Ernst W. Wies: Kaiser Heinrich IV.

Konradin

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Heinrich IV. - dieser Name ist untrennbar mit dem Investiturstreit und dem Gang nach Canossa verbunden.
Cannossa war das Trauma der Deutschen bis ins 19. Jahrhundert: noch Bismarck sagte: "Nach Canossa gehen wir nicht - weder körperlich noch geistig." V.a. dieser Büßergang brachte Heinrich IV. den Haß der Nachwelt ein.
Ernst W. Wies, geboren 1922, zeigt anschaulich, wie der Kaiser schon von damaligen Geschichtsschreibern verleumdet, ja zum Antichrist abgestempelt wurde.
Diese Meinung vom schwachen Herrscher überwog bis ins 20. Jahrhundert.
Der größte Verdienst, den Wies mit seiner sehr gut lesbaren und leicht verständlichen Biographie erreicht hat, ist die Rehabilitierung dieses Zeit seines Lebens von Verschwörern und Missgünstigen umgebenen Kaisers.
"Heinrich IV. war sicher nicht der größte der deutschen Kaiser. Aber im Erleiden, in der Hinnahme von Schicksalsschlägen, die die Fundamente des innersten Selbst trafen, war er eine der eindrucksvollsten Kaisergestalten", schreibt Wies.
Heinrich IV., das war nicht der Tyrann, den uns parteiische Geschichtsschreiber vorgaukeln, Heinrich IV., das war der mitfühlende Vater, der seinen zwei Söhnen, die ihn beide verrieten, verzieh.
Seine letzte Tat vor seinem Tod zeigt seine menschliche Größe: er sandte den kaiserlichen Siegelring (das einzige Zeichen kaiserlicher Macht, das ihm verblieb) an seinen Sohn Heinrich (V.) und legitimierte damit sein Gegenkönigtum - er verzieh dem Sohn, der ihn kaum ein Jahr zuvor gestürzt und in den Kerker werfen ließ!

Ernst W. Wies ist Verfasser weiterer großartiger Biographien wie "Karl der Große - Kaiser und Heiliger", "Otto der Große - Kämpfer und Beter", "Kaiser Friedrich Barbarossa - Mythos und Wahrheit", "Friedrich II. von Hohenstaufen - Messias oder Antichrist" und "Kaiser Maximilian I. - Ein Charakterbild".

Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. - Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Verlag München 1996, ISBN: 3762805377.
 
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