Stalin - Polen

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Muss eine Arbeit über die Politik in der SBZ schreiben.

Laut Hitler-Stalin-Pakt sollte ja Polen zwischen den beiden Staaten aufgeteilt werden. Folglich hatte Stalin etwas gegen sie.

Nach dem Krieg aber übergab Stalin das Gebiet östlich der heutigen Landesgrenze zur Verwaltung an Polen.

Warum das Ganze???
 
Mal ehrlich, was genau willst Du wissen?

Der Hitler-Stalin-Pakt hat Polen in zwei Hälften geteilt. Nach '39 hat Polen faktisch nicht mehr existiert. Stalin hat nach '45 die Grenzen, die er mit Hitlerdeutschland vereinbart hat, weiterhin anerkannt und Polen 200 km nach Westen verschoben. Warum? Weil die SU somit geographisch an Größe gewann!

Andreas
 
Die Aufteilung Polens im Hitler-Stalin-Pakt resultierte u.a. aus sowjetischen Gebietsansprüchen, die wiederum aus dem Versailler Vertrag von 1919 hergeleitet wurden.
In diesem Zusammenhang solltest du dich über die sog. Curzon-Linie einmal informieren, z.B bei www.InfoBitte.de im"Zweiter-Weltkrieg-Lexikon".
Für diesen Gebietsverlust wurde Polen quasi entschädigt durch die Westverschiebung seiner Grenzen bis zur Oder-Neiße-Linie (s. Jalta- und Potsdamer Konferenz).
 
*räusper* mein erster Beitrag zu diesem Thema klingt ein wenig nickelig. War nicht so intendiert. Scusi!


Zum Thema: Was an dem Thema Stalin und Polen vielleicht noch erwähnenswert wäre, ist die Geschichte der Befreiung Polens von der deutschen Besatzung.
Was nämlich in D kaum bekannt ist, in PL selbst bis 1989 verschwiegen wurde, ist, dass im wesentlichen nicht die Soldaten der Roten Armee die Polen von den Deutschen befreiten, sondern die Polen selbst.
Es hatte sich sehr bald nach der Besetzung Polens durch das dritte Reich eine Untergrundarmee gebildet, die sogenannte Armija Krajowa (‚Heimatarmee’), welche sich für die Befreiung Polens rüstete.
Zur Taktik der Armija Krajowa gehörte es, kleine Gebiete zu befreien, und diese der Roten Armee als Durchmarschgebiet zur Verfügung zu stellen. So befreiten die Polen ihr Land selbst, nur da es ihnen aufgrund der geringen militärischen Mittel nicht möglich war, das befreite Land selber zu halten, übergaben sie es als Durchmarschgebiet in die Hände der Roten Armee.
Die Armija Krajowa rekrutierte ihre Mitglieder aus Angehörigen nahezu aller sozialen Schichten und weitgehend ohne Ansehen des jeweiligen politischen Bekenntnisses, wobei aber das Rückrat die katholische nationalgesinnte Landbevölkerung stellte. Aus Sicht der sowjetischen Führung natürlich ein Ärgernis, weshalb die Sowjets bald einen kommunistischen Konkurrenzverein aufbauten (die Armija Ludowa, ‚Volksarmee’), der allerdings weniger Zulauf hatte, als die Armija Krajowa.
De Sowjets richteten nach Eroberung Lublins dort eine nach sowjetischem Muster funktionierende polnische Regierung ein, die der einzige Verhandlungspartner der Sowjets bleiben sollte, die Armija Krajowa wurde von der Sowjetführung für illegal erklärt, ihre Funktionäre verfolgt. Nichtsdestotrotz fuhr die Heimatarmee mit ihrer Politik fort, bis zum großen Warschauer Aufstand vom 1. August 1944 (dieser ist bekannt), der bis zum 2. Oktober fortdauerte. Die sowjetischen Einheiten im durch die Weichsel von Warschau getrennten Stadtteil Praga hatten Befehl, die Niederschlagung des Aufstands durch die Deutschen abzuwarten und erst danach diese anzugreifen. Der Warschauer Aufstand ist nicht zu verwechseln mit dem Aufstand des Warschauer Ghettos 1943.
Nach ihrer Niederlage in Warschau war die Armija Krajowa weitgehend lahm gelegt. Ihre Mitglieder verschwanden gleichermaßen in deutschen KZs und sowjetischen GULAGs.

