Herodots Historien

Zitronenlord

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Hallo ich habe mal 2 ganz verschiedene Fragen.
Meine erste betrifft Herodots Historien. Wenn ich mir die Reclam Hefte seiner Historien zulege kann ich mir da auch sicher sein das es die vollständig sind oder gibt es noch andere Übersetzungen die "besser" sind als die von Reclam?
Meine zweite frage betrifft ein Buch das mir ausgeliehen wurde. Es heißt Hoch-Zeit der Menschen von Rudolf John Gorsleben. Er schreibt die ganze Zeit von der nordischen und arischen Rasse und nun bin ich mir nicht sicher ob es nicht ein wenig rassistisch ist und demnach einige fakten nicht korrekt sind. Ich hoffe jemand kann mir dazu etwas sagen.
Zitronenlord
 
Zu Gorsleben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_John_Gorsleben


Zu Herodot:
Ich besitze folgende vollständige Übersetzung:
Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.
Natürlich nicht in einer Ausgabe von 1898, sondern in einer Ausgabe zum 100jährigen Jubiläum der Übersetzung. Die Übersetzung ist schlecht, der Apparat teilwiese grottig :weinen:. Wenn also Reclam die Historien in neun Büchern herausgibt, dann werden sie wohl vollständig sein.
 
Bei Herodot emnpfehle ich als Standardausgabe die bei Kröner erschienene, die definitiv komplett ist und recht ordentliche Anmerkungen hat ; eine zweisprachige gibt es bei Tusculum.
 
Hallo Zitronenlord,
ich besitze die drei Reclamhefte und kann sie nur empfehlen.
Ciao, Cato
 
Ich habe Herodots Historien in der Ausgabe von Josef Feix, erschienen 2000 in der 6. Auflage bei Artemis & Winkler. Enthält Übersetzung und Original-Text (was unerlässlich ist, wenn man daraus zitieren will). Die Ausgabe besteht aus zwei Bänden und ist vollständig. Allerdings ist sie sehr teuer (89€).
 
bender schrieb:
I Enthält Übersetzung und Original-Text (was unerlässlich ist, wenn man daraus zitieren will). .

Ist nur die Frage, ob man heutzutage aus geschichtlichen oder kulturellen Gründen daraus zitieren will.
Vieles sind doch dann wohl Hirngespinste eines antiken Touristen, der sich viel von Einheimischen "erzählen" ließ. :fs:
 
Speaker schrieb:
Ist nur die Frage, ob man heutzutage aus geschichtlichen oder kulturellen Gründen daraus zitieren will.
Vieles sind doch dann wohl Hirngespinste eines antiken Touristen, der sich viel von Einheimischen "erzählen" ließ. :fs:

Woher kommt eigentlich der Mythos das es Herodots Hirngespinste sind?

Schließlich schreibt er doch oft, das er vieles selbst nicht glaubt was ihm von den Einheimischen überliefert wird. Er dokumentiert also den damaligen Zeitgeist und das noch vorhandene Geschichtswissen der Besuchten.
 
askan schrieb:
Woher kommt eigentlich der Mythos das es Herodots Hirngespinste sind?

Nicht unerheblich dabei ist die Tatsache, dass Herodots Werke zu den beliebtesten Argumentationsgeschützen der Esotheriker und Pseudowissenschaftler gehören ...

Seine Chroniken berichten von fantastischen Dingen. In seinen "Historien" schildert er ein gigantisches Labyrinth – geheime Kammern, Schächte und Tunnel, die alle Bauten Griechenlands zusammengenommen noch bei weitem in den Schatten stellen würden. Ganz Gizeh wäre demnach ein untertunneltes Plateau, in dessen Unterwelt sich noch weit größere Wunder verbergen wie am Tageslicht.

Für Okkultisten wie dem Hellseher Edgar Cayce oder bereits im Jahr 1864 Charles Piazzi Smyth und John Taylor, die Gizeh mit der Bibel in Verbindung brachten, sind solche Herodot-Berichte Beweise für die wildesten Thesen. Sogar in der modernen Welt der UFO-Sekten bedient man sich dieser Schilderungen und verbindet sie mit außerirdischen Siedlern oder Atlantis.

Beispielsweise soll die Pyramide 6.257 vor Christus Richtfest gefeiert haben, nachdem 6.000 Jahre lang von außerirdischen Atlantisbewohnern daran gebaut wurde. Billy Meier aus der Schweiz, einer der prominentesten Vertreter der UFO-Esoterik, behauptet sogar, dass er persönlich dieses unterirdische System in Gizeh betreten habe. Er will dort eine 500 Meter hohe Halle gesehen haben, in der UFOs herumstanden.


http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/archaeologie/weltwunder/labyrinth/02.html
 
askan schrieb:
Woher kommt eigentlich der Mythos das es Herodots Hirngespinste sind?

