Partisanen-Krieg

Soralion

Mitglied
Hallo Leute,

ich habe mich einbißchen in die Materie der Partisanen-Kriege eingelesen, bin aber natürlich nichts weiter als ein unwissender Laie, daher hier eine meiner Fragen:

Während des 2ten Weltkriegs, gab es in fast allen besetzten Ländern Europas, Partisanen, und in manchen zigtausende, die ganze Landstriche der Wehrmacht streitig machten.

Jetzt meine Frage: Wieso gab es keine Partisanenbewegung in Deutschland/Österreich, als es von den Allierten besetzt wurde? Was war hier anders?

War die Bevölkerung des Regimes leid? Der großteil wahrscheinlich, aber es gab doch sicher auch einige Unterstützer. Irgednwo hab ich mal in der Chronik des Ortes (kleinstadt), wo ich lebe (Österreich) dass beim Einmarsch der Roten Armee über 60 Einwohner (darunter viele überzeugte Nationalsozialisten) Selbstmord begingen.

Wieso tut man sowas? Wärs nicht logischer gewesen, als Partisanen weiterzukämpfen?

Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich kein Rechtsradikaler bin, sondern, dass mich lediglich interessieren würde, was hier anders war, als z.B. in der Ukraine, in Frankreich, Jugoslawien oder Griechenland.
 
Da spielen wohl mehrere Faktoren hinein, zum einen die Frage, on Dtld. besiegt oder befreit wurde. Nun, eigentlich wurde es besiegt und das war 1945 die Wahrnehmung der allermeisten. Aber man war sich trotz aller Propaganda durchaus bewusst, wer den Krieg angefangen hatte und wie sich deutsche Einheiten von Polizei, Wehrmacht und SS zum Teil in den besetzten Gebieten v.a. Osteuropas verhalten hatte. Man war einerseits froh, dass es vorbei war und hatte andererseits - auch im Bewusstsein der Greueltaten der eigenen Leute - ein Interesse daran, sich ruhig zu verhalten.
Ein ganz wesentlicher Punkt, vor allem im Westen, war aber auch, dass Amerikaner und Briten sich weitgehend korrekt verhielten. Es ist ja nicht so, dass es in Weißrussland und der Ukraine von Beginn an eine funktionierende Widerstandsbewegung gegeben hätte, teilweise wurden die Deutschen als Befreier von der Sowjetherrschaft begrüßt und der Antisemitismus war durchaus ein gemeinsamer Nenner von Besatzer und Besetzten. Das Partisanenproblem war hausgemacht: Die deutsche Besatzungspolitik ging davon aus, es mit Untermenschen zu tun zu haben, die man rücksichtslos ausbeuten konnte. Es gab Pläne - die auch z.T. durchgesetzt wurden -, die Nahrungsmittel der gesamten Landschaft zu akquirieren ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. So bringt man natürlich eine zunächst gewogene Zivilbevölkerung gegen sich auf. Und das gab es bei der Besatzung Deutschlands nie, auch nicht in der sowjetischen Besatzungszone, wo gerade Frauen durch die Besatzer schlimmes erleben mussten (was allerdings auch bestraft wurde).
Als letzter Punkt ist wohl hinzuzufügen, dass es ja kaum noch kampffähige Männer gab, allenfalls ein paar fanatisierte Jugendliche, die aber im Großen und Ganzen auch mitbekommen hatten, was eigentlich abgelaufen war.
 
Wieso gab es keine Partisanenbewegung in Deutschland/Österreich, als es von den Allierten besetzt wurde? Was war hier anders?

Es wurde ja versucht, eine Art Partisanen-Bewegung in's Leben zu rufen, die sog. Werwølfe. Gefruchtet hat's indess nicht (kaum).

Ein Grund wird gewessen sein, dass so ziemlich alles, was Waffen tragen konnte, bereits eingezogen wurde:
Wehrmacht, Hitlerjugend, Volkssturm... Wer sollte da noch Partisan werden?
2. Man war ueberzeugt, dass es keinen Endsieg mehr geben wuerde.
3. Man war vermutl. froh, dass der Krieg mit dem Einmarsch der Allierten in der Regel vorbei war - egal ob man auf der richtigen oder falschen Seite gestanden hat.
4. Von einigen Exzessen abgesehen, haben sich die Allierten an der Westfront vergleichsweise ordentlich verhalten - im Gegensatz zur dt. Besetzung in Polen, Ukraine, etc.
(Das Verhalten der Besatzer wuerde ich als den Hauptgrund ansehen, ob und wie stark sich eine Partisanen-Bewegung entwickeln kann.)
5. Gibt es vielleicht doch auch Mentalitæts-Unterschiede der verschiedenen Vølker? Wære eine interessante Frage.