Stalin gegenüber den Westalliierten:
“Stalin“ schrieb:
Moskau, 22. August 1944. Die Mitteilung von Ihnen [Churchill] und Herrn Roosevelt über Warschau habe ich bekommen. Ich möchte meine Ansichten mitteilen.
Früher oder später wird die Wahrheit über die Handvoll machthungriger Krimineller, die das Warschauer Abenteuer begonnen haben ans Licht kommen. Diese Elemente, die die Leichtgläubigkeit der Einwohner Warschaus ausnützten, haben praktisch unbewaffnete Menschen deutschen Kanonen, Panzern und Flugzeugen ausgesetzt. Das Ergebnis ist eine Lage, in der nicht die Polen jeden Tag benützen, um Warschau zu befreien, sondern die Hitleristen , um die Zivilbevölkerung grausam auszurotten.
Vom militärischen Gesichtspunkt ist die Lage, die die Aufmerksamkeit der Deutschen auf Warschau zieht, sowohl für die Rote Armee als auch für die Polen höchst ungünstig. Trotzdem tun die sowjetischen Truppen, die kürzlich neuen deutschen Gegenangriffen standhalten mussten, alles, was sie können, um die Vorstöße der Hitleristen zurückzuschlagen und bei Warschau zu einer großangelegten Offensive überzugehen. Ich kann Ihnen versichern, dass die Rote Armee keine Anstrengung scheuen wird, die deutschen in Warschau zu vernichten und es für die Polen zu befreien. Das wird die beste und wirklich wirksame Hilfe für die polnischen Nazigegner sein.
(Zitiert nach: Documents on Polish-Soviet Relations 1939 – 1945. Bd. 2. 1943 – 1945. London 1967. Dokument 205.)
 
Andreas schrieb:
*räusper* mein erster Beitrag zu diesem Thema klingt ein wenig nickelig. War nicht so intendiert. Scusi!


Zum Thema: Was an dem Thema Stalin und Polen vielleicht noch erwähnenswert wäre, ist die Geschichte der Befreiung Polens von der deutschen Besatzung.
Was nämlich in D kaum bekannt ist, in PL selbst bis 1989 verschwiegen wurde, ist, dass im wesentlichen nicht die Soldaten der Roten Armee die Polen von den Deutschen befreiten, sondern die Polen selbst.
Es hatte sich sehr bald nach der Besetzung Polens durch das dritte Reich eine Untergrundarmee gebildet, die sogenannte Armija Krajowa (‚Heimatarmee’), welche sich für die Befreiung Polens rüstete.
Zur Taktik der Armija Krajowa gehörte es, kleine Gebiete zu befreien, und diese der Roten Armee als Durchmarschgebiet zur Verfügung zu stellen. So befreiten die Polen ihr Land selbst, nur da es ihnen aufgrund der geringen militärischen Mittel nicht möglich war, das befreite Land selber zu halten, übergaben sie es als Durchmarschgebiet in die Hände der Roten Armee.
Die Armija Krajowa rekrutierte ihre Mitglieder aus Angehörigen nahezu aller sozialen Schichten und weitgehend ohne Ansehen des jeweiligen politischen Bekenntnisses, wobei aber das Rückrat die katholische nationalgesinnte Landbevölkerung stellte. Aus Sicht der sowjetischen Führung natürlich ein Ärgernis, weshalb die Sowjets bald einen kommunistischen Konkurrenzverein aufbauten (die Armija Ludowa, ‚Volksarmee’), der allerdings weniger Zulauf hatte, als die Armija Krajowa.
De Sowjets richteten nach Eroberung Lublins dort eine nach sowjetischem Muster funktionierende polnische Regierung ein, die der einzige Verhandlungspartner der Sowjets bleiben sollte, die Armija Krajowa wurde von der Sowjetführung für illegal erklärt, ihre Funktionäre verfolgt. Nichtsdestotrotz fuhr die Heimatarmee mit ihrer Politik fort, bis zum großen Warschauer Aufstand vom 1. August 1944 (dieser ist bekannt), der bis zum 2. Oktober fortdauerte. Die sowjetischen Einheiten im durch die Weichsel von Warschau getrennten Stadtteil Praga hatten Befehl, die Niederschlagung des Aufstands durch die Deutschen abzuwarten und erst danach diese anzugreifen. Der Warschauer Aufstand ist nicht zu verwechseln mit dem Aufstand des Warschauer Ghettos 1943.
Nach ihrer Niederlage in Warschau war die Armija Krajowa weitgehend lahm gelegt. Ihre Mitglieder verschwanden gleichermaßen in deutschen KZs und sowjetischen GULAGs.

immer Quellen angeben das hast du nämlich aus dem Wikipedia :still: !

