Strategie der Luftlandeoperation im 2.WK

Köbis17

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Hallo Zusammen,

da ich gerade wieder einen meiner alten DDR Marinekalender des Jahres 1984 lese, bin ich auf eine Operation der Wehrmacht im Jahr 1941 gestoßen, das Unternehmen Merkur, die Besetzung der Insel Kreta.

Dabei liegt das Hauptaugenmerk bei dieser speziellen Mission darauf, dass es hier zum ersten mal in der Militärgeschichte einen Angriff als Luftlandeoperation darstellte.
Die Wehrmacht hatte das Problem, die Insel im Zuge des Balkanfeldzuges besetzen zu müssen, damit die Alliierten keine Basen in der Nähe des Balkans errichten konnten. Doch eine Insel ist ohne entsprechende Marineverbände einfach nicht zu erobern.
Im Mittelmeer und besonders im östlichen Mittelmeer hatten die Engländer starke Marineinheiten stehen, schon allein wegen des Schutzes des Suezkanals. Von daher gab es für die Wehrmacht keine Möglichkeit, die Insel Kreta über den Seeweg zu erreichen, den die Kriegsmarine war im Mittelmeer faktisch nicht präsent und die italienischen Einheiten stellten keinen Schutz für ein seeseitiges Unternehmen dar.
Es gab nur der Angriff aus der Luft!

In der Wehrmacht hatte man schon ab 1935 eine Fallschirmtruppe aufgebaut und auch in der Sowjetunion wurde seit den 30iger Jahren an der Strategie einer Luftlandung gearbeitet. Die führenden westlichen Nationen allerdings arbeitet an dieser Art des Angriffs nicht.

Das Unternehmen Merkur 1941 wurde trotz hoher Verluste an Luftlandetruppen erfolgreich für die Wehrmacht abgeschlossen, da sich die Luftüberlegenheit der Deutschen gegenüber der Seeherrschaft der Engänder durchsetzte.
Ein Luftlandeaktion kann also nur erfolgreich sein, wenn die Luftherrschaft über dem Angriffgebiet gesichert ist.

War die Strategie der Luftlandung dennoch eine verlustreiche Art des Angriffskrieges, denn die Fallschirmjägertruppen der Wehrmacht waren nach dieser Operation faktisch aufgerieben, trotz Sieg. Und wie konnten die Alliierten das Defizit im Beriech der Luftlandeoperationen so schnell aufholen. Immerhin war z.B. die Landung in der Normandie auch von einer Luftlandeaktion abhängig?

Und wie sag es mit dem militärischen Equimpent aus? Reichten hier einfache Transportflugzeuge aus?
 
Trotz Erfolg des Unternehmens Merkur war die Eroberung Kretas ein Fehlschlag. Mit der Inbesitznahme gewann Deutschland kein Sprungbrett, sondern bürdete sich eine Verteidigungsbelastung auf. Es stellte eine Zersplitterung der Kräfte dar.
Der richtige Angriffsort hätte Malta sein müssen, wie es z.B. Generaloberst, Hans Jeschonnek, Chef des Stabes der Luftwaffe, am 3. Februar 1941 vorschlug. Der Weg in die Levante führte ohnehin über Nordafrika und nicht Kreta, Zypern.

Kreta war die falsche Schlacht zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Ein Grund für den deutschen Sieg war wohl, das die Briten bei ihrer Verteidigung noch mehr improvisierten als die Deutschen bei ihrer Eroberung. Man stolperte sozusagen in den Sieg und tat sich dabei sehr weh.
 
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Ein Luftlandeaktion kann also nur erfolgreich sein, wenn die Luftherrschaft über dem Angriffgebiet gesichert ist.
War die Strategie der Luftlandung dennoch eine verlustreiche Art des Angriffskrieges, denn die Fallschirmjägertruppen der Wehrmacht waren nach dieser Operation faktisch aufgerieben, trotz Sieg. Und wie konnten die Alliierten das Defizit im Beriech der Luftlandeoperationen so schnell aufholen. Immerhin war z.B. die Landung in der Normandie auch von einer Luftlandeaktion abhängig?
Und wie sag es mit dem militärischen Equimpent aus? Reichten hier einfache Transportflugzeuge aus?


Die Luftherrschaft war der entscheidende Faktor, der auch die Krisen in den Stunden nach Absetzen der Fallschirmjäger bis zur "Öffnung" der Flugplätze bestimmte. Die Luftwaffe ersetzte dabei die fehlende "Artillerie" auf dem Schlachtfeld, nebst Abschrimung. Um Kreta herum fand in den Tagen die erste große Luft-Seeschlacht statt, bei der sich erwies, dass die Royal Navy die Verbände nicht in der Nähe der Insel gegen Luftangriffe halten konnte (einzelne Schiffe verschossen dabei ihre gesamte Luftabwehrmunition in wenigen Stunden, es gab zahlreiche Versenkungen). Die Lage an Land stabilisierte sich, als die Gebirgsjäger (!!) über die Flugplätze nachgezogen werden konnten, während die Seestaffeln bei ihren Übersetzversuchen zT hohe Verluste erlitten bzw. umdrehen mußten.

