südamerika im 2.Weltkrieg

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pauli-klein

Gast
Hi, ich bin schüler und habe gerade in Geschichte den 2.Weltkrieg. Auf Südamerika wird jedoch nie eingegangen, dabei stammt mein Onkel von dort.
Wisst ihr da mehr? Waren die meisten südamerikanischen Ländern eher deutsch freundlich? In den wikipedia-artikeln dazu, steht über die Länder und diesen Krieg nischts. Ich hab jedoch beu Brasilien und Argentinien gelesen das die herrscher dort mit hitler symphatisierten, wieso haben sie dann am Ende trotzdem die Alliierten unterstützt?
Erzählt mir bitte mehr darüber.

Danke im vorraus!!!
 
Hi, ich bin schüler und habe gerade in Geschichte den 2.Weltkrieg. Auf Südamerika wird jedoch nie eingegangen, dabei stammt mein Onkel von dort.

Ach so. Ja wenn dein Onkel von dort stammt, ist das natürlich ein Skandal, dass darauf in der Schule nicht mehr eingegangen wird.

Spaß beiseite: Das hat natürlich damit zu tun, dass das im Grunde genommen keine Relevanz hat, allenfalls Fußnoten sind.
Wisst ihr da mehr? Waren die meisten südamerikanischen Ländern eher deutsch freundlich? In den wikipedia-artikeln dazu, steht über die Länder und diesen Krieg nischts. Ich hab jedoch beu Brasilien und Argentinien gelesen das die herrscher dort mit hitler symphatisierten, wieso haben sie dann am Ende trotzdem die Alliierten unterstützt?
Erzählt mir bitte mehr darüber.
Man hat sich eben in den letzten Kriegswochen auf die Seite der sicheren Sieger gestellt. Wirkliche Konsequenzen hatte das, was kriegerische Handlungen zwischen den lateinamerikanischen Staaten und dem deutschen Reich anging, nicht. Kommt halt doof, wenn man am Ende eine Krieges, nachdem über eine neue Weltordnung gestritten wird, auf der falschen Seite steht. Franco hat das spätestens 1943 erkannt und sich in einem amerikanischen Nachrichtenmagazin (Newsweek) vom Faschismus distanziert, obwohl bis dahin (und auch noch danach) die faschistische Falange einer der Hauptpfeiler seines Regimes war. Sie musste dann aber einige Ministerposten abgeben.
 
Die mittelamerikanischen und karibischen Staaten, die zu großen Teilen von den USA wirtschaftlich abhängig waren, haben sich bereits 41 den Alliierten angeschlossen, aber ohne größere Konsequenzen. Diese Länder hatten nur wenige Truppen und noch weniger Marine oder Luftstreitkräfte. Brasilien hat sich dann 1942 den Alliierten angeschlossen und in Folge von Waffenlieferungen profitiert und Soldaten als Expeditionstruppen geschickt. Zusammen haben 25.000 Brasilianer in Italien gegen die Deutschen gekämpft und erlitt Verluste von ca. 1000 Mann. Insgesammt hat Brasilien aber eher vorsichtig agiert. 1943 folgten noch Bolivien und Kolumbien, aber ohne großartige Teilnahme am Krieg und 1945 alle anderen südamerikanischen Nationen, als der Sieg der Alliierten schon fest stand.
 
Es gab wie oben erwähnt, zwei oder drei Schübe in denen nach und nach fast alle Lateinamerikanischen Länder Deutschland und Japan den Krieg erklärten. Die ersten direkt 1941 in "Solidarität" mit den USA, andere aus verschiedenen Gründen 1943-44, die letzten kurz vor Kriegsende, in einer Mischung aus Opportunismus (Beschlagnahmung deutscher Wirtschaftsgüter) oder aus politischen Überlegungen. Vor allem die USA haben einen enormen diplomatischen Druck ausgeübt, dem nach und nach alle Nachzügler nachgaben. Argentinien war eines der letzten einige Wochen vor Kriegsende. In Argentinien war die Meinung sehr gespalten. Die Marine war für die Alliierten, die Armee eher für die Achse, die Öffentlichkeit geteilt, zum Kriegsende hin aber immer mehr für die Alliierten.

