Digitalisierung von Quellen: Fluch oder Segen?

Luitpold

Neues Mitglied
Hallo miteinander,

ich studiere Geschichte und im Rahmen meiner letzten Arbeit (ca. 100 Seiten über ein lokalhistorisches Thema) ist mir hinterher aufgefallen, dass offenbar wahllos digitalisierte Quellen von lokalen Hobby-Historikern auf Wikipedia eingestellt bzw. abgeschrieben werden.

In meiner Arbeit habe ich zwar ebenfalls auf jene Quellen zurückgegriffen, allerdings diese mit Bezug auf die aktuelle Fachdiskussion analysiert, verglichen und also "wissenschaftlich" damit gearbeitet. Problematisch ist einfach, dass diese Quellen - so interessant und authentisch sie auch sein mögen - letztlich nicht "die" Geschichte darstellen, sondern Perspektiven historischer Personen/Gruppen auf ihre Zeit, die somit kritisch verglichen und aufbereitet werden müssen, möchte man daraus ein konsistentes Geschichtsbild rekonstruieren.

Nun ist es wohl so, dass man mittlerweile sehr problemfrei auf die digitalisierten und frei zugänglichen Quellen zugreifen kann, wohingegen die Sekundärliteratur und Aufsätze nicht ohne Weiteres verfügbar sind - hierzu müsste man Bibliotheken aufsuchen. :pfeif:

Das verleitet nun offenbar lokale Hobby-Historiker dazu, wahllos aus online verfügbaren Quellen abzuschreiben und dies mitunter auf Wikipedia (und eigenen Seiten) als "Geschichte" zu verkaufen.

Ich wollte einfach mal in die Runde fragen, ob das Problem bekannt ist und was ihr so dazu denkt.

Nachtrag: Die benötigten Quellen habe ich mir übrigens allesamt in schriftlicher Form von lokalen Archiven/Bibliotheken ausgeliehen. Nur im Ausnahmefall würde ich auf eine digitalisierte Version zurückgreifen.

Herzlich grüßt in die Runde
Luitpold
 
Zuletzt bearbeitet:
Digitalisierung

Hallo

Nachtrag: Die benötigten Quellen habe ich mir übrigens allesamt in schriftlicher Form von lokalen Archiven/Bibliotheken ausgeliehen. Nur im Ausnahmefall würde ich auf eine digitalisierte Version zurückgreifen.

Wieso ?

Digitaliseirung hat doch Vorteile

1. geringer Platzberdarf (gilt für die Aufbewahrung, wie für den Wissenschaftler, der nicht mehr einen Gepäckträger mit Büchern nach Haue schleppen muß

2. keine Abnutzung und damit keine Reperaturen an den Büchern

mfg
schwedenmann
 
Hallo
Wieso ?

Digitaliseirung hat doch Vorteile

1. geringer Platzberdarf (gilt für die Aufbewahrung, wie für den Wissenschaftler, der nicht mehr einen Gepäckträger mit Büchern nach Haue schleppen muß

2. keine Abnutzung und damit keine Reperaturen an den Büchern

Hallo schwedenmann,

sicherlich hat die Digitalisierung auch viele Vorteile, trotzdem käme es für mich nicht in Frage, eine verfügbare schriftliche Quelle links liegen zu lassen und die digitale Version vorzuziehen. Einerseits aus persönlichen Gründen (ich arbeite gerne so, dass ich verschiedene Schriften vor mir liegen habe und sie "anfassen" kann) und auch deshalb, weil der Grad der Authentizität höher ist. Meiner Ansicht nach zumindest. Betreffende Lokalhistoriker haben überdies oftmals nicht vermocht, die Seitenzählung des historischen Dokuments von derjenigen ihres elektronischen "Readers" zu unterscheiden, was zu entsprechend konfusen Seitenangaben führt.

Außerdem gehen auch digitalisierte Dokumente kaputt, ihre Haltbarkeit ist sogar deutlich geringer als ordentlich verwahrte Schriftstücke - jedenfalls derzeit noch. Da stehen die Archive vor bisher noch ungelösten Problemen.