Ich kann mich aber dir bzw. Wikipedia nur anschliessen mein Uropa war glaub ich ein Genral aufjedenfall etwas höher als nur ein Soldat. Dadurhc kenn ich da so paar Geschichten aber leider starb mein Opa (nicht uropa:) ) sehr früh ich hab ihn niemals kennen gelernt.
Jedenfalls stimmt es so wenn man bedenkt das die Russen bzw. SU wie mans nimmt von den Polen allgemein "gehasst" werden. Das hat sich aber nur dadurch ergeben das die Rote Armee, welche Anfang/Mitte September bereits die rechte Weichselseite Warschaus besetzt hatte, keine Aktionen unternahm um den Aufständischen zu helfen. Die Polen haben darauf vertraut das die Rote Armee ihnen helfen würde und was macht sie? Sie guckt sich das alles von der anderen Flussseite an. Es war ja auch nur geplant grosse Teile Warschaus zu befreien und sie 3-4 Tage zuhalten bis die Rote Armee eintrifft doch sie kam nicht... somit entwickelte sich der Hass auf die Russen.
Die Ak musste kapitulieren!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Flaga_PPP.png
 
1. Das alte Königreich Polen wurde Ende des 18. Jahrhunderts Stück für Stück zwischen Preussen, Russland und Österreichern aufgeteilt. Bis 1916 gab es Polen nur als Teilkönigreich des Russischen Reiches. Dann wurde von deutscher Seite ein neues polnisches Königreich errichtet. In Polen hingegen sind sehr viele stolz darauf, dass man über diese Zeit, als es keinen selbständigen polnischen Staat gab, seine Identität bewahren konnte und sogar bei mehreren Gelegenheiten den Aufstand wagte.

2. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand im Machtvakuum in Ostmitteleuropa die Polnische Republik, die große Gebiete einschloss, die nicht polnischsprachig waren, darunter große Teile Weißrusslands und der Ukraine. Die Rote Armee, die versuchte, die Revolution durch Polen weiter nach Westen zu tragen, wurde von den Polen in Warschau 1920 vernichtend geschlagen, woraufhin die polnische Expansion nach Osten einsetzte. Diese Situation sorgte für ständige Spannungen zwischen Deutschland im Westen und Rußland/der Sowjetunion im Osten, was durch die erzreaktionäre und nationalistische Regierung nicht gemildert wurde.

3. Einer der ersten diplomatischen Schritte des Hitler-Regimes war es, einen Nichtangriffspakt mit Polen zu schließen. Dadurch sollte die Grenze im Osten gesichert werden, während im Westen die Revision der Bestimmungen von Versailles angestrebt wurde. Nach dem Anschluß Österreichs 1938 wurde dann vehement die Revision im Osten angestrebt und im Frühjahr 1939 der Nichtangriffspakt mit Polen gekündigt.

4. Die Sowjetunion hat nach dem Ende des Bürgerkriegs 1922 nicht mehr versucht sich militärisch auszudehnen, sondern auf dem Wege der Revolution. Daher wurden kommunistische Bewegungen in der ganzen Welt unterstützt, auch und gerade in Deutschland und Polen, deren Regierungen diese Versuche z.T. mit drastischen Mitteln zu verhindern suchten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und dem Anwachsen der faschistischen Bewegungen in ganz Europa änderten Stalin und Litwinow 1934/35 die außenpolitische Haltung der SU und fuhren einen Kurs der "Kollektiven Sicherheit" indem sie mit den bürgerlichen Demokratien in Frankreich und der Tschechoslowakei Bündnisse abschlossen. Diese Politik scheiterte jedoch an der mangelnden Unterstützung der Großmächte im Falle Spaniens (1936) und der Tschechoslowakei (1938).

