Teilkapitulation am 5.5.45 Raum Nord und Dänemark

Köbis17

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In der Biographie des Zerstörers Z 20 (Karl Galster) habe ich von einer Teilkapitulation gelesen.
Bei Verhandlungen am 02.05.45 zwischen dem neuen Ob.D.M. GenAdm. v. Friedberg und Montgomery wurde eine Teilkapitulation für den Raum Nord incl. Dänemark auf den 05.05.45 um 8:00 Uhr festgelegt.
Grund für diese Aktion war das Freibekommen von verfügbaren Schiffen für den Abtransport bzw. Rettungsaktionen von Flüchtlingen und Wehrmachtsangehörigen aus dem Osten. Es konnten 2 Aktionen gestartet werden, bei der allein bei der ersten 43.000 Menschen evakuiert wurden und die 2. erfolgte sogar noch nach der Gesamtkapitulation am 9.5.45.

Wie haben die Sowjets diesbezüglich auf solche Absprachen bzw. Teilkapitulationen von den westlichen Alliierten reagiert?
Und was bewegte die Briten, dieser Teilkapitulation und den dt. Marineaktionen zu zustimmen?
 
Ich denke, die Sowjetunion war "nicht amüsiert". Hatte sie doch zwischen 1941 und dem Juni 1944 die Hauptlast des Krieges gegen das Deutsche Reich getragen. Deshalb wurde die von Generaloberst Jodl in Reims unterzeichnete Kapitulation einen Tag später in Berlin-Karlshorst wiederholt; Generalfeldmarschall Keitel setzte seine Unterschrift unter die Kapitulationsurkunde.

Ob die Sowjetunion von der Waffenruhe in Dänemark wusste, ist mir nicht bekannt.

Es gab aber schon in Norditalien eine Art "Teilkapitulation", also eine Waffenruhe zwischen den Westmächten und dem Deutschen Reich.

Ich vermute, dass sich hier schon die Spaltung der Koalition gegen Hitler abzeichnete.

Bodo Scheurig behandelt in seiner Biographie über Alfred Jodl die Waffenruhe in Norddeutschland ganz kurz. Montgomery soll gegenüber Friedeburg, dem neuen Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, angedeutet haben, er sei "kein Unmensch". Montgomery war wohl bereit, deutschen Flüchtlingen aus dem Osten noch die Möglichkeit zur Flucht zu geben (Bodo Scheurig, Alfred Jodl. Gehorsam und Verhängnis, Berlin, Frankfurt/M 1991, S. 330).
 
Das hängt ganz davon ab, was als Entfremdung zu verstehen ist. Das sowjetische Verhalten beim Warschauer Aufstand hat sicherlich zu einigen Verstimmungen zwischen den Alliierten geführt. Aber das hatte auch die schlechte Behandlung britischer Seeleute in den sowjetischen Nordmeerhäfen, oder die späte Eröffnung einer zweiten Front im Westen. Roosevelt und Stalin verstanden sich prächtig, da fielen auch einige Streitfragen nicht in so großem Maße ins Gewicht, als dass sie die Waagschale aus der Balance bringen konnten. Da war schon das Verhältnis Churchill - Roosevelt angespannter. Ich halte es für überaus bedeutend, dass dieses gute Verhältnis zwischen Stalin und Roosevelt 1945 kurz vor Kriegsende zerbrach. Naja, und Deutschland als gemeinsamer Feind war ja wenig später dann auch weggefallen.
 
Vorab ist wesentlich, dass es sich nicht um eine Teilkapitulation "des Deutschen Reiches" gehandelt hat, sondern um nachgeordneter begrenzter militärischer Gliederungen.

Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, ist in unterschiedlichem Umfang auch im Kriegsverlauf schon vorgekommen, und war keineswegs der Ersatz für die von den Alliierten fest geforderte "unconditional surrender" des Deutschen Reiches, für die man Wert darauf legte, dass sie von der obersten militärischen Führung (OKW) erklärt werden sollte.

Bereits bei der Unterzeichnung der Kapitulation im Westen (kurz vor der im Osten) hat daher auch ein sowjetischer Vertreter mit unterschrieben und die Kapitulation mit entgegen genommen. Hier versuchte die deutsche Seite zuvor in den Verhandlungen, den Alliierten Block zu sprengen, und zwischen Ost und West eine Zeitdifferenz von 4 Tagen herauszuholen. Das lehnte Eisenhower ab, und Stalin bestand von vornherein neben der Unterzeichnung im Westen um eine Unterzeichnung für den Osten durch Shukow. Daraus ergaben sich zwei Termine.

Zurück zur "Teil"Kapitulation für den Bereich Nord und Dänemark: die bezog sich wie dargestellt auf bestimmte Verbände, und war von deutscher Seite begrenzt auf "Waffenniederlegung" und Kampfeinstellung gegenüber der "Heeresgruppe Montgomery" in den Niederlanden, Norddeutschland und Dänemark. Die Motive sind vermutlich vielfältig: es spielte aber auch die Rückholung des Wehrmachtspersonals aus Norwegen und Dänemark eine Rolle, fast 1 Mio. Daneben ging es um die Ostfront, hier hatte man die Illusion, die Kämpfe noch etwas verzögern zu können und Eakuierungen weiterlaufen zu lassen, mglw. aber auch, weitere Zerstörungen in Norddeutschland zu verhindern.

Bezüglich der Teilkapitulation ergab sich auch die groteske Situation, dass Kämpfe gegen die Amerikaner in Süddeutschland weiterliefen, und im Norden zT eingestellt wurden.
 
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