Sinn der "Vierteilung" Berlins und Wiens nach dem zweiten Weltkrieg?

macabre

Mitglied
Hat es einen Sinn, dass nach dem zweiten Weltkrieg Berlin (und auch Wien) in vier Sektoren der Besatzungszonen aufgeteilt wurden?

Ich könnte mir nur "propagandistische" Motive erdenken, z.b. dass Berlin und Wien als Hauptstädte etwas repräsentieren. Aber das erscheint mir als Grund doch ziemlich drüftig.

Könnte mir von euch jemand kurz Auskunft darüber geben?

danke
macabre
 
Laut den Beschlüssen der Konferenzen von Jalta und Potsdam sollte ein von allen Besatzungsmächten bestückter "alliierter Kontrollrat" alle Beschlüsse bzgl. des besetzten Landes einstimmig treffen und darauf achten, dass sich in allen Besatzungszonen eine gleichmäßige Entwicklung vollzog. Sitz dieses Kontrollrates sollte Berlin (ehemalige Hauptstadt des besiegten Gegners) sein - von daher erhielt wohl jede Besatzungsmacht auch einen Sektor in Berlin, um nicht "Dauergast" der sowjetischen Besatzungsmacht sein zu müssen.

Die Symbolik der Hauptstadt könnte durchaus auch eine Rolle gespielt haben.
 
Die Sowjetunion hat für die Abtretung der Westsektoren Berlins außerdem noch einige Gebiete zu ihrer deutschen Besatzungszone erhalten (westliche Teile von Sachsen-Anhalt und Thüringen) ... im Juli 1945
 
Die 3 Alliierten Sowjetunion, USA und Großbritanien hatten noch während des 2. Weltkrieges festgelegt, Deutschland und Österreich nach Kriegsende vollständig zu besetzen (im Gegensatz zum Ende des 1. Weltkrieges), um eine totale Kontrolle ausüben zu können. Jeder der 3 Staaten sollte einen Teil des Landes erhalten. Zusätzlich sollten die beiden Hauptstädte Berlin und Wien ebenfalls in 3 Teile gegliedert werden, um von dort gemeinsame interalliierte Maßnahmen und Beschlüsse behandeln und beschließen zu können. Als die USA und GB auch Frankreich in die Gruppe der wichtigen Alliierten aufnehmen wollte, lehnte die SU eine neue Aufteilung Deutschlands und Österreichs (sowie der Hauptstädte) ab, gestand den Westalliierten jedoch zu, aus deren Bestand den Franzosen eine eigene Zone zukommen zu lassen. SO geschah es dann auch. Engländer und Amerikaner versprachen einen Teil Deutschlands und Berlins (sowie Österreichs und Wiens) den Franzosen. Da der Krieg noch nicht zu Ende war, legten die inzwischen 4 Hauptalliierten die Grenzziehung fest und beschlossen, sich gegebenenfalls nach Kriegsende auf diese Grenzen zurückzuziehen, falls einer die Zone des anderen im Kampf besetzt haben sollte.
So geschah es dann auch: Die US-Truppen zogen sich vereinbarungsgemäß aus Teilen Thüringens und Sachsens zurück, die Briten aus Mecklenburg. Anschließend übergaben die Sowjets den Westalliierten die 3 Berliner und Wiener Sektoren.
 
Saint-Just schrieb:
Die Sowjetunion hat für die Abtretung der Westsektoren Berlins außerdem noch einige Gebiete zu ihrer deutschen Besatzungszone erhalten (westliche Teile von Sachsen-Anhalt und Thüringen) ... im Juli 1945

Dieses Gerücht habe ich als Thüringer desöfteren gehört - Fakt ist jedoch, daß die Grenzen bereits vorher festgelegt werden. Und man sich den Vereinbarungen entsprechend auf seine Gebiete zurückzog. Allerdings wurde die Abtretungen der Besatzungszonen an die Franzosen sicher sinnvoll aus Sicht der Westalliierten gemacht wurde. So haben die Franzosen an ihr Land grenzende miteinander verbundene Gebiete, die bis nach Vorarlberg und Tirol in Österreich reichten ebenso wie die Amerikaner eine verbundene Zone (Hessen, Württemberg-Baden, Bayern inklusive der Teile in Österreich) als Besatzungszone hatten. Die Grenzziehung im heutigen Baden-Württemberg orientierte sich übrigens an der wichtigen Autobahn von München über Stuttgart und Karlsruhe Mainz ins Rhein-Main-Gebiet, die völlig in amerikanischer Hand war.

Die Symbolik in der Hauptstadt des Gegners zu residieren hat sicher eine wichtige Bedeutung gehabt. Und spätestens in der Berlin-Blockade hat sich gezeigt, natürlich auch als Demonstration der eigenen Macht gegenüber Stalin, daß man West-Berlin nicht preisgeben wollte. Als Konsequenz des besonderen Status durften die West-Berliner bei der Wahl zum 1. Bundestag nicht mit wählen - es wurden nur Delegierte entsandt. Auch später waren diese (anfangs 8, ab 1952: 19 und ab 1953: 22) bis 1990 n[FONT=verdana,arial,geneva]icht voll stimmberechtigte Mitglieder des Bundestages. [/FONT]
 
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