Dionysoskult und Drama?

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Stimmt es, dass das griechische Theater ursprünglich aus so eine Art "Mysterienspiel" über Dionysos hervorging? Ähnlich wie Passionsspiele über das Mittelalter der Hauptgegenstand des Theaters waren?

Wenn ja, in welchen Zusammenhang steht das dann mit der Verbindung des Mythos des Dionysos mit dem des Osiris?
 
Stimmt es, dass das griechische Theater ursprünglich aus so eine Art "Mysterienspiel" über Dionysos hervorging? Ähnlich wie Passionsspiele über das Mittelalter der Hauptgegenstand des Theaters waren?

Die allwissende Wiki sagt ja Dionysien ? Wikipedia



Wenn ja, in welchen Zusammenhang steht das dann mit der Verbindung des Mythos des Dionysos mit dem des Osiris?

Wahrscheinlich ist der Zusammenhang ähnlicher Natur, wie du ihn bereits zwischen mittelalterlichen Passionsspielen und Dionysien hergestellt hast. Totenfest des Osiris ? Wikipedia
Kultische Handlungen haben auch einen festlichen, spielerischen Unterhaltungsanteil. Ähnlichkeiten müssen daher keine Übernahmen oder Fremdeinflüsse aus anderen Kulturen sein, sondern sie ergeben sich aus gleichgerichteten Handlungen.
 
Griechische Götter sind ja oft sehr vielfältig, was an der Zersplitterung der griechischen Kultur und ihrer vielfältigen Überlieferungswege liegt. Insofern decken Götter, je nach Zeit und Ort, verschiedene Aspekte ab.
Dionysos ist ja ein vegetabiler Gott, ein Gott des Wilden, des Wuchernden, damit auch ein Gott, der wird und vergeht, weshalb er in Delphi, wo er sich die Herrschaft mit seinem Antipoden Apollon aufteilt, auch ein Grab hat, denn die Mutter des Dionysos, Semele, war ja eine Sterbliche. Das Sterben und wieder Auferstehen, ein in verschiedenen Kulturen auftretendes Motiv, hat Parallelen bei Osiris.

Daneben ist Dionysos ein Gott des Weines, des Rausches, der Exstase, des aus sich herausgehens, des hinter-die-Masken-Schauens. Das Satyrspiel, welches Szenen aus dem Umfeld des Gottes thematisiert, ist eine sehr wichtige Wurzel für das griechische Theater.

Vielerorts bleibt das Theater auch kultisch eng mit Dionysos verbunden, in Athen oder auch in Pergamon stehen Tempel des Gottes neben dem Theater, Aufführungen im Theater sind gelcihzeitig auch feste des Gottes, in Athen nicht umsonst die großen Dionysien, wo neben Tragödien und Komödien auch immer noch Satyrspiele mit aufgeführt wurden.
 
Griechische Götter sind ja oft sehr vielfältig, was an der Zersplitterung der griechischen Kultur und ihrer vielfältigen Überlieferungswege liegt.

Ist es nicht eher überraschend, dass andere Kulturen nicht "zersplittert" sind?

Falls sie das denn nicht sind. Dass sumerische Stadtstaaten je eine Mythologie entwickelten sollte nicht überraschend, handelt es sich doch um nur ein sehr begrenztes Gebiet. Bei den Ägyptern gibt es auch verschiedene Versionen, in einigen ist der frühere Schriftgott Phat zum Beispiel der Schöpfer des Universums, während in anderen Ra durch das "Urchaos" (in ägyptischer Version) enstanden sein soll.

Insofern decken Götter, je nach Zeit und Ort, verschiedene Aspekte ab.

Interressant, daran habe ich nicht gedacht.

Dionysos ist ja ein vegetabiler Gott, ein Gott des Wilden, des Wuchernden, damit auch ein Gott, der wird und vergeht, weshalb er in Delphi, wo er sich die Herrschaft mit seinem Antipoden Apollon aufteilt, auch ein Grab hat, denn die Mutter des Dionysos, Semele, war ja eine Sterbliche. Das Sterben und wieder Auferstehen, ein in verschiedenen Kulturen auftretendes Motiv, hat Parallelen bei Osiris.

Osiris ist eigentlich ja ein mächtiger Gott, nur wurde er von Seth ermordet, so eindeutig ist die Parallele nicht, andererseits soll der Dionysos-Kult wirklich aus Asien kommen.

