Wie wahrscheinlich war der Atomkrieg der beiden Supermächte wirklich?

belisarius

Aktives Mitglied
In einem anderen Thread wurde das Thema bereits angestossen. Die beiden Mächte, so eine These, hätten diesen Krieg niemals ernsthaft riskieren wollen. Doch wie weit geht eine Macht tatsächlich, für Einfluss, Ideologie und Volk?
Mal Diskussion eröffnen tu. :red:

Ich selbst bin in diesem Punkt der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit dieses Krieges viel zu stark unterschätzt wird. Allein die Zahl der Krisen (um die 20) die zu akuter Gefahr und Mobilisierung führten, sprechen hier doch wohl Bände, oder? :S
 
In der Rückschau auf die Zeiten des Kalten Krieges heißt es ja öfters, dass die Welt am Rande eines Atomkrieges gestanden sei.

Dass es nicht dazu gekommen ist, zeigt meines Erachtens, dass die Großmächte sich der Gefahr sehr wohl bewußt waren und es nicht zum Äußersten kommen ließen, auch dass sie verantwortungsbewußt genug waren, um es nicht soweit kommen zu lassen, sondern um des Frieden willens bereit waren, Kompromisse einzugehen.

Auf Anhieb fällt mir natürlich die Kuba-Krise ein.

Gruß....
 
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Ich denke mal, ohne das Damoklesschwert des atomaren Krieges (dh ohne die Erfindung der Atombombe) wäre es zum Krieg zwischen der USA und der UdSSR gekommen.
Das Wissen, dass bei einem Atomkrieg sich beide seiten wohl gegenseitig ausgelöscht hätten, war wohl das Einzige, was diesen Krieg verhinderte.
 
Das Wissen, dass bei einem Atomkrieg sich beide seiten wohl gegenseitig ausgelöscht hätten, war wohl das Einzige, was diesen Krieg verhinderte.

Ich denke, dass die Angst überwog, dass das Elend der eigenen Bevölkerung dazu geführt hätte beide Regierungen zum Teufel zu jagen. Es war also eher die Angst die Macht im eigenen Land an eine andere nationale Partei/Organisation o.a. zu verlieren.
 
Ich denke mal auch, dass es der Punkt gewesen sein könnte, Legat... Da geb ich dir vollkommen Recht. Auch geb ich Hurvinek Recht! Denn schlussendlich behält das Volk die Macht in Händen... ;)
Aber die USA und die UdSSR (bzw. jedes Land) beruhen ja (meistens) hartnäckig auf ihrer Meinung usw. ... Wenn bei irgendeinem die Nerven nachgelassen hätten, wäre es mEn dennoch zu solch einem schrecklichen Krieg gekommen.
 
Das Wissen, dass bei einem Atomkrieg sich beide seiten wohl gegenseitig ausgelöscht hätten, war wohl das Einzige, was diesen Krieg verhinderte.


Zum Glück waren sich die Mächtigen der Gefahr bewußt, so dass es nicht in der Katastrophe endete.

Nicht umsonst wurde damals die Aufrüstung auf Teufel komm raus betrieben, schließlich wollte man den potentiellen Gegner durch die Angst vor der militärischen Übermacht in Schach halten. :cool:

Zumindest wurde der Bevölkerung durch diese Erklärung die imense Aufrüstung schmackhaft gemacht.

Gruß.....
 
Josephine: Zumindest wurde der Bevölkerung durch diese Erklärung die imense Aufrüstung schmackhaft gemacht.
Was sagst du denn da? Ich wüsste nicht, dass die atomare Aufrüstung irgendwo auch nur einer Bevölkerungsminderheit in Ost oder West "geschmeckt" hat. Angst hatten alle. Bei der heutigen Politik- und Medienhysterie um den Iran mag das nicht so recht klappen - damals bedurfte es solcher Manipulationen nicht. Weil es nicht um ein paar potentielle Sprengköpfe ging, sondern um die Weiterexistenz der Menschheit.
 