5. 1939 verhandelte die sowjetische Führung mehr oder weniger gleichzeitig mit den Westmächten und dem Hitlerregime. Es gibt verschiedene Interpretationen der Motive, die einen meinen, Stalin habe die Sowjetunion um jeden Preis ausdehnen wollen und habe deshalb den Pakt mit Hitler geschlossen, die anderen sagen, es sei im wesentlichen darum gegangen, die Sowjetunion vor äußeren Feinden zu schützen und die angrenzenden Staaten aus sicherheitspolitischen Gründen unter Kontrolle zu bringen. Ich neige eher der zweiten Meinung zu, da dies eher mit den Massenmorden an "gefühlten" Regimegegnern zusammenpaßt.

6. Das Resultat der Verhandlungen war die wohlwollende Neutralität 1939 und die Aufteilung Polens zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Dazu muß man sagen, daß das Angebot eines Bündnisses mit der Sowjetunion von der antikommunistischen polnischen Führung strikt abgelehnt wurde, wie auch die Unterstützung der Tschechoslowakei (1938/39) daran scheiterte, daß Polen den Durchmarsch von sowjetischen Truppen nicht erlaubte. Während Deutschland Polen in kurzem Feldzug eroberte, stießen am 17. September 1939 sowjetische Truppen auf polnisches Gebiet vor, angeblich um die dortige nichtpolnische Bevölkerung zu schützen. Die Eingliederung dieser Gebiete, die vorwiegend östlich der sog. Curzon-Linie lagen, erfolgte umgehend.

7. Mit dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 war der Nichtangriffspakt hinfällig und damit auch die Vereinbarungen über Polen. Was mit Polen nach dem eventuellen Sieg über Hitler-Deutschland geschehen sollte, war noch offen. Ein Großteil der polnischen Soldaten, die 1939 in der Sowjetunion interniert worden waren, wurden nun in die Reihen der Roten Armee eingegliedert, ein kleinerer Teil wurde nach Westen geschickt, wo er den Kern der polnischen Verbände bildete, die 1944 in Frankreich und den Niederlanden eingesetzt wurden.

8. Als sich im Sommer 1944, nach der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte durch die Rote Armee, die Front Warschau nährte, erhob sich die AK gegen die deutsche Besatzung. Der polnische Widerstand wurde von London aus organisiert und unterstützt. Es ist daher fraglich, inwiefern eine effektive Unterstützung durch die Rote Armee hätte erfolgen sollen. Der Warschauer Aufstand stand einerseits in der Tradition nationaler polnischer Erhebungen, andererseits war die AK in weiten Teilen nicht nur antisemitisch, sondern auch antikommunistisch. Hinzukommt, dass die Verbände der Roten Armee vor Warschau nach den Offensiven des Sommers erschöpft und abgekämpft waren. Ob es einen konkreten Befehl gab, den Aufstand der AK verbluten zu lassen, weiss ich nicht, es gab jedenfalls keinen Befehl, in durch eine Offensive zu unterstützen. Es gibt dann noch die Frage der Bereitstellung von Flugplätzen für Versorgungsflüge durch die Briten und Amerikaner, aber da kenne ich mich ebenfalls nicht gut genug aus, um mir eine fundierte Meinung zu bilden.

9. Die Nachkriegsordnung, die zwischen den Alliierten ausgehandelt wurde, sah vor, daß die Sowjetunion in den Grenzen von 1941 wiederhergestellt werden sollte, d.h. mit allen Gebieten, die nach 1939 dazukamen. Entsprechend mußte der Gebietsverlust, damit Polen als Staat (unter kommunistischer Führung natürlich) überhaupt existenzfähig blieb, ausgeglichen werden, auf Kosten Deutschlands. Nach 1945 war dann fast das gesamte Ostmitteleuropa unter dem Einfluß der Sowjetunion.

10. Man darf bei der Betrachtung dieser Zeit nicht den Fehler machen, Nationalität, ethnische Zugehörigkeit und Weltanschauung gleichzusetzen. Stalin hatte einige ausgesprochene Neurosen, was dies betraf, aber sie haben, zumindest nach außen, nicht die Politik der Sowjetunion bestimmt. Es war entscheidend, daß in den Staaten rings um die Sowjetunion Kommunisten an der Macht waren, die Taten, was Moskau ihnen befahl, nicht dass es Russen, Polen, Mongolen, Koreaner oder sonst was waren.
 