Gruss, muheijo
 
Es ist nicht richtig, dass es keine Partisanenaktivität gab. Im Osten und im Alpengebiet gab es sehr wohl noch Kämpfe nach der Besatzung und sogar nach der Kapitulation, es hielt aber nicht sehr lange an. In der Ukraine und im Baltikum gab es dagegen antisowjetische Partisanen noch bis Anfang der 50.er Jahre.

Im Westen gab es auch die Werwolfgruppen. Ausser etwas Sabotage, Propaganda und dem anlegen von Waffendpots, haben die aber nicht viel angerichtet, (ausgenommen der Mord am Bürgermeister von Aachen). Von den US.Truppen wurden jedoch einige davon standrechtlich erschossen.

Kriegsmüdigkeit, der Mangel an Unterstützung und an Perspektiven werden die Hauptgründe gewesen sein.

Die Partisanenaktivität in den von Deutschland besetzten Gebieten ist ja auch nicht spontan und sofort aufgetaucht, meistens dauerte es eine ganze Weile und wurde oft von aussen angeschoben. Der Hauptgrund war aber wie von EQ angesprochen die brutale und dumme Besatzungspolitik, die anfangs freundlich gesonnene Bevölkerungen (wie z.B. in der Ukraine) zu erbitterten Feinden machte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant ist in dieser Thematik, dass die Nationalsozialisten die Idee eines Partisanenkampfes gezielt schon vor der Besetzung Deutschlands entwickelten und sich darauf vorbereiteten, sogar eine entsprechende Kadertruppe aufstellten.

Werwolf (Freischärlerbewegung) ? Wikipedia

Dass es - zum Glück - nicht mehr dazu kam, hängt für mich damit zusammen, dass im Antlitz der Niederlage auch die NSDAP zerfiel. Die flüchtenden und ihre Habe in Sicherheit bringenden Parteiführer boten für die paar jungen überzeugten Nationalsozialisten, die es noch gab, kein gutes Vorbild. Es fehlten die politischen Symbolfiguren und Zentren, um die ein solcher Widerstand noch organisiert hätte werden können.

Abgesehen davon, hatten sich verstärkt seit dem Juli 1944 Armee und Staat entfremdet, und es hätten sich nicht viele Soldaten und Offiziere gefunden, die für eine nationalsozialistische Widerstandsbewegung zu haben gewesen wären.
 
Dass es - zum Glück - nicht mehr dazu kam, hängt für mich damit zusammen, dass im Antlitz der Niederlage auch die NSDAP zerfiel. Die flüchtenden und ihre Habe in Sicherheit bringenden Parteiführer boten für die paar jungen überzeugten Nationalsozialisten, die es noch gab, kein gutes Vorbild. Es fehlten die politischen Symbolfiguren und Zentren, um die ein solcher Widerstand noch organisiert hätte werden .

Kershaws "Das Ende" beschriebt diesen Auflösungsprozess. Wenn man sich den 5-monatigen Blitzfeldzug ins Reich vor Augen hält, sind die Alliierten durch eine 4Mio-Wehrmacht ins Reichsgebiet wie in einen Löffel Schaum vorgestoßen. Die Millionen eingesammelten Kriegsgefangenen und "displaced persons" sprechen Bände. Das Regime sah sich in einem weitgehend zerstörten Land, in der totalen Niederlage.

Frankreich 1940 ist noch das naheliegenste Beispiel, wenn man überhaupt zu greifen mag. Dort formierte sich der Untergrund-Widerstand auch erst in nennenswertem Umfang 1941/42, im Zuge der Repressalien der deutschen Besatzungsmacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Partisanenaktivität in den von Deutschland besetzten Gebieten ist ja auch nicht spontan und sofort aufgetaucht, meistens dauerte es eine ganze Weile und wurde oft von aussen angeschoben.

Den Punkt würde ich gerne herausheben. Im Westen wurde die Resistance massiv von England aus unterstützt. Von dort wurden Britische und Amerikanische Agenten, sowie Ausrüstung eingeflogen. Dazu bestand das Ziel, die Invasion vorzubereiten, es gab also noch kämpfende Alliierte. In Russland und der Ukraine wurden sowjetische Spezialeinheiten eingesetzt, die den Kern der organisierten Partisanen bildeten. Auch auf dem Balkan wurden die Partisanen, wenn auch in geringerem Umfang von den Briten unterstützt.
 
Auch die "Waldbrüder" in Litauen nach 1945 wurden von den Briten gegen die Sowjets unterstützt, inklusive der Nutzung (ehemals) deutscher Schnellboote mit deutschen Besatzungen in der Ostsee.
 
Zurück
Oben