Meine eigentliche Frage ist aber die ungleiche Digitalisierung: Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente, so dass die Fachdiskussion dem Laien nicht zugänglich ist (oder eben nur über das entsprechende Know-How) und stattdessen die wissenschaftlich nicht aufbereiteten Quellen herangezogen werden. Siehe meinen Beitrag oben.

Das führt konkret zu groben Fehlern in der Darstellung. Als ich nach meiner Arbeit auf die entsprechenden Wiki-Einträge stieß, da war mir... na ja... :nono: ... zumute.

Gruß
Luitpold
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben den Vorteilen der Digitalisierung, die Schwedenmann schon angesprochen hat, bedeutet diese auch eine Demokratisierung des Zugangs und damit auch des Wissens.

Ich kenne ein Archiv, das mittlerweile fast nur noch Digitalisate seiner Archivalien herausgibt (sofern diese beriets digitalisiert wurden, ansonsten natürlich weiterhin die Originale) und die Originale nur noch auf begründeten Antrag, eben um diese zu schützen. Insbesondere die Archivalien zwischen etwa 1850 und etwa 1950 sind ja aufgrund des säurehaltigen Industriepapiers äußerst empfindlich und zerbröseln teilweise schon beim Anschauen. Metallklammern und bestimmte Tinten tun ihr Übriges. Oder Archivbenutzer, die mit Kugelschreiber auf Archivalia herumschmieren.... :weinen:(deswegen sind in ordentlichen Archiven alle Stifte außer Bleistiften verboten) oder eine unpaginierte Akte auseinandernehmen...

Was mich allerdings wundert, ist, dass man dir Archivalien ausgeliehen haben will - in welchem Archiv ist das bitte möglich?
 
Meine eigentliche Frage ist aber die ungleiche Digitalisierung: Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente, so dass die Fachdiskussion dem Laien nicht zugänglich ist (oder eben nur über das entsprechende Know-How) und stattdessen die wissenschaftlich nicht aufbereiteten Quellen herangezogen werden. Siehe meinen Beitrag oben.

Da kann ich dein Gefühl absolut nicht teilen. An Literatur ist doch weit mehr digitalisiert, als an Archivalien. Zudem existieren Archivalien in der Regel nur ein einziges Mal (Archive vernichten aus Platzgründen Doubletten), wohingegen Literatur i.d.R. weiter verbreitete Druckwerke sind und in (i.d.R. weit) mehr als nur einer Bibliothek zu finden.
 
Hallo El Quijote,

Neben den Vorteilen der Digitalisierung, die Schwedenmann schon angesprochen hat, bedeutet diese auch eine Demokratisierung des Zugangs und damit auch des Wissens.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Löst aber die von mir aufgeworfene Problematik nicht, denn die "Demokratisierung" (ein völlig unpassender Begriff meines Erachtens, denn öffentliche Archive/Bibliotheken sind jedem - wenn auch bisweilen mit gewissen Hürden verbunden - unlängst frei zugänglich) findet nicht gleichmäßig und gleichberechtigt statt. Fachliteratur ist nach wie vor meist nicht digital verfügbar.

Insbesondere die Archivalien zwischen etwa 1850 und etwa 1950 sind ja aufgrund des säurehaltigen Industriepapiers äußerst empfindlich und zerbröseln teilweise schon beim Anschauen.

Das ist völlig korrekt und dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Digitalisiert wird aber inzwischen alles mögliche und offenbar reichlich unsystematisch: Historische Zeitschriften, Bücher, gedruckte Quellen etc.

Was mich allerdings wundert, ist, dass man dir Archivalien ausgeliehen haben will - in welchem Archiv ist das bitte möglich?

In jedem Archiv, das frei zugänglich ist und über einen Arbeitsraum verfügt. Bitte nicht für dumm verkaufen - danke. :gaehn:

Luitpold
 
Da kann ich dein Gefühl absolut nicht teilen. An Literatur ist doch weit mehr digitalisiert, als an Archivalien. Zudem existieren Archivalien in der Regel nur ein einziges Mal (Archive vernichten aus Platzgründen Doubletten), wohingegen Literatur i.d.R. weiter verbreitete Druckwerke sind und in (i.d.R. weit) mehr als nur einer Bibliothek zu finden.

