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Sicher, warum nicht?

Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist.
Johann Wolfgang von Goethe

Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter [und Warnungen].
Marcel Proust

Ohne Vergangenheitsanalyse weder Steuerung noch Geschäftsplan.
Ein unbekannter Controller.
 
Unsere Gegenwart ist durch die unmittelbare Vergangenheit geprägt, diese wiederum durch die vorhergehende Vergangenheit usw.

Um die Gegenwart zu verstehen, hilft oftmals ein Blick in die Geschichte.

Sicher, warum nicht?

Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist.
Johann Wolfgang von Goethe

Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter [und Warnungen].
Marcel Proust

Ohne Vergangenheitsanalyse weder Steuerung noch Geschäftsplan.
Ein unbekannter Controller.

sehr schöne Zitate....:rofl:
 
Soll an Geschichte und Vergangenheit erinnert werden?

[FONT=&quot]Wenn nein, man hätte ein Fach weniger in der Schule. :)
[/FONT]
[FONT=&quot]Ich sehe es immer so...[/FONT]
[FONT=&quot]Gerade in der heutigen Zeit halte ich Kenntnisse zur Geschichte für sehr wichtig.[/FONT]
[FONT=&quot]Weil, der Ahnungslose fällt auf die herein, die nichts aus der Geschichte gelernt haben (haben wollen) und da sind inzwischen einige Unterwegs.[/FONT]
 
Besser nicht, ...nur Nachteile?

Der Ökonom sieht sich in seiner ironischen Variante von advocatus non calculat bestätigt. Der erfahrene Jurist weist im Smalltalk darauf hin, dass sich bekanntlich und doch überraschend vor Gericht auch die Vergangenheit ändern kann, und im Übrigen der liebe Gott vor das Urteil den Sachverhalt gesetzt hat.

Der Soziologe bietet ein zugehöriges Verhaltensmodell, der Mathematiker berechnet ihm dafür die Wahrscheinlichkeiten.
Und der Psychoanalytiker freut sich über die Betätigungsfelder.
 
Der Ökonom sieht sich in seiner ironischen Variante von advocatus non calculat bestätigt. Der erfahrene Jurist weist im Smalltalk darauf hin, dass sich bekanntlich und doch überraschend vor Gericht auch die Vergangenheit ändern kann, und im Übrigen der liebe Gott vor das Urteil den Sachverhalt gesetzt hat.

Der Soziologe bietet ein zugehöriges Verhaltensmodell, der Mathematiker berechnet ihm dafür die Wahrscheinlichkeiten.
Und der Psychoanalytiker freut sich über die Betätigungsfelder.

Boah, das nenn ich mal einen wirklich interdisziplinären Ansatz! :winke:
 
Die Erinnerung an bestimmte Ereignisse schafft ein kollektives Gedächtnis. Diese Form der kollektiven Erinnerung spielt im politischen und sozialen Bewußtsein eine zentrale Rolle, vor allem in den Nationalstaaten.

Verbunden sind Formen des kollektiven Gedächtnisses auch mit den jeweiligen Gründungsmythen von Gesellschaften (vgl. Münkler "Die Mythen der Deutschen")

Die Deutung bzw. die Definition der Inhalte von Erinnerung sind dabei politisch heftig umstritten. Wie auch teilweise an den Diskussion im Forum erkennbar.

Ein wichtiger aktueller Vertreter zu dem Thema ist A. Assmann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aleida_Assmann

Grundsätzliche Darstellung
https://books.google.de/books?id=Gsz3gC4lbkYC&printsec=frontcover&dq=aleida+assmann&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=aleida%20assmann&f=false

Und eine Kritische Sicht auf die Zukunft der Erinnerungskultur
https://books.google.de/books?id=oToQAQAAQBAJ&pg=PP1&dq=aleida+assmann+neues+Unbehagen&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=aleida%20assmann%20neues%20Unbehagen&f=false

Zur schnellen weiteren Orientierung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Ged%C3%A4chtnis

https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerungskultur

https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerungsort

In diesen Kontext gehört natürlich auch die Frage nach der Rekonstruktion von Geschichte und damit auch der "Objektivität" von Narrativen. Also der Frage, wer den "Wahrheitsgehalt" von Aussagen beurteilt. Und da sind wir wieder unweigerlich bei der Frage nach den Kriterien von Wissenschaft.