Die Insel selbst hatte strategischen Wert - je nach Besitzer dieser Position. Richtig ist, dass es anschließend einen Strategiestreit über die Ausnutzung der Position in Richtung auf Alexandria gab. Ansichten der Luftwaffe und vor allem der Kriegsmarine wurden von Hitler nicht aufgegriffen, der ja bereits den Rußlandfeldzug befohlen hatte.

Es war nicht die erste wichtige Luftlandeoperation im Weltkrieg, zuvor gab es Luftlandungen (nicht nur als Fallschirmjäger zu verstehen) in Norwegen und in dem Feldzug gegen die Niederlande. Kreta brachte allerdings hohe Verluste insbesondere bei den Fallschirmtruppen. Den Verbänden haftete danach ein Eliteimage an, auch wurden die Verbände vergrößert. In den folgenden Jahren gab es allerdings größere Bodeneinsätze, so vor Leningrad, im Mittelabschnitt der Ostfront im Winterkrieg und auch bei der Heeresgruppe Süd, quasi als "Feuerwehr". Andere Verbände wurden 1942 zur Invasion Maltas zusammen gezogen, und schließlich in Afrika eingesetzt, sämtlich "Bodeneinsätze".

Im Juli 1943 gab es eine Schnell-Verlegung von Fallschirmjägern auf die Insel Sizilien, auch mit Massenabsprung (allerdings nicht als "Kampfeinsatz", sondern im Rückraum der Front). Weitere Einsatzorte sind schließlich bei Monte Cassino 1944 sowie im Invasionsraum der Normandie bekannt. Gegen Ende des Krieges gab im norddeutschen/niederländischen Raum eine "Fallschirmjäger-Armee".
 
Die Luftherrschaft war der entscheidende Faktor, der auch die Krisen in den Stunden nach Absetzen der Fallschirmjäger bis zur "Öffnung" der Flugplätze bestimmte. Die Luftwaffe ersetzte dabei die fehlende "Artillerie" auf dem Schlachtfeld, nebst Abschrimung.

Gerade diese Öffnung einer Landebahn war die Schwierigkeit. Die Lage am 20. Mai war chaotisch und die Inbesitznahme eines Flugplatzes nicht in Aussicht. Die deutschen Falschirmjäger drohten vielmehr zu verbluten. Dann änderten die Deutschen ihre Taktik und setzen alle ihre Kräfte auf das Flugfeld von Maleme an, um dieses ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Am 21. Mai um 8.15 Uhr landete die erste Ju 52 unter Artillerie-, Mörser- und MG-Beschuss auf dem Rollfeld von Maleme. Ander folgenten. Wenn sie nicht zusammengeschossen wurden, starteten sie wieder, um erneut Verstärkung heranzuholen. Der Flugplatz war klein und sie mussten praktisch auf einer "Briefmarke" landen. Zudem die brennenden Flugzeuge, welche ständig bei Seite zu schaffen waren. Die Rücksichtslosigkeit brachte im Laufe des Tages jedoch den Erfolg und das war dann der Beginn der bevorstehenden Niederlage der Briten. Bomber, Stukas und Jäger belegten die Dörfer Maleme und Pyrgos und die Artilleriestellungen mit allem, was sie hatten. Keinem einzigen britischen Jäger gelang es, irgendeinen Erfolg zu erzielen. Wenn mich nicht alles täuscht, waren das auch nur Gloster Gladiator, also Doppeldecker.
 
Zudem die brennenden Flugzeuge, welche ständig bei Seite zu schaffen waren. Die Rücksichtslosigkeit brachte im Laufe des Tages jedoch den Erfolg ...

Übrigens auch ein Aspekt der Verwendung/Einsätze: die materiellen Verluste bei den Transportgeschwadern, sowohl in Norwegen/Frankreich als auch bzgl. Kreta geht das in die vielen Hunderte.

Ende 1941 waren größere Luftlandeeinsätze schon deshalb kaum denkbar. Im weiteren Verlauf gerieten die Transportflugzeuge in anderweitige Bindungen, nämlich Kessel aus der Luft zu versorgen (erst Demjansk, dann Stalingrad). Letzteres führte zu weiteren Verlusten.
 
Übrigens auch ein Aspekt der Verwendung/Einsätze: die materiellen Verluste bei den Transportgeschwadern, sowohl in Norwegen/Frankreich als auch bzgl. Kreta geht das in die vielen Hunderte.

