Repatriierung der Wlassow-Armee

narziss

Mitglied
Es mag eine Woche her sein, da sah ich im TV eine Sendung über die Kollaboration zwischen Moslems und Nazis. Am bekanntesten sind in dem Zusammenhang wohl der Mufti von Jerusalem und die bosnischen SS-Divisionen. Aber auch moslemische Einwohner der SU schlossen sich der Wehrmacht an. Diese wurden nach dem Kriegsende "repratiiert" eine euphemistische Bezeichnung für den Aufenthalt im Gulag.

In der Doku wurde nicht nur die Repatriierung der Moslems, sondern auch der russischen Kollaborateure angesprochen(leider nur kurz). Mehrere von ihnen gerieten(da sie in Italien und Frankreich kämpften) auch in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Diese lieferten Stalin dann die Kollaborateure aus, in der Gewissheit, dass sie zugrunde gehen würden. Als Gründe dafür wurden die diplomatischen Beziehungen zur SU aufgeführt, die man nicht strapazieren sollte.

Hat diese Beteiligung an Stalins Verbrechen in den USA eigentlich Wogen geschlagen oder wurde das gut unter den Teppich gekehrt?
 
@mercy
Falls du interessiert sein solltest an der Dokumentation, könnte ich sie dir evtl. zugänglich machen ;)
 
Schade, das hätte ich auch gerne gesehen. Und über diesen indischen Revolutionsführer der offenbar Verbindungen nach Berlin hatte findet man leider auch nicht viel.
 
Die Doku habe ich mir auch angeguckt. Der Untertitel, von wegen Nazis und Moslems war reisserisch. Es wurde der weite Bogen deutsch-moslemisch/osmanischer Zusammenarbeit von KWII bis zum Kalten Krieg gespannt und Folgen bis zu 11.September dargestellt. Interessant und für mich neu war die Förderung moslemischer Organisationen ab 1945 durch die Geheimdienste.
 
Ich habe mal eine alte Wochenschau darüber gesehen, das einer der "bosnischen Muselmanen" von Goebbels in Berlin emfangen wurde.
 
Repatriierung der Wlassow-Armee

Die 2. division der "Wlassow-Armee" wurde 1945 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg aufgestellt.
Beim Einmarsch der Franzosen erklärten die Russen sich für neutral.

Für die Dörfer und Städte um den Truppenübungsplatz ergab sich bis zum Abtransport der Russen ein wahres Martyrium, einsame Höfe wurden angezündet, Männer, Frauen erschossen, verschiedene Personen verschwanden spurlos.

Die Bevölkerung empfand den Abtransport der Russen als Befreiung.

Grüße Repo
 
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Titel falsch ist.
Aber ich kann mich auch irren. Bitte dazu ganz unten lesen und - weiterhelfen?

Es stimmt, auch in der Wlassow-Armee waren moslemische Truppenteile, - siehe:
(http://www.vho.org/VffG/1999/3/Strauss250-256.html)

- aber: ging es bei diesen Truppenteilen nicht auch oder sogar vornehmlich um die Kosaken-Kavallerie-Einheit der Generalslegende Pannwitz, welcher -aus geograph. Logik- auch moslemische (recte moslemisch-nationalistische-et-antikommunistische) Truppenteile angehörten?
"Unter Pannwitz kämpften Kosaken vom Don, Kuban, Terek, Ural, aus Sibirien und Fernost." (am Don, aber vor allem am Kuban und auch am nordgeorgischen Terek -beide Flüsse liegen am Kaukasus gab es ebensoviele Moslems wie Christen ...)

Die "Don-Kosaken" standen nat. in der Tradition der weißen truppen des russ. Bürgerkriegs. Sie waren gg. Kriegsende 44/45 im Partisanenkrieg in Friaul und Slowenien eingesetzt, gingen in Osttirol und in Kärnten in englische Gefangenschaft - und wurden an die Rote Armee ausgeliefert. (ihr Gulag-Schicksal wurde zum Mythos)

Zu diesen Kosaken gibt es hier ausführliches (ich übernehme keine Verantwortung für Tendenz bzw. Stil des Autors, es ist selbiger w. Strauss wie im ersten Link, anscheinend ein "Spezialist" dieses Geschichtsaspekts), unteres Drittel des Textes, beginnend mit dem Absatz:

"Am 23. April 1996 rehabilitierte der russische Generalstaatsanwalt den deutschen General, ..."

