Essen für die Feinde

Petra_44

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

ok, der Titel ist nicht allzu aussagekräftig. Daher erkläre ich etwas ausführlicher, was ich meine.

Ich suche nach Beispielen, wann und wo Essen eingesetzt wurde, um den jeweiligen Feinden zu schaden. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt vergiftetes Essen. Das ist mir schon klar, dass Zyankali im Kuchen gesundheitsschädlich ist.

Ich meine eher: War es bei bestimmten Völkern, zu bestimmen Zeiten üblich, seine Feinde erst einmal zu einem Essen einzuladen, um dann ... die vollgefressenen Feinde auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen? Ihnen zu sagen, dass sie gerade ihre Frauen verspeist hatten? Sie nach dem Festmahl zu töten?

Also ihr seht, in welche Richtung die Gedanken gehen. Feinde hungern bis verhungern zu lassen, ist nichts Erstaunliches. Ich suche nun quasi nach dem Gegenteil.

Weiß jemand Beispiele? ... Mir fällt momentan nur das von den Azteken ein (kann auch ein anderes Indianervolk gewesen sein), dass den Feinden immer wieder deren Lieblingsgericht vorsetzte, bis diese lieber verhungerten, als noch einmal das ehemalige Lieblingsgericht zu essen. Ich weiß aber nicht, ob das überhaupt stimmt, und welches Indianervolk zu welcher Epoche das war.

Vielleicht kann ja hier jemand etwas Licht ins Dunkel bringen.

Schöne Grüße

Petra
 
Äh, ich weiß nicht wie genau du jetzt "essen für die Feinde" definierst...

Geht es darum, dass man seine Feinde unter dem Vorwand eines gemeinsamen Mahles versammelt um sie zu töten oder explizit die Folter durch Essen?

Da würde ich z.B. stark gesalzenes Essen und Wasserentzug um Gefangene dem Verdursten schneller nahe zu bringen als Beispiel nehmen, aber es gab schon immer weitaus kreativere Foltermethoden.

Also abgesehen als Objekt mit dem ein Anschlag verübt wurde (im Mittelalter haben die sich ja kreuz und quer vergiftet, wenn ich das mal so salopp forumlieren darf), kenne ich Essen als Folterwerkzeug nicht.
 
Hallo Dominion,

es geht primär um die "Folter durch Essen", wie du es nennst. Also ich suche Beispiele, wo das Essen selbst zu einem Problem wird. Wie eben mit der "Lieblingsspeise", die einem immer wieder vorgesetzt wird, bis man sie nicht mehr sehen kann. :S

Oder so ähnlich wie in der Falkennovelle. Da hat der Adlige ja als pathetischen Liebesbeweis seinen Falken getötet, um ihn der Angebeteten vorzusetzen. Eine Schmachtgeschichte, die offenbar früher nach dem Geschmack der Leser war :fs:.

Wenn es nun der Falke der Dame gewesen wäre, und nicht sein eigener, dann würde diese Geschichte in etwa das treffen, wonach ich suche, bzw. was ich gemeint habe. Aber das war ja nur eine Geschichte.

Solche Beispiele suche ich halt, bzw. Hinweise, wo und in welcher Epoche ich da überhaupt fündig werden könnte.

Schöne Grüße

Petra
 
Hallo,

Ein berühmtes Beispiel aus der Antike ist der Raub der Sabinerinnen: dabei haben Römer die männlichen Sabiner zu Spielen (wohl auch mit Speis und Trank verbunden?) eingeladen, währenddessen aber ihre Frauen geraubt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Romulus_und_Remus#Der_Raub_der_Sabinerinnen
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2336&kapitel=8&cHash=22a691836b2#gb_found

Mir fällt momentan nur das von den Azteken ein (kann auch ein anderes Indianervolk gewesen sein), dass den Feinden immer wieder deren Lieblingsgericht vorsetzte, bis diese lieber verhungerten, als noch einmal das ehemalige Lieblingsgericht zu essen. Ich weiß aber nicht, ob das überhaupt stimmt, und welches Indianervolk zu welcher Epoche das war.

Das finde ich - mit Verlaub - sehr zweifelhaft. Dass ein Mensch verhungert, wenn ihm sein Lieblingsgericht vor dem Mund ist, halte ich ehrlich gesagt für Unsinn.

