Ludwig XIV.

Schini

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"L'État c'est moi" -- dieses Epigramm ist meist die erste Assoziation, wenn der Name Ludwig XIV. (1638/1643-1715) fällt, "Sonnenkönig" wohl die zweite. Diese über eine Repräsentation des Staates durch den König weit hinausgehende absolut(istisch)e Gleichsetzung von Person/Amt und Staat prägt das Bild Ludwigs bis heute. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Bild? Genau diese Frage nach dem "Platz Ludwigs XIV. in der Welt der kollektiven Vorstellungen" will der britische Kulturhistoriker Peter Burke beantworten. Burke hat sich für eine chronologische Vorgehensweise entschieden, um die Veränderungen in der Darstellung des Königs aufzeigen zu können -- Darstellungen in Gemälden, Medaillen, Plastiken und Bauwerken, aber auch in der Literatur, der Geschichtsschreibung, in Theater- und Musikinszenierungen sowie Ludwigs öffentlichen Auftritten (Kriegs- und Triumphzüge). So folgt man, begleitet von umfangreichem Bildmaterial, dem realen und idealen Wandlungsprozess Ludwigs XIV. von dem durch Mazarin geführten Kindkönig zum absolutistischen Herrscher Frankreichs. Der gezielte und nahezu lückenlose Aufbau eines Image- und Propagandasystems der Frühen Neuzeit, das flexibel den jeweiligen Regierungsphasen- und inhalten sowie Kritik und öffentlicher Meinung Rechnung trägt, wird klar sichtbar. Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Wandel im in- und ausländischen Stimmungsbild gegen Ende seiner Regierungszeit gelten. Gerade diese Umbruchphase zeigt die Diskrepanzen zwischen Intention und (kritisch-polemischer) Rezeption des vermittelten Königsbildes.

Doch Burke beschränkt sich nicht nur auf Entstehung und Umbau der tradierten herrschaftlichen und politischen Präsentation Ludwigs, sondern legt zudem offen, wie die einzelnen Aussagen, Darstellungen und die ganzheitliche Symbolik zu deuten sind -- was entsprach der wirklichen Auffassung des Königs, wo muss man innerhalb dieser Programmatik zwischen Schein und Sein differenzieren? Burkes luzider Stil und seine souveräne Belesenheit macht das Ganze zu einem abwechslungsreichen kultur- und kunstgeschichtlichen Rundgang durch das französische 17. und beginnende 18. Jahrhundert.

Lob verdient auch der Anhang zu den Medaillen und der Ikonografie Ludwigs XIV. sowie einem Anmerkungsteil, einer Chronologie der gegen ihn gerichteten Flugschriften und einer repräsentativen Bibliografie. Alles in allem entsteht so -- jenseits von Image und Propaganda -- ein umfassendes und realistisches Bild des französischen "Sonnenkönigs".


Peter Burke • Ludwig XIV. • Wagenbach • 2001 • 280 Seiten
 

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