Unsere Freunde, die Amerikaner

Repo

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Hier wurde, in anderem Zusammenhang, die Meinung geäußert, dass die Luftangriffe während des 2. WK auf die deutsche Zivilbevölkerung letztlich nichts weiter gebracht hätten, auch keineswegs die Moral der Zivilbevölkerung verschlechtert hätte.
Für die Zeit des Krieges würde ich dem zum Teil auch zustimmen.

Andererseits würde ich dieses "tägliche vorführen" der immensen Überlegenheit an Industrie-Kapazität als sehr wichtigen Faktor für die spätere West-Integration der BRD halten.
Nach zwei, hauptsächlich gegen die USA, verlorenen Kriegen innerhalb 25 Jahren und diesem Erleben, die bundesdeutsche Bevölkerung zu allem bereit war, vorausgesetzt es war an der Seite der USA.

Es war nicht der einzige Faktor, aber ich halte ihn für einen sehr wichtigen.
 
Hier wurde, in anderem Zusammenhang, die Meinung geäußert, dass die Luftangriffe während des 2. WK auf die deutsche Zivilbevölkerung letztlich nichts weiter gebracht hätten, auch keineswegs die Moral der Zivilbevölkerung verschlechtert hätte.
Für die Zeit des Krieges würde ich dem zum Teil auch zustimmen.

Andererseits würde ich dieses "tägliche vorführen" der immensen Überlegenheit an Industrie-Kapazität als sehr wichtigen Faktor für die spätere West-Integration der BRD halten.
Nach zwei, hauptsächlich gegen die USA, verlorenen Kriegen innerhalb 25 Jahren und diesem Erleben, die bundesdeutsche Bevölkerung zu allem bereit war, vorausgesetzt es war an der Seite der USA.

Es war nicht der einzige Faktor, aber ich halte ihn für einen sehr wichtigen.

Sind nicht eher Kaugummi, Schokolade, Zigaretten, Care Pakete mit "Kornett Beff" (Corned Beef), Rosinenbomber u.ä. maßgeblicher für die Westintegration?
 
Nachdem die Amerikaner Konzentrationslager geöffnet haben, waren sie sehr
zu recht empört und stinkesauer. So haben die Amerikaner die deutsche lokale Bevölkerung gezwungen, sich diese Orte des Schreckens und Grauens anzusehen. Die Deutschen mussten in der amerikanischen Beatzungszone zunächst einmal das Entnazifizierungsprogramm durchlaufen

Den Amerikanern war die Umerziehung der Deutschen sehr wichtig. Dafür haben sie den Prozess der Entnazifizierung auf die Schiene gesetzt.
So haben die Amerikaner dann Fragebögen zur Überprüfung der politischen Gesinnung der Deutschen ausgegeben, von denen auch sehr viele ausgefüllt zurückgegeben worden sind. Diese Fragebögen waren durchaus gefürchtet. Allerdings verstanden es genügend Deutsche sich einen Persilscheine zu verschaffen. So wurde beispielsweise praktisch das gesamte leitende Personal der Verwaltungen entlassen, ohne jegliches Anrecht auf Gehalt oder Pension.

Im März 1946 wurde dann, auf massiven amerikanischen Druck hin, das Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus von den deutschen Länderchefs der amerikanischen Zone unterzeichnet.
Es gab dann nun Einstufungen für den indivduellen Grad der Belastung eines jeden Einzelnen. Die Einstufungen Hauptschuldiger oder Belastete und selbst Minderbelasteter bedeute Arbeitslager, Einziehung des Vermögens oder Pensionsverlust, Arbeitsbeschränkung oder Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Für Mitläufer, wohl die Minderbelasteten, gab es in der Regel Geldbußen. Der Belastete hatte den Beweis für seine Nichtschuld zu erbringen, also der Staatsanwalt musste nicht die Schuld des Beschuldigten beweisen. Und die Militärregierung hatte dann auch noch das Recht der Kassation.

Des Weitern gab es ein Gesetz der Militärregierung, das Nationalsozialisten nur noch die Ausübung gewöhnlicher Arbeit erlaubte. Zuwiderhandlungen wurden streng bestraft.