Erlaube mir aber eine Frage: warum suchst Du solche Geschichten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die berühmteste Geschichte dieser Art stammt ebenfalls aus der Mythologie:
Pelops wurde von seinem Vater getötet und den Göttern als Speise serviert. Bis auf Demeter, die mit den Gedanken bei Persephone war fiel auf diesen Schurkenstreich herein und "naschte". Die anderen setzten den Jungen wieder zusammen und bestraften seinen Vater Tantalos mit den allseits bekannten Qualen.
Und weil die Geschichte sich wiederholt hat der Enkel des Tantalos die gleiche Tat begangen, allerdings tötete Atreus nicht seine Söhne, sondern die seines Bruders Thyestes und setzte sie ihm vor, als Strafe dass dieser seine Frau zum Ehebruch geführt hatte.


Nb. war Pelops der Bruder der Niobe und verlor durch eben die gleichen Götter (naja, zwei davon) sieben Neffen und sieben Nichten... seine Söhne starben gewaltsam... da könnte mancher Drehbuchautor noch was lernen.
 
Das finde ich - mit Verlaub - sehr zweifelhaft. Dass ein Mensch verhungert, wenn ihm sein Lieblingsgericht vor dem Mund ist, halte ich ehrlich gesagt für Unsinn.
In der Erzählung von Petra 44 ging es darum, dass die ihr Lieblingsgericht so oft essen mussten, bis es eben nicht mehr ihr Lieblingsgericht war.
Aber ich halte die Geschichte trotzdem für Unfug. Wenn man bedenkt, dass Menschen vor lauter Hunger sogar zu Kannibalen werden, werden sie auch eine normale Speise essen, auch wenn sie sich mittlerweile vor ihr ekeln.
 
Theoderich hat beim Versöhnungsmahl mit Odoaker diesen ermeuchelt, und sich dadurch die Herrschaft in Italien gesichert. Theoderich der Große ? Wikipedia . Theoderich soll dazu geäußert haben, er hätte nur des Abends vollbracht, was der Odoaker für die Nacht geplant habe...

Dann gäbe es - UNHISTORISCH - Shakespeares "Titus Andronicus", der seiner fiesen Stiefkönigin Tamora - nach einer ganzen Reihe von Grau- und Gegengrausamkeiten anlässlich eines Gastmahls deren eigene Söhne zur Speise vorsetzte: Titus Andronicus ? Wikipedia (Dazu gibt's ne herrlich abgedrehte Verfilmung mit Hannibal Lecter aka Anthony Hopkins.)

Die Rache des Montezuma ist sprichwörtlich :winke: - und die Mexikaner reichen sie besuchenden Touristen immer noch bis zum Nichtmehrkönnen Nahrung, die zu 130 % aus Mais besteht :still::still::still:

Dann kämen aus der arabischen Geschichte diverse Beinaheauslöschungen ganzer Sippen, z. B. meine ich, bei Hans Miksch (Der Kampf der Kaiser und Kalifen) gelesen zu haben, dass Abul Abbas die von ihm gestürzten Omaijaden zu einem Versöhnungsmahl geladen habe und alle, die doof genug waren, der Einladung zu folgen, töten ließ. (Laut wiki so um die 750 n. Chr.)



Genug Folterfutter?
 
Da gibt es noch eine Geschichte aus dem Alten Ägypten: Die Pharaonin Nitokris aus dem Alten Reich gelangte nach der Ermordung ihres Bruders auf den Thron. Um ihn zu rächen, ließ sie einen unterirdischen Saal anlegen, der eine geheime Verbindung zum Nil hatte. Dann lud sie alle Verschwörer zu einem Versöhnungsmahl ein. Als alle versammelt waren, ließ sie den Raum verschließen und die Verbindung öffnen, sodass die Verschwörer ertranken.
Allerdings wird diese Geschichte von Herodot erzählt, ist also mit viel Skepsis zu genießen. In der heutigen Forschung gilt es nicht einmal als sicher, dass Nitokris wirklich eine Frau war.

