Kalter Krieg Auswuchs des Totalen Krieges

ametisto

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

mich wuerde mal interessieren was ihr zu folgender These zu sagen habt:
Der fruehe Kalte Krieg war ein direkter Auswuchs aus dem Zeitalter des Totalen Krieges?
Was meint ihr? Trifft das zu, oder eher nicht?
Hoffe auf eine nette Diskussion
 
Aus dem Zeitalter vielleicht. Aber imho nicht aus dem totalen Krieg. Der war eine deutsche Idee und der kalte Krieg entstand bekanntlich aus Differenzen innerhalb der Allierten.
Einen Zusammenhang zwischen beiden zu finden ist bestimmt nicht leicht und vielleicht auch gar nicht berechtigt.
 
Man kann aber schon sagen, dass der McCarthyismus der USA seine Entsprechungen auf deutschem Boden gefunden hat und damit ziemlich direkt an das NS-Regime angeknüpft hat. Die Kommunistenangst in der frühen Bundesrepublik ist imho in der Kommunistenhetze der NS-zeit verwurzelt.
 
Man kann aber schon sagen, dass der McCarthyismus der USA seine Entsprechungen auf deutschem Boden gefunden hat und damit ziemlich direkt an das NS-Regime angeknüpft hat. Die Kommunistenangst in der frühen Bundesrepublik ist imho in der Kommunistenhetze der NS-zeit verwurzelt.

aber was hat mccarthy mit totalem krieg zu tun, den goebbels "erfunden" hatte, um alle reserven für den schon verlorenen krieg zu mobilisieren.

ausserdem knüpfte man in westdeutschland nicht direkt an das ns-regime an, dass ist, gelinde gesagt, unsinn (wenn du schon solche behauptungen aufstellst, solltest du sie belegen!):

die kpd war zunächst in fast allen landesparlamenten westdeutschlands vertreten, ebenso im ersten bundestag. das kpd-verbot erfolgte nach einem urteils des verfassungsgerichts auf grundlage des grundgesetzes und nicht eines ermächtuigungsgesetzes adenauers oder sonstwem. es gab auch keine lager, in denen man kpd-funktionäre gefangenhielt.

dass die bundesrepublik entschieden antikommunitisch war, ist auch nicht mccarthy zu verdanken, sondern dem zweiten deutschen staat und den erfahrungen, die man dort mit dem kommunismus verband (man darf nicht vergessen, dass etliche west-politiker ihre karriere in der sbz bzw. ddr begannen).

zurück zur ausgangsfrage, die passende antwort hat themistokles bereits gegeben. mit totalem krieg wird i.a. die letzte phase der deutschen kriegsführung nach stalingrad bezeichnet, sprich absolute unterordnung der zivilgesellschaft unterdie kriegsziele (durch schliessung von theatern, verlängerung der arbeitszeiten, streichung des zivilen verkehrs und zu guter letzt der volkssturm).

der kalte krieg von 45 -89 hatte zumindest im westen keine derartigen auswirkungen auf die zivilgesellschaft, und ich denke, auch im osten nicht in diesem masse, obwohl hier die militarisierung der gesellschaft viel weiter ging.
 
Man kann aber schon sagen, dass der McCarthyismus der USA seine Entsprechungen auf deutschem Boden gefunden hat und damit ziemlich direkt an das NS-Regime angeknüpft hat. Die Kommunistenangst in der frühen Bundesrepublik ist imho in der Kommunistenhetze der NS-Zeit verwurzelt.

Aber was hat McCarthy mit dem Totalen Krieg zu tun, den Goebbels "erfunden" hatte, um alle Reserven für den schon verlorenen Krieg zu mobilisieren? [...] Dass die Bundesrepublik entschieden antikommunistisch war, ist auch nicht McCarthy zu verdanken, sondern dem zweiten deutschen Staat und den Erfahrungen, die man dort mit dem Kommunismus verband (man darf nicht vergessen, dass etliche West-Politiker ihre Karriere in der SBZ bzw. DDR begannen).
McCarthy hat natürlich nichts mit dem Totalen Krieg zu tun. Hab ich auch nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass er "seine Entsprechungen auf deutschem Boden" fand. Eine mittlere Hysterie gegenüber dem Kommunismus ist wohl für die frühe Bundesrepublik kaum zu leugnen.

Außerdem knüpfte man in Westdeutschland nicht direkt an das NS-Regime an, das ist, gelinde gesagt, Unsinn (wenn du schon solche Behauptungen aufstellst, solltest du sie belegen!):
Ich habe allein von der Kommunistenangst, dem vorherrschenden Symptom des Kalten Krieges im Westen gesprochen, nicht vom System. Es ist aber wohl kaum zu leugnen, dass viele Staatsanwälte, Richter, Polizisten etc. dieser Zeit mehr oder weniger nahtlos – je nach Amt – weiterbeschäftigt wurden, Politiker der frühen Bundesrepublik schon Ämter während des Dritten Reiches innehatten. Das gilt für die frühe DDR genauso, nur dass es hier – zumindest von staatlicher Seite – keine Kommunistenangst gab.