Schließlich schreibt er doch oft, das er vieles selbst nicht glaubt was ihm von den Einheimischen überliefert wird. Er dokumentiert also den damaligen Zeitgeist und das noch vorhandene Geschichtswissen der Besuchten.

Dazu ein kurzer Ausriss aus einem Buch:Das Geheimnis der Cheop-Pyramide von Ch. El Mahdy:
"Erneut macht Herodot deutlich, daß er seine Informationen nur vom Hörensagen hat"

(das stimmt also mit Deiner Meinung, Askan überein).

"Es sei daran erinnert, dass bei seinem Besuch der Bau der großen Pyramide mindestens 2000 Jahre vergangen waren. Zudem hatte Geschichte im damaligen Ägyptenkeine Bedeutung. Herodot hatte also gar keine Möglichkeit, sich zuverlässige Auskünfte zu beschaffen."

(Das allerdings widerspricht dem von Dir angeführten Geschichtswissen)

Also kommt es, wie ich schon schrieb darauf an, wofür man "Herodot´s Historien" benutzen möchte. Sicher nicht, wie heute noch gern gemacht, um archäologische Beweise zu erbringen. :abgelehnt:


PS: niemand würde heut auf die Idee kommen, im Ägyptenurlaub vom Nildeltabauern erzählte Erzählungen über Kleopatra(was ja ca. die vergangene Zeitspanne betrifft), als Beweise für irgendwelche Theorien herzunehmen.
Ach Mist, ich wollt mich ja garnicht mehr hier streiten. Also denkt, wie ihr wollt darüber, Pro oder Contra... wahrscheinlich ne schöne antike Lektüre eines Weltbummlers.:still:
 
Zuletzt bearbeitet:
Speaker schrieb:
Ist nur die Frage, ob man heutzutage aus geschichtlichen oder kulturellen Gründen daraus zitieren will.
Vieles sind doch dann wohl Hirngespinste eines antiken Touristen, der sich viel von Einheimischen "erzählen" ließ. :fs:

Es stellt sich immer die Frage, für welche Fragestellung man Herodot oder irgendeine andere Quelle heranziehen will. Wenn die Frage von Vergangenheitsbildern zu Zeiten Herodots meine Frage ist, dann ist Herodot eine coole Quelle, weil man darüber viel aus ihm erfahren kann. Bei anderen Fragen dagegen dürfte er dagegen eher uninteressant sein.

Und den Grund dafür, warum Herodot soviele Stories überliefert, beschreibt er ja selbst: Zitat (sinngemäß - bin zu faul zum suchen :D ): Ich fühle mich verpflichtet alles zu überliefern, was mir erzählt wird, aber ich muss nicht alles davon glauben.
 
Zitat:"Das allerdings widerspricht dem von Dir angeführten Geschichtswissen"

Jedenfalls konnte er wenigtens fragmentarisch das noch vorhandene Wissen überliefern.

Zitat:"In seinen "Historien" schildert er ein gigantisches Labyrinth – geheime Kammern, Schächte und Tunnel"

um ein paar Masstäbe kleiner, hatte er aber recht gehabt, er hat wahrscheinlich die Erzählungen der Bauarbeiter die im Laufe der Jahrhunderte zu Sagen geworden sind, gesammelt.
Diese Insel im unterirdischen See mit der Grabstelle, sie fand man, auch wenn es nur eine unterirdische Kapelle war, aber die Beschreibung des Raumes und seine Ausstattung stimmten überein.
Denk an den Wirrwarr an Gängen in der Sakara-Pyramide, das ist sogar nach heutigen Masstäben ein gewaltiges Labyrinth.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe da noch zwei weitere "Phänomene" am Werk.

Das erste ist die Jahrtausende alte Tradition der Ägypter, sich selbst derart propagandistisch herauszuputzen, dass sich die Balken biegen. Seitdem man Vergleichsquellen über Ereignisse in und um Ägypten von anderen Völkern hat, sieht man die ägyptische "Geschichtsschreibung" mit anderen Augen. Nicht nur die Zahlen der Krieger, Getöteten und Gefangenen sind fingiert, ganze Ereignisse werden umgedeutet: die äußerst peinlichen Niederlage bei Kadesch wurde einfach zum glorreichen Sieg erklärt. Leider ist es bei den anderen Lebensbereichen nicht ganz so einfach, denn bis Herodot haben wir nur wenige ausländische Quellen über Ägypten. Wie oft dort "nachgebessert" und überhöht wurde, lässt sich kaum sagen.

Das zweite finden wir in Ecos Baudolino: Baudolino geht von Paris nach Rom. Rom ist zu dieser Zeit nicht mehr als ein mäßig bevölkerter Steinbruch, Ziegen und Kühe in den Straßen, und die Ruinen sind nur schwer mit den Monumenten der römischen Hauptstadt in Verbindung zu bringen...
Baudolino kehrt also wieder nach Paris, und seine Bekannten bedrängen ihn mit Fragen: "Erzähl' uns von Rom! Was hast Du gesehen in der ewigen Stadt?"
Also fängt er an zu berichten, es sei märchenhaft gewesen. Gold und Marmor überall, Zauberei an jeder Ecke. Rom sei ein einziges Wunderwerk.

Warum er dies' erzählt? Weil man ihm nicht geglaubt hätte. Rom ein abgewracktes Bauernkaff? Nein, das konnte und wollte keiner glauben.

Und so ist's mit Urlaubern heute, wie mit Herodot damals: "Ägypten? Muss ja unheimlich toll gewesen sein!", werden die Daheimgebliebenen gesagt haben. Und so fängt man an zu erzählen ...
 
besonders die märchenhafte Erzählung das die Sonne plötzlich auf der falschen Seite des Schiffes steht wenn man das Kap der guten hoffung umfährt. Der alte Grieche hat es damals selbst für levantinisches Seemannsgarn gehalten.
 
askan schrieb:
besonders die märchenhafte Erzählung das die Sonne plötzlich auf der falschen Seite des Schiffes steht wenn man das Kap der guten hoffung umfährt. Der alte Grieche hat es damals selbst für levantinisches Seemannsgarn gehalten.

So weit musste man garnicht fahren. Alles was südlich des nördlichen Wendekreises liegt, bekommt mindestens einmal im Jahr die Sonne im Norden.

Sudan, Äthiopien, Saudi Arabien, Indien, usw.

Das hätte er selber nachprüfen können, wenn er nur ein Wenig weiter nach Süden gefahren wäre ...
 
Pope schrieb:
So weit musste man garnicht fahren. Alles was südlich des nördlichen Wendekreises liegt, bekommt mindestens einmal im Jahr die Sonne im Norden.

Sudan, Äthiopien, Saudi Arabien, Indien, usw.

Das hätte er selber nachprüfen können, wenn er nur ein Wenig weiter nach Süden gefahren wäre ...

Aber das Wissen das Afrika umrundbar ist!!
 
Pope schrieb:
Ich sehe da noch zwei weitere "Phänomene" am Werk.

Das erste ist die Jahrtausende alte Tradition der Ägypter, sich selbst derart propagandistisch herauszuputzen, dass sich die Balken biegen. Seitdem man Vergleichsquellen über Ereignisse in und um Ägypten von anderen Völkern hat, sieht man die ägyptische "Geschichtsschreibung" mit anderen Augen. Nicht nur die Zahlen der Krieger, Getöteten und Gefangenen sind fingiert, ganze Ereignisse werden umgedeutet: die äußerst peinlichen Niederlage bei Kadesch wurde einfach zum glorreichen Sieg erklärt. Leider ist es bei den anderen Lebensbereichen nicht ganz so einfach, denn bis Herodot haben wir nur wenige ausländische Quellen über Ägypten. Wie oft dort "nachgebessert" und überhöht wurde, lässt sich kaum sagen.

Das zweite finden wir in Ecos Baudolino: Baudolino geht von Paris nach Rom. Rom ist zu dieser Zeit nicht mehr als ein mäßig bevölkerter Steinbruch, Ziegen und Kühe in den Straßen, und die Ruinen sind nur schwer mit den Monumenten der römischen Hauptstadt in Verbindung zu bringen...
Baudolino kehrt also wieder nach Paris, und seine Bekannten bedrängen ihn mit Fragen: "Erzähl' uns von Rom! Was hast Du gesehen in der ewigen Stadt?"
Also fängt er an zu berichten, es sei märchenhaft gewesen. Gold und Marmor überall, Zauberei an jeder Ecke. Rom sei ein einziges Wunderwerk.

Warum er dies' erzählt? Weil man ihm nicht geglaubt hätte. Rom ein abgewracktes Bauernkaff? Nein, das konnte und wollte keiner glauben.

Und so ist's mit Urlaubern heute, wie mit Herodot damals: "Ägypten? Muss ja unheimlich toll gewesen sein!", werden die Daheimgebliebenen gesagt haben. Und so fängt man an zu erzählen ...
Was Herodot über Ägypten und seine Geschichte niederschrieb, hatte er ja nicht aus "eigenem Wissen". Er war darauf angewiesen, was ihm die Ägypter aus ihren Texten übersetzten, und er hatte praktisch keine Möglichkeit, es auf Richtigkeit zu überprüfen (denn Hieroglyphen lesen konnten nur ägyptische Priester). Und so erzählten ihm die Ägypter alles mögliche, zum Beispiel dass auf der Cheopspyramide geschrieben stünde, wieviel Rettich, Knoblauch und Zwiebeln man beim Bau für die Arbeit hatte beschaffen müssen. Sowas schrieb Herodot dann nieder, und deshalb wirken einige Teile seiner Historien heute recht merkwürdig.
 
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