"Die Säulen der Erde" Historische Grundlagen korrekt?

Corvus_Corax

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Mich würde mal interessieren, ob jemand weiß, wie gut Ken Follet bei seinem Buch "Die Säulen der Erde" geschichtlich nachgeforscht hat?

Sind die Personen, Kirchen und Ereignisse real oder hat Follet diese nur für sein Buch erfunden?
 
Ich glaube, außer Becket ist keine der vorkommenden Personen real, aber es ist auch schon elf Jahre her, dasss ich das Buch gelesen habe.
 
Das ist auch mein Problem beim Lesen von historischen Romanen : Viele Informationen schleichen sich als Tatsachen ins Gedächtnis, obwohl ich nicht weiß, inwieweit sie historisch richtig sind oder der dichterischen Freiheit entspringen.

Dies bezieht sich jedoch nicht so sehr auf die auftretenden Personen (die sollen ja erfunden sein), sondern mehr auf den historischen Hintergrund.

Ich fand das Buch sehr interessant, weil ich den Eindruck hatte, mich in das Denken der beschrieben Zeit einfühlen zu können, und dass nicht eine fremde Welt mit den Augen eines heutigen Menschen bewertet wird.

Aber genau da liegt ja auch die Gefahr...
 
Die Orte Kingsbridge und Shiring sind erfunden.
Der historische Hintergrund des Erbfolgekrieges incl. der Schlacht von Lincoln ist real.

Auch der Übergang von Romanik zur Gotik fällt in diese Zeit.
Das, muss ich zugeben, hat er sehr geschickt eingebaut.
 
Das Wichtigste wurde hier bisher schon geschrieben, deshalb nur ganz kurze Anmerkungen meinerseits...

Corvus_Corax schrieb:
Mich würde mal interessieren, ob jemand weiß, wie gut Ken Follet bei seinem Buch "Die Säulen der Erde" geschichtlich nachgeforscht hat?

Meiner Meinung nach hat Ken Follet schon gut nachgeforscht bzw. nachgelesen - v.a. verglichen mit einigen seiner Kollegen.
Da enthält bspw. das ansonsten ebenfalls gut bewertete Buch von Christian Balling "Der Ritter der Könige" mE deutlichere Detailfehler.

Corvus_Corax schrieb:
Sind die Personen, Kirchen und Ereignisse real oder hat Follet diese nur für sein Buch erfunden?

Hier sollte als reale historische Person zumindest noch Heinrich II. (Henri d'Anjou-Plantagenet) angeführt werden.
Die ansonsten vor dem historischen Hintergrund Englands um die Mitte des 12. Jh. vordergründig agierenden Hauptfiguren der Romanhandlung sind incl. ihrer Umgebung - wie schon angesprochen - fiktiv.
Hierbei sollte aber unbedingt beachtet werden, daß:
1. diese Figuren nicht gerade zum Hochadel oder Hohen Klerus i.e.S. gehören, weswegen bei jenen von vornherein die Quellenlage recht dürftig ist bzw. nicht vorhanden - sprich: solche Figuren müssen zumeist erfunden werden, weil über sie kaum ein Chronist etwas geschrieben hat!
2. diese fiktiven Personen zum großen Teil durchaus als Menschen des englischen Hochmittelalters plastisch werden und nicht zu stark romantisiert wurde oder ihnen gar zu moderne Gesinnungen in den Charakter gepflanzt wurden. Ken Follet hat sich also schon bemüht (ob nun in jedem Fall gelungen oder nicht), Figuren zu entwerfen, wie sie damals gelebt haben könnten...

Soweit meine ergänzenden Gedanken zu dem Buch (das ich allerdings auch bereits vor mehr als 5 Jahren zuletzt gelesen habe, so daß meine Sicht etwas getrübt sein kann).

In diesem Sinne

Timo
 
Ken Follet hat selbst mal gesagt, das er 5 Jahre brauchte, diesen Roman zuende zu bringen. Er bezeichnet es als sein grösstes Werk.

Und, ohne Zweifel hat er gut recherchiert.
Durch diesen Roman konnte ich mich wirklich in die mittelalterliche Baukunst einfühlen.
 
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Ging mir genauso, :winke: im Anschluß an die Lektüre habe ich mich näher mit Gotik und Romanik befasst.:fs:
 
Ich würd es auch so beschreiben wie von vielen hier schon angegeben.