Albatros schrieb:
2. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand im Machtvakuum in Ostmitteleuropa die Polnische Republik, die große Gebiete einschloss, die nicht polnischsprachig waren, darunter große Teile Weißrusslands und der Ukraine. Die Rote Armee, die versuchte, die Revolution durch Polen weiter nach Westen zu tragen, wurde von den Polen in Warschau 1920 vernichtend geschlagen, woraufhin die polnische Expansion nach Osten einsetzte.

Kannst du dazu noch etwas mehr sagen, ich weiß da wenig drüber. Ich denke bei "Rote Armee" gleich an russische Verbände, aber das scheinen ja eher polnische, revolutionäre Kräfte gewesen zu sein, richtig?
Und wie ist die "Expansion nach Osten" zu verstehen? Nur innerhalb der neuen polnischen Grenzen oder auch nach ausserhalb?

Edit: Habe mich schon etwas "aufgeschlaut" ->
http://de.wikipedia.org/wiki/Polen#Unabh.C3.A4ngigkeit_und_die_Zweite_Republik_1918.E2.80.931939
Hat sich also, mehr oder weniger, erledigt :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
Kannst du dazu noch etwas mehr sagen, ich weiß da wenig drüber. Ich denke bei "Rote Armee" gleich an russische Verbände, aber das scheinen ja eher polnische, revolutionäre Kräfte gewesen zu sein, richtig?

Eher nein, da (Ost-)Polen ja zu Russland gehörte, waren natürlich auch Polen unter den Bolschewiki (z.B. Felix Dzerschinski), aber eigentlich war es die "russische" Rote Armee, die da nach Polen vordrang. Das ganze ist, wie gesagt, eher ideologisch, als ethnisch zu verstehen. Damals kämpfte jeder gegen jeden. Ziemlich unübersichtlich.

Die polnischen Verbände, die nach 1941 in der Sowjetunion aufgestellt wurden, setzten sich aus polnischen Soldaten zusammen, die nach dem Einmarsch 1939 in sowjetische Hände fielen, bzw. sich nach Osten abgesetzt hatten. Die Offiziere, die als Träger des nationalistischen Antikommunismus angesehen wurden, wurden meist - wie in Katyn - vom Geheimdienst erschossen, die Mannschaften dann aber in eigenen Verbänden zusammengefasst (Anders-Armee).
 
Albatros schrieb:
Stalin hatte einige ausgesprochene Neurosen, was dies betraf, aber sie haben, zumindest nach außen, nicht die Politik der Sowjetunion bestimmt. Es war entscheidend, daß in den Staaten rings um die Sowjetunion Kommunisten an der Macht waren, die Taten, was Moskau ihnen befahl, nicht dass es Russen, Polen, Mongolen, Koreaner oder sonst was waren.

So weit d´accord...eine Ergänzung hätte ich dann aber doch noch: Stalin hatte lange Zeit regelrecht panische Angst vor einem japanischen Überfall auf die Sowjetunion. Und zwar schon vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion ist diese Sorge noch deutlich gewachsen. Er hat in der Folge alles daran gesetzt, dass die chinesischen Kommunisten vehement(er) gegen die japanischen Besatzer vorgehen (das machten bis dahin am ehesten noch die Nationalisten).
Mao hingegen (der "ums verrecken" den Bürgerkrieg in China haben wollte), dachte nicht im geringsten daran (auch wenn er sich nach außen hin stalinloyal gab): Mao wollte die "Polnisierung" Chinas, was wiederum den ersehnten Bürgerkrieg bedeutet hätte (inkl. eines vermutlichen Eingreifens der SU in den chinesischen Konflikt (auf Seiten der KPCh).
 