Was sagst du denn da? Ich wüsste nicht, dass die atomare Aufrüstung irgendwo auch nur einer Bevölkerungsminderheit in Ost oder West "geschmeckt" hat. Angst hatten alle. Bei der heutigen Politik- und Medienhysterie um den Iran mag das nicht so recht klappen - damals bedurfte es solcher Manipulationen nicht. Weil es nicht um ein paar potentielle Sprengköpfe ging, sondern um die Weiterexistenz der Menschheit.


Ich meinte damit, dass der Bevölkerung die Aufrüstung damit erklärt wurde, dass sie notwendig zur Abschreckung sei - zumindest habe ich das noch so in Erinnerung.

Auch habe ich es noch so in Erinnerung, dass zwar in den Sechzigern das Atombombenszenarium die Bürger in Angst und Schrecken versetzte, es gab ja auch noch Probealarm, aber ich kann für mich behaupten, dass ich in den Achtzigern keine wirkliche Angst vor einem Atomkrieg hatte - eher eine latente unterschwellige Bedrohung - zumindest habe ich es so empfunden.
Schließlich begann ja da schon die Entspannungspolitik.

Gruß...
 
...dass ich in den Achtzigern keine wirkliche Angst vor einem Atomkrieg hatte...

Schön für dich, ich schon und ich denke die Mehrheit der Leute auch. Ich denke da eher an die SS-20, den NATO-Doppelbeschluss und Ronald Reagan (Trident-Klasse, neue Langstreckenraketen, Star-Wars-Programm).
 
Ich denke da eher an die SS-20, den NATO-Doppelbeschluss und Ronald Reagan (Trident-Klasse, neue Langstreckenraketen, Star-Wars-Programm).

Beschlüsse, die mehrheitsfähig waren, wenn ich an den Wahlkampf 1982 in der BRD denke, in dem der Doppelbeschluß eine Rolle spielte.

Nochmal zur Ausgangsfrage: die Furcht richtete sich doch in Detuschland gerade darauf, dass ein begrenzter, atomar geführter Krieg auf dem Schlachtfeld Europa stattfinden könnte bzw. für führbar gehalten würde. Dieses Szenario würde ich auch von dem Risiko eines mit Interkontinentalraketen geführten Krieges zwischen den beiden Großmächten trennen, zumindest in der Wahrnehmung und in den Planungen.
 
Schön für dich, ich schon und ich denke die Mehrheit der Leute auch. Ich denke da eher an die SS-20, den NATO-Doppelbeschluss und Ronald Reagan (Trident-Klasse, neue Langstreckenraketen, Star-Wars-Programm).



...na ja, die Achtziger Jahre beinhalten all dies und selbstverständlich weiß ich was SS-20 sind, die waren ja schließlichhier in der Nähe bei uns stationiert, aber trotzdem, ich denke, ich repräsentiere die Mehrheit der Bevölkerung.

Allerdings habe ich natürlich keine Zahlen zur Hand, sondern das ist meine Einschätzung aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen und Empfindungen.

Gruß....
 
@Silesia: ...wenn ich an den Wahlkampf 1982 in der BRD denke, in dem der Doppelbeschluß eine Rolle spielte.
...und wenn ich mich recht entsinne, hatten das beide "Volksparteien" im Wahlprogramm. Dass es 1982 keine absolute Mehrheit für die Grünen gab, heißt noch lange nicht, dass die Mehrheit der Bürger für die Stationierung war. So viele Leute gingen weder davor noch danach wieder in der Nachkriegszeit auf deutsche Strassen. Im Osten wurde sowieso keiner gefragt.
 
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Schmidt hatte, und da kann ich mich noch gut an den Parteitag der SPD 1982 erinnern, in der Frage keinen Rückhalt mehr in der SPD. Vielmehr gab es mit Eppler usw. einen Aufstand, da die Nachrüstung als Fehler angesehen wurde. Jedenfalls habe ich das so wahrgenommen.