Ende 1941 waren größere Luftlandeeinsätze schon deshalb kaum denkbar. Im weiteren Verlauf gerieten die Transportflugzeuge in anderweitige Bindungen, nämlich Kessel aus der Luft zu versorgen (erst Demjansk, dann Stalingrad). Letzteres führte zu weiteren Verlusten.

Das war wohl das Klotzen statt Kleckern. Für den Augenblick und den Blitzkrieg genau das Richtige und das, was der Feind nicht erwartete. Aber man schnitt sich selbst ins Fleisch und zehrte schon Mitte '41 an der Substanz. Alles oder Nichts, am Ende Sand in den Händen.

Transportflugzeuge und LKW sind immer vernachlässigt worden, dabei ist die Logistik im modernen Krieg wie der Ölstand im Motor. Obwohl, das ist jetzt für Deutschland ungerecht formuliert. Ganz nebenbei, damals produzierte man sogar bei Mercedes-Benz den Opel Blitz und davon gab es immer noch zu wenig.
Egal, wohin man die Decke zog, sie war zu kurz.
 
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In der Wehrmacht hatte man schon ab 1935 eine Fallschirmtruppe aufgebaut und auch in der Sowjetunion wurde seit den 30iger Jahren an der Strategie einer Luftlandung gearbeitet. Die führenden westlichen Nationen allerdings arbeitet an dieser Art des Angriffs nicht.
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Italien hatte recht große Falschirmjägereinheiten, setzte die jedoch m.W. nie in Luftlandeangriffen ein. Für Malta waren sie vorgesehen, kamen jedoch nicht dazu.

Bie den Sowjets kam es zu Beginn (wenn ich da nicht auf sehr plumpe antisowjetische Propaganda hereingefallen bin), zu sehr skurrilen Entwicklungen. So z.B. Absprünge von den Tragflächen eines Doppeldeckerbombers, im Tiefflug, in den Schnee, ohne Fallschirm! Da die Verluste (bei den Übungen) angeblich sogar für dei Rote Armee sehr hoch waren, ging man dann auf konventionellere Techniken über.

Ich kann nicht verbürgen ob das tatsächlich stimmt, wurde jedoch mal in einer Dokumentation über das Thema gezeigt, inklusive der Soldaten die auf der Tragfläche lagen, sich an Griffbügeln festhielten und sich dann fallen liessen (fast wie bei Donald Duck).

....Und wie konnten die Alliierten das Defizit im Beriech der Luftlandeoperationen so schnell aufholen. Immerhin war z.B. die Landung in der Normandie auch von einer Luftlandeaktion abhängig?

Und wie sag es mit dem militärischen Equimpent aus? Reichten hier einfache Transportflugzeuge aus?

Wenn Nachahmung die ehrlichste Form des Lobes ist, dann waren die Briten des Lobes voll. 1941 haben die schlicht die deutschen Ausrüstungen abgekupfert. Eroberte Helme, Stiefel, Bekleidung etc. wurden gründlich untersucht, auseinandergenommen und mit kleinen Änderungen nachgebaut. Aus dem deutschen "Knockensack" wurde der britische Jumpsuit. Auch die 1940-41 kurzer Hand entwickelten Britischen Segelflugzeuge (Horsa) waren sehr direkt von deutschen Modellen inspiriert (DFS 230).
 
Bie den Sowjets kam es zu Beginn (wenn ich da nicht auf sehr plumpe antisowjetische Propaganda hereingefallen bin), zu sehr skurrilen Entwicklungen. So z.B. Absprünge von den Tragflächen eines Doppeldeckerbombers, im Tiefflug, in den Schnee, ohne Fallschirm! Da die Verluste (bei den Übungen) angeblich sogar für dei Rote Armee sehr hoch waren, ging man dann auf konventionellere Techniken über.

Wenn das richtig ist, dann sicher vor 1929. Glantz, History of Soviet Airborne Forces, erwähnt nichts dergleichen.

Die Entwicklung in der 1930er Jahren sahe neben Fallschirmabsprung auch den Abwurf schweren Geräts vor. Die Rote Armee war daneben wohl die erste, die größere Einheiten zusammenfaßte und Übungen auf Btl., Regiments- und später Brigadeebene in diesen Jahren durchführte (zB September 1933 mit der ganzen 3. Luftlandebrigade bei Luga/Nähe Leningrad, im gleichen Jahr nahe Minsk mit 1500 Mann im Fallschirmsprung). Abgesprungen wurde mit dem Fallschirm.
 
Die Entwicklung in der 1930er Jahren sahe neben Fallschirmabsprung auch den Abwurf schweren Geräts vor.

