Laienliteratur

Nucular

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Ich als interessierter Laie habe lange darauf gewartet auf das Buch "Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser" aufmerksam gemacht zu werden. Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, ein gut geschriebenes, unterhaltendes und leicht verständliches Geschichtsbuch zu finden. Nun meine Frage an die Experten: Gibt es neben Gombrich weitere Autoren, die sich bemüht haben, Geschichte anschaulich und einfach zu vermitteln?
Vielleicht habe ich bislang auch immer nur die falschen Bücher gelesen, aber die meisten Bücher, die ich kenne, beschreiben Geschichte aus einer wissenschaftlichen Perspekteive, sehr fakten- und datenlastig. Ich hätte gerne ein paar Buchempfehlungen für Geschichtsbücher, die in einem ähnlich lockeren Stil wie Gombrichs Weltgeschichte verfasst sind, die aber spezifischere Themen behandeln. Insbesondere interessiere ich mich für die Epochen vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Aber prinzipiell bin ich für alle Themen offen.
Ein weiterer Autor, der mir in diesem Zusammenhang einfällt, ist Joachim Fernau, der eine sehr unterhaltsame Geschichte über die Griechen geschrieben hat ("Rosen für Apoll"). Aber dann hört es auch schon auf.
Für ein Brainstorming eurerseits wäre ich sehr dankbar!
 
Von Fernau fällt mir noch
"Deutschland, Deutschland über alles ... - Von Anfang bis Ende"
und
"Cäsar lässt grüssen - Die Geschichte der Römer" ein.

Heinrich Pleticha hat respektable auch für Jugendliche verständliche historische Bücher publiziert.

Warum gehst du nicht in die nächste Bibliothek?
 
Also,
ich kann alle Bücher zur Geschichte und Kultur des Nahen Ostens, (Also Osmanisches Reich, Iran, Kultur und Kunst des Islam, Religion des Islam, Jüngere Geschichte des Nahen Ostens bis in die Gegenwart, Konflikte der huetigen Zeit, Europa und der Islam, usw.) aus der Beck'schen Wissensreihe empfehlen.

http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?sessionid=099B8E02792A40BCBA280D6315688674&toc=LSW.32820


Ich habe sie (fast) alle, und finde sie nicht nur kurz und bündig (etwa 120 Seiten lang), sondern auch für Laien gut zu lesen, obwohl sie von anerkannten Wissenschaftlern geschrieben wurden, die nicht immer berühmt für ihre "literarischen" Fähigkeiten sind.
Ausserdem habe ich durch Rezensionen erfahren, dass sie zum größten Teil auch wissenschaftlich korrekt sind.

Wie gesagt, für den Bereich Naher Osten, wie es bei anderen Themen aussieht, weiß ich nicht.


Ein gutes "Bilder-"Buch ist auch noch:
Weiss, Walter M.: Schnellkurs Islam. - Köln: DuMont, 1999, ISBN:3-7701-4420-1
Ein Buch über Geschichte, Kultur und Religion der isl. Welt. Leicht zu lesen, viele Abb., wissenschaftlich korrekt.

Wichtig ist zu erwähnen, dass "Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser" 1935 geschrieben wurde, und vieles davon sicherlich heute veraltet ist, oder anders gesehen werden muss.
Denn was nützt mir ein gut geschriebenes Buch, wenn es mir Vorstellungen vermittelt, die ich vielleicht spätestens beim Abi nicht mehr gebrauchen kann?

So long, lynxxx
 
Hans Dieter Stöver, "Die Römer" - nicht so bemüht flapsig wie Fernaus "Cäsar lässt grüßen", aber sehr amüsant und lesenswert geschrieben.
 
Erst mal vielen Dank für die schnellen Antworten.
Also am besten finde ich wirklich Bücher, die mittels kleineer Geschichten oder auch einer großen Geschichte Fakten, Daten und Zahlen transferieren. Der Mensch ist halt empfänglicher für Dramaturgie, und Inhalte lassen sich auf diese Weise auch leichter behalten. Trotzdem ziehe ich Sachbücher Historienromanen vor, da ich mir nur da sicher sein kann, dass Fakten nicht mit Fiktionen vermengt werden.
 
Da kenne ich genau ein Buch, welches sich als historischer Roman wirklich eng an die historischen Quellen anschmiegt und im Nachwort klärt, wo es von den hsitorischen Quellen und der Forschung abweicht: Frank Baer, Die Brücke von Alcántara. Thema: Spanien im 11. Jahrhundert.
 
Genau solche Bücher suche ich. Was haltet ihr denn von dem hier:
"Bevor es Deutschland gab" von Reinhard Schmoeckel

 
Möchtest Du Deine Ablehnung noch weiter begründen oder bist du nur grundsätzlich gegen solch eine Art Buch?
 