Ein weiteres Beispiel wäre das Ende von Tzachas.
Tzachas war ein Türke und geriet in byzantinische Kriegsgefangenschaft, wurde aber von Kaiser Nikephoros III. Botaneiates gefördert und mit dem Titel eines Protonobilissimus versehen. Nach der Machtübernahme durch Kaiser Alexios I. kehrte er nach Kleinasien zurück und begann erfolgreich Krieg gegen Byzanz zu führen. Von seiner Hauptstadt Smyrna aus eroberte er große Teile der Küste Westkleinasiens, baute eine starke Flotte auf und eroberte mit ihr auch etliche Ägäis-Inseln. Ca. 1092 nahm er sogar den Kaisertitel an.
Sein Ende ist unklar:
Einer Version zufolge intrigierte Alexios I. erfolgreich gegen Tzachas bei dessen Schwiegersohn, dem Rum-Seldschuken-Sultan Kilij Arslan I. Dieser lud Tzachas zu einem Bankett ein, bei dem er ihn eigenhändig ermordete.
Einer anderen Version zufolge starb er aber erst 1095 auf einem Feldzug gegen Adramyttion.
 
Wieland der Schmied hat der Sage nach dem König Nidung, der ihn hatte verstümmeln lassen, damit er nicht an anderen Höfen dienen könne (er kam nicht mehr weg), die Köpfe seiner Söhne als versilberte(?) Trinkbecher gereicht.
 
Ich habe wage in Erinnerung, dass es in England eine ähnliche Geschichte aus der Zeit der Landnahme durch die Sachsen gab. Unter Hengist und Horsa wurde angeblich ein festmahl zum Friedensschluss mit den Britonen gefeiert wobei auf ein Signal hin jeder Sachse aus dem Ärmel seinen Sachs zog und den Briten zu seiner Rechten ermeuchelte.

Da gibt es m.W. sogar einen Spruch über die Sachsen und die langen Ärmel.
 
Dass Köpfe als Trinkbecher verwendet wurden, kam öfters vor.

Ein Beispiel aus der Geschichte ist der byzantinische Kaiser Nikephoros I.: Er führte Krieg gegen die Bulgaren. Nach Anfangserfolgen wurde er mit seinem Heer in eine Falle gelockt. Der Großteil des Heeres wurde vernichtet, auch Nikephoros fiel. Die Bulgaren brachten seinen Leichnam in ihr Lager und schlugen ihm den Kopf ab. Sie spießten ihn auf einen Pfahl und stellten ihn so mehrere Tage lang aus. Dann ließ Khan Krum den Schädel mit Silber ausgießen und benutzte ihn fortan als Trinkgefäß.

Der Langobardenkönig Alboin besiegte die Gepiden und tötete deren König Kunimund, dessen Tochter Rosamunde er zwang, ihn zu heiraten. Aus Kunimunds Schädel machte er ein Trinkgefäß und zwang seine Frau, daraus zu trinken. Aus Rache stiftete sie ihre Liebhaber zu seiner Ermordung an.
 
Da kommt ja doch einiges an Geschichten zusammen. :yes:

Weiß noch jemand ähnliche Geschichten/Legenden aus Fernost bzw. von den Maya? Ich möchte gerne mal weltweit etwas zu diesem Thema sammeln bzw. untersuchen.

Und gibt's hier eigentlich eine Funktion, um einen ganzen Thread komplett abzuspeichern? Oder muss ich doch Screenshots machen oder mir die interessanten Antworten rausschreiben?

Schöne Grüße

Petra
 
Und gibt's hier eigentlich eine Funktion, um einen ganzen Thread komplett abzuspeichern? Oder muss ich doch Screenshots machen oder mir die interessanten Antworten rausschreiben?

Schöne Grüße

Petra

Im deinem Kontrollzentrum gibt es ein Link zu Abonnierte Themen. Dann auf abonnierte Themen klicken und dies dann dort abspeichern. Dann hast du das Thema immer komplett. Es wird dir dann auch im Kontrollzentrum angezeigt, ob es Veränderungen im Thema gegeben hat.
 
Die Azteken setzten höchstwahrscheinlich ihre Menschenopfer unter Drogen, ehe diesen das Herz bei lebendigem Leibe und vollem Bewußtsein herausgeschnitten wurde.

Überliefert ist eine Geschichte über eine Beerdigung aus dem Jahre 921. Hier wurde der arabische Reisende Ibn Fadian Zeuge eines Begräbnisses an der Wolga. Unter den Beigaben war eine Sklavin, die mit ihrem Herrn sterben sollte. Die Sklavin verkündete zuerst, vermutlich unter Drogen, eine Traumvision, so erzählte Ibn Fadian, Sie habe Freunde und Familien gesehen. Alles sei grün gewesen- Dann erwürgte man sie, legte sie zu ihrem Gebieter und steckte das Boot in Brand.

