Wie verfolgt man den Einsatz eines Soldaten?

La Francaise

Neues Mitglied
Liebe Forumsmitglieder,

wie kann man herausfinden, in welchen Einheiten ein Soldat in der Wehrmacht diente? War er immer bei der gleichen Einheit? Oder konnte er "versetzt" werden? Ich müsste wissen, wenn jemand bei der xy-Einheit war, ob er mit dieser den Kriegsverlauf mitmachte oder eben auch in eine andere Einheit kommandiert werden konnte.
Und wo kann ich herausfinden wie die Gliederung war? Habe diverse Seiten gefunden, aus denen zwar die Heeresgruppen, Armeen, Armeekorps, usw. hervorgehen, aber hat mir nicht wirklich weitergeholfen. Ich müsste wissen, wie sich die Wehrmacht aufstellte, z.B. was ist die kleinste Einheit (ein Zug?), die darauffolgende usw. Habe nicht wirklich Ahnung, wie sich z.B. eine Division zusammensetzt etc. Bezieht sich alles auf´s Heer.
Würde mich freuen, wenn mir jemand weiterhelfen kann.
(Ich recherchiere für ein Manuskript).

Vielen Dank vorab.
La Francaise
 
Ich vermute, der Fragestellerin geht es nicht um eine bestimmte Person, sondern um die üblichen oder typischen Zuordnungsverläufe.
 
Klar konnte man versetzt werden. Zum Beispiel,wenn man verwundet wurde, nach dem Lazarett zu einer anderen Kompanie, wenn von der alten nichts mehr übrig war. Oder man Lehrgänge gemacht hat in einer anderen Kompanie mit dann neuen Aufgaben.
Guck Dir mal bei Tante Wiki mal die Viten von Offizieren aus dem 2. Weltkrieg an. Da gibt es auch zu einigen von "Gemeinen" Soldaten die entsprechenden Einträge.

Apvar
 
Und wo kann ich herausfinden wie die Gliederung war? Habe diverse Seiten gefunden, aus denen zwar die Heeresgruppen, Armeen, Armeekorps, usw. hervorgehen, aber hat mir nicht wirklich weitergeholfen. Ich müsste wissen, wie sich die Wehrmacht aufstellte, z.B. was ist die kleinste Einheit (ein Zug?), die darauffolgende usw. Habe nicht wirklich Ahnung, wie sich z.B. eine Division zusammensetzt etc. Bezieht sich alles auf´s Heer.

Hallo La Francaise, willkommen im Forum. :winke:

Ich bin bei dem Thema absolut kein Experte, aber vielleicht hilft Dir dieser wiki-Artikel weiter. Wenn ich das richtig verstanden habe, war ein Zug die kleinste Einheit, gefolgt von der Kompanie, dem Batallion, dem Regiment und dann der Divison. Wobei wohl - je nach Aufgabe - nicht jede Kompanie einem einzelnen Batallion oder Regiment zugeordnet war. Vielleicht könnten Forianer mit mehr Ahnung einmal kurz den Artikel überfliegen. Es wäre nicht das erst Mal, dass wiki falsch informiert. Oder auch wenn ich hier Mumpitz verzapft habe, bitte ich um Korrektur.
 
Ugh Valencia schrieb:
Wenn ich das richtig verstanden habe, war ein Zug die kleinste Einheit, gefolgt von der Kompanie, dem Batallion, dem Regiment und dann der Division.
Die kleinste Einheit - noch unter dem Zug - war die Gruppe. Diese hatte einen Unteroffizier als Gruppenführer.

Der Zug ist hier beim Wiki-Artikel meines Erachtens zu wichtig beschrieben. In der Praxis dürfte die jeweilige Kompanie für den Soldaten wichtiger gewesen sein. Verwaltung / Geldzahlungen fand auf Kompanie-Ebene statt. Jeder Soldat wird mit dem entsprechenden Kompanie-Feldwebel ( = Spieß ) seine eigenen Erfahrungen gemacht haben.

Der Zug hatte seine taktische Bedeutung. Aber mir ist in zeitgenössischen Berichten noch nie aufgefallen, dass man einem Infanterie-Zug als selbständige Einheit besonders erwähnt hätte.

Wenn ein Infanterist seine Einheit benannt hatte, schrieb er

5. / II. / IR 9

Damit sagte er, dass er der 5. Kompanie des II. Battaillons des Infanterieregiments 9 angehörte. Unter der Kompanie-Ebene wurde das meines Erachtens nicht definiert. Wobei natürlich im Alltag jeder Soldat seinen Zugführer gekannt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

die genauste Auskunft über einen Soldaten gab für gewöhnlich das Soldbuch.

Im 2.Wk waren versetzungen in andere Einheiten ( zumindest in den unteren Rängen) relativ selten.Selbst nach Uffz- oder Offz-Lehrgängen kamen die Soldaten meist in ihre Stammheinheit ( BTL) zurück.

Mögliche Versetzungsgründe:

-der "Heldenklau":
Nach besonders schweren Verlusten, in Verbindung mit zu wenig Ersatz wurden oft die Stäbe durchkämmt und alles entbehrliche Personal zur Truppe verlegt.Im Sprachgebrauch des landsers damals scherzhaft "Heldenklau" genannt.