vgl. zum Einlesen auch Jan Assmann
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1895/1/Assmann_Kollektives_Gedaechtnis_1988.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kommt nun drauf an, ob Vergangenheit das ist, was wirklich passiert ist, oder das, was wir annehmen, dass passiert ist. Und wenn vor Gericht (oder auch in anderem Zusammenhang) bestimmte Aspekte der Vergangenheit genauer untersucht werden, kann es schon passieren, dass man zugeben muss, dass das, was wir bisher (und zwar völlig ohne Wertung oder Beurteilung) als Vergangenheit erachteten eben nicht die Vergangenheit ist.
Der gute Nero wurde uns damals noch als größenwahnsinniger Tyrann im Geschichtsunterricht beigebracht, der Christen verfolgte und Rom einäscherte ... heute sieht man dieses Urteil wesentlich differenzierter und kritischer.
 
... heute sieht man dieses Urteil wesentlich differenzierter und kritischer.

Deswegen ist ja:

1. Die intersubjektive Nachprüfbarkeit und die kritische Sichtung der Quellen weiterhin wichtig

2. Der ungehinderte und globale Diskurs der Scientific Community zentral für den Erkenntnisgewinn, der sich um die Objektivierung jenseits ideologische Paradigmen bemüht

3. Die permantente Reformulierung des Narrativ durch revisionistische Ansätze, aber auch mit der - möglichen - Konsequenz, dass Generationen "ihre" Sicht auf Geschichte neu erfinden im Rahmen

4. Einen sehr speziellen Fall bilden dabei radikale konstruktivistische Ansätze.

5. Und letztlich ist das aber auch die Perspektive, dass man einen aufbauenden Erkenntnisgewinn auch für die Sozialwissenschaften erkennen kann. Jenseits der Frage, welches Erkenntnismodell (also KR oder KT als typische Vertreter) vertreten wird. Der kollektive Diskurs der Fachleute wird übergreifend als letztes Wahrheitskriterium mittlerweile mehrheitlich akzeptiert.

Aber das sind sicherlich Aspekte, die Du Deinen Schülern vermutlich ohnehin ähnlich beibringst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Soll an Geschichte und Vergangenheit erinnert werden?

So allgemein, wie du die Frage gestellt hast, muss man sie mit Sicherheit bejahen.
Grundsätzlich lernt man im Laufe seines Lebens vor allem durch das Hinterfragen, also das Erinnern an die eigene Vergangenheit - wieso sollte das, was für den Menschen und seine individuelle Vergangenheit im Kleinen gilt, also nicht auch für die Menschheit und die Menschheitsgeschichte im Großen gelten? :grübel:

Außerdem wirst du in einem Geschichtsforum wohl niemanden finden, der das Erinnern an die Geschichte für Quatsch hält... :S
 
Unterscheiden sich nicht auch die Lagen?: ist nicht in den USA z.B. die Erinnerungskultur völlig frei?

Es ist eben immer die Frage, was erinnerungswürdig ist. In den 1920er Jahren paradierten Mitglieder des Ku Klux Klan öffentlich, den John Griffith in dem Streifen "Birth of a Nation von 1916 noch verherrlicht hatte. In Margret Mitchells Südstaatenepos "Vom Winde verweht" sind Ashley Wilkes und die Honorationen von Atlanta Mitglieder des KKK, in der Verfilmung von 1939 wurde das geändert, nach dem öffentlichen Aufschrei bei "Birth of a Nation" wollte man sich solche Skandale ersparen.

Der Ku Klux Klan wurde nach dem Bürgerkrieg von ehemaligen Offizieren der Konföderierten gegründet, um ehemalige Sklaven und Nordstaatensympathisanten (Scalawags-Gesinnungslumpen ) oder Personen, denen man das unterstellte zu terrorisieren. Von den Militärs der Union verboten und bekämpft, gelang es dem Klan, sich an die "Lost Cause of the Confederacy"- Bewegung anzuhängen, so dass der Ku Klux Clan bald schon öffentlich Flagge zeigte.
 