Ich denke, er ist nicht grundsätzlich gegen Bücher, die hist. Wissen in anderer Form vermitteln, sondern will damit sagen, dass das Buch Falsches schreibt.

Vielleicht ist es auch spannend für Jugendliche, ein Original zu lesen, wenn es nicht zu trocken ist? Manche Werke (gerade aus dem Nahen Osten) sind erstaunlich neutral und sachlich, werden mit Einleitung und Kommentaren ggf. ins rechte historische Licht gerückt.

Ich denke da z.B. an die spannenden Reisen eines Ibn Batutta, dem Weltreisenden des Mittelalters, (noch vor Marco Polo) der mehr als 120000 km durch die Welt reiste! Bis nach Indien und China! Spannend geschrieben, aus erster Hand.

Ibn Batutta

http://www.amazon.de/Reisen-Ende-Welt-1325-Mittelalters/dp/3426036789

"Die Zeit" schreibt dazu:
...verglichen mit solchen Berichten nehmen sich die Bücher über die Mondfahrt wie Schlafpillen aus."

auch die anderen Bücher der Reihe sollen empfehlenswert sein: Vasco da Gama, Brehm, Sir Francis Drake...



oder "Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama ibn Munqid. Unterhaltsames und Belehrendes aus der Zeit der Kreuzzüge."

Usama Ibn Munqidh

http://www.amazon.de/Erlebnisse-syr...ef=sr_1_3/303-5016235-3803424?ie=UTF8&s=books
http://www.amazon.de/Bibliothek-Ara...ef=sr_1_1/303-5016235-3803424?ie=UTF8&s=books



Oder einige Berichte der Reihe "Osmanische Geschichtsschreiber" aus dem Styria-Verlag im Antiquariat erhältlich:
Kreutel, Richard F. (Hrsg): Reihe Osmanische Geschichtsschreiber 10 Bände, Graz, Wien, Köln

Besonders folgende für jüngere Leser geeignet:

Band 01: Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfaßt vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. 4 unverändr. Aufl. 1976

besonders lustig von dem osmanischen Weltenbummler, der manchmal Münchhausen-artige Beschreibungen liefert, mal spannend, mal kurios, mal lustig:

Band 02: Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Evliya Celebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665. 1957

oder auch:
Prokosch, Erich (Hrsg.):Ins Land der Geheimnisvollen Func. Des türkischen Weltenbummlers Evliya Celebi Reise durch Oberägypten und den Sudan nebst der osmanischen Provinz Habes in den Jahren 1672/73. Osmanische Geschichtsschreiber. Neue Folge Bd. 3, Graz 1994

Band 04: Der Gefangene der Giauren. Die abenteuerlichen Schicksale des Dolmetschers “Osman Aga” aus Temeschwar. 1962

und zuletzt:

Band 10: Der Löwe von Temeschwar. Erinnerungen an Ca`fer Pascha den Älteren, aufgezeichnet von seinem Siegelbewahrer Ali. 1981


dieses ist auch spannend:



Stöckel, Günther (Hrsg.): Memoiren eines Janitscharen oder Türkische Chronik. Übers. Lachmann, Renate. Slavische Geschichtsschreiber Band 8. Graz 1975

und zuletzt dieses zu empfehlen:

Schiltberger, Johannes: Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tataren 1394-1427. U.Schlemmer (Hrsg.) Stuttgart 1983



Nach diesen ganzen Tipps, die vielleicht auch noch andere Leser inspirieren könnten, über den Tellerrand zu schauen... ;)
nun noch einen Klassiker, der zwar nicht direkt Geschichte vermittelt, aber doch Grundlage der gehobenen Bildung auf unterhaltsame Weise vermittelt, nicht ganz frisch mehr, aber gut für's (kunst-)historisches Verständnis, da doch vieles von der Mythologie beeinflusst ist:

Die schönsten Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab.

"Die Erzählungen vom Trojanischen Krieg, von den Abenteuern des Odysseus, dem Leben des Achill und vielen weiteren bekannten Heldenfiguren begeistern uns noch heute."

http://www.amazon.de/Die-schönsten-...f=pd_ka_1/303-5016235-3803424?ie=UTF8&s=books


So, das war's. Ganz schön viel, dafür, dass ich überhaupt nicht weiß, wie alt du bist, und vor allem, was dich interessiert.
Deshalb befürchte ich, ich hab für "die Katz" geschrieben.... ;)

Ciao und LG, lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
Morgen lynxxx. Vielen Dank für Deine Bemühungen. Nein, für die Katz ist das ganz bestimmt nicht. Der Thread ist ja nicht nur für mich.