Wo habe ich denn geschrieben, dass nur Archivalien digitalisiert werden? :grübel:

Bitte einfach nochmal mein Anliegen nachvollziehen. Es geht mir nicht um das Miesmachen der Digitalisierung schlechthin, sondern um damit womöglich in Verbindung stehende konkrete Probleme. Also nicht nur um subjektive "Gefühle". Danke! ;)

Luitpold
 
In jedem Archiv, das frei zugänglich ist und über einen Arbeitsraum verfügt.

Das Arbeiten in Leseräumen bezeichnet man gerade nicht als "Ausleihe".

Gerade in lokalen Archiven kommt es oft vor, dass kein geschultes Archivpersonal vorhanden ist bzw. die Zuständigen fünf gerade sein lassen und Archivalien sorglos ausgeliehen werden. Habe selber schon einige solcher Fälle erlebt.

Insofern bin ich genauso wie El Quijote über Deinen Satz gestolpert.
 
Meine eigentliche Frage ist aber die ungleiche Digitalisierung: Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente, so dass die Fachdiskussion dem Laien nicht zugänglich ist (oder eben nur über das entsprechende Know-How) und stattdessen die wissenschaftlich nicht aufbereiteten Quellen herangezogen werden.

Um an Sekundärliteratur heranzukommen, ist kein Know-How vonnöten, das sich ein interessierter Laie nicht in kürzester Zeit aneignen könnte.

Das Problem sehe ich allerdings auch. Weil so viel Material im Netz zu finden ist, entsteht leicht die Illusion, der Gang zur Bibliothek sei überflüssig. Und dann halten sich Leute, die tausend Quellen kennen, für höchst kompetent.
Auch wenn sie von der Forschungsgeschichte und vom aktuellen Forschungsstand nahezu keine Ahnung haben.
 
Um an Sekundärliteratur heranzukommen, ist kein Know-How vonnöten, das sich ein interessierter Laie nicht in kürzester Zeit aneignen könnte.

Danke! Sehe ich auch so.

Das Problem sehe ich allerdings auch. Weil so viel Material im Netz zu finden ist, entsteht leicht die Illusion, der Gang zur Bibliothek sei überflüssig. Und dann halten sich Leute, die tausend Quellen kennen, für höchst kompetent.
Auch wenn sie von der Forschungsgeschichte und vom aktuellen Forschungsstand nahezu keine Ahnung haben.

Es ist einfach ein sonderbares Gefühl, wenn man abgeschriebene Texte (unkommentiert und nicht mal richtig zitiert) auf Wikipedia wiederfindet, die man gerade eben noch mühsam verglichen und kritisch geprüft hat. Da wird dann irgend eine Zahlenangabe/Datum/Darstellung als historisches Wissen behauptet, das in der Fachliteratur kritisch diskutiert oder längst verworfen ist.

Einerseits mag ich die durch Quellen bewirkte Authentizität sehr und möchte niemandem den Spaß an der Sache verderben (in mühsam erstellten Wikipedia-Artikeln herumlöschen etc.), aber man kann doch nicht einfach an der gesamten Sekundärliteratur vorbei irgend welche digital verfügbaren Quellen abschreiben und als enzyklopädischen Artikel verkaufen? Nun... offensichtlich kann man eben doch! :cry:

Gruß
Luitpold
 
Ich sehe eher den Vorteil der Digitalisierung:

  1. Zum einen sind die Dokumente noch in einer digitalisierten Form in diversen Datenbanken, Clouds oder wo auch immer digital verfügbar. Wenn das Archiv oder die Bibliothek physisch vernichtet wird, wie beim Brand der Augusta-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 oder beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009, hat man zumindest noch die digitalen Kopien.
  2. Zum anderen kann man weltweit über das Internet auf die Daten zugreifen. Wenn ich feststelle, dass diese oder jene Quelle in dem oder denjenigen Archiv in Was-weiß-ich-wo liegt, ist es sehr aufwendig dahinzufahren. Da ist es wesentlich einfacher, sich an den Computer zu setzen und die Daten über das Internet zu öffnen.
  3. Die Originaldokumente sind auch geschützt. Wenn über Jahrhunderte jeder Archivbesucher die Sammlungen durchblättert, seine Notizen macht, Eselsohren hinterläßt, Seiten herausreißt und mitnimmt, sieht so eine Quelle doch ziemlich lädiert aus.
 