Albatros schrieb:
4. Die Sowjetunion hat nach dem Ende des Bürgerkriegs 1922 nicht mehr versucht sich militärisch auszudehnen, sondern auf dem Wege der Revolution. Daher wurden kommunistische Bewegungen in der ganzen Welt unterstützt, auch und gerade in Deutschland und Polen, deren Regierungen diese Versuche z.T. mit drastischen Mitteln zu verhindern suchten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und dem Anwachsen der faschistischen Bewegungen in ganz Europa änderten Stalin und Litwinow 1934/35 die außenpolitische Haltung der SU und fuhren einen Kurs der "Kollektiven Sicherheit" indem sie mit den bürgerlichen Demokratien in Frankreich und der Tschechoslowakei Bündnisse abschlossen. Diese Politik scheiterte jedoch an der mangelnden Unterstützung der Großmächte im Falle Spaniens (1936) und der Tschechoslowakei (1938).
Stalin hat von Anfang an der Theorie einer "permanenten Revolution" eine Absage erteilt. Der Sozialismus im eigenen Land sollte ohne Unterstützung von außen verwirklicht werden.

Albatros schrieb:
5. 1939 verhandelte die sowjetische Führung mehr oder weniger gleichzeitig mit den Westmächten und dem Hitlerregime. Es gibt verschiedene Interpretationen der Motive, die einen meinen, Stalin habe die Sowjetunion um jeden Preis ausdehnen wollen und habe deshalb den Pakt mit Hitler geschlossen, die anderen sagen, es sei im wesentlichen darum gegangen, die Sowjetunion vor äußeren Feinden zu schützen und die angrenzenden Staaten aus sicherheitspolitischen Gründen unter Kontrolle zu bringen. Ich neige eher der zweiten Meinung zu, da dies eher mit den Massenmorden an "gefühlten" Regimegegnern zusammenpaßt.
Es ist tatsächlich unklar, was der Zweck des Paktes mit Hitler war. Der sowjetisch-finnische Krieg stützt jedenfalls die These, dass Stalin sich auch von sicherheitspolitischen Motiven leiten ließ als nur auf bloße Expansion. :grübel:

Albatros schrieb:
8. Als sich im Sommer 1944, nach der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte durch die Rote Armee, die Front Warschau nährte, erhob sich die AK gegen die deutsche Besatzung. Der polnische Widerstand wurde von London aus organisiert und unterstützt. Es ist daher fraglich, inwiefern eine effektive Unterstützung durch die Rote Armee hätte erfolgen sollen. Der Warschauer Aufstand stand einerseits in der Tradition nationaler polnischer Erhebungen, andererseits war die AK in weiten Teilen nicht nur antisemitisch, sondern auch antikommunistisch. Hinzukommt, dass die Verbände der Roten Armee vor Warschau nach den Offensiven des Sommers erschöpft und abgekämpft waren. Ob es einen konkreten Befehl gab, den Aufstand der AK verbluten zu lassen, weiss ich nicht, es gab jedenfalls keinen Befehl, in durch eine Offensive zu unterstützen. Es gibt dann noch die Frage der Bereitstellung von Flugplätzen für Versorgungsflüge durch die Briten und Amerikaner, aber da kenne ich mich ebenfalls nicht gut genug aus, um mir eine fundierte Meinung zu bilden.
Nicht nur antikommunistisch, sondern auch russophob. Für Stalin kam es daher nicht ungelegen, dass Hitler ihm die Arbeit abgenommen hat. In einem Schreiben an Churchill bezeichnet er sie als "Verbrecherbande", die die Warschauer Bevölkerung gewissenlos geopfert und das Warschauer Abenteuer angezettelt hat, um die Macht an sich zu reißen. Erst auf Drängen der Verbündeten durften amerikanische Flugzeuge auf sowjetisch kontrolliertes Gebiet landen.
 