Die KPD war zunächst in fast allen Landesparlamenten Westdeutschlands vertreten, ebenso im ersten Bundestag. das KPD-Verbot erfolgte nach einem Urteils des Verfassungsgerichts auf Grundlage des Grundgesetzes und nicht eines Ermächtigungsgesetzes Adenauers oder von sonst wem. Es gab auch keine Lager, in denen man KPD-Funktionäre gefangen hielt.
Du widerlegst da etwas, was ich nicht geschrieben habe. Aber an dieser Stelle muss man einhaken. Natürlich gab es keine Lager, und die kommunistischen Funktionäre, etwa der westdeutschen FDJ waren keine Engel, es war kalter Krieg und man hatte Angst vor einem sowjetischen Einmarsch. Dennoch gab es einige Urteile gegen Kommunisten – unter anderem gegen solche, die als Mitglieder des Landtags eigentlich hätten Immunität genießen müssen – die nicht in Entsprechung der ihnen vorgeworfenen Taten standen.

Ergo: ich bleibe dabei: eine Kontinuität zwischen der Kommunistenhatz der Nazi-Zeit und der Kommunisten-Angst der fünfziger Jahre hat bestanden.
 
McCarthy hat natürlich nichts mit dem Totalen Krieg zu tun. Hab ich auch nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass er "seine Entsprechungen auf deutschem Boden" fand. Eine mittlere Hysterie gegenüber dem Kommunismus ist wohl für die frühe Bundesrepublik kaum zu leugnen.

Ich habe allein von der Kommunistenangst, dem vorherrschenden Symptom des Kalten Krieges im Westen gesprochen, nicht vom System. Es ist aber wohl kaum zu leugnen, dass viele Staatsanwälte, Richter, Polizisten etc. dieser Zeit mehr oder weniger nahtlos – je nach Amt – weiterbeschäftigt wurden, Politiker der frühen Bundesrepublik schon Ämter während des Dritten Reiches innehatten. Das gilt für die frühe DDR genauso, nur dass es hier – zumindest von staatlicher Seite – keine Kommunistenangst gab.

Du widerlegst da etwas, was ich nicht geschrieben habe. Aber an dieser Stelle muss man einhaken. Natürlich gab es keine Lager, und die kommunistischen Funktionäre, etwa der westdeutschen FDJ waren keine Engel, es war kalter Krieg und man hatte Angst vor einem sowjetischen Einmarsch. Dennoch gab es einige Urteile gegen Kommunisten – unter anderem gegen solche, die als Mitglieder des Landtags eigentlich hätten Immunität genießen müssen – die nicht in Entsprechung der ihnen vorgeworfenen Taten standen.

Ergo: ich bleibe dabei: eine Kontinuität zwischen der Kommunistenhatz der Nazi-Zeit und der Kommunisten-Angst der fünfziger Jahre hat bestanden.

in deinem ersten beitrag hast du diesen unterschied nicht so deutlich dargestellt. ich entschuldige mich für meine missinterpretation.

dennoch bestreite ich einen direkten zusammenhang zwischen der kommunistenverfolgung im dritten reich und der kommunistenangst in der frühen bundesrepublik.

wie du selbst richtig festgestellt hast, gab es, im gegensatz zu den usa, in westdeutschland eine reale bedrohung durch die kpd im innern bzw. durch den sowjetischen block von aussen (wie real die gefahr war, hat man dann spätestens nach der wende feststellen könne, als herauskam, dass mitglieder der kpd/dkp in der ddr für sabotage-akte ausgebildet wurden). daher kann man m.e. auch nicht von hysterie sprechen, wie in den usa, wo man es mit einer vermeintlichen gefahr im innern zu tun hatte.

zudem waren kommunisten in der unmittelbaren nachkriegszeit durchaus geachtete personen, die es z.b. zu stellvertretenden gewerkschaftsvorsitzenden gebracht hatten. diese einstellung änderte sich nicht deshalb, weil in justiz und polizei überwiegend dasselbe personal sass, wie vor 45.
(wer immer sich darüber beklagt, soll mir erstens mal sagen, wie man einen kompletten apparat hätte austauschen sollen und zweitens spricht das "ergebnis" dafür, dass die meisten juristen, polizisten und politiker durchaus aus der ns-zeit die richtigen konsequenzen gezogen haben, aber dies nur nebenbei)

zum einen gab es bereits vor 33 einen erbitterten gegensatz z.b. von spd und kpd, der spätetens mit der zwangsvereinigung in der sbz wieder zum tragen kam, von den übrigen parteien ganz zu schweigen, der nichts mit der ns-zeit zu tun hatte.

zum anderen sah man ja anhand der verhältnisse in der sbz/ddr, wohin die reise gehen würde, wenn eine kpd die macht in westdeutschland, wie auch immer, erlangt hätte.

die einzige "kontinuität" die ich erkennen kann, lag darin, dass die kpd/sed bzw. die sowjetische besatzungsmacht sich ziemlich genua so verhielt, wie man es befürchtet hatte.
 
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