Der "historische" Rahmen scheint gut recherchiert und auch dargestellt. Das Gros der der Handlug spielt sich jedoch in der Unter/Mittelschicht ab und für diese haben wir ja kaum bzw keine Quellen die eine detailierte Recherche erlauben.
 
Secundus schrieb:
Die Orte Kingsbridge und Shiring sind erfunden..
Hmmm...Shiring als erfundener Ort (ist es im Buch eine richtiger Ort, ich weiß es echt nicht mehr, aber mit namen hab ich es eh nicht) - bin ich mir jetzt nicht so sicher - bist Du es? Shiring bezeichnet doch eigentlich eine Gegend um einen Ort, also eigentlich eher das shire, woher sich dann später auch der Shire-reef zum Sheriff gewandelt hat... Also Shiring als Gegend gab es mit Sicherheit
Ansonsten ist das eines meiner beiden Lieblingsbücher, weil es zum einen aus einer Hand stammt, die dafür prädestiniert ist zu schreiben, man kann sich richtig in die Geschichte des Buches rein versetzen, nicht zuletzt weil die Personen recht authentisch sind, und gerade der Prior Phillip ist einfach zum niederknien! Zum anderen find ich die Bautechnik unheimlich interessant, wie es in einer Zeit ohne Bagger und Krähne möglich war, solche Gebäude zu bauen - heute ist doch nicht mal ein einfaches Haus haltbar.
Follett hat sehr gründlich rcherchiert, und auch wenn es zum Leben des gemeinen Mannes kaum Infos gibt, was Sheik und Timo ja schon erwähnt haben, finde hat er es doch gut geschafft, ein etwaiges bild zu schaffen.

Gruß an Mr. Follett ;)
und
Lieben Gruß an euch:winke:

PS: Lesenwert ist auch Die Pfeiler der Macht - Geniale Intrigen!!!! ;)
PS2: schaut mal hier vorbei, es soll wohl Teil 2 geben http://www.ken-follett.com/home/index.html
 
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Sissi schrieb:
Also Shiring als Gegend gab es mit Sicherheit
In Deutschland gibt es einen Ort namens Grafschaft. :D

Ist doch ein passender Name für eine mittelalterliche Grafschaft.:rofl:

Ich müsste das Buch auch noch mal wälzen, aber Shiring ist doch der der Abtei nächstgelegene Ort samt der Grafschaft selbigen Namens.
Ich hatte mich eher über das Konstrukt gewundert warum eine 08/15 Abtei eine Bischofskirche (Kathedrale) hat.
 
Sissi schrieb:
... bin ich mir jetzt nicht so sicher - bist Du es? Shiring bezeichnet doch eigentlich eine Gegend um einen Ort, also eigentlich eher das shire, woher sich dann später auch der Shire-reef zum Sheriff gewandelt hat... Also Shiring als Gegend gab es mit Sicherheit

Nur ganz kurz dazu...

Shire ist die Bezeichnung eines Verwaltungsgebietes, und dies bereits zu angelsächsischer Zeit, wurde aber später auch in der normannischen Ära weiter beibehalten, wenngleich sie ab dann eigentlich Grafschaften (Counties) waren.

Shiring bezeichnet nicht mehr und nicht weniger als die Aufteilung des Landes in ebenjene Verwaltungseinheiten (Shires).

Zum Shire Gerefa/Shire Reef/Sheriff hatte ich mich im Vergleichsthema osmanischer vs. europäischer Feudalismus schon einmal geäußert: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=154318&postcount=25
 
Secundus schrieb:
Ich müsste das Buch auch noch mal wälzen, aber Shiring ist doch der der Abtei nächstgelegene Ort samt der Grafschaft selbigen Namens.
Jo, das ist korrekt, ich lese das Buch gerade...Die Abtei heißt Kingsbridge und entwickelt sich zur Konkurrenz der Stadt und Grafschaft Shiring!