Daneben ist Dionysos ein Gott des Weines, des Rausches, der Exstase, des aus sich herausgehens, des hinter-die-Masken-Schauens. Das Satyrspiel, welches Szenen aus dem Umfeld des Gottes thematisiert, ist eine sehr wichtige Wurzel für das griechische Theater.

Die Satyren waren traditionell die Begleiter dieses Gottes.

Vielerorts bleibt das Theater auch kultisch eng mit Dionysos verbunden, in Athen oder auch in Pergamon stehen Tempel des Gottes neben dem Theater, Aufführungen im Theater sind gelcihzeitig auch feste des Gottes, in Athen nicht umsonst die großen Dionysien, wo neben Tragödien und Komödien auch immer noch Satyrspiele mit aufgeführt wurden.

Ja. Aber stimmt es, dass früher nur Geschichten mit/um Dionysos gespielt wurden?
 
Ist es nicht eher überraschend, dass andere Kulturen nicht "zersplittert" sind?

Falls sie das denn nicht sind. Dass sumerische Stadtstaaten je eine Mythologie entwickelten sollte nicht überraschend, handelt es sich doch um nur ein sehr begrenztes Gebiet. Bei den Ägyptern gibt es auch verschiedene Versionen, in einigen ist der frühere Schriftgott Phat zum Beispiel der Schöpfer des Universums, während in anderen Ra durch das "Urchaos" (in ägyptischer Version) enstanden sein soll.

Das Zersplitterte ist ja ein besonderes Charakteristikum der griechischen Welt, aber auch vermeintlich einheitlichere Kulturlandschaften haben keine einheitliche Religion, dies ist ja ein Kriterium des Polytheismus.

Osiris ist eigentlich ja ein mächtiger Gott, nur wurde er von Seth ermordet, so eindeutig ist die Parallele nicht, andererseits soll der Dionysos-Kult wirklich aus Asien kommen.

Götter sind immer mächtig, auf ihre Weise. Auch Dionysos ist kein schwacher Gott. Und Macht zeigt sich ja gerade darin, den Tod zu überwinden.

Die Satyren waren traditionell die Begleiter dieses Gottes.

Ja.

Aber stimmt es, dass früher nur Geschichten mit/um Dionysos gespielt wurden?

Wir kennen die ursprünglichen Stücke nicht, aber wahrscheinlich hat die Figur des Dionysos eine starke Rolle gespielt. Seit den Zeiten, wo wir das Theater auch inhaltlich fassen können, also im 5 Jh., ist das Themenspektrum schon sehr umfassend.
 
Die Theorie, dass das griechische Drama den Dionysiuskult als Keimzelle hat, findet sich bereits im 19. Jahrhundert. Frühester mir bekannter Verfechter ist Karl Otfried Müller in seiner "Geschichte der griechischen Literatur" (1857). Derjenige, der diese These wohl mit größter Nachwirkung prominent gemacht hatte, war Friedrich Nietzsche mit seinem Werk "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik". Wenn man tiefer in dieses Thema einsteigen möchte, wird man wohl daran nicht vorbeikommen.

Stimmt es, dass das griechische Theater ursprünglich aus so eine Art "Mysterienspiel" über Dionysos hervorging?

Ist man ein einigermaßen realitätsnaher Historiker, wird man keine Pauschalaussagen treffen, sondern vielmehr Argumente dafür und dagegen bringen, Theorie aufstellen und diese bei Gelegenheit wieder über den Haufen werfen, wenn man eine überzeugendere findet. Meines Wissens ist man sich nicht einmal sicher, dass die Mänadentradition bedeutend älter ist als die des griechischen Dramas. Sie wirkt nur sehr viel archaischer durch ihre Rohheit, Triebhaftigkeit und Wildheit. Dennoch finde ich die Theorien (gerade bei Nietzsche!), dass das Dionysische, zügellose, destruktive und chaotische Voraussetzung für das Drama war, in sich konsistent und überzeugend. Eine für Dich gültige Antwort kann ich aber leider nicht geben, da muss sich jeder selbst einarbeiten.

Ähnlich wie Passionsspiele über das Mittelalter der Hauptgegenstand des Theaters waren?

Das mittelalterliche Theater ist ein sehr komplexes, wenn auch im Vergleich zur griechischen Antike, sehr schmales Themengebiet. Es umfasste jedoch weit mehr als Passionsspiele. Wenn man eine Verbindung mittelalterliches Theater - dionysischer Aspekt der griechischen Tragödie ziehen will, so eignen sich meines Erachtens die Veitstänze hier viel besser. Das jedoch nur als kleiner Einwurf.
 
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