Kleidung um 1910 auf einem Werbeplakat für Combustoren

B

Bildanalyse

Gast
Hallo liebe Geschichtler,

ich habe eine Frage zur Kleidung um 1910. Für meinen Geschichtekurs soll ich ein Werbeplakat analysieren, mein Lehrer hat mich besonders darauf hingewiesen, auf die Kleidung des Mannes eingehen, ich habe bisher aber leider noch überhaupt nichts dazu gefunden.
Kann mir jemand sagen, ob es eine bestimmte Bezeichnung dafür gibt? Und was die Kleidung über den Mann verrät?
Das Plakat findet ihr hier:
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/pli04817/index.jpg

Liebe Grüße und vielen Dank falls mir jemand weiterhelfen kann!

Laura
 
@Laura

Euer Lehrer macht es Euch nicht einfach und mir fällt es auch schwer, eindeutig zu antworten. Vllt. weiß ein Mitdiskutant mehr.

Das Plakat ist von Hans Rudi Erdt (1910), vergl. verlinkten Katalog des DHM, Katalog-Nummer 119.

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Hans Rudi Erdt ? Wikipedia

Ab jetzt wird es schwierig. Die Kleidung des Mannes ist für 1910 untypisch, insbesondere der Hut. Auf den ersten Blick erinnert er an die nichtliturgische Kleidung eines Weltgeistlichen der kath. Kirche.

Wäre diese Interpretation richtig, könnte auf dem Werbeplakat für Autozubehör das Spannungsverhältnis von Moderne (hier repräsentiert in dem Auto und der dargestellten Geschwindigkeit) und der in der Tradition "verharrenden" Kirche plakativ zu Reklamezwecken verwandt worden sein.

Moderne (hier die seinerzeitige innovativste Technik) <=> verharrender Traditionalismus, eventuell sogar bewußte Absage an diese Technik.

Hier ein paar Beispiele für Herrenkleidung um 1910, da paßt die Kleidung des abgebildeten Mannes nicht rein.

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/pli04817/index.jpg - Google-Suche

Und vllt. war das der "Aufhänger", der Erdt bewog, eine kath. Geistlichen in den Gegensatz zur Moderne zu stellen, und zwar der "Antimodernisten Eid" der 1910 von Pius X. erlassen wurde und für großes Aufsehen sorgte und somit gesellschaftlich/politisch/journalistisch seinerzeit präsent war.

Antimodernisteneid ? Wikipedia

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf den ersten Blick erinnert er an die nichtliturgische Kleidung eines Weltgeistlichen der kath. Kirche.

Das war auch mein erster Gedanke, und die Schlussfolgerung macht diesen einerseits plausibel. Auf der anderen Seite passt natürlich das grüne Muster auf der Schulter überhaupt nicht zum schwarzen Talar des Geistlichen.
Auch die Gegenüberstellung Kirche vs. Moderne ist, wenn man sich ansieht, was denn eigentlich beworben werden soll, wohl nicht beabsichtigt:
Es soll ja wohl eine Art früher Katalysator oder Rauchfilter beworben werden, der die Abgaswolken der Autos (wer alte Autos kennt, weiß wie Autos früher gestunken haben) für die Passanten mindert: "Combustor [...] macht jedes Auto rauchfrei und geruchlos."
Auf dem Werbeplakat sehen wir dagegen die Abgaswolken und den Mann, der seine Faust fluchend schüttelt oder auch vor den Mund hält, weil er gerade hustet.
 
nun,das Grüne scheint eine Borte zu sein und die im Zusammenhang mit dem flachen Hut deutet m.E eine bäuerliche Tracht an- wir hätten denn den modernen ,luftverpestenden ,städtischen Automobilisten, auf den der Bauer schimpft,weil er ihm die Luft verpestet.
 
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