Die ersten Verfahren, die abgearbeitet wurden, waren, wegen der befürchteten Strafmaße, die gegen die Mitläufer oder Minderbelasteten.

Diese Maßnahmen führten in der Bevölkerung tatsächlich zu einer Solidarisierung, das muss man sich einmal überlegen, mit den betroffenen Nazis.
Die betroffenen Beschuldigen hatten große Sorge vor der „Ächtung“ und den damit verbundenen Statusverlust.
Wozu diese Maßnahmen aber nicht geführt haben, war „Unsere Freunde, die Amerikaner.“

Das kam erst später ab 1947. Stichworte sind hier u.a. der Marschallplan, die Berliner Luftbrücke, amerikanische Lebensmittellieferungen, der erste Kanzler Konrad Adenauer etc..

Die spätere Eingliederung der Bundesrepublik oder die Integration der Bundesrepublik in das westliche Bündnissystem war gewiss kein Selbstgänger, der durch die alliierten Bomberoffensiven des Zweiten Weltkrieges ihren Ursprung hat.

Eschenburg, Jahre der Besatzung, S.112ff
 
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Und wenn man jetzt die andere Seite Deutschlands betrachtet?
Die Reperationsleistung musste die DDR fast alleine bezahlen.
Ich weiss, es hiess Besatzungszone.
Wenn ich die Überschrift lese, kann ich nicht sagen, das die Amerikaner was für uns im Osten gemacht haben. Aber es war doch noch ein Deutschland.
Diese Frage muss erlaubt sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn es darum ging, Patente, Prototypen und Köpfe zu erbeuten, war man bei der "Entnazifizierung" schon mal großzügig. Wernher von Braun ist das bekannteste, aber nicht das einzige Beispiel.
 
Der Marshall-Plan sah z. B. ausdrücklich auch eine Unterstützung der Länder im sowjetischen Einflussbereich vor.
Zum Wohle der Menschen oder zum Wohl der eigenen Machterweiterung? Eine kritische Betrachtung ist hier imho angebracht. Die Bonbons taten mehr für den Willen der West"integration" als die Bomben des Krieges. Und zu Adenauer sag ich lieber nix. :still:

Wenn es darum ging, Patente, Prototypen und Köpfe zu erbeuten, war man bei der "Entnazifizierung" schon mal großzügig.
Richtig. Die Umerziehung ist wohl ein weiterer wichtiger Punkt des "Integrationswillens". Wirkt auch noch heute nach, so sprach mal ein Oberstleutnant der Bundeswehr von "unserem Präsidenten" und ihr dürft raten, wen er meinte... :pfeif:
 
Und wenn man jetzt die andere Seite Deutschlands betrachtet?
Die Reperationsleistung musste die DDR fast alleine bezahlen.
Ich weiss, es hiess Besatzungszone.
Wenn ich die Überschrift lese, kann ich nicht sagen, das die Amerikaner was für uns im Osten gemacht haben. Aber es war doch noch ein Deutschland.
Diese Frage muss erlaubt sein.
Also die "Demontage" der Betriebe fand auch in den Westsektoren statt, nach dem sie zwischen 1945-1950 herum erst mal die Produktion aufnahmen, um so die Reparationen abzuarbeiten. Als dann die Demontage im Westen durchgeführt wurde, wurden auch Teile davon in die SU abtransportiert. Der Unterschied zum Osten war jedoch, daß im Westen bereits der Marshallplan lief und schon bei der Demontage der alten Maschinen, die neuen Maschinen aus den USA zur Montage bereit standen. Hab darüber erst vor Kurzem eine interessante Doku im Fernsehen gesehen.
Im Osten mußte man wohl den Karren weitgehend selbst aus dem Dreck ziehen und auch noch weiter zahlen.
Weiß eigendlich jemand, wie lange?
 