PS:

Allerdings wird diese Geschichte von Herodot erzählt, ist also mit viel Skepsis zu genießen.

Herodot als "Vater der Lügen" zu bezeichnen ist längst überholt. Ganz im Gegenteil, stellen sich doch immer mehr seiner Geschichten historisch als wahr heraus, wenn man sie im Kontext seiner Zeit liest und mit archäologischen Funden vergleicht.
 
Das ist schon richtig, aber da muss man differenzieren: Hast Du schon einmal sein 2. Buch gelesen, in dem es um Ägypten geht? Was er da über die frühen Pharaonen schreibt, ist fast alles absolut unzuverlässig. Erst ab der Dynastie von Sais wird seine Darstellung als Quelle brauchbar.
 
Mir fallen da noch zwei historisch verbürgte Beispiele ein: Xenophon berichtet in der Anabasis, wie die Anführer der griechischen Söldner im persischen Bruderkrieg, nachdem ihr Auftraggeber, Kyros, gefallen war, von persischen Kommandeuren zu Fridensverhandlungen eingeladen wurde. Dort wurden sie dann abgefüllt und im Rausch erschlagen, Xenophon, der selbst nicht zu den griechischen "Offizieren" gehörte, wurde vom griechischen Heer dann zu seinem Anführer, mit dem Auftrag sie nach Hause zu führen gemacht.
Ganz ähnlich fand in der Zeit der islamischen Kleinkönigreiche in al-Andalus etwas statt. Al-Mu'taḍid, König von Sevilla, arabischer Herkunft, soll seine Verbündeten, welche die Herrscher der Kleinkönigreiche von Morón, Ronda und Arcos waren (Zanāta-Berber), nach einer erfolgreichen Schlacht gegen die Zīrīden von Granada zu einer Siegesfeier nach Sevilla geladen haben (andere Quellen schrieben etwas von einer Beschneidungsfeier) und, als sie gerade ein Bad im Ḥammām ar-Raqqāqīn nahmen (dem Badehaus der Papierhändler), soll er befohlen haben das Badehaus zuzumauern und ordentlich anzuheizen. Der drei Kleinkönigreiche konnte er sich dann leicht bemächtigen. Das ganze ist nach der Datierung durch Yehosef Ibn Nagrellah (Kislew 4814) auf den November/Dezember 1053 zu datieren. Laut Yehosef, der zu dem Zeitpunkt selber noch ein Jugendlicher war und ein Gedicht seines Vaters (Shmuel Ibn Nagrellah, Großwesir in Garanada) kommentiert, wurden sie aber auch nur eingekerkert, nicht so brutal ermordet, wie es eine spätere anonyme Chronik oder Ibn al-Ḫaṭīb in seiner A'māl al-A'lām berichte.
 
Überliefert ist eine Geschichte über eine Beerdigung aus dem Jahre 921. Hier wurde der arabische Reisende Ibn Fadian Zeuge eines Begräbnisses an der Wolga. Unter den Beigaben war eine Sklavin, die mit ihrem Herrn sterben sollte. Die Sklavin verkündete zuerst, vermutlich unter Drogen, eine Traumvision, so erzählte Ibn Fadian, Sie habe Freunde und Familien gesehen. Alles sei grün gewesen- Dann erwürgte man sie, legte sie zu ihrem Gebieter und steckte das Boot in Brand.

Da du den Namen konsequent falsch schreibst: Der Mann hieß Ibn Faḍlān, Fadlan ginge auch.
 
Hallo zusammen,

ok, der Titel ist nicht allzu aussagekräftig. Daher erkläre ich etwas ausführlicher, was ich meine.

Ich suche nach Beispielen, wann und wo Essen eingesetzt wurde, um den jeweiligen Feinden zu schaden. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt vergiftetes Essen. Das ist mir schon klar, dass Zyankali im Kuchen gesundheitsschädlich ist.

Ich meine eher: War es bei bestimmten Völkern, zu bestimmen Zeiten üblich, seine Feinde erst einmal zu einem Essen einzuladen, um dann ... die vollgefressenen Feinde auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen? Ihnen zu sagen, dass sie gerade ihre Frauen verspeist hatten? Sie nach dem Festmahl zu töten?

Also ihr seht, in welche Richtung die Gedanken gehen. Feinde hungern bis verhungern zu lassen, ist nichts Erstaunliches. Ich suche nun quasi nach dem Gegenteil.

Weiß jemand Beispiele? ... Mir fällt momentan nur