Bei den meisten Ländern beschränkte sich die Teilnahme auf rein symbolische Gesten, ohne dass sie irgend etwas unternommen hätten. Kuba, Kolumbien und Venezuela, hatten einige Aktivität bei der Bekämpfung der deutschen U-Boote. Auf Anhieb erinnere ich mich, dass eine Kubanische Hudson ein deutsches U-Boot versenkte so wie angeblich auch ein Kolumbianischer Zerstörer.

Brasilien war in den Krieg hauptsächlich wegen des indiskriminierten U-Bootkrieges eingetreten und hat als einziges Südamerikansiches Land einen größeren Beitrag geleistet in dem es zwei Divisionen nach Italien schickte. Das Material kam jedoch fast vollständig aus den USA.

Ich meine mich zu erinnern, dass es noch ein paar Schwadronen Flieger aus anderen Ländern gab, bin mir dessen aber nicht sicher.
 
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Die mittelamerikanischen und karibischen Staaten, die zu großen Teilen von den USA wirtschaftlich abhängig waren, haben sich bereits 41 den Alliierten angeschlossen, aber ohne größere Konsequenzen. Diese Länder hatten nur wenige Truppen und noch weniger Marine oder Luftstreitkräfte. Brasilien hat sich dann 1942 den Alliierten angeschlossen und in Folge von Waffenlieferungen profitiert und Soldaten als Expeditionstruppen geschickt. Zusammen haben 25.000 Brasilianer in Italien gegen die Deutschen gekämpft und erlitt Verluste von ca. 1000 Mann. Insgesammt hat Brasilien aber eher vorsichtig agiert. 1943 folgten noch Bolivien und Kolumbien, aber ohne großartige Teilnahme am Krieg und 1945 alle anderen südamerikanischen Nationen, als der Sieg der Alliierten schon fest stand.

Brasilien nimmt hier in der Tat eine Sonderrolle ein. Grund war auch, dass mit der Ausdehnung des U-Boot-Kriegs 1942 bis an die amerikanischen Küstenn einige brasilianische Schiffe versenkt wurden.
Meines Wissens war es der einzige südamerikanische Staat, der Truppen in diese Umfang zur Verfügung stellte. Es gab neben den Heerestruppen wohl auch noch eine Fliegereinheit. Das brasilianische Expeditionskorps kam erst im Sommer 1944 nach Italien. Die Truppen nahmen zunächst nicht an bedeutenden Operationen teil, bekamen es dann aber im Winter 1944/1945 im Serchiotal mit der letzten italienisch-deutschen Offensive zu tun und nahmen schließlich an der Endoffensive 1945 teil.
 
eine Zusammenfassung der Geschichte Brasiliens zw. 1889 und 1985: speziell die Phase "Der Estado Novo 1937-1945" Brasilien 1889 - 1985 Der Estado Novo 1937-1945
(mit einigen weiteren Unterpunkten)

eventuell ein Buchtipp zu Argentinien (behandelt eher die Zeit nach dem 2. Weltkrieg):
Gisela Cramer "Argentinien im Schatten des 2. Weltkrieges"
ISBN-10: 3515071482

eine Ausstellung in Karlsruhe widmet sich übergeordnet dem Thema "3. Welt im 2. Weltkrieg": Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg"
 
Also was MITTEL-Amerika (Mexiko) betrifft, da kann ich sagen, dass die Mexikaner alles andere als gerne die USA unterstuetzten. Zu "nah" war noch die Erinnerung an den Verlust vieler Staaten an die "Gringos" :)
In Mexiko laufen spw. oft auf den TV Kanaelen (wie wohl in USA auch) Dolus zum 2. WK, insbesondere hitler. Ich fragte mal 2 aeltere Herren (knapp 70), wei das Verhaeltnis der Mexikaner zu den USA im 2. WK gewesen sei. Sie meinten nur "muy difficil"....
 
Also was MITTEL-Amerika (Mexiko) betrifft, ....

Mexiko ist Teil von Nordamerika, nicht von Mittelamerika.

da kann ich sagen, dass die Mexikaner alles andere als gerne die USA unterstuetzten. Zu "nah" war noch die Erinnerung an den Verlust vieler Staaten an die "Gringos" :)
In Mexiko laufen spw. oft auf den TV Kanaelen (wie wohl in USA auch) Dolus zum 2. WK, insbesondere hitler.