Die Russen waren sehr rührig auf diesem Gebiet. Wenn man die Größe des Sowjetreiches bedenkt, dann würde es auch wundern, wenn man sich in diese Richtung keine Gedanken gemacht hätte.
Man tüftelte auch technisch, um schwereres Gerät absetzen zu können.
fliegender Panzer.jpg
Allerdings liegen Theorie und Praxis oft weit auseinander und zum Einsatz kam das nie. Zumindest weiß ich von keinem.
 
o.t.

Nein, das hat Kaganowitsch drehen lassen. Titel: "Die Rote Armee stürmt den Himmel". Untertitel: "Der weise und geniale Führer der Bolschewiki, des russischen Volkes und des Weltproletariates, unser Genosse Stalin, gab mit seinen Hinweisen den Anstoß für Luftlandeoperationen."

Zielgruppe: Mitarbeiter der Komintern.
Vorführsperre: Militärattaches

Hinweis der Abteilung Agitation und Propaganda des ZK der KPdSU (B). Genosse Kagonowitsch und Genosse Meschinski gaben dieses Bild frei.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei liegt das Hauptaugenmerk bei dieser speziellen Mission darauf, dass es hier zum ersten mal in der Militärgeschichte einen Angriff als Luftlandeoperation darstellte.

Es war die erste große Invasion aus der Luft; im Rahmen anderer Angriffe hatten Luftlande-Operationen auch früher schon eine Rolle gespielt, so im "Fall Gelb", dem Angriff im Westen 1940; wenn ich mich recht erinnere setzte auch die Rote Armee im "Winterkrieg" gegen Finnland Luftlandetruppen ein.

Und wie sag es mit dem militärischen Equimpent aus? Reichten hier einfache Transportflugzeuge aus?

Allgemein wurden im 2. Wk. auch noch Lastensegler verwendet; ob auh imFalle Kretas weiß ich grad nicht. Transportflugzeuge waren also schon Luxus. ;)
 
Nach Glantz umfaßte die Luftlandebrigade 1940 gemäß Kriegsgliederung u.a. 11 kleine Panzer vom Typ T-38, rd. 3,3 Tonnen, die mit Flugzeugen TB-3 transportiert wurden. Sie gehörte zur "airlanded group" der Brigade, die im gesicherten Gebiet nachgeflogen werden sollte (was natürlich Flugfelder erfordert)

siehe auch:
T-38 tank - Wikipedia, the free encyclopedia

Die TB-3:
Tupolev TB-3 - Wikipedia, the free encyclopedia
dort gibt es auch ein Foto, allerdings mit einer Tankette.
 
Von Lastenseglern und Gebirgsjägern

Wenn von der Technik die Rede ist, dann unterteilten sich die Luftlandetruppen auf Kreta – wie im 2. WK allgemein – auf eher 2 Bereiche: Die Fallschirmjäger & die Luftlandetruppen.

Die Fallschirmjäger sind bei weitem die Bekanntesten und auch der Kern der ganzen Idee. Die Männer sprangen von verhältnismäßig niedrig fliegenden Transportflugzeugen mit dem Fallschirm ab und trugen dabei zumindest Teile ihrer Ausrüstung bei sich. Schwerere Bewaffnung wie Maschinengewehre oder gar Mörser wurden eigens mit Waffenbehältern gesondert abgeworfen. Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass die Kampfeinheiten auf einer „dünnen, lang gezogenen Linie“ am Boden ankommen. Bevor sie taktisch gut agieren können, müssen sie sich sammeln und am Besten frühzeitig ihre Waffenbehälter bergen. Das braucht Zeit und in dieser Zeit konnte (und kann noch immer) viel von der eigentlichen Überraschung des Luftlandeangriffs verloren gehen: Sprich der Verteidiger kann bei entschlossener Führung im Gegenangriff die verstreuten Jäger überrumpeln und vielleicht sogar ausschalten. Psychologisch bedenklich für die Fallschirmjäger war es während der Schwebephase in der Luft hilflos feindlichem Feuer ausgeliefert zu sein und dann am Boden erst einmal mit dem Schirm kämpfen zu müssen, welcher dem Gegner seinen Landepunkt genau sichtbar machte. Es stellte sich heraus, dass die Verluste in der Luft eigentlich so hoch auf Kreta gar nicht waren, wie die Männer selbst geglaubt hatten, was die psychologische Wirkung aber unterstreicht. Zur besseren Auffindung hatten die Waffenbehälter oft andere Farben als Fallschirmseide, was entsprechend entschlossene Verteidiger ebenfalls für sich nutzen konnten...!

