen Welt eine Hand voll Agenten in das Land der unbegrenzen Möglichkeiten, wo diese Hanseln Terror verbreiten sollen...die wollen jedoch nicht so wie der Gröfatz und verraten den Plan nach kurzer Zeit. Und trotzdem wird ein Großteil von ihnen hingerichtet.
 
Und trotzdem wird ein Großteil von ihnen hingerichtet.

So wie ich es verstanden habe: bis auf die 2 Überläufer, die aufgegeben haben.

Der Aufwand für die Marine war übrigens nicht soooo gewaltig. Die beiden Boote hatten in den Folgewochen zunächst "frei Jagd" und fügten sich in die vor der Ostküste der USA und der Karibik operierenden U-Boote ein.

Wenn man so will, war das Absetzen ein kleiner Schlenker, unter etwas angezogenen Vorsichtsmaßnahmen bei der Anfahrt.
 
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