Die Erinnerung an Geschichte und Vergangenheit kann positiv sein. In der Tat wenn wir an unsere Vergangenheit denken, denken wir direkt an die Fehler unserer Vorväter und deren Folgen. Zum Beispiel, wenn wir uns an die Opfern, an Hitler, usw. und niemand will, dass das sich wiederholt. Also, wenn wir uns an Geschichte und Vergangenheit erinnern, können wir von unseren Fehlern lernen und nicht dieselben Fehlern machen. George Santayana hat zum Beispiel gesagt "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.", das heißt, dass Geschichtskenntnisse aber auch Geschichtsbewußtsein notwendig sind.
Außerdem, gewissermaßen unserer Eltern und im Allgemeinen unserer Familie gehören auch zur Geschichte und Vergangenheit. In der Tat haben sie sicher Dinge gesehen, die wir nie wiedersehen werden. Wir sollen uns also an Geschichte und Vergangenheit erinnern, damit wir unseren Leben und die Geschichte unserer Familie verstehen.
Aber es kann auch schlimm sein, sich an Geschichte und Vergangenheit zu erinnern, weil wir immer in der Vergangenheit leben. In der Tat wenn wir an solche solche Sachen denken, bleiben wir bei dem was schon passiert ist, deshalb machen wir keine Fortschritte. Wir können das Beispiel der Technologie erwähnen. Wenn wir nicht an die Zukunft gedacht hätten, dann wären wir nur in der Zeit der Dampfmaschine.
Die Vergangenheit ist unsere Identität aber es kann für den Fortschritt gefährlich sein.
 
Soll an Geschichte und Vergangenheit erinnert werden?

Das ist, finde ich, ne philosophische oder geschichtsphilosophische Frage, die sich insofern erübrigt, als Erinnerung an Geschichte und Vergangenheit stattfindet, ohne dass es dazu Historiker braucht. Darum würde ich auch nicht von "soll" sprechen. Es ist. Ganz ohne Zutun, und das ist ja das Schöne.

Aber, wie Kollegin Mashenka neulich über ihren Großvater ausführte: Erinnerung und Vergessen sind zwei Teile eines Ganzen. Manches wird man auch vergessen müssen, um nicht die Gegenwart zu verlieren. Ich finde Gegenwart und Zukunft wichtiger als die Vergangenheit. Aber das wird wahrscheinlich jeder anders sehen. :winke:
 
Aber, wie Kollegin Mashenka neulich über ihren Großvater ausführte: Erinnerung und Vergessen sind zwei Teile eines Ganzen.

Wir sind zum Glück in der begünstigten Situation, nicht auf den Großvater von Mashenka bei der Beurteilung von "Erinnerungskultur" angewiesen zu sein.

Es ist eines der Vorteile eines wissenschaftlichen Diskurses, die Kriterien für Objektivität definieren zu können und sie einer kritischen Sichtung - intersubjektiv - zu unterziehen.

Es sei denn der Großvater hieße beispielsweise Jan Assmann oder die Großmutter Aleida Asssmann, dann wären die Äußerungen leichter in einen Diskurs einzubinden.

Manches wird man auch vergessen müssen, um nicht die Gegenwart zu verlieren.

Wie immer diese Aussage gemeint ist, sie hört sich sehr schräge an. Ansonsten glaube ich gerne, dass manche einiges an deutscher Geschichte gerne vergessen möchten. Ich weiss auch, wer gerne den Rotstift des Zensors ansetzen möchte, um unliebsame Teile zu redigieren. Im Geschichtsforum erleben wir sehr häufig den Versuch, Geschichte umzudeuten und Teile zu vergessen oder neu zu "interprtieren".

Sowas dann auch noch zu fordern und nicht die Forderung nach einer umfassenden Darstellung von Geschichte zu präferieren, kann eigentlich nur auf massiven Widerstand stoßen. Aber den meisten ist es wohl mittlerweile ziemlich egal, welches Geschichtsverständnis das angemessene sein sollte.