In vielen der oben erwähnten Ländern gab es eine zwiespältige Einstellung dazu und einige mussten regelrecht unter Druck gesetzt werden um den Krieg zu erklären. Mexiko war da aber gefügiger hat m.W. aber auch kein all zu großen Beitrag geleistet: Eine in die US-Air Force eingebetette Schwadron Flieger in Fernost und viele einzelne nicht organisierte Freiwillige in den US-Streitkräften. Ansonsten begrenzte sich deren beteiligung auf die Beschlagnahme von Wirtschaftsgütern aus Achsenländern, die teilweise schon lange vor der regulären Kriegserklärung erfolgte.

So war z.B. der ofizielle Anlass für die Kriegserklärung die Versenkung durch deutsche U-Boote von Mexikanischen Schiffen... die vorher unter deutscher und italienischer Flagge gefahren sind, z.B. der Tanker "Potrero del Llano" ex "Lucifero" (Italien), "Faja de Oro" ex "Genoano" (auch Italien), "Tuxpan" ex "Americano" (Deutsch), "Oaxaca" ex "Harlem" (Deutsch) und "Amatlan", ex "Vigor" (Italien) .


Ich fragte mal 2 aeltere Herren (knapp 70), wei das Verhaeltnis der Mexikaner zu den USA im 2. WK gewesen sei. Sie meinten nur "muy difficil"....

Da stellt sich die Frage wann Du diese Herren gefragt hast. Weil wenn sie jetzt "knapp 70" sind, sind sie erst in den Kriegsjahren geboren und dürften sich wohl kaum drann erinnern.
 
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Wichtiger war wohl der Pool an nicht-einberufenen Männern für die USA, den es in Mexiko noch gab. Es kursieren Zahlen zwischen 250.000 und einer halben Million Arbeiter, die während des Krieges in Mexiko für die amerikanische Industrie angeworben wurden. Schwierig wurde das Verhältnis da wohl auch teilweise erst, als diese Arbeitskräfte 45 nicht mehr gebraucht wurden und amerikanische Unternehmen lieber US-Bürger engagierten.
 
Brasilien nimmt hier in der Tat eine Sonderrolle ein. Grund war auch, dass mit der Ausdehnung des U-Boot-Kriegs 1942 bis an die amerikanischen Küstenn einige brasilianische Schiffe versenkt wurden.
Meines Wissens war es der einzige südamerikanische Staat, der Truppen in diese Umfang zur Verfügung stellte. Es gab neben den Heerestruppen wohl auch noch eine Fliegereinheit. Das brasilianische Expeditionskorps kam erst im Sommer 1944 nach Italien. Die Truppen nahmen zunächst nicht an bedeutenden Operationen teil, bekamen es dann aber im Winter 1944/1945 im Serchiotal mit der letzten italienisch-deutschen Offensive zu tun und nahmen schließlich an der Endoffensive 1945 teil.

Die brasilianischen Einheiten firmierten unter :
Força Expedicionária Brasileira (FEB)
1.Divisao De Infanteria Expedicionaria
1.GAVCA (Jagdflieger)

Eingesetzt wurden sie zwischen August 1944 bis Kriegsende in Italien.
Die 1. GAVCA war der amerikanischen 1. Fighter Group unterstellt.
Die Infanteristen kämpften u.a. bei der Schlacht um den Monte Castello, Teil der Gotenlinie, zwischen November 44 und Februar 45.
Ich hab anscheinend permanent überlesen, was GAVCA bedeutet. Auf jeden Fall war die Truppe so was wie der Nukleus der brasilianischen Luftwaffe. Vor Italien haben die Brasilianer schon U 199 versenkt.
Interessanterweise wurden die armen Schweine vor allem im Gebirge eingesetzt.
Falls ihr nicht portugiesisch sprecht oder lest: die französische Wiki und einige Pages („Paasch“ nicht „päidschies“) bieten Infos und Fotos. Auf die Schnelle würd ich sagen, das fr.Wiki das wesentliche abdeckt.
 
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Ich hab anscheinend permanent überlesen, was GAVCA bedeutet. Auf jeden Fall war die Truppe so was wie der Nukleus der brasilianischen Luftwaffe. ...

Grupo de Aviaçao de Caça: Jagdfliegergruppe.