-Gründung neuer Einheiten:
Nach Gründung neuer Einheiten wurde zuweilen erfahrenes Personal dazuversetzt.

-Auflösung von Einheiten:
Zerschlagene Einheiten wurden zuweilen aufgelöst und die noch bestehenden Reste anderen Truppen angeliedert/einverleibt.

-Alarmeinheiten:
In Krisenfällen wurden an betroffenen Standorten sogenannte Alarmeinheiten gebildet.
Diese bestanden aus allen verfügbaren Soldaten in der Umgebung,Stabs-/Versorgungssoldaten,Urlauber,Feldersatz u.ä., also alles was greifbar war.
Diese wurden zu Einheiten zusammengepackt und vor den Gegner geworfen.
Diese Einheiten hatten allerdings nur vorrübergehenden Charakter.
 
Vor längerer Zeit hab ich mich mal mit der Gliederung befasst und sie mir aus diversen Lexikas zusammengestoppelt, hier meine Notizen die die grobe Gliederung zeigen:

  • Die unterste Gliederung ist der Trupp, er wird geführt von einem Unteroffizier oder einem erfahrenen Mannschaftsdienstgrad und umfaßt 2 bis 6 Soldaten.

  • Alternativ gibt es auch die Gruppe, sie wird von einem Unteroffizier befehligt und stellt eine "Kampfgemeinschaft" dar, bestehend aus z.B. 2 Panzern oder einem Schützenpanzer + Besatzung von 8 bis 12 Infantristen.

  • Das nächst größere ist der Zug, bestehend aus 3 bis 4 Gruppen oder mehreren Trupps (bis zu 10), insgesamt etwa 15 bis 60 Mann. Kommandiert wird der Zug von einem Feldwebel, Leutnant oder Oberleutnant.

  • Eine Einheit setzt sich aus Teileinheiten (3 bis 4 Züge) zusammen und wird von einem Hauptmann befehligt.

  • Die kleinste taktische Einheit ist die einem Hauptmann, seltener einem Major unterstehende Kompanie mit ca. 150 Mann und ist unterteilt in Züge und Gruppen (Fähnlein). In der Luftwaffe nennt sich das Kompaniependant Staffel und hat 9 bis 18 Maschinen. Bei der Artillerie ist die entsprechende Bezeichnung Batterie mit 4 bis 6 Geschützen.

  • Ein Verband besteht aus mehren Einheiten

  • Einem Major untersteht das Batallion, es ist der kleinste Verband mit 3 bis 5 Einheiten (Kompanien oder Batterien) und mit 400 bis 800 Mann. In der Luftwaffe wird es Gruppe genannt, bei der Artillerie Abteilung.

  • Der Oberst, evtl. auch der Oberstleutnant, seltener der Major befehligen das Regiment. Dies ist der größte Verband aus Truppenkörpern einer Waffengattung, mit 2 bis 4 Batallionen. Bei der Infantrie umfasst es 3000 Mann. In der Luftwaffe ist es das Geschwader, bestehend aus 2 Fliegerstaffeln, einer Fliegerhorstgruppe und einer technischen Gruppe.

  • Befehlshaber der Brigade ist der Generalmajor, sie ist der kleinste Großverband, bestehend aus selbstständigen Einheiten verschiedener Truppengattungen und kann selbstständig operieren.

  • Der Generalleutnant oder der Generalmajor ist Kommandeur der Division. Das ist ein Verband aus mehreren Truppengattungen und umfasst meist 3 Regimenter oder bis zu 5 Brigaden.

  • Der nächsthöhere Rang ist der General. Zur Rangbezeichnung gehört noch ein Zusatz mit der jeweiligen Waffengattung die in seinem Korps vorherrscht, also: "General der Panzertruppen" oder "General der Infantrie" oder "General der Luftwaffe" etc. Ihm untersteht ein Armeekorps. Das ist ein Großverband aus 2 bis 5 Divisionen + Korpstruppen (Verbände und Einheiten der Kampfunterstützung, z.B. Logistik oder besondere Aufgaben)

  • Oberbefehlshaber größerer Heereskörper ist der Generaloberst, er befehligt beispielsweise eine Armee. Das ist ein aus einem oder mehreren Armeekorps + einer größeren anzahl Armeetruppen bestehender Großverband unter einem einheitlichen Oberbefehl.

  • Eine Heeresgruppe besteht aus mehreren Armeen.

Das ist eine grobe Übersicht, in der Realität, speziell was die kommandierenden Offiziere anbelangt, kann es hier und da auch abweichen, da mit Fortschreiten des Krieges sich die Personalsituation durch Gefallene und Verwundete änderte.

Detaillierte Informationen zu konkreten Einheiten und Verbänden und deren Militärhistorie finden sich im Lexikon der Wehrmacht.


Mit der Feldpostnummer eines Soldaten läßt sich herausfinden bei welcher/welchen Einheite(n) er war.
 
@ Kronos: Genau das habe ich gesucht! Das ist Gold wert für mich! Ganz herzlichen Dank!!!!