Ansonsten zur Erinnerungskultur:

Assmann, Aleida (2009): Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. 4. durchgesehene aufl. München: C.H. Beck.
Assmann, Aleida (2011): Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München: C. H. Beck.
Assmann, Aleida (2013): Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. Originalausgabe. München: C.H. Beck
Assmann, Aleida (2016): Formen des Vergessens. Göttingen: Wallstein Verlag
Assmann, Jan (2013): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 7. Aufl. München: Beck
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir sind stolz auf unsere Vorfahren, und versuchen sie zu verewigen. Dieses Gefuhl nennt man auch Patriotismus.

Und....by the way, nein, das ist nicht korrekt. Im Kreuzworträtsel firmiert das unter "Ahnenkult". Und das hat nicht unbedingt mit "Patriotismus" zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir sind zum Glück in der begünstigten Situation, nicht auf den Großvater von Mashenka bei der Beurteilung von "Erinnerungskultur" angewiesen zu sein.

Es ist eines der Vorteile eines wissenschaftlichen Diskurses, die Kriterien für Objektivität definieren zu können und sie einer kritischen Sichtung - intersubjektiv - zu unterziehen.

Es sei denn der Großvater hieße beispielsweise Jan Assmann oder die Großmutter Aleida Asssmann, dann wären die Äußerungen leichter in einen Diskurs einzubinden.



Wie immer diese Aussage gemeint ist, sie hört sich sehr schräge an. Ansonsten glaube ich gerne, dass manche einiges an deutscher Geschichte gerne vergessen möchten. Ich weiss auch, wer gerne den Rotstift des Zensors ansetzen möchte, um unliebsame Teile zu redigieren. Im Geschichtsforum erleben wir sehr häufig den Versuch, Geschichte umzudeuten und Teile zu vergessen oder neu zu "interprtieren".

Sowas dann auch noch zu fordern und nicht die Forderung nach einer umfassenden Darstellung von Geschichte zu präferieren, kann eigentlich nur auf massiven Widerstand stoßen. Aber den meisten ist es wohl mittlerweile ziemlich egal, welches Geschichtsverständnis das angemessene sein sollte.


Ansonsten zur Erinnerungskultur:

Assmann, Aleida (2009): Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. 4. durchgesehene aufl. München: C.H. Beck.
Assmann, Aleida (2011): Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München: C. H. Beck.
Assmann, Aleida (2013): Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. Originalausgabe. München: C.H. Beck
Assmann, Aleida (2016): Formen des Vergessens. Göttingen: Wallstein Verlag
Assmann, Jan (2013): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 7. Aufl. München: Beck


Ich finde den Großvater von Mashenka in dem Fall schlauer als den Jan und seine Aleida.Aber das mag jeder sehen wie er will.
 
Ich finde den Großvater von Mashenka in dem Fall schlauer als den Jan und seine Aleida. Aber das mag jeder sehen wie er will.

Sicherlich, wobei das Urteil interessant ist, weil Du weder den Großvater noch die beiden Historiker kennst. Aber in einem Paralleluniversum wie dem Internet gilt das ganz bestimmt, dass der Opa "schlauer" ist wie zwei angesehene Sozialwissenschaftler. In einem normalen Umfeld einer Bildungseinrichtung wirst Du allerdings mit dieser Meinung - zum Glück - in einer Minderheit sein. Und ich befürchte der "Opa" - auch wenn er extrem schlau sein sollte - hat noch nicht die notwendige Anerkennung gefunden.

Deshalb ist es nicht ganz egal, wie man etwas sieht bzw. es wird "geandet" durch Verweigerung der wissenschaftlichen Anerkennung. Es gibt natürlich schlimmeres wie durch eine Prüfung zu fallen, weil man mit "Opa" argumentiert.

Wollte ich kurz zur Erinnerung mal gesagt haben.

Ansonsten wirken die letzten Beiträge (nicht von Peterchensmond) so, als wenn sie durch "Bots" geschrieben wurde, da eigentlich lediglich die Argumentationsstrukturen permutiert worden sind.

Weiss da eigentlich das Programm, was es für einen Schwachsinn schreibt?
Wir urteilen darüber ebenfalls, was definitionsgemäß, gut oder schlecht ist. "Danke" Hitler oder Stalin, wir lernten uns von Rassismus zu verteidigen, aber wir kämpfen gegenwärtig gegen zahlreiche Vorurteile noch, wäre der Vergangenheit bestimmter Zivilisationen schuldig.
 
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