Vesuvausbruch März 1944 - Einfluss auf den Krieg in Italien?

El Quijote

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800px-Mt_Vesuvius_Erupting.jpg

Auf dem obigen Bild sind amerikanische Bomber vor dem Hintergrund des ausbrechenden Vesuv 1944 zu sehen.

Im Wikipedia-Artikel zum Vesuv steht über den Ausbruch 1944:
Auf dem Militärflugplatz Pompeii Airfield in Terzigno zerstörten die Tephra-Niederschlage etwa 80 B-25-Bomber der United States Army Air Forces. Dies war der größte Verlust an Maschinen, den die 340th BG der in Südeuropa stationierten 12th USAAF im Zweiten Weltkrieg erlitt.​
Im englischen Wikipedia-Artikel heißt es:
Estimates ranged from 78 to 88 aircraft destroyed.
Nach der Operation Avalanche, welche die Deutschen in dem Sinne überraschte, dass die Allierten weiter südlich als erwartet von Sizilien (und Afrika) nach Italien übersetzen, konnte sich im Herbst 1943 ein System gestaffelter Linien :grübel:stabilisieren :grübel:*, die zwischen Neapel (die Einnahme Neapels war eines der Hauptziele der Operation Avalanche) und Rom Italien einmal quer schnitt.

*stabilisieren passt eigentlich nicht, die Allierten rückten eben langsamer vor

Mit der Eroberung Neapels lag nun auch der Vesuv, der ostsüdöstlich der Stadt liegt, im Herrschaftsgebiet der Allierten.

Welchen Einfluss nahm der Vesuvausbruch und die vorausgehenden Erdbeben auf den Kriegsverlauf (es geht hier rein um die Mikroebene, keine Makroebene)?
- Banden Aufräumarbeiten und Versorgung der Bevölkerung des Umlandes alliierte Truppen?
- Bezog die deutsche militärische Führung Erdbeben und Vulkanausbruch in ihre Planungen mit ein?
- Wurden solche Planungen umgesetzt/versucht umzusetzen?
- Hatte der Ausbruch Auswirkungen auf die Nachschubinfrastruktur der Alliierten?
- Wie sehen oben ein Foto mit Fliegern. Wir alle erinnern uns an den Eyjafjallajökull, der 2010 den transatlantischen und z.T. auch innereuropäischen Flugverkehr lahmlegte: wie war das im März '44? Beeinträchtigte der Vulkanausbruch deutsche oder alliierte Luftangriffe auf den jeweiligen Gegner (abgesehen von den Zerstörungen in Terzigno)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein sehr interessantes Thema :yes:. Leider habe ich nichts dazu finden können - nur einen Satz:

"Danach zeigte der Vesuv seinen Zorn nur noch ein einziges Mal - 1944, als eine Eruption die Flugzeuge auf den amerikanischen Kriegsstützpunkten rund um Neapel zu einer Einsatzpause zwang und Heere heimatloser Flüchtlinge mit ihren Haustieren und anderen Habseligkeiten die schmalen Wege heruntergeströmt kamen." (Quelle: "Hausarbeiten.de")

Oder eine Erweiterung zu Wiki: Vesuvio
 
...
- Wie sehen oben ein Foto mit Fliegern. Wir alle erinnern uns an den Eyjafjallajökull, der 2010 den transatlantischen und z.T. auch innereuropäischen Flugverkehr lahmlegte: wie war das im März '44? Beeinträchtigte der Vulkanausbruch deutsche oder alliierte Luftangriffe auf den jeweiligen Gegner (abgesehen von den Zerstörungen in Terzigno)?

Die Auswirkungen werden auf die Propellermühlen geringer gewesen sein, ein Teil der Probleme entstand durch das Schmelzen der Partikel mit anschließender Anlagerung an die Turbinenschaufeln :
Vulkanasche kann Triebwerke zum Schmelzen bringen

Außerdem wird natürlich eher zivile Luftfahrt aus Sicherheitsgründen stillgelegt, als dass mitten in einem Weltkrieg Angriffsflüge wegen zu hohen Risiken abgesagt werden.
Ich vermute, die zivile Luftfahrt über Europa hätte durch den Vulkan geringere Verluste gehabt als die Bomber normalerweise durch Flakfeuer u.ä..
Von daher wäre wohl höchstens eine Randnotiz über häufigere Triebwerksausfälle zu erwarten (welche z.B. die B-17 ja gut wegstecken konnte)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin kein Techniker, ich weiß lediglich, dass die Flugzeugmotoren damals Sauerstoff benötigten, dass beispielsweise Flugzeuge, die durch die Rauchschwaden brennender Städte flogen, Probleme bekamen und ggf. trudelten oder sogar abstürzten.

Hinzu kommt, dass der Vesuv ja quasi der Namensgeber für die plinianische Eruption ist (Plinius d. J. beschreibt Tacitus in einem Brief auf dessen Nachfrage über den Tod seines Onkels, P. d. Ä. den Vesuvausbruch, daher plinianisch).
Bei der plinianischen Eruption - es gibt außerdem den strombolianischen Eruptionstyp, nach der liparischen Vulkaninsel Stromboli - wird die Vulkankuppe abgesprengt und bis zu 30 km wird die Vulkanasche, die dann als Bims wieder niederregnet, in die Luft geschleudert. Das kann Stunden oder gar Tage dauern.
 
Die Auswirkungen werden auf die Propellermühlen geringer gewesen sein, ein Teil der Probleme entstand durch das Schmelzen der Partikel mit anschließender Anlagerung an die Turbinenschaufeln :
Vulkanasche kann Triebwerke zum Schmelzen bringen

Moin

Für den nordafrikanischen Kriegsschauplatz mussten die Maschinen mit speziellen Filtern gegen Sand und Staub ausgerüstet werden.
Daher würden auch Kolbenflugzeuge, so sie kein Filter haben, in einem Ascheregen Probleme bekommen.
 