Barbarossa schrieb:
Als dann die Demontage im Westen durchgeführt wurde, wurden auch Teile davon in die SU abtransportiert. Der Unterschied zum Osten war jedoch, daß im Westen bereits der Marshallplan lief und schon bei der Demontage der alten Maschinen, die neuen Maschinen aus den USA zur Montage bereit standenAls dann die Demontage im Westen durchgeführt wurde, wurden auch Teile davon in die SU abtransportiert. Der Unterschied zum Osten war jedoch, daß im Westen bereits der Marshallplan lief und schon bei der Demontage der alten Maschinen, die neuen Maschinen aus den USA zur Montage bereit standen

Die britische und amerikanische Zone waren auf Lebensmittellieferungen aus den anderen Zonen, insbeondere der östlichen, angewiesen, da sie eigentlich nicht aus ihren Ländern die dringend benötigten Lebensmittel importieren wollten Die Sowjetunion hatte ein Interesse an einer Kontrolle über das Ruhrgebiet. Man hat sich also ursprünglich darauf geeingt, das die UDSSR aus dem Westen "Reparationen" in Form von Demontagen oder Entnahmen aus der laufenden Produktion bekommt. Im Gegenzug waren dafür Lebensmittellieferungen fällig. Die Sowjetunion hat ihren Teil der Vereinbarung aber nicht eingehalten. General Clay hat dann bereits im Mai 1946 angeordnet, das aus dem Westen nichts mehr an die Sowjetunion geliefert wird.

Der Marschallplan wurde aber erst 1948 beschlossen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Bundesrepublik hatte aber in Londoner Schuldenabkommen von 1953 dafür die Vorkriegsschulden zu begleichen. Das waren auch etliche Milliarden. Im Luxemburger Abkommen wurde eine bescheidene, gemessen an den finanziellen Möglichkeiten der damaligen jungen Bundesrepublik aber gewaltige, Warenlieferungen an Israel vereinbart.
 
Nachdem die Amerikaner Konzentrationslager geöffnet haben, waren sie sehr
zu recht empört und stinkesauer. So haben die Amerikaner die deutsche lokale Bevölkerung gezwungen, sich diese Orte des Schreckens und Grauens anzusehen. S.112ff

Das war bei den Franzosen genau so.
 
Der Unterschied zum Osten war jedoch, daß im Westen bereits der Marshallplan lief und schon bei der Demontage der alten Maschinen, die neuen Maschinen aus den USA zur Montage bereit standen. Hab darüber erst vor Kurzem eine interessante Doku im Fernsehen gesehen.

Das mag in einem Einzelfall so gewesen sein. (wer mit was soll denn die neuen USA-Maschinen bezahlen?)
In der Regel war es aber so, dass bei den Demontage-Komissionen Fachleute aus den Betrieben der Siegerstaaten dabei waren, die sehr genau wussten, was sie wollten.
Wunschzettel mit sich führten.
Es wurden ja auch gezielt die neuesten Maschinen demontiert. Die Demontagen sollten die Gewinne aus Aufrüstung und Krieg abschöpfen.
Moderne Fabrikhallen wurden gesprengt, in den alten Hütten durfte weitergearbeitet werden.

Aber, alles OT.

Es geht mir nicht darum die Amis als Freunde der Deutschen darzustellen, es geht mir darum, dass die West-Deutschen der 40-50-60 Jahre ums Verrecken Freunde der Amis sein wollten.
Was schlicht Fakt ist.

Welche Kröten haben die Amis auch den Deutschen zum Fressen vorgeworfen, ich erinnere nur mal an den Mauerbau.
Ein Drittel der Nation kommt in den Knast und die Schutzmacht schaut desinteressiert zu.
Und die Folgen für die deutsch-amerikanische Freundschaft? Keine.

Ist das ein Verhalten, das man sich von seinen Freunden so einfach gefallen lässt? Folgenlos?
Es ist eine These, aber ich behaupte mal, dass dies bei allen anderen Nationen zu ganz erheblichen Sprüngen im "Freundschafts-Porzellan" geführt hätte.
Muss es da nicht tiefere Gründe geben, dass dies so hingenommen wurde?
 