In jedem Archiv, das frei zugänglich ist und über einen Arbeitsraum verfügt.
Da haben wir offenbar eine unterschiedliche semantische Vorstellung von Ausleihe. Im Archiv oder im Lesesaal einer Bibliothek nehme ich Einsicht, eine Ausleihe ist für mich, wenn ich etwas mit nach Hause nehme.

Insofern bin ich genauso wie El Quijote über Deinen Satz gestolpert.

Und das ist auch gar nicht böse gemeint.

Um an Sekundärliteratur heranzukommen, ist kein Know-How vonnöten, das sich ein interessierter Laie nicht in kürzester Zeit aneignen könnte.

Das Problem sehe ich allerdings auch. Weil so viel Material im Netz zu finden ist, entsteht leicht die Illusion, der Gang zur Bibliothek sei überflüssig. Und dann halten sich Leute, die tausend Quellen kennen, für höchst kompetent.
Auch wenn sie von der Forschungsgeschichte und vom aktuellen Forschungsstand nahezu keine Ahnung haben.

Auf der anderen Seite sagte Hermann Heimpel so schön doppeldeutig, dass eine gute Literaturkenntnis vor Neuentdeckungen im Archiv schütze.

Wo habe ich denn geschrieben, dass nur Archivalien digitalisiert werden? :grübel:
Nirgends und das habe ich auch nicht behauptet. Du hast aber behauptet, dass mehr Archivalien digitalisiert würden als Bücher: "Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente" (#3). Ob du das tatsächlich so gemeint hast, weiß ich naturgemäß nicht. Auch nicht ob mit dir die Pferde durchgegangen sind oder ob du absichtlich überspitzt hast. Aber in der Überspitzung ist das halt falsch. Google als am leichtesten zugänglicher Anbieter digitalisierter Literatur hat sich mehr oder minder zum Ziel gesetzt, sämtliche Literatur zu digitalisieren. Dem steht aber in Europa eine kompilizierte Urhberrechtsproblematik entgegen. Insofern ist beim europäischen Google Books häufig nur eine Snippet-Ansicht der Texte oder ein gekürzte Fassung einsehbar.
Dem gegenüber steht die völlig untereschiedliche Handlungsweise der Archive. Während die einen versuchen ihren Gesamtbestand zu digitalisieren, sind die anderen damit eher zögerlich. Den Gesamtbestand zu digitalisieren heißt dann wiederum nicht, ihn auch offen, zur freien Benutzung ins Netz zu stellen. Da muss man dann zahlen.

Bitte einfach nochmal mein Anliegen nachvollziehen.
Habe ich und kann ich auch in Teilen nachvollziehen. In den Teilen, in denen ich es nicht nachvollziehen kann oder dir nicht Recht gebe, widerspreche ich. Im Grunde sind wir aber wahrscheinlich gar nicht mal so weit auseinander.
 
An den Prinzregenten: Jo, ich sag mal so, besser als die ollen Lesegeräte ist eine Digitalisierung ja eh. Oder beschissene Archivreisen in teure Städte. Klar, macht es Spaß, alte Handschriften im Original in die Hand zu nehmen, aber wenn Du dafür diese schrottigen Baumwollhandschuhe nehmen musst oder in einem überfüllten, lauten Saal hockst, dann ist es von zuhause digital schon viel bequemer und besser. Das hätte ich mir zu meiner Zeit gewünscht ! Gruß vom Peterchen
 
PS: Wenn Du Dein Thema gescheit bearbeiten willst, kannst ja nicht 10.000 Fotokopien von einem Beamten aus einem wenig erschlossenen Archiv machen lassen, die verlangen teils 50ct pro Stück oder mehr, wenn das Format groß ist. Aber auch die Archivreisen kosten!! Und wie. Fahre mal nach London oder Venedig, was das kostet. Das kriegst Du entweder nicht oder nur teilweise erstattet. Daher ist die Digitalisierung ein Segen !! Dagegen sind oft nur rückwärtsgewandte Archivare, die meinen, 10 Besucher pro Tag in einem Archiv wären ihre Berechtigung, den Daumen auf den Dokumenten zu halten. Alles so erlebt.
 