In gewissem Rahmen wurden die genannten Nachteile, bei ansonsten fast gleichem taktischem Ansatz durch Einsatz von Lastenseglern minimiert. Lastensegler waren so etwas wie „Wegwerf-Flugzeuge“ ohne Motor, die im Schlepp von anderen Flugzeugen in die Nähe der Absetzpunkte gebracht wurden, wo sie ausgeklinkt und ohne eigenem Antrieb als Segelflugzeuge im Zielgebiet landeten. Die deutschen DSF 230 – Standard – Lastensegler waren einfach und billig gebaute Vehikel, die auf Kufen landeten, damit sie schnell zum Stehen kommen sollten und somit eine geringere Landebahn benötigten. Die Tragkraft umfasste neben dem Flugzeugführer (der dann für den Bodeneinsatz zur Verfügung stand) in der Regel aus 9 Mann, die im Segler mit ihrer kompletten Bewaffnung hockten und nach der (hoffentlich sanften) Landung sofort als taktisch einsatzfähiger Körper vor Ort waren. Das ist der entscheidende Vorteil der Lastensegler gegenüber der Sprunglandung. Die Reaktions- und Einsatzzeiten der Männer waren deutlich geringer, die Landung selbst schneller als am Schirm, was beides unmittelbar um die Landungsphase von kaum zu überschätzendem Vorteil war. Heute übernehmen die Aufgaben der Lastensegler prinzipiell Hubschrauber… Nachteil war die eingeschränkteren Landemöglichkeiten und die leichter zu erahnende Flugbahn, was die Bekämpfung beim Anflug erleichterte. Wie effektiv Lastensegler sein konnten zeigte sich vor Kreta schon im Westfeldzug beim Angriff auf die belgische Sperrfestung Eben-Emael, wo die Sturmpioniere mitten zwischen den Befestigungen niedergingen und die verblüfften belgischen Soldaten rasch zur Aufgabe zwangen.
Ein weiterer Vorteil war der Lufttransport selbst, der durch verschiedene Flugzeugtypen im Schleppverfahren nur allgemein nahe an den Einsatzort gebracht werden musste. Die speziell ausgebildeten Lastensegler-Piloten konnten ihre Landungsplätze besser aussuchen, als Transportpiloten für Fallschirmjäger, die häufig wenig Erfahrung darin hatten, ihre Fallschirm-Soldaten gut abzusetzen. Die Segler selbst waren spottbillig und an sich so wertlos, dass sie kaum je nach den Operationen geborgen wurden, während man sich im rohstoffarmen Deutschland immer nach der raren Fallschirmseide recken musste!

Vom Ansatz her sind Sprunglandung wie Landung per Lastensegler ähnlich: Ihre Kapazität ist recht begrenzt, die Zielauswahl vor Ort eher taktischer Natur. Beides waren Spezialeinsatzarten für Fallschirmjäger. Ihre Aufgabe war es wichtige Punkte vor der eigentlichen Landung (oder Ähnliches) zu sichern. Auf Kreta waren das wichtigste dieser Ziele natürlich die Flughäfen. Erst nach Eroberung von Flughäfen war eine Versorgung und Verstärkung der Truppen in mehr als punktuellem Rahmen möglich, weshalb ihre Eroberung der Schlüssel zum Sieg war. Es konnte die nächste Phase der Operation beginnen: Die Luftlandung von Verstärkungen! Die Wehrmacht verfügte 1940 neben den Fallschirmjägern (die zur Tarnung damals als 7. Fliegerdivision fungierten) auch über Luftlande-Einheiten. Noch im Westfeldzug war dies die 22. Luftlande Infanterie Division gewesen. Diese Division war nun weit weniger eine Spezialtruppe wie die Fallschirmjäger, als vielmehr eine Truppe die – wie es ein englischer Historiker gesagt hat – „gelernt hat, schnell in Flugzeuge einzusteigen und am Zielort auszusteigen und zu kämpfen“ (Erinnerungszutat). Dieses Zitat greift ein bisschen kurz, denn es war auch eine entsprechend leichte Ausrüstung erforderlich, die ebenfalls per Lufttransport verschoben werden konnte. Diese Division stand allerdings für den Einsatz in Kreta nicht zur Verfügung – anders als während des Westfeldzuges, wo sie auch als Luftlandeeinheit eingesetzt worden war. An ihrer Stelle wurden überwiegend Truppen der 5. Gebirgsdivision in dieser Eigenschaft verwendet. Die Gebirgsjäger waren in mehrerer Hinsicht für die Operation geeignet: Zum einen ist Kreta eine sehr gebirgige Insel und zum Anderen war die spezielle Ausrüstung einer Gebirgsdivision ebenfalls eher leicht und daher für den Lufttransport relativ gut geeignet – im Gegensatz etwa zu Panzern oder schwerer Artillerie. Letztlich waren es die als taktische Truppenkörper in den Flughäfen angelandeten Gebirgstruppen, welche dann die Entscheidung auf dem Boden erzwingen konnten. Nun konnten Einsätze über einen taktischen Rahmen heraus erfolgen und die Insel in Besitz genommen werden.