@Repo

Sind wir uns denn darüber einig, das die allierte Bomberoffensive gegen Deutschland und die erste Phase der Besatzungszeit keine freundschaftlichen Gefühle bei der deutschen Bevölkerung gegen über den Amerikanern geweckt haben?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mag in einem Einzelfall so gewesen sein. (wer mit was soll denn die neuen USA-Maschinen bezahlen?)
Im Zuge des Marshallplanes soll das so gewesen sein.
Es geht mir nicht darum die Amis als Freunde der Deutschen darzustellen, es geht mir darum, dass die West-Deutschen der 40-50-60 Jahre ums Verrecken Freunde der Amis sein wollten.
Was schlicht Fakt ist.

Welche Kröten haben die Amis auch den Deutschen zum Fressen vorgeworfen, ich erinnere nur mal an den Mauerbau.
Ein Drittel der Nation kommt in den Knast und die Schutzmacht schaut desinteressiert zu.
Und die Folgen für die deutsch-amerikanische Freundschaft? Keine.

Ist das ein Verhalten, das man sich von seinen Freunden so einfach gefallen lässt? Folgenlos?
Es ist eine These, aber ich behaupte mal, dass dies bei allen anderen Nationen zu ganz erheblichen Sprüngen im "Freundschafts-Porzellan" geführt hätte.
Muss es da nicht tiefere Gründe geben, dass dies so hingenommen wurde?
Tja - vielleicht war das eine Folge des "Kalten Krieges" und daß man auf keinen Fall auch noch "vom Russen" geschluckt werden wollte... (?) Alles, nur das nicht... (?) Denn das abschreckende Beispiel waren ja gerade die "Brüder und Schwestern" im Osten, die wirklich viel zu erdulden hatten... (?)
 
Sind wir uns denn darüber einig, das die allierte Bomberoffensive gegen Deutschland und die erste Phase der Besatzungszeit keine freundschaftlichen Gefühle bei der deutschen Bevölkerung gegen über den Amerikanern geweckt haben?
Nicht unbedingt freundschaftliche Gefühle, in Süddeutschland aber Freude über die Befreiung von der Knute der Nazis. Die Diözesen Würzburg und München haben sofort nach der Kapitulation Berichte über das Kriegsende aus ihrern Pfarreien angefordert. Zwischenzeitlich werden die, in Ortschroniken längst publiziert, wissenschaftlich aufgearbeitet.
Wesentlich zur Bildung einer deutsch-amerikanischen Freundschaft trug auch die Einrichtung der Amerkahäuser bei (1968 wurden die dann demoliert).
 
Wahrscheinlich war es ein diffuses Gemenge, auf der einen Seite das schlechte Gewissen, das durch die bereits genannten Maßnahmen der Amis richtig ausgeprägt wurde. Auf der anderen Seite das Wissen um die eigenen Taten gegen die Kriegsgegner und die befürchtete oder erlittene Rache an den Kriegsgefangenenen. Diese kehrten in den späten 40ern heim und die Erzählungen waren sehr unterschiedlich. Die Schilderungen der aus amerikanischer Gefangenschaft Heimgekehrten waren mit den später aus Russland eintreffenden nicht zu vergleichen. Auch daraus auf ein besseres Schicksal durch Anlehnung an den Westen und den großen Bruder, der noch nie einen Krieg verloren hatte, zu schließen war doch vernünftig aus damaliger Sicht.
 
Nicht unbedingt freundschaftliche Gefühle, in Süddeutschland aber Freude über die Befreiung von der Knute der Nazis.

Die Bevölkerung in Süddeutschland war sicher froh darüber, das für sie endlich der sinnlose Krieg vorbei war. Die Amerikaner kamen aber nichts als Befreier. Auf Eisenhower Weísung wurde in jedem Ort doch die Botschaft "Wir kommen nicht als Befreier! Wir kommen als Sieger!” angeschlagen.

Und in der Weisung JCS 1067 hieß es " Deutschland wird nicht besetzt werden zum Zweck der Befreiung, sondern als besiegte Feindnation.”

Das war Klartext.
 
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