Auf der anderen Seite sagte Hermann Heimpel so schön doppeldeutig, dass eine gute Literaturkenntnis vor Neuentdeckungen im Archiv schütze.

Es kommt drauf an, was für ein Thema man bearbeitet. Bei lokalgeschichtlichen Themen ist ist gute Literaturkenntnis oft die Voraussetzung, um Neuentdeckungen machen zu können. Manchmal ist es schon eine Detektivarbeit, Schriftgut aus Privatarchiven und Nachlässen aufzuspüren.
 
Da haben wir offenbar eine unterschiedliche semantische Vorstellung von Ausleihe. Im Archiv oder im Lesesaal einer Bibliothek nehme ich Einsicht, eine Ausleihe ist für mich, wenn ich etwas mit nach Hause nehme.

Um das Thema hoffentlich abzuschließen: Ja, ich habe "Ausleihe" im falschen Sinne verwendet. Für mich bestand da bisher kein Unterschied und auch keine Notwendigkeit, diesen zu machen. Man lernt täglich dazu, so auch heute.

Nirgends und das habe ich auch nicht behauptet. Du hast aber behauptet, dass mehr Archivalien digitalisiert würden als Bücher: "Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente" (#3). Ob du das tatsächlich so gemeint hast, weiß ich naturgemäß nicht. Auch nicht ob mit dir die Pferde durchgegangen sind oder ob du absichtlich überspitzt hast. Aber in der Überspitzung ist das halt falsch.

Ist ja auch echt egal. Was bringt denn bitte dieses ständige Worte im Munde herumdrehen... :S
Was ich sagen will geht doch nun eindeutig aus meinem Eingangsposting hervor: An diverse lokalhistorische Quellen kommt man leichter als an die einschlägige Sekundärliteratur. Die ist entweder gerade verliehen oder muss in der Bib ausgeliehen (oder in den Lesesaal "bestellt") werden.

Im Grunde sind wir aber wahrscheinlich gar nicht mal so weit auseinander.

Das ist allerdings sehr gut möglich! :yes:

Gruß
Luitpold
 
Nirgends und das habe ich auch nicht behauptet. Du hast aber behauptet, dass mehr Archivalien digitalisiert würden als Bücher: "Sekundärliteratur wird offensichtlich weit weniger digitalisiert als originale Dokumente" (#3). Ob du das tatsächlich so gemeint hast, weiß ich naturgemäß nicht. Auch nicht ob mit dir die Pferde durchgegangen sind oder ob du absichtlich überspitzt hast. Aber in der Überspitzung ist das halt falsch. Google als am leichtesten zugänglicher Anbieter digitalisierter Literatur hat sich mehr oder minder zum Ziel gesetzt, sämtliche Literatur zu digitalisieren. Dem steht aber in Europa eine kompilizierte Urhberrechtsproblematik entgegen. Insofern ist beim europäischen Google Books häufig nur eine Snippet-Ansicht der Texte oder ein gekürzte Fassung einsehbar.
Dem gegenüber steht die völlig untereschiedliche Handlungsweise der Archive. Während die einen versuchen ihren Gesamtbestand zu digitalisieren, sind die anderen damit eher zögerlich. Den Gesamtbestand zu digitalisieren heißt dann wiederum nicht, ihn auch offen, zur freien Benutzung ins Netz zu stellen. Da muss man dann zahlen.

Was ja auch nicht übersehen werden darf: Digitalisierung kostet, und auch nicht gerade wenig. Es braucht einen vernünftigen Scanner, es braucht Personal fürs Scannen, es braucht Personal für die Strukturdatenerfassung, das Verfügbarhalten kostet. Angesichts der Etatsituation können etliche Archive und Bibliotheken das schlicht nicht leisten. Nebenbei bemerkt gibt es erheblich bessere Digitalisierungsportale als Google, bei der zugunsten der Quantität nicht selten die Lesbarkeit auf der Strecke bleibt. Ich gehe oft über EROMM oder Hathi Trust.
 