Diese Bücher sind mit Sicherheit sehr interessant. Und wenn ich die Zeit finde, werde ich sicherlich einmal reinlesen. Was mich aber noch mehr interessiert, sind Bücher, die versuchen einen Überblick über eine größere Epoche zu geben.

Schwanitz hat in seinem Anhang des Buches "Bildung" Otto Zierer als Autor einer 36-bändigen Weltgeschichte empfohlen, die Geschichte in Geschichten vermitteln soll. Habe mir das Ding dann über Ebay bestellt, war aber dann doch eher enttäuscht von seinem etwas langatmigen Schreibstil.

Aber Bücher in dieser Art suche ich. Wie gesagt: Fernau und Gombrich sind ein paar gute Beispiele. Ein paar andere wurden hier ja bereits genannt.

Ihr könnt aber weiterhin alles posten, was ihr über Laienliteratur wisst. Der Thread ist ja nicht nur für mich und könnte vielleicht langfristig eine Sammelfunktion für dieserlei Bücher erfüllen.

@lynxx: Den Schwab werde ich mir übrigens mit Sicherheit holen. :yes:
 
Ich habe meinem Vater letztens "Hier stehe ich, ich kann nicht anders. In 80 Sätzen durch die Weltgeschichte" von Helge Hesse geschenkt. Das nimmt sich 80 Zitate vor und durchleuchtet kurz und interessant geschrieben deren historische Hintergründe. Fand ich sehr schön, um drin rumzulesen, mal quer, mal drei hintereinander, dann wieder 200 Jahre überspringen...
 
Das Buch ist mir bei amazon auch schon über den Weg gelaufen. Klingt interessant.

Was ich gerade noch entdeckt habe: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts von Golo Mann. Wenn die Rezensenten recht behalten, scheint dies ebenfalls ein meinen Kriterien entsprechendes Buch zu sein.

Bücher über die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrunderts gibt es allerdings zuhauf (Haffner, Fest, Mai, ...) Wie sieht es denn mit anderen Ländern aus? England, Frankreich, Italien, Spanien, Russland,...

Ich habe mir "die kleinen Geschichten" der jeweiligen Länder von der bpb zukommen lassen. Absolut nicht zu empfehlen. Wer ist der englische, spanische oder französische Golo Mann?
 
Ich möchte gern noch ein paar Haffner-Bücher beisteuern:

"Von Bismarck zu Hitler"

"Die 7 Todsünden des Deutschen Reiches"

"Preußen ohne Legende"

"Der Verrat - Deutschland 1918/19"

Gruß

Jacobum
 
Ein Buch, das mir sehr gefallen hat, und das auch für nicht akademische Leser sehr reizvoll sein dürfte, ist Robert K. Massies Biographie von Zar Peter I. "Peter the Great, his life and his time (Peter der Große). Es liest sich stellenweise wie ein historischer Roman, besonders gut versteht es Massie, mit einigen Zügen eine überaus lebendige Beschreibung historischer Persönlichkeiten, Institutionen, Orte etc. zu liefern. Massies Werk habe ich in einem Zug durchgelesen und er ist völlig zu Recht dafür mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet worden. Ich habe es vor ein paar Wochen Liljana empfohlen, die davon recht angetan war.
Ich finde aber auch, daß die Bücher von Marcus Junkelmann auch für Laien gut lesbar sind. Ich habe vor einiger Zeit einer Bekannten, passionierte Reiterin aber keine Historikerin "Die reiter Roms" ausgeliehen, und sie war ganz begeistert.
Ich habe vor Jahren mal "Morgenröte am Potomac" gelesen und fand es eine gute Einführung zum Sezessionskrieg. Vor allem aber bin ich schon neugierig auf sein neuestes Werk zum Herzog von Marlborough. "Der erste Churchill" ist aber, glaube ich, noch in Arbeit.
 
Massies Peter der Große kann ich auch empfehlen.

Was noch ein sehr detailreicher Schinken, dabei aber flüssig wie ein historischer Roman geschrieben ist:

Babinger, Franz: Mehmed, der Eroberer : Weltenstürmer einer Zeitenwende. Serie Piper , 621 München , Zürich : Piper, 1959. XIV, 590 S.

Wenn man sich für die epochemachende Zeit rund um der Eroberung Konstantinopels interessiert.
 
Es gibt schon einige gute Laienliteratur.

Sehr gut gefallen hat mir das Buch "Kingdom in the Sun" des britischen Schriftstellers John Julius Norwich über das Normannenkönigreich. Sehr gut zu lesen und doch faktenreich; Norwich hat noch viele weitere Bücher zu historischen Themen geschrieben.
Gerne gelesen habe ich auch die durch ihre Verfilmungen berühmt gewordenen Bücher von Cornelius Ryan, "Der längste Tag" und "Die Brücke von Arnheim".
 
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