Sascha Maletic schrieb:
Albatros schrieb:
8. Als sich im Sommer 1944, nach der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte durch die Rote Armee, die Front Warschau nährte, erhob sich die AK gegen die deutsche Besatzung. Der polnische Widerstand wurde von London aus organisiert und unterstützt. Es ist daher fraglich, inwiefern eine effektive Unterstützung durch die Rote Armee hätte erfolgen sollen. Der Warschauer Aufstand stand einerseits in der Tradition nationaler polnischer Erhebungen, andererseits war die AK in weiten Teilen nicht nur antisemitisch, sondern auch antikommunistisch. Hinzukommt, dass die Verbände der Roten Armee vor Warschau nach den Offensiven des Sommers erschöpft und abgekämpft waren. Ob es einen konkreten Befehl gab, den Aufstand der AK verbluten zu lassen, weiss ich nicht, es gab jedenfalls keinen Befehl, in durch eine Offensive zu unterstützen. Es gibt dann noch die Frage der Bereitstellung von Flugplätzen für Versorgungsflüge durch die Briten und Amerikaner, aber da kenne ich mich ebenfalls nicht gut genug aus, um mir eine fundierte Meinung zu bilden.
Nicht nur antikommunistisch, sondern auch russophob. Für Stalin kam es daher nicht ungelegen, dass Hitler ihm die Arbeit abgenommen hat. In einem Schreiben an Churchill bezeichnet er sie als "Verbrecherbande", die die Warschauer Bevölkerung gewissenlos geopfert und das Warschauer Abenteuer angezettelt hat, um die Macht an sich zu reißen. Erst auf Drängen der Verbündeten durften amerikanische Flugzeuge auf sowjetisch kontrolliertes Gebiet landen.
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=82412&postcount=1
 
Sascha Maletic schrieb:
Stalin hat von Anfang an der Theorie einer "permanenten Revolution" eine Absage erteilt. Der Sozialismus im eigenen Land sollte ohne Unterstützung von außen verwirklicht werden.

Naja, auf die Unterstützung kapitalistischer Unternehmer war man schon angewiesen, gerade wenn es um das ging, was heute "Technologietransfer" heißt. Und die westlichen Firmen haben nicht schlecht dabei verdient. ebenso hat die Reichswehr ja auch - die ihr vom Versailler Vertrag verbotenen - Waffensysteme (Panzer, Flugzeuge, Gas, schwere Waffen ...) in Russland weiterentwickelt, in enger Kooperation mit der Roten Armee.

Und die Komintern war bis 1935 schon revolutionär ausgelegt, was man bei der KPD gut beobachten konnte. Dass Dimitroff dabei den Segen Stalins hatte, ist anzunehmen.
 
Leopold Bloom schrieb:
So weit d´accord...eine Ergänzung hätte ich dann aber doch noch: Stalin hatte lange Zeit regelrecht panische Angst vor einem japanischen Überfall auf die Sowjetunion. Und zwar schon vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion ist diese Sorge noch deutlich gewachsen.

De facto befand man sich 1939 ja bereits im Kriegszustand (Khalin Gol etc.). Aber R.Sorge hat ja dann dafür gesorgt, daß Stalin sich deswegen keine Sorgen machen mußte.
 
El Quijote schrieb:
Sorry, das muß ich übersehen haben.


Albatros schrieb:
Naja, auf die Unterstützung kapitalistischer Unternehmer war man schon angewiesen, gerade wenn es um das ging, was heute "Technologietransfer" heißt. Und die westlichen Firmen haben nicht schlecht dabei verdient. ebenso hat die Reichswehr ja auch - die ihr vom Versailler Vertrag verbotenen - Waffensysteme (Panzer, Flugzeuge, Gas, schwere Waffen ...) in Russland weiterentwickelt, in enger Kooperation mit der Roten Armee.

Und die Komintern war bis 1935 schon revolutionär ausgelegt, was man bei der KPD gut beobachten konnte. Dass Dimitroff dabei den Segen Stalins hatte, ist anzunehmen.
Das stimmt natürlich. Ich wollte damit nur sagen, dass Stalin nicht sonderlich an der Weltrevolution interessiert war. Im Gegenteil, oft lieferte er kommunistische Bewegungen ans Messer. Z.B. mußten sich die chinesischen Kommunisten auf Befehl Stalins der bürgerlichen Bewegung unterordnen, weil angeblich das Land nicht reif für die Revolution sei. Als Folge wurden zehntausende Kommunisten massakriert.

Was Stalin sich dabei gedacht hat?
 
Albatros schrieb:
De facto befand man sich 1939 ja bereits im Kriegszustand (Khalin Gol etc.). Aber R.Sorge hat ja dann dafür gesorgt, daß Stalin sich deswegen keine Sorgen machen mußte.

naja, und die tatsache, dass sich die japaner dort eine sehr blutige nase geholt haben- und demzufolge von der kampfkraft der roten armee eine höhere meinunge hatten als hitlers generäle ...
 
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