Besonders auffällig bei der Ausrüstung der 7. Fliegerdivision war gewiss ihre Artillerieabteilung, welche „Zirkus Schramm“ genannt wurde. Die Abteilung bestand nur aus leichten Geschützen und ihre Bespannung bestand nicht aus schweren Kaltblütern, wie bei der Infanterie üblich, sondern zumindest zum Teil aus Hundegespannen! Beides war der Anforderung nach geringem Gewicht und wenig aufwändigen Transportmöglichkeiten geschuldet. In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Geschütze von Gebirgsdivisionen auch interessant: Zumindest in Teilen besaßen deutsche Gebirgsdivisionen leichte Geschütze ohne Zuglafette, welche demontiert von Maultieren zum Einsatzort getragen werden konnten. Allgemein verstärkte sich nach den Erfahrungen auf Kreta der Ruf nach schwereren, auch für den Lufttransport geeigneten Waffen. Dazu gehörten vor allem rückstoßfreie Geschütze, die daher keine aufwändigen Lafetten benötigten. Es wurden solche Waffen in Form von Haubitzen, Kanonen und auch Panzerabwehrgeschützen entwickelt. Auch sollten die Fallschirmjäger verstärkt auch Waffen wie Maschinengewehre nicht erst nach der Landung aus Waffenbehältern zu bergen haben, sondern nach Möglichkeit bereits beim Sprung mit sich führen. Besonders die „alte Tante Ju“ – die Ju 52 war das Rückgrat des Transportwesens der Luftwaffe gewesen und erlitt auf Kreta bedeutende Verluste in Höhe von über 50%! Aber um bei späteren Luftlandungen auch schwere Waffen mitführen zu können, war bereits seit 1940 der Ruf nach schweren Lastenseglern laut geworden. Die dabei entwickelte Me 321 war allerdings zu schwer um von Standard-Flugzeugen geschleppt zu werden und kam auf Kreta nicht zum Einsatz. Es wurde eine motorisierte Version davon geplant, die später zur Me 323 „Gigant“ mit 6 Motoren ausgebaut wurde. Das größte Transportflugzeug des Krieges (abgesehen von Schwimmflugzeugen)! Allerdings stieß sich dieses Konzept mit der eigentlichen Idee des Lastenseglers. Ein Flugsaurier, der die Grenzen des Sinnvollen bereits überschritten hatte.

Im Übrigen wird beim Blick auf Kreta gerne das Schicksal der beiden improvisierten, maritimen Seestaffeln übersehen, die Silesia bereits kurz angesprochen hatte. Die Eroberung Kretas war keineswegs als reine Luftlandung geplant gewesen, sondern sollte durch geringe Seeversorgung ergänzt werden! Da die Wehrmacht im Mittelmeer 1941 verständlicherweise keinerlei Kräfte besaß, improvisierte man Transportvolumen aus vorgefundenem, in der Regel völlig unzureichendem, lokalen Zivilmaterial. Da die Vorbereitungszeit ohnehin extrem kurz war, war das Resultat dieser Bemühungen mehr als ungenügend. Zum Geleit forderte man italienische Marineeinheiten an und letztlich wurden die Schiffsansammlungen durch einzelne Torpedoboote der Regia Marina geleitet. Diese hatten freilich keine Chance gegen die britische Marine, welche diese Landungen erfolgreich verhindern konnte. Die deutschen Luftangriffe forderten allerdings erhebliche Verluste und zwangen die Royal Navy letztlich dazu, den Seeraum direkt bei Kreta zumindest am Tage möglichst zu meiden. Ohne den bewunderungswürdigen Einsatz des italienischen Torpedobootes Lupo (Spica-Klasse) wären die deutschen Verluste auf See noch größer geworden. Beide Seestaffeln wurden zerstreut und mussten fliehen.