Einige der Lateinamerikanischen Länder haben durch ihre Beteiligung am 2 WK erstmals moderne Flieger und Ausbildung bekommen. Man hatte zwar nach dem ersten WK Flugzeuge beschafft und kleine Fliegergruppen ausgebildet, aber als funktionelle Waffe mit organisierte Ausbildung nicht nur im Fliegen sondern auch in Luftkampftaktiken gab es erst durch die Teilnahme an den Ausbildungsprogrammen der US-Air Force.
 
...Argentinien war eines der letzten einige Wochen vor Kriegsende. In Argentinien war die Meinung sehr gespalten. Die Marine war für die Alliierten, die Armee eher für die Achse, die Öffentlichkeit geteilt, zum Kriegsende hin aber immer mehr für die Alliierten.
Stimmt. Allerdings hielt dies die Argentinier nicht davon ab, ein riesiges Vermögen durch Fleischverkäufe an die USA zu verdienen. Das Land lebte noch bis in die 1960er Jahre recht gut davon (trotz Korruption und peronistischer Diktatur): eigentlich war genau dieser Vermögen nicht nur mit ein Grund für politische Instabilität, sondern - indirekt - auch für anschließende Verschuldung...
 
Stimmt. Allerdings hielt dies die Argentinier nicht davon ab, ein riesiges Vermögen durch Fleischverkäufe an die USA zu verdienen. Das Land lebte noch bis in die 1960er Jahre recht gut davon (trotz Korruption und peronistischer Diktatur): eigentlich war genau dieser Vermögen nicht nur mit ein Grund für politische Instabilität, sondern - indirekt - auch für anschließende Verschuldung...

Hallo Tom,

ich schätze deine (leider seltenen) Beiträge und dein hohes Fachwissen sehr, wundere mich deshalb dass dieser Kommentar von Dir kommt.

Dass es in Argentinien damals Korruption gab, möchte ich nicht in Frage stellen. Die Regierung Perons jedoch als "Diktatur" zu bezeichnen ist ein grober Fehler den man kurioserweise sehr häufig findet. Peron war zwar Militär und als Minister zeitweilig Teil der Militärdiktatur Farells (und wurde von diesem dann eingebuchtet), er ist jedoch 1946 und 1951 in freien Wahlen zum Presidenten gewählt worden um 1955 dann in einem Putsch gestürzt zu werden. Seine Regierung hatte zwar einige autoritäre Züge, sie war aber freiheitlicher als die tatsächlichen Militärregierungen vor oder nach ihm oder die begrenzten demokratischen Regierungen der 60.er. Als er 1973 aus dem Exil zurück durfte und zu den Wahlen zugelassen wurde, hat er diese wieder gewonnen.

Argentinien häufte im Krieg ein Vermögen an, durch Lieferungen von Fleisch, Getreide, Leder und auch anderen Rohstoffen (das Land produzierte auch Kohle, Öl und Stahl wenn auch in begrenzten Mengen). Hauptabnehmer war GB, gefolgt von anderen wie die USA. Ein Teil der dabei erzielten Gewinne wurde jedoch nicht in harter Währung gezahlt sondern in Britischen Bonds ("Libras Convertibles"), die von der britischen Regierung nach dem Krieg stark entwertet wurden.

Während der 30.er, 40.er und 50.er Jahre entwickelte sich in Argentinien auch eine eigene Industrie. Es war das erste Südamerikanische Land in dem in größeren Maße Automobile, Flugzeuge und Waffen bis hin zu Panzern gebaut wurden. Peron und einige seiner Vorgänger legten großen Wert auf eine autarkische Entwicklung. Die Diktatur nach 1955 stoppte jedoch die meisten dieser Entwicklungen und importierte lieber billiges und erprobtes Surplusmaterial aus den USA und setzte mehr auf den Agrarexport als auf industrielle Entwicklung.

Ein Kuriosum zu den Exporten: Wie mir vor Ort mal erzählt wurde, hat man an der Südatlantischen Küste vor Uruguay und Argentinien, während des Krieges Haifische gefangen. Man suchte nach deren Lebern, um daraus Tran zu gewinnen der gegen gutes Geld in die USA exportiert wurde. Daraus wurden angeblich Pillen gewonnen, die bei amerikanischen Piloten die Nachtsicht verbessern würden (Vitamin D?). Nach dem Krieg wurden die Haifische wieder in Ruhe gelassen.
 
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