Schweigende Mehrheiten zählen im Übrigen nicht, weder pro noch contra. Das ist rein spekulativ. Bezüglich des Protestes kann ich mich noch gut an eine gesprengte Vorlesung erinnern, bei der der betroffene Professor Hausrecht geltend machte, als eine Beerdigungszeremonie mit Pappraketen (Pershings) und in Leichentüchern gehüllt in den Hörsaal einwanderte.
 
Zuletzt bearbeitet:
...und wenn ich mich recht entsinne, hatten das beide "Volksparteien" im Wahlprogramm. Dass es 1982 keine absolute Mehrheit für die Grünen gab, heißt noch lange nicht, dass die Mehrheit der Bürger für die Stationierung war. So viele Leute gingen weder davor noch danach wieder in der Nachkriegszeit auf deutsche Strassen. Im Osten wurde sowieso keiner gefragt.


Mein lieber bb,

das habe ich auch nicht behauptet, dass die Mehrheit der Bevölkerung für die Stationierung war, es ging darum, ob man in den Achtzigern noch wirklich real Angst vor einem Atomkrieg hatte, und das würde ich verneinen.

Gruß.....
 
Schmidt hatte, und da kann ich mich noch gut an den Parteitag der SPD 1981 erinnern, in der Frage keinen Rückhalt mehr in der SPD. Vielmehr gab es mit Eppler usw. einen Aufstand, da die Nachrüstung als Fehler angesehen wurde.
Das ist richtig, aber letztendlich peitschte Schmidt die eigene Partei auf Linie.

...ob man in den Achtzigern noch wirklich real Angst vor einem Atomkrieg hatte...
Bevor Gorbatschow 1985 kam, war zumindest im Osten diese Angst ziemlich allgegenwärtig. Breshnew und seinen greisen Nachfolger-Hardlinern traute doch keiner.
 
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...aber ich kann für mich behaupten, dass ich in den Achtzigern keine wirkliche Angst vor einem Atomkrieg hatte ...

Ich auch nicht. Wir haben hier in der DDR ohne zu murren die Atomwaffen der Sowjets hingenommen. Stattdessen wurde das Antiraketen-Programm SDI von den USA als Kriegs-Gespenst proklamiert.
 
@sil: Beim Wahlkampf-Parteitag hatte er den Rückhalt verloren.
Wieso trat er dann nicht zurück? Deinen Link werde ich später lesen...

@hurvi: Wir haben hier in der DDR ohne zu murren die Atomwaffen der Sowjets hingenommen.
Hatten wir denn eine Wahl oder auch nur die Möglichkeit, ohne persönliche Konsequenzen zu murren??? Ich glaube auch nicht, dass die DDR-Staatsführung um die SS-20 auf ihrem Territorium gebettelt hat - sie wurde von der Tatsache durch Moskau "in Kenntnis gesetzt".
 
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Wieso trat er dann nicht zurück? Deinen Link werde ich später lesen...

Wie im link steht, hier vermengen sich die Ereignisse. Während der Kanzlerschaft kämpfte er um die Durchsetzung in der SPD, ohne Erfolg bis 1982. Der Sturz Schmidts - wirtschaftspolitisch bedingt - läuft dieser Entwicklung durchaus quer. Beim Wahlkampf-Parteitag 1982 war er in seiner Rede chancenlos, Vogel übernahm die Kontra-Position im Wahlkampf 1983 gegen Kohl.
 
Ob in den 80ern noch reale Angst um einen Atomkrieg herrschte weiß ich nicht. Ich kann mich jedenfalls noch daran erinnern, das ab und zu die Luftschutzsirene zur Übung anging. Muss Anfang der 80er gewesen sein. Da wurde ich gerade eingeschult :D
 
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