Damit wäre erneut die Bedeutung der deutschen Luftüberlegenheit (oder“ Luftmonopol“ ) zur Sprache gekommen. Ohne dieses hätten die langsamen Transportflugzeuge kaum ungeschoren die Insel erreichen können. Der direkte, taktische Lufteinsatz ersetzte für die Luftlandetruppen die nicht vorhandene Artillerie, was besonders gegen die Feldbefestigungen der Briten verständlich ist. Weiterhin hielt die Luftwaffe die Royal Navy von einer dauernden Präsenz bei Kreta ab, deren Schiffsgeschütze sonst gewiss manches Wort auch in den Bodenkämpfen hätte sprechen können. Andererseits zeigte sich, dass auch die Lufthoheit nicht in der Lage war die Angriffe auf die Seestaffeln völlig zu verhindern. Ein Fakt, der nicht anders im Falle einer „Operation Seelöwe“ (der geplanten Landung in England) eingetreten wäre, wobei der britische See-Einsatz gewiss noch rücksichtsloser zu erwarten gewesen sein dürfte. Weiterhin war die Luftwaffe 1941 effektiver für den Einsatz gegen Seeziele vorbereitet, als dies nach Dünkirchen 1940 der Fall gewesen war. Der Erfolg auf Kreta war also nicht zuletzt den besonderen geographischen Bedingungen dort geschuldet. Wobei beide Seiten fern von ihren größeren Basen operieren mussten und die britische Seite so gut wie absolut auf ihre Luftwaffe verzichten musste. Jagdflugzeuge auf britischer Seite hätten gewiss gewaltige Verluste verursachen können: Nicht nur unter den Luftlandetruppen, sondern auch mit Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Luftwaffe in Bodenkämpfe einzugreifen oder gar die britische Flotte zu bekämpfen! Ganz ungeachtet davon, dass die Briten bereits vor der Landung davon Informationen erhalten hatten, während die deutsche Seite die Kräfte der Verteidiger ebenso unterschätzte, wie sie vom Kampfeswillen der Einheimischen überrascht wurde!
 
... An ihrer Stelle wurden überwiegend Truppen der 5. Gebirgsdivision in dieser Eigenschaft verwendet. Die Gebirgsjäger waren in mehrerer Hinsicht für die Operation geeignet: ...

Im Übrigen wird beim Blick auf Kreta gerne das Schicksal der beiden improvisierten, maritimen Seestaffeln übersehen, die Silesia bereits kurz angesprochen hatte. Die Eroberung Kretas war keineswegs als reine Luftlandung geplant gewesen, sondern sollte durch geringe Seeversorgung ergänzt werden! ...

Vorab: ich habe einen alten Beitrag mit den Verlusten auf Kreta wieder gefunden:
http://www.geschichtsforum.de/239046-post30.html

Zu den Gebirgsjägern: ungefähr 9000 der 5. Gebirgsdivision wurden angelandet, ein Teil über den Luftweg (der erst geöffnet werden mußte, wie Rurik oben bzgl. der Flugplatzes beschrieben hat), ein Teil über den Seeweg ab dem 23./24.1941, nachdem sich die Royal Navy unter den andauernden Luftangriffen zurückziehen mußte.

Ca. 7000 Gebirgsjäger waren für die ersten Schiffsstaffeln nach Kreta vorgesehen, was missglückte. Soweit ich die Literatur in Erinnerung habe, waren zunächst überhaupt keine Lufttransporte für die Gebirgsjäger vorgesehen. Diese Umdisponierung ergab sich in erst den ersten 24 Stunden der Operation, als die Lage für die gelandeten Fallschirmjäger kritisch wurde und die ersten Seetransporte gescheitert waren. Der Lufttransport war der einzige Weg, rasch weitere Kräfte zur Stabilisierung der Lage auf die Insel zu werfen.

Übrigens war die Invasion auf den Tag genau zuvor durch die Briten aufgeklärt, wobei auch die vorbereitenden Angriffe der deutschen Luftwaffe keine Zweifel ließen. Die Fallschirmjäger sprangen in eine voll präparierte Abwehr, was die rund 40% Ausfälle verursacht hat. Umso erstaunlicher ist, dass diese kritische Lage gedreht werden konnte, die Ursachen dafür sind aber bereits in mehreren Beiträgen angesprochen worden: die Luftunterstützung der Invasion.
 
Nach Glantz umfaßte die Luftlandebrigade 1940 gemäß Kriegsgliederung u.a. 11 kleine Panzer vom Typ T-38, rd. 3,3 Tonnen, die mit Flugzeugen TB-3 transportiert wurden. Sie gehörte zur "airlanded group" der Brigade, die im gesicherten Gebiet nachgeflogen werden sollte (was natürlich Flugfelder erfordert)

siehe auch:
T-38 tank - Wikipedia, the free encyclopedia

Die TB-3:
Tupolev TB-3 - Wikipedia, the free encyclopedia
dort gibt es auch ein Foto, allerdings mit einer Tankette.
Wenn du den deutschsprachign Wiki-Artikel anschaust; da hat es gleich im Titel ein Bild einer TB-3 beim Absetzen von Fallschirmspringern...


Gruss Pelzer

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Allgemein wurden im 2. Wk. auch noch Lastensegler verwendet; ob auh imFalle Kretas weiß ich grad nicht. Transportflugzeuge waren also schon Luxus. ;)

Auf Kreta wurden die kleine DFS-230 und die größere Gotha-242 eingesetzt. Beide gleich am ersten Tag. Sie flogen direkt ins Abwehrfeuer und erlitten sehr schwere Verluste.