Für mich wäre diese Nebendiskussion eigentlich längst abgeschlossen, aber:

Was bringt denn bitte dieses ständige Worte im Munde herumdrehen... :S

Hab ich nicht. Im Gegenteil, ich habe deine Worte wortwörtlich so genommen, wie sie dort stehen.

Was ja auch nicht übersehen werden darf: Digitalisierung kostet, und auch nicht gerade wenig. Es braucht einen vernünftigen Scanner, es braucht Personal fürs Scannen, es braucht Personal für die Strukturdatenerfassung, das Verfügbarhalten kostet. Angesichts der Etatsituation können etliche Archive und Bibliotheken das schlicht nicht leisten. Nebenbei bemerkt gibt es erheblich bessere Digitalisierungsportale als Google, bei der zugunsten der Quantität nicht selten die Lesbarkeit auf der Strecke bleibt. Ich gehe oft über EROMM oder Hathi Trust.
Richtig, aber Google Books ist aufgrund seiner Verfügbarkeit das bekannteste Portal (und natürlich auch deswegen, weil die Google-Suchmmaschine Branchenführer ist und ihre eigenen Portale bevorzugt).

Was du für die Kosten schreibst, gilt in derselben Weise natürlich auch für Archive.
 
Bei der Digitalisierung haben wir das gleiche Problem wie bei "Analogen" Medien.
Vielleicht sogar noch verstärkt.
Wer kann heute noch Mikrofilme lesen. Oder alte Tapes? Desgleichen mit alten Floppy's (was war das doch gleich?) Zum einen die Lese-Hardware, erst recht mit alten Dateiformaten. Bänder, egal für Daten, Töne oder Filme verkleben wenn sie nicht benutzt werden.
Bin ehrlich gesagt etwas skeptisch bezüglich der Digitalisierung. Es genügt nämlich nicht alles zu Digitalisieren, man sie auch dauernd umkopieren von einem Datenträger auf einen anderen und regelmäßig auch noch konvertieren, das sich die Dateitypen öfters mal ändern. Und oder das Betriebssystem wird gar nicht mehr unterstützt. Beispiel CPM.
 
Bei der Digitalisierung haben wir das gleiche Problem wie bei "Analogen" Medien.
Vielleicht sogar noch verstärkt.
Wer kann heute noch Mikrofilme lesen. Oder alte Tapes? Desgleichen mit alten Floppy's (was war das doch gleich?) Zum einen die Lese-Hardware, erst recht mit alten Dateiformaten. Bänder, egal für Daten, Töne oder Filme verkleben wenn sie nicht benutzt werden.
Bin ehrlich gesagt etwas skeptisch bezüglich der Digitalisierung. Es genügt nämlich nicht alles zu Digitalisieren, man sie auch dauernd umkopieren von einem Datenträger auf einen anderen und regelmäßig auch noch konvertieren, das sich die Dateitypen öfters mal ändern. Und oder das Betriebssystem wird gar nicht mehr unterstützt. Beispiel CPM.

Hallo Apvar,

ich glaube nämlich auch, dass die von dir genannten Aspekte gerne nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Das soll ja gar kein Verteufeln der Digitalisierung sein - sie findet statt und ist nicht aufzuhalten, was auch völlig in Ordnung ist. Aber dass sie offensichtlich recht beliebig erfolgt und kein erkennbares bzw. einheitliches System dahinter ist, birgt eben auch Probleme, über die man - so finde ich - offen diskutieren können sollte.

Ein Problem ist der von mir erwähnte Zugriff, welcher bisweilen an der wissenschaftlichen "Ebene" vorbei erfolgt. Da werden ganze Geschichtskonglomerate aus wild herausgepickten Zitaten unbearbeiteter Quellen erstellt und auf irgendwelche Homepages gestellt, das dann Schüler für ihre Referate verwenden etc.

Dies sind aus meiner Sicht die negativen Seiten des freien (und als solchen zweifelsohne unverzichtbaren) Zugangs zu Informationen. Es ist doch jetzt schon mühselig, Schüler/innen die ganzen Internet-Verschwörungstheorien von XY auszureden, was oftmals gar nicht (mehr) möglich ist. Zu wenig wird das hinterfragt, was online an Wissen verfügbar ist.

Grüße
Luitpold
 
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