http://www.vho.org/D/Staatsbriefe/Strauss8_10.html

Übersicht Don-Kosaken geschichtl. Entwicklung:

http://www.kosaken.de/geschichte/zeittafel.html

Noch eine Buchempfehlung (es gab dazu eine Ausstellung):
Flucht in die Hoffnungslosigkeit


Natürlich stünde die Tradition der Entstehung der Don-Kosaken (aus dem Mittelalter), die ausschließlich gegen die moslem. Krim-Tataren und schließl. bzw. somit gegen die Osmanen kämpften, gegen "moslem. Truppenteile". Ich denke aber, das anno 1942 dieser Gegensatz unwichtig geworden war angesichts der gemeinsamen Haltung gegen Bolschewismus und Atheismus.
Und schließlich der Antisemitismus beider (christl. und moselm. Reiter) , nun, nehm ich den Schwarzen Peter, der sollte ja auch einmal beim Namen genannt werden ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Wirklich was hat niemand verpasst.
Wenn der Titel auch suggerierte, dass hauptsächlich der 2. Weltkrieg im Mittelpunkt stünde, wurde eher das gesamte 20. Jahrhundert behandelt. Aus der Kürze der Dokumentation folgt dann natürlich, dass keine Epoche wirklich befriedigend behandelt wurde.

Wieso empfand die Bevölkerung den Abtransport der Russen denn als Befreiung? Die Wlassow-Armee hat schließlich keine zehntausenden deutschen Frauen vergewaltigt.

Wie umfangreich waren die sowjetischen Kollaborateure in der Wehrmacht vertreten? mW haben bereits ab 1942 Russen Seite an Seite mit den Deutschen gekämpft. Die erste rein russische Armee unter dem Kommando Wlassows wurde allerdings erst 1944 aufgestellt.
 
Dann lies mal meine Links.
1942: Pannwitz und die Donkosaken

Die Kärtner Bevölkerung war im Gegensatz zur Wlassow-Armee-Geschichte völlig verängstigt, als die Donkosaken von den Briten abgeschoben wurden und man ein Schicksal wie anno 1919-21 befürchtete. Die eigentlichen Sieger (Titos Truppen) waren nämlich im Siegesrausch gerade dabei zugange in Slowenien einen Völkermord (an fast allen Ethnien) anzurichten - so sie auf deutscher Seite gestanden waren ...
 
@ Ning: ich bin mir nicht sicher, ob zwischen den Pannwitz-Kosaken und der Wlassow-Armee überhaupt ein Zusammenhang besteht. Die Kosakendivision (bzw. das spätere Kosakenkorps) entstanden, als sich während des Vorstosses der Wehrmacht in den Kaukasus Kosakengruppen den Deutschen anschlossen. Dagegen wurde Andrej Wlassow im Frühjahr 1942 gefangen genommen und bemühte sich seither - zwei Jahre davon nahezu erfolglos - um die Aufstellung russischer Verbände in deutschen Diensten. Es gibt dazu ein Buch von einem der deutschen Verbindungsoffiziere namens Strikfeldt, "Zwischen Stalin und Hitler". Wlassow glich in einem den oppositionellen Offizieren der Wehrmacht, nämlich, dass er zu zu idealistischen politischen Vorstellungen neigte. Er war wohl eine Art russischer Patriot, der hoffte, einerseits mit der russischen Bevölkerung den Kampf gegen Stalin aufzunehmen. Andererseits hoffte er aber auch auf ein souveränes Russland, was Hitler im Falle eines Sieges sicher nicht zugelassen hätte.
Erst als der Krieg so gut wie verloren war, und quasi alles zusammengekratzt wurde, um Lücken in der Reichsverteidigung zu stopfen, konnte Wlassow mit dem Aufbau seiner Einheiten beginnen. Soweit ich weiß, entstanden dabei aber nur zwei Divisionen, die 600. und 650. in Münsingen, deren weiteres Schicksal ja hier beschrieben ist.

Zur Ausgangsfrage: heute ist kaum etwas bekannt über die Wlassow-Russen und damals wird dies nicht anders gewesen sein. Die Amerikaner werden die Geschichte sicher nicht besonders hoch gehängt haben. Selbst wenn die Generalität dies gewollt hätte, wäre es schwierig und ein Politikum gewesen, sich für die Wlassow-Russen stark zu machen: zum einen begingen die ROA-Truppen nun eindeutig Landesverrat; zum anderen hätte sie Menschen Asyl gewährt, die gerade eben noch Feinde gewesen sind. Das war wohl das ausschlaggebende Moment, denn z.B. nahm Großbritannien nach dem Krieg tausende ehemaliger polnischer Soldaten und Offiziere auf, die auf alliierter Seite lebten, aber dem Stalinismus entgehen wollten.
 