Secundus schrieb:
Ich hatte mich eher über das Konstrukt gewundert warum eine 08/15 Abtei eine Bischofskirche (Kathedrale) hat.
es war ja nicht von vornherein eine Kathedrale geplant :winke: es musste eine neue Kirche her, nachdem die alte abgebrannt war, und diese wurde mit der begeisterung der baumeister halt etwas größer :cool:
 
Benjamin schrieb:
Jo, das ist korrekt, ich lese das Buch gerade...Die Abtei heißt Kingsbridge und entwickelt sich zur Konkurrenz der Stadt und Grafschaft Shiring!


es war ja nicht von vornherein eine Kathedrale geplant :winke: es musste eine neue Kirche her, nachdem die alte abgebrannt war, und diese wurde mit der begeisterung der baumeister halt etwas größer :cool:

Aber nicht vergessen. Es ist "nur" ein Roman.

Wie sollte denn Mister Follet sonst alles verpacken, was ihm über diese Zeit für wichtig erschien?
 
auf jedenfall informiert er den leser historisch gesehen nicht falsch!
 
Um mal den Grantel-Flo zu übersetzen: Er liebt dieses Buch (und ich tu es auch). Ich kenne nichts vergleichbares zu Ken Follets Meisterstück: nie verliert er innerhalb der menschlichen Handlung den lehrreichen Faden, wie man damals Kathedralen zu bauen verstand und was den Baumeistern ihr "künstlerischer Auftrag zu Ehren des Herrn" bedeutete.

dito :winke:
 
Benjamin schrieb:
es war ja nicht von vornherein eine Kathedrale geplant :winke: es musste eine neue Kirche her, nachdem die alte abgebrannt war, und diese wurde mit der begeisterung der baumeister halt etwas größer :cool:
Was ich mit "seltsamem Konstrukt" meinte ist: Die Abtei ist Bischofssitz, als solche ist die Klosterkirche dann eine Kathedrale. Nur ist diese Abtei irgendwo auf dem Lande, nur ein (anfangs) kleines Kuhdorf gehört dazu.
Außerdem residiert der Bischof in einem Palast welcher eine Tagesreise weit entfernt ist. Auch die alte (dann abbrennende) Kirche war ja nicht klein, dafür dass sie aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammen muss.
 
florian17160 schrieb:
Aber nicht vergessen. Es ist "nur" ein Roman.
Wie sollte denn Mister Follet sonst alles verpacken, was ihm über diese Zeit für wichtig erschien?

Ein Roman kann auch Themen aus der Wirklichkeit enthalten.:pfeif:
 
heinz schrieb:
Ein Roman kann auch Themen aus der Wirklichkeit enthalten.:pfeif:

Ja Heinz. So ungefähr wollte ich es ausdrücken. Ich kann nur nicht so gut mit Worten umgehen, wie der Übersetzer dieses Romans.
 
Zuletzt bearbeitet:
12. Jahrhundert: Die Säulen der Erde - Detailfragen

Guten Tag, liebe Community!

Ich hätte gerne eure Meinung zu zwei Fragen bezüglich des Buches "Die Säulen der Erde" eingeholt. Das Buch sollte einigen bekannt sein.

Wie beurteilt ihr den Umgang mit Angehörigen gestürzter Grafen?
Der Burg des Grafen Bartholomäus von Shiring wird von einem anderen Grafen erobert. Bartholomäus wird GEFANGENGENOMMEN (?), seine Kinder (Aliena [17] und Richard [14]) werden FREIGELASSEN (?).

Eine unkomplizierte Hinrichtung des Grafen und seiner (womöglich Rebellierenden) Angehörigen läge nahe.
Gab es eine Tendenz bezüglich des Umgangs mit solchen Personen (evtl durch Regeln festgelegt?), oder ist zu erwarten, dass die Lage ganz individuell gehandhabt wurde?

Darf man damit Rechnen, dass an Konsequenz gespahrt wurde, um die für die Geschichte wichtigen Charaktere zu erhalten?



Zudem ist von einem "Massaker von Kingsbridge" die Rede.
Hier wird eine Stadt von dem neidischen Sir William überfallen. Wahllos wird Feuer gelegt, und viele Menschen niedergemetzelt.

Welche Narrenfreiheit genoss ein damaliger Adeliger?
Konnte man ungestraft mit soetwas davonkommen? Keine höheren Instanzen? Keine Hemmschwelle?

Die Stadt und das Masaker ist fiktiv, könnte sich der Autor jedoch an einen tatsächlichen Überfall angelehnt haben? Wenn ja, welchen?


Freue mich über Antworten!
 
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