@Rhys: Das sind auch sehr wichtige Hinweise. Bei mir geht es um einen (fiktiven) Offizier. Es war also möglich, dass er durchaus auch zu einer anderen Truppe kommandiert wurde. Besten Dank!!!
 
Infos zur Wehrmachtsangehörigkeit

Werte Damen und Herren,

ich möchte den Wertegang meines Großvaters bei der Wehrmacht und im Krieg erforschen.
Leider habe ich keinerlei Anhaltspunkte, bei welcher Einheit er gedient hat, sich weiß nur, daß er schon vor Kriegsbeginn bei der Wehrmacht diente und bei Smolensk verwundet wurde.

Können Sie mir hier mit Informationen weiterhelfen, wie ich an diese Daten gelangen kann?
 
Die Abfrage hat sehr gute Erfolgschancen und liefert idR einen lückenlosen Bericht über die Zuordnung zu Wehrmachtseinheiten.

Allerdings geht die Bearbeitungszeit von einigen Monaten bis auch mal ein Jahr. Man braucht also etwas Geduld.
 
Die Abfrage hat sehr gute Erfolgschancen und liefert idR einen lückenlosen Bericht über die Zuordnung zu Wehrmachtseinheiten.

Kann man diese Abfrage auch machen, wenn man einfach nur neugierig ist, auch wenn der Gesuchte weder verschollen, verwundet noch gefallen ist? Ich würde gerne mehr über meinen Opa erfahren, der u.a. auch in Norwegen war - meine Oma geht allerdings stramm auf die Hundert zu und kann mir zu Einheiten, Stationierung usw. nix mehr sagen, und hat wohl auch keine Unterlagen mehr.

Gruss, muheijo
 
Wenn ich die Praxis richtig in Erinnerung habe, geht das bei lebenden Personen in gerader Linie (Eltern, Großeltern etc.) nur mit deren Zustimmung.

Bei Verstorbenen in Verwandschaft geht das uneingeschränkt.

Ebenso bei Personen der Zeitgeschichte, wenn man ein "Interesse" zB wegen Forschung geltend machen kann.

Bei verwandt-Verstorbenen ist die Recherche kein Problem, die Angabe der Verwandtschaft reicht aus (könnte aber überprüft werden).
 
Bei verwandt-Verstorbenen ist die Recherche kein Problem, die Angabe der Verwandtschaft reicht aus (könnte aber überprüft werden).

Vielen Dank, ich werde es mal machen. Ich mag den Gedanken nicht, dass der Opa meiner Frau meinem Opa irgendwo gegenüber gestanden ist.

Oder, um es mal amüsanter zu sehen, ich hier irgendwo in Norwegen noch weitere Verwandte habe...

Gruss, muheijo
 
Wenn ich die Praxis richtig in Erinnerung habe, geht das bei lebenden Personen in gerader Linie (Eltern, Großeltern etc.) nur mit deren Zustimmung.

Bei Verstorbenen in Verwandschaft geht das uneingeschränkt.

Ebenso bei Personen der Zeitgeschichte, wenn man ein "Interesse" zB wegen Forschung geltend machen kann.

Bei verwandt-Verstorbenen ist die Recherche kein Problem, die Angabe der Verwandtschaft reicht aus (könnte aber überprüft werden).

Ich konnte das gerade nicht auf der Homepage, die El Q. genannt hat, wiederfinden, aber ich meine, das Auskünfte zunächst einmal die nächsten Angehörige (also die Kindergeneration/Witwe) wegen Verstorbenen anfragen können. Erst 30 Jahre nach dem Tod des Betroffenen dürfen auch Enkelkinder oder andere Verwandte anfragen.

Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, aber ich habe schon vor einiger Zeit wegen eines Verwandten etwas gesucht und habe dann nicht weitergemacht bzw. wollte warten, bis die 30 Jahre nach dem Tod verstrichen sind. Vielleicht ging es mir damals auch um Mitgliedschaften in Organisation, die 1945 aufgelöst worden sind, und an dessen Mitgliedschaft man sich nach 1945 nicht mehr erinnern konnte (da gab es ja eine Häufung von Amnesie:devil:). Aber ich vermute, dass solche Archivschutzvorschriften die gleichen sind.

Oder, um es mal amüsanter zu sehen, ich hier irgendwo in Norwegen noch weitere Verwandte habe...

Gruss, muheijo

Make love, not war war doch auch so ein Motto:pfeif:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die 10 Jahre nach dem Tod waren schon richtig, siehe WAST-Verordnung:

"Schutzwürdige Belange des Betroffenen sind in der Regel nicht mehr beeinträchtigt, wenn der Betroffene zehn Jahre oder länger verstorben ist. Ist das Todesdatum eines Betroffenen ungeklärt, so sind ab 90 Jahren nach seiner Geburt schutzwürdige Belange in der Regel nicht mehr beeinträchtigt. Ist auch das Geburtsdatum ungeklärt, so sind in der Regel schutzwürdige Belange nicht mehr beeinträchtigt, wenn seit der Entstehung der Unterlagen mindestens 70 Jahre vergangen sind."
 
Zurück
Oben