Danke für die Infos zu Wlassow.
Da ich weder den Film gesehen noch den eigentlichen Inhalt hier nachvollziehen kann, wird zum Inhalt (nicht aber zum Titel) des threads wohl am ehesten Askans Bemerkung passen.


Mein Fehler (les ich erst jetzt nachträglich): stimmt, ashigaru, Pannwitz' Kosaken waren kein Truppenteil der Wlassow-Armee.
Aber moslemischer als jene...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ashigaru schrieb:
Es gibt dazu ein Buch von einem der deutschen Verbindungsoffiziere namens Strikfeldt, "Zwischen Stalin und Hitler".

:sorry::eek:fftopic:

Dieses Buch bitte nicht verwechseln mit den Titel Zwischen Hitler und Stalin, den Memoiren des deutschen Vorkriegsdiplomaten Hans von Herwarth in Moskau.
 

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Arne schrieb:
Da es hier ja auch schon um die Kosaken ging, ein Hinweis auf die aktuelle Forschung in Lienz:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,431055,00.html


Interessanter Bericht!

Ich frage mich, ob die Briten anders hätten reagieren können. Sie waren vertraglich gebunden, die Kosaken an Stalin auszuliefern. Und sicher hätten sie sich denken können, dass dies für die Ausgelieferten ein schlimmes Schicksal bedeuten würde.

Was wäre gewesen, wenn sie sich geweigert hätten? Hätten sie das denn gekonnt?

Ist nur so eine Frage, eine Spekulation...
 
Jacobum schrieb:
Ich frage mich, ob die Briten anders hätten reagieren können. Sie waren vertraglich gebunden, die Kosaken an Stalin auszuliefern. Und sicher hätten sie sich denken können, dass dies für die Ausgelieferten ein schlimmes Schicksal bedeuten würde.

Was wäre gewesen, wenn sie sich geweigert hätten? Hätten sie das denn gekonnt?

Auf jeden Fall müssen sich sich den Vorwurf gefallen lassen Tausende Menschen in den sicheren Tod geschickt zu haben - meinetwegen aufgrund eines Vertrages, den sie vorher akzeptiert haben.
 
Ich gehe fest davon aus, dass sie das gekonnt hätten. Nur der Rache wegen, hätte Stalin doch niemals einen weiteren Krieg provoziert, was aufgrund der amerikanischen Atombomben ohnehin nicht mehr denkbar gewesen wäre.

Außerdem gehe ich fest davon aus, dass all das ohne Vertragsbruch möglich gewesen wäre. Die Alliierten akzeptierten die Genfer Konvention, die bezüglich der Kriegsgefangenen humanitäre Bedenken beinhaltet. Da von einer schlechten Behandlung auszugehen war(deutsche Kriegsgefangene sind ja bereits vor Kriegsende verelendet) wäre der Vertrag von Stalins Seite zunichte gewesen.
 
Die 2. Division der Wlassow-Armee war bei Kriegsende in der Aufstellung begriffen auf dem südwestdeutschen Truppenübungsplatz Heuberg, in der Nähe meines "Lebensmittelpunktes".

Als die Franzosen Ende April 1945 anrückten, erklärten sich die Russen für "neutral".
Die Franzosen ließen die Russen Anfangs mehr oder weniger in Ruhe.
Die Russen errichteten in den anliegenden Dörfern dann ein Schreckensregiment. Etliche Einzelhöfe wurden angezündet, die Bewohner (auch Frauen) teilweise erschossen, mehrere Personen, darunter 2 14jährige Jungen verschwanden spurlos, bis heute.
Als die Russen dann abtransportiert wurden, ging ein Aufatmen durch die Bevölkerung.
Die oben genannten Vorkommnisse sind durch Heimatforscher dokumentiert. Erforscht ist meines Wissens sonst gar nichts. Insbesondere die Gründe für die plötzlich äußerst aggressive Haltung liegen im Dunkel. War es die Ahnung vom künftigen Schicksal? Oder haben die Franzosen die Russen nicht verpflegt? Also schlicht Hunger? Könnte sein, denn den Mordbrennereien gingen meist Viehdiebstähle voraus.

Zurückgeblieben sind ein paar Dutzend Gräber, die allerdings immer sehr gut gepflegt sind, (da lässt sich die Stadtverwaltung nichts nachsagen) sonst nichts.

Grüße Repo
 
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