Fakes in Fachzeitschriften

Daumen hoch für diese gute, alte Tradition. Alessandro Binomi lacht mit, und Tyrannonasus imperator hälts vor Begeisterung kaum auf der Nase. ;)
 
Sehe ich auch so!

Amüsant und unterhaltsam, ... und nebenbei: Erfahrung stärkt Kontrollen.
 
Wobei der Ernst der Lage sich an langen Listen von "fake journals" zeigt, wie zum Beispiel hier:

https://sites.google.com/site/fakeresearchjournalpublishers/home

Zum einen ist das wohl Ergebnis des herrschenden Publikationsdrucks, zum anderen des harten Eingangsgeschäfts bei den "Seriösen".

Zu "Fake Academia":
https://www.nytimes.com/2016/12/29/upshot/fake-academe-looking-much-like-the-real-thing.html?_r=0

Zu "Raubtierverlagen"/Predatory Open Access:
http://www.dgt.uns.ac.rs/pannonica/papers/volume18_3_3.pdf
 
Es ist aber auch ein "typisches" Thema als "Lückenfüller". Neben den bereits genannten Gründen ist die Auswahl des Themas wohl auch in einen "populistischen" Kontext einzuordnen und der Versuch insgesamt "Wissenschaft" zu diskreditieren.

Die Komplexität der Materie erzwingt nicht selten komplizierte Konstrukte und eine höchst abstrakte Argumentation.

Wer einmal Statistiker über "Lokale Minima" bei "Maximum Likelihood" Schätzungen hat diskutieren hören, der bekommt direkt einen Eindruck, was gemeint ist. Und da ließen sich sicherlich mehr Beispiele schnell finden.

Neben der mehr als berechtigten Kritik an dem offensichtlichen Mist wird aber übersehen, dass 99,9 Prozent der meisten im Wissenschaftsbetrieb hart arbeiten, um sich ihre Lorbeeren zu verdienen.

Und die Ergebnisse einer harten Prüfung unterzogen werden.

Und ob die entbehrungsreiche Arbeit jemals materiell anerkannt wird, ist bei vielen fraglich.

Deswegen frage ich mich bei solchen Artikeln auch, was ist die Berechtigung sehr seltene Ausnahmen bei der Publikationspraxis so prominent an den Pranger zu stellen.
 
Da mag bei den Meldungen sicher Schadenfreude, oder der Anreiz des Reißerischen mitspielen.

Und wir sollten vorsichtig sein, wenn die Zuspitzungen auch die populistische Stoßrichtung haben, Reputationen zu untergraben und quasi "alles" in Frage zu stellen. Wenn nichts mehr glaubhaft erscheint, mag ich mir die gesellschaftlichen Folgen kaum vorstellen.

Dennoch müssen die verschiedenen Fachrichtungen damit leben, arbeiten und umgehen. Und eine sachliche Reaktion sollte eben dauernde awareness sein! Qualitätskontrolle. Das sind keine Stufen, auf denen man sich ausruhen kann, sondern die werden laufend erarbeitet und gehalten, verloren und rückgewonnen.
 
Deswegen frage ich mich bei solchen Artikeln auch, was ist die Berechtigung sehr seltene Ausnahmen bei der Publikationspraxis so prominent an den Pranger zu stellen.

Ein Beigeschmack schwebt auf jeden Fall mit. Ohne weiteres Wissen um die laufenden Vorgänge, es fällt leicht sich flugs auf der Seite der Amüsierten wieder zu finden. Gerade in diesem Fall wo schon der Titel des Fakes ganz allgemein Aufmerksamkeit erregen dürfte.
Da die Autoren (dem Spiegel-Artikel zufolge) damit argumentieren, dass neben äußerlicher Einhaltung wissenschaftlicher Formalia primär das “Jonglieren“ mit komplex anmutenden sprachlichen Mitteln ausgereicht habe, um Nonsens zu verschleiern und Hürden zu nehmen, findet man sich belustigt daran erinnert, wie sich bspw. am 1. April Horrorszenarien vom “hochgiftigen“ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dihydrogenmonoxid platzieren lassen.

Zu einem guten “Scherz“, erst recht einem der eine nachwirkende Absicht verfolgen will, gehören immer zwei Seiten. Wenn die andere Seite auch, zumindest im Nachgang schmunzeln kann, erachte ich ihn für gelungen.
Beeindrucken würde mich, wenn jetzt in der Folge die Beteiligten, Autoren und Gutachter, gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen, dann sähe ich darin etwas sehr produktives - und sehr menschelndes - hinsichtlich der Intention auf Schwächen eines Systems hinweisen zu wollen.
So hoffe ich, dass nun nicht einfach nur Gutachter-Köpfe rollen!

In memoriam ehemaliger Studientage:
Der schelmische Einbau von R. Goscinny/ A. Uderzo: Die Trabantenstadt, sowohl im Literaturverzeichnis als auch via befußnoteten Zitaten aus Sprechblasen-Texten, in eine Oberseminarsarbeit zum Thema von Urbanisierungsprozessen, schmälerte nicht deren Bestbewertung. Wer da zu flüchtig drüber gelesen hatte blieb Geheimnis, doch sowohl Studis wie Hiwis und beide Profs hatten bei der resümierenden Abschlussveranstaltung ihren Spaß und es gab allenfalls cervisia-selige Köpfe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatten nicht Reporter der Süddeutschen vor einigen Jahren den Namen des Ministers, dessen Nachname später zum Synonym fürs Plagiieren wurde, bei Wikipedia um einige Vornamen ergänzt und die Kollegen aus anderen Medien diese kreuzbrav abgeschrieben? Erinnert mich ein wenig daran. Zu wenig Investigation und Kritik am Informationsmedium.
 
Hatten nicht Reporter der Süddeutschen vor einigen Jahren den Namen des Ministers, dessen Nachname später zum Synonym fürs Plagiieren wurde, bei Wikipedia um einige Vornamen ergänzt und die Kollegen aus anderen Medien diese kreuzbrav abgeschrieben? Erinnert mich ein wenig daran. Zu wenig Investigation und Kritik am Informationsmedium.

Erinnert ein wenig daran, es sind aber doch zwei sehr verschiedene Paar Stiefel.

Wenn ich eben mal die korrekten Vornamen des berühmten Komponisten Mozart brauche, starte ich keine umfassende Recherche, sondern schaue im nächstbesten Medium nach. (Der Matrikeleintrag ist leicht im Netz zu finden, aber ist er echt oder ein Fake? Um das zu herauszubekommen, müsste ich nach Salzburg fahren...)

Etwas anderes ist es, wenn ich als Gutachter für einen wissenschaftlichen Artikel fungiere. Da sollte man erwarten, dass ich die Kompetenz und die Zeit aufbringe, die nötig ist, um ausgemachten Bullshit zu erkennen.
 
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