"Man konnte tatsächlich sehen, wie der Einschuss das Flugzeug aufbrach und die Körper wie Kartoffelsäcke hinausfielen"
Hanson Baldwin, Schlachten des II. Weltkrieges
 
Wenn Nachahmung die ehrlichste Form des Lobes ist, dann waren die Briten des Lobes voll. 1941 haben die schlicht die deutschen Ausrüstungen abgekupfert.

Ein guter Hinweis.
Die alliierten Luftlandeaktionen sind nicht zu unterschätzen, zB die verschiedenen Operationen auf Sizilien 1943, sodann die Normandie 1944.

Als zu hoch gestecktes Ziel kann wohl die letzte Großlandung, Arnheim 1944, einschätzen.
 
Ein guter Hinweis.
Die alliierten Luftlandeaktionen sind nicht zu unterschätzen, zB die verschiedenen Operationen auf Sizilien 1943, sodann die Normandie 1944.

Als zu hoch gestecktes Ziel kann wohl die letzte Großlandung, Arnheim 1944, einschätzen.

Die letzte Großlandung (und meines Wissens der größte Fallschirmspringereinsatz überhaupt) war doch Operation Varsity bei Wesel in den Endkämpfen am Rhein.

Obwohl die Operation gegen stark unterlegene Kräfte erfolgreich war, gab es auch in diesem Fall später relativ viel Kritik. Zum einen wurde sie nach den geglückten Übergängen bei Remagen und Oppenheim als strategisch überflüssig betrachtet. Zum anderen ware auch hier - gegen schwache deutsche Kräfte - die Verluste relativ hoch.
 
Was wir bisher noch gar nicht hatten, sind die japanischen Operationen. Die bekannteste dürfte der Angriff auf Palembang sein. Der ist aber mit einer so lächerlich kleinen Truppe durchgeführt worden, dass man fast von einer Kommandoaktion sprechen kann:

The battle for Palembang

Der Haupteffekt war dabei anscheinend das Chaos das im feindlichen Hinterland verursacht wurde.

Es wurden noch bis relativ spät solche kleine Angriffe geführt:

Pacific Wrecks - Japanese Paratrooper Attack on Leyte December 7, 1944
 
Die letzte Großlandung (und meines Wissens der größte Fallschirmspringereinsatz überhaupt) war doch Operation Varsity bei Wesel in den Endkämpfen am Rhein.

Danke für den Hinweis, hatte ich nicht mehr auf dem Radar :winke:
Die Operation - obwohl unter relativ günstigen Bedingungen, was den Zustand des Gegners angeht - zeigte wieder Risiken einer solchen Großlandung.


Um die Größenordnung zu zeigen:
1.696 Transportflugzeuge mit 1.348 Gleitern, 21.680 Soldaten in der Welle, gefolgt von 240 B-24 Liberator mit 582 Tonnen Versorgung im Fallschirmabwurf. 889 Jäger in der Eskorte, weitere 2.153 Jäger in einem räumlich größeren "protective umbrella", dazu koordiniert 2.596 B-24 und B-17 und 821 mittlere Bomber im Tages-Angriff auf Flugplätze, Brücken, Transportwege.

Die US-Army-Historie spricht bzgl. der reinen Durchführung von einem "impressive success". Bis 12.30 Uhr waren alle Landungen durchgeführt (allein die 17. LL-Division startete von 12 Flugfeldern rund um Paris, die 6. (brit.) LL-Division von Flugplätzen in England), über 100 Tonnen Munition, 695 Fahrzeuge und 113 Geschütze verfügbar. Im Verlauf wurden gegen schwachen Widerstand rund 3.500 Gefangene gemacht, die 84. (deut.) ID leistete bis auf den kleinen Kessel von Diersfordt kaum Gegenwehr.

Die Ausfallzahlen sind verzerrt: die Verluste am ersten Tag betrafen im Wesentlichen Verwundete aufgrund der Landungsunfälle, 3/4 der zunächst Vermißten tauchte in den nächsten Tagen wieder auf. Bei über 21.000 abgesetzten Soldaten und einigen Tausenden in den Flugzeugen und Gleitern verlor die 17. (US-)LL-Division am ersten Tag 400 Mann (K/M), die Lufteinheiten weiter 200.

50 Gleiter und 44 Transportflugzeuge waren zerstört, Landungsunfälle und Flak sorgten für 332 beschädigte Gleiter (1/4). Die Tiefflug-Versorgungsflüge durch die B-24 wurden gegen den Preis von 15 Abschüssen erbracht.
MacDonald, US-Army in WW II, European Theater of Operations, The Last Offensive.

Mit Kreta ist das kaum zu vergleichen.
 
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