Dies war der größte Verlust an Maschinen, den die 340th BG der in Südeuropa stationierten 12th USAAF im Zweiten Weltkrieg erlitt.[/INDENT]Im englischen Wikipedia-Artikel heißt es:
Estimates ranged from 78 to 88 aircraft destroyed.​


Es dauerte etwas, da querzulesen und Auswirkungen zu finden.

Zur Luftwaffe:
Die war in der Phase ab März 1944 ohnehin nur sporadisch tätig, Auswirkungen habe ich da nirgends finden können. Tageinsätze im allierten Rückraum gab es ohnehin kaum, höchstens ein paar Höhenaufklärer, oder Nachtaktivitäten.

Zu USAAF:
Wenige Tage nach dem Ausbruch startete ua. Operation Strangle, im Prinzip die Bombardierung der Verkehrslinien nördlich Rom bis Linie Pisa-Adria. Direkte Auswirkungen sind nicht zu finden, allerdings war die Aktion ungefähr an der Hälfte der Tage durch "schlechtes Wetter" unterbrochen. Das hat aber wenig zu bedeuten, kann auch der Jahreszeit zuzuschreiben sein, da das auch für Februar/März vor dem Ausbruch galt. Jedenfalls findet man keine Auffälligkeiten, die unmittelbar auf Einschränkungen der taktischen Einsätze gegen Bodenziele der 12. USAAF oder strategischen Bombardierungen der 15. USSAF gegen Ziele weiter nördlich hindeuten.

Zu den Verlusten und im Netz kursierenden Angaben:
Am Vesuv befand sich einer der 8 wichtigsten Flughäfen (Pompeji Airfield) der taktischen Luftstreitkräfte, die Einsätze nach Norden flogen.

US-Pioniere, u.a. das 815th EAB, waren dort nach dem Ausbruch eingesetzt, um die 82 durch den Ascheregen "immobilisierten" und auch durch heiße Asche beschädigten B-25 wieder freizukriegen. Die Gruppe verlegte dann auch 3 Wochen später nach Sardinien.

Es handelt sich hier nicht um "Totalverluste", sondern um den durch den Ascheregen überdeckten Flugplatz mit den B-25, insbesondere aber den unbenutzbaren Startbahnen.
Bei solchen Augenzeugenberichten sollte man daher skeptisch sein, wenn sich keine Bestätigung in der Literatur findet, die sich auf die Archive stützt:
The Eruption of Mount Vesuvius

Angaben in den Verlustlisten zB in den Baunummern aus 1943 (B-25) habe ich nicht gefunden. 1942er und 1944er Ablieferungen habe ich daraufhin nicht mehr durchsucht.

Brookes, Air War Over Italy, erwähnt das ebenfalls nicht, auch nicht Molony, The Mediterranean and Middle East, Band V und VI/1.

Craven/Cate, History USAAF, Band VII, S. 262, erwähnen nur das Ausfliegen der wohl reparierten B-25 nach Räumen der Startbahnen.​
 
Moin

Für den nordafrikanischen Kriegsschauplatz mussten die Maschinen mit speziellen Filtern gegen Sand und Staub ausgerüstet werden.
Daher würden auch Kolbenflugzeuge, so sie kein Filter haben, in einem Ascheregen Probleme bekommen.

Ja, ich hatte auch auf dem Schirm dass die ja auch in Afrika geflogen sind und von daher Sand und Staub aushalten mussten.
Dass sie dafür mit speziellen Filtern ausgerüstet wurden wusste ich nicht. Als alter Mopedschrauber gehe ich immer davon aus, dass irgendein Filter ohnehin da sein muss :)
 
Ja, ich hatte auch auf dem Schirm dass die ja auch in Afrika geflogen sind und von daher Sand und Staub aushalten mussten.
Dass sie dafür mit speziellen Filtern ausgerüstet wurden wusste ich nicht. Als alter Mopedschrauber gehe ich immer davon aus, dass irgendein Filter ohnehin da sein muss :)

Der Sandfilter einer Bf109 G-2 Trop
 

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US-Pioniere, u.a. das 815th EAB, waren dort nach dem Ausbruch eingesetzt, um die 82 durch den Ascheregen "immobilisierten" und auch durch heiße Asche beschädigten B-25 wieder freizukriegen. Die Gruppe verlegte dann auch 3 Wochen später nach Sardinien.

Es handelt sich hier nicht um "Totalverluste", sondern um den durch den Ascheregen überdeckten Flugplatz mit den B-25, insbesondere aber den unbenutzbaren Startbahnen.
Bei solchen Augenzeugenberichten sollte man daher skeptisch sein, wenn sich keine Bestätigung in der Literatur findet, die sich auf die Archive stützt:
The Eruption of Mount Vesuvius

Angaben in den Verlustlisten zB in den Baunummern aus 1943 (B-25) habe ich nicht gefunden. 1942er und 1944er Ablieferungen habe ich daraufhin nicht mehr durchsucht.

Brookes, Air War Over Italy, erwähnt das ebenfalls nicht, auch nicht Molony, The Mediterranean and Middle East, Band V und VI/1.

Craven/Cate, History USAAF, Band VII, S. 262, erwähnen nur das Ausfliegen der wohl reparierten B-25 nach Räumen der Startbahnen.

Wenn man die Bilder sieht, fällt es schwer zu glauben dass die Maschinen wieder flugtauglich gemacht worden sind, zumindest mit den Mitteln die man auf einen Frontflughafen zur Verfügung hatte.
 
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