Tlumanczyk am 23.04.1944

T

Tirpitz

Gast
Hallo zusammen.

Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen, möchte meine liebe Familie die eigene Chronik aufarbeiten und hat mich um Mithilfe gebeten, da ich mich in der Geschichte des WKII etwas auskenne. Leider komme ich aber gerade diesmal nicht wirklich weiten und hoffe, dass es hier vielleicht ein paar Spezialisten gibt...

Mein "Opa" ist am 23.04.1944 in einem Gefecht bei Tlumaczyk (östlich Ottynia - früher Polen - heute Ukraine) gefallen. Alles was ich dazu bislang herausfinden konnte ist, dass er in der 1. Ungarischen Armee und wahrscheinlich in der 16. Ungarischen Infanterie Division gekämpft hat. In diesem Zeitraum stand ihnen wohl die 18. Sowjetische Armee gegenüber. Viel mehr ist darüber nicht zu finden. Er hat sogar die "silberne Tapferkeits Medaille" erhalten.

Vielleicht gibt es hier ja jemanden, der etwas mehr herausbekommt?! Mich würde interessieren, was an diesem Tag dort wirklich los war und welche Einheiten sich gegenüber gestanden haben.

Schon mal vielen Dank!
 
Alles was ich dazu bislang herausfinden konnte ist, dass er in der 1. Ungarischen Armee und wahrscheinlich in der 16. Ungarischen Infanterie Division gekämpft hat. In diesem Zeitraum stand ihnen wohl die 18. Sowjetische Armee gegenüber.

Am 20.4.1944 bewegte sich die sowjetische 18. Armee östlich Stanislau (heute: Ivano-Frankivsk) über den Dnjestr und bildete einen Brückenkopf (Mariampol abwärts (dort liegt auch Tlumaczyk) - Gorodenka - Tschernowitz).

Gegen diesen Vorstoß stand die 1. Ungarische Armee, Bestandteil der deutschen Heeresgruppe Nordukraine. Das VII. ungarische Armeekorps umfasste die 16. und 18. ungarische Division.

Ende April 1944 führten diese ungarischen Verbände mehrere Tage Gegenangriffe durch, um die sowjetischen Truppen zwischen Pruth und Dnjestr wieder über letzteren Fluss zurückzudrängen. Das Todesdatum lässt darauf schließen, dass Dein Großvater bei diesen Kämpfen gefallen ist.

Zu dem ungarischen Armeekorps ist eine Gliederung zu finden:
VII. Armeekorps, Kommandeur: General Istvan Kiss
18. Reserve-Division (Vasvary)
16. Infantrie-Division: (Lengyel)
 
Eine Korrektur:

Die Angabe der sowjetischen "18." Armee könnte eine Verwechselung sein. Auf den Lagekarten des Sammelwerkes "Großer Vaterländischer Krieg" wird diese Gruppierung im April 1944 nördlich von Brody ausgewiesen. Bei der Angabe kann es sich natürlich auch um einen Fehler handeln.

Um den 20. April befand sich vielmehr die "38." Armee von Moskalenko (Buch: "In der Südwestrichtung", Band 2) westlich des Dnjestr zur Flankendeckung der sowjetischen 1. Panzerarmee, die Tschernigow im Süden erreicht hatte. Moskalenkos Buch berichtet von den schweren Kämpfen, ua. gegen ungarische Einheiten östlich Stanislaw nach der Dnjestr-Überquerung, und nennt auch die Truppenverbände des 7. ungarischen Korps als Gegner.

Gegen Ende April ist demnach die 18. Armee in diesen Gefechtsbereich einbezogen worden. Moskalenko schreibt hierzu, dass sein "rechtes Flügelkorps" der 18. Armee unterstellt worden ist. Die sowjetischen Truppen gerieten hier durch die Gegenstöße in eine Krise, und mussten 30-50 km zurückgenommen werden.

Das Buch von Hinze (Rückzugskämpfe in der Ukraine 1943/44) enthält eine Lagekarte Mitte April 1944, in der die südlich Stanislaw herangeführten ungarischen Verbände vermerkt sind.

Der Kontext dieser schweren Kämpfe ist der Ausbruch aus dem so genannten "Hube-Kessel":
Kamenets-Podolsky Pocket - Wikipedia, the free encyclopedia

Südlich des Dnjestr waren die ungarischen Verbände eingesetzt worden, nördlich davon das II. SS-Panzerkorps sowie einige deutsche Infanterie-Divisionen. Der Hube-Armee gelang der Ausbruch, das "Loch" zwischen der deutschen 1. und 4. Panzerarmee östlich Stanislaw/südlich Tarnopol in grober Linie zwischen Gorodenka/Dnjestr und Buczacz/Strypa wurde wieder geschlossen.

Die Lagekarten im Wiki-Artikel geben dazu einen Überblick.
 
Moskalenko liegt richtig, das GVK-Werk enthält einen Fehler.

Inzwischen habe ich eine Lagekarte vom 21.4. im Niehorster, Royal Hungarian Army, gefunden. Die beantwortet alle Fragen, die Karte reiche ich nach.


EDIT: Lagekarte aus Niehorster, S. 124.
 

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