Hilferuf- Civil War Re-enactment 17.Jhdt in GB: Literatur/Medien/Erfahrungsberichte

Saint-Simone

Aktives Mitglied
Wie die Jungfrau zum Kinde bin ich zu einem Projekt gekommen. Das Ganze befindet sich noch sehr in den Kinderschuhen, und alles was ich bisher habe ist die unverbindliche Zusage einiger Reenactoren, an dem Projket teilzunehmen.

Will heißen: Ich habe eine Idee und keine Finanzierung, und es könnte alles den Bach runter gehen. Des Weiteren habe ich Interesse von einer Gruppe von Reenactorn, die teilnehmen würden.

Problem: Der englische "Civil War" liegt ein paar Jahrzehnte neben meinem Lieblingsgebiet (GB Ende 17. Jhdt), und in der Zeit dazwischen haben sich Dinge getan. Nicht zuletzt Cromwells "New Model Army".

Hat jemand ein paar gute Buchtipps zum Thema Leben in der Armee im Civil War? Ich suche Sozialgeschichte. Kleidung, Waffen, Rezepte...Klopapier...alles! Den breiten Hintergrund kenne ich, es geht um Armee-spezfische Bücher und Sozialgeschichte .

Des Weiteren: Breit gefaßt- keine bestimmte Periode -, suche ich nach Erfahrungen mit Reenactment. Wie habt ihr damit angefangen, was hat euch dazu getrieben? Wie war der Anfang? Was hat euch überrascht? Was sind eure besten und schlimmsten Erfahrungen? Was mögt ihr, was könnt ihr nicht ab? Wie geht ihr mit der Öffentlichkeit um? Was sind die Fragen, die immer wieder gestellt werden?

Ich bin dankbar um jeden Hinweis. Sei's auf Literatur, sei's auf Erfahrungsberichte als/mit Reenactor(n). Alles hilft! :yes:
 
Fragen von wem?
Kommt auf die Gegend an, wo das Museum liegt: "Essen Sie das wirklich?" "Ist das Feuer echt?" "Nicht Ihr Ernst?" etc.

Warum willst Du die den Aufwand machen, was zu organisieren, wenn es nicht in Deinem Interessengebiet liegt? Überlege Dir das sehr gut! Für ne Orga, braucht man eine Engelsgeduld, viel Ausdauer und ein dickes Fell. Ich würde das alles nicht auf mich nehmen für ein Thema, das mich nicht 100 % fesselt. Wäre schade um die Arbeit, die Du Dir machst, wenns den Bach runter geht. Zur Monmouth-Rebellion und sowas gibts ja auch Reenactors. Wars of Louis Quatorze: Philip's Norton 1685 Klar sind das wirklich im Vergl. zur Civil-War-Szene nur eine Handvoll und selbst auf gesamt Europa betrachtet ist die Zahl der Darsteller in Relation zu Dreißigjähr. Krieg und Civil War sehr überschaubar.

Fragen zum Thema Reenactment würden hier den Rahmen sprengen. Kann Dir mal alles per Mail zuschicken. Was den Umgang mit der Öffentlichkeit (Fernsehen, Presse meinst Du wahrscheinlich auch) angeht, sollte man das nicht so breit treten.
 
Warum willst Du die den Aufwand machen, was zu organisieren, wenn es nicht in Deinem Interessengebiet liegt? Überlege Dir das sehr gut!
Brissotin will damit wahrscheinlich nur sagen, dass so ein Re-enactment eine ernste Angelegenheit sei, die Sache aber viel Spaß mache. :) Und so weit entfernt ist die Ära von Deinem Lieblingsgebiet ja auch wieder nicht.

Ich persönlich find’s gut – Social engagement ist immer lobenswert, und besonders die Briten lieben solche Verkleidungs-Events. Auch Statisten in Theatern/Opernhäusern tun dies mehr aus Hobby als wegen der eher symbolischen Gage. Ja, genau dort würd ich zuerst suchen, wenn ich ein Regiment aufstellen müsste.


Hab nur mal »British Civil War clothings« bei Google eingegeben und schon sind Websites zum Thema bis zum Abwinken aufgetaucht:
»What To Wear In The English Civil War«, The 1642 Tailor
The 1640s Picturebook, Costume & Stuff from the English Civil War
English Civil War (ECW) Living History Resources – How to make and source things 'mid 17th century'
The Marquess of Winchester’s Regiment
und, und, und…


Ach ja, zum Klopapier: The Toilet Paper Encyclopedia
Besonders gefällt mir hier, was die als Notbehelf der britischen Lords ausgemacht haben: »pages from a book« (wichtig natürlich, welche, um hier eine historische Authentizität zu erreichen)
 
Ich erinnere mich, in der Serie "Time Team" in ein, zwei Folgen recht beeindruckende Reenactment-Gruppen zum Thema Civil War und insbesondere New Model Army gesehen zu haben. Wenn ich Google richtig interpretiere, ist diese Epoche in Sachen Reenactment auf der Insel breit vertreten und richtig professionell organisiert. Vielleicht bietet sich ja Gelegenheit, anderen bei einem passenden Event ein bißchen über die Schulter zu schauen, sich Anregungen zu holen oder sogar konkretere Hilfestellung?
 
Ich erinnere mich, in der Serie "Time Team" in ein, zwei Folgen recht beeindruckende Reenactment-Gruppen zum Thema Civil War und insbesondere New Model Army gesehen zu haben. Wenn ich Google richtig interpretiere, ist diese Epoche in Sachen Reenactment auf der Insel breit vertreten und richtig professionell organisiert.
Was man da schön sah, wie auch bei der immer wieder präsentierten Römergruppe, dass diese Gruppen gern (oder zumindest scheinbar gern) mit Kamerateams zusammengearbeitet haben.

Wenn Du schon eine Gruppe kennst, Saint-Simone, würde ich die an Deiner Stelle auf konkrete Referenzen ansprechen. In welchen Museen waren sie schon aktiv? Hatten sie schon Kontakt mit Kamerateams oder Presse?

Es gibt ja ganz unterschiedliche Sorten von Darstellern. Manche wirst Du in jeder Doku wiederfinden, wo es nur geht, weil sie überall ihr Gesicht in die Kamera halten wollen - bis sie dann irgendwann als Berater interviewt werden. Anderen sind die Kameras völlig egal. Wieder andere mögen nichtmal in einer Museumsveranstaltung mit den Besuchern sprechen.
 
Ich bitte vielmals um Entschuldigung, daß sich die Antwort herausgezögert hat. Durch Ärger auf der Arbeit, und der Suche nach Finanzen, als auch die Interessenten hat sich alles etwas verzögert.

Erstmal, danke für die Antworten! Das hat mir Einblicke gegeben, die extrem hilfreich waren. Der Englische Bürgerkrieg ist zwar nicht "meins", aber da ich mich für das ganze 17. Jhdt interessiere, ist eine Erweiterung immer gut. Die Details kommen durch die Zeit, aber ich wollte nicht ganz unbedarft herangehen.

Der Arbeitstitel des Projekts lautet: “Creating Lost Worlds- Romanticism and Social Realism in Modern-Day Historical Re-enactment”

Noch ziemlich unbeholfen, und es sagt mehr über mich aus, als über das was ich erforschen will. Deswegen möchte ich mich zuerst zum Thema einlesen. Da danke ich dann für die Tipps. :yes:

@Briso:

Tut mir leid, daß ich mich nicht gemeldet habe. Ich weiß dein Angebot mir aus dem Nähkästchen zu erzählen zu schätzen. Tut mir leid, ich hatte keine Zeit. :friends:
 
Um was geht es Dir denn nun? Ich dachte, Du willst ein Reenactment veranstalten?
Dein Projekt klingt jetzt eher wie eine kulturwissenschaftliche Studie. Wenn Letzteres der Fall sein sollte, könntest Du Dich mal mit den Vorarbeiten von Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck beschäftigen, der hier in Freiburg lehrt. Man muss nicht seine Meinung vertreten, aber sich damit auseinanderzusetzen kann nicht schaden. Außer vielleicht, Du willst möglichst unbeeinflusst da an das Thema gehen. Dann würde ich an Deiner Stelle aber eher dazu übergehen möglichst viele Formen von Veranstaltungen (Battlereenactments, LH in Museen, private VAs etc.) in vielen Ländern zu besuchen.
 
Um was geht es Dir denn nun? Ich dachte, Du willst ein Reenactment veranstalten?
Dein Projekt klingt jetzt eher wie eine kulturwissenschaftliche Studie. Wenn Letzteres der Fall sein sollte, könntest Du Dich mal mit den Vorarbeiten von Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck beschäftigen, der hier in Freiburg lehrt. Man muss nicht seine Meinung vertreten, aber sich damit auseinanderzusetzen kann nicht schaden. Außer vielleicht, Du willst möglichst unbeeinflusst da an das Thema gehen. Dann würde ich an Deiner Stelle aber eher dazu übergehen möglichst viele Formen von Veranstaltungen (Battlereenactments, LH in Museen, private VAs etc.) in vielen Ländern zu besuchen.

In der Tat eine Studie - sorry, da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Ich will mit einer bereits etablierten Truppe zusammen arbeiten, die Civil-War Reenactment macht. Dafür muß ich mich halt ein wenig ins Thema einlesen, um zu wissen worauf ich achten sollte. Liegt ja auf der Hand das zu tun, damit ich nicht anfange zu fragen ob mir jemand mal schnell den Englischen Civil-War erklären kann, oder etwas ähnlich naives :D.

Im Moment geht es also darum das historische Hintergrundwissen zu schaffen, welches zwar teilweise vorhanden ist, aber die Pedantikerin in mir möchte so viel wie möglich ansammeln, bevor ich mich ins Getümmel stürze. Zu Veranstaltungen der Truppe bin ich bereits eingeladen, und werde freilich auch hingehen. Aber nicht zuletzt um auch den Arbeitstitel zu einem Titel zu machen den man auch "verkaufen" kann, fehlen halt noch Infos. Im Moment zum Beispiel gefällt mir das Wort "Romanticism" nicht, weil es mehr darüber aussagt wie ich über Re-enactment denke, als über Re-enactment.

Und wie man an dem ganzen Paragraph vermutlich merkt ist alles noch sehr, sehr vage.
 
Im Moment geht es also darum das historische Hintergrundwissen zu schaffen, welches zwar teilweise vorhanden ist, aber die Pedantikerin in mir möchte so viel wie möglich ansammeln, bevor ich mich ins Getümmel stürze. Zu Veranstaltungen der Truppe bin ich bereits eingeladen, und werde freilich auch hingehen. Aber nicht zuletzt um auch den Arbeitstitel zu einem Titel zu machen den man auch "verkaufen" kann, fehlen halt noch Infos. Im Moment zum Beispiel gefällt mir das Wort "Romanticism" nicht, weil es mehr darüber aussagt wie ich über Re-enactment denke, als über Re-enactment.
Die einzige VA in UK, wo ich mal war, war in das große Multiperiodevent in Kirby Hall. Das war für mich recht interessant - passt auch eher besser zum Begriff "Romanticism". Es gab eine Menge Vorführungen direkt vor dem Hintergrund der Hall, egal ob es dazu passte oder nicht. Interessant fand ich den überwiegend völlig schmerzfreien Umgang der Briten auf der VA mit Anachronismen. Der Höhepunkt für viele (nicht mich) war das Saufen im modernen Partyzelt. Die "Deutschen"-Darsteller (WK 2 v.a.) fanden es ganz toll, als sie erfuhren, dass ein paar echte Deutsche da waren und wollten dann deutsche Lieder von uns hören. Ich glaube, die waren nicht so erfreut, dass ich nur mit dt. Volksliedern aber nicht mit Liedern aus dem 3. Reich dienen konnte.
Während viele bei uns in der Szene just dann die Veranstaltung genießen, wenn keine Besucher mehr da sind und man unter sich in die vergangene Zeit eintauchen kann, indem man den "unauthentischen Störfaktor" Besucher weg hat, habe ich bei den Briten bis jetzt nur erlebt, dass sie dann noch ungehemmter einfach moderne Dinge benutzen.

Welche Erfahrungen hast Du denn schon mit Reenactment gemacht? Ein Freund von mir, war mal bei den schottischen Schlössern als hauptberuflicher Reenactor angestellt, wo er Führungen hist. Schwertkampf möglichst authentisch vorführte. Außerdem hat er als Statist bei nem Film für ein Ausstellungszentrum mitgewirkt. Mir kommt es oft so vor, als ob man Reenactment in UK noch schwerlicher übersehen kann als bei uns.
Klar hierzulande greifen die "Barockfeste" auch um sich und bilden das Pendant zum "Mittelaltermarkt". In der Regel werden Aktivitäten in einem völlig falschen Rahmen (meinetwegen der Schmied auf dem Cour d'Honneur eines Schlosses etc. ...) auf unterschiedlichem Niveau (ausstattungsmäßig) präsentiert. Wenn man selber in der Szene verkehrt, fragt man sich schon oft, wie Besucher auf VAs kommen können, die noch nie mit dem Thema Reenactment durch Fernsehen (Statisten in unzähligen Dokus, bzw. auch Fachleute in Interviews, Übertragungen von Großevents im Fernsehen - z.B. Leipzig 2013) oder Veranstaltungen in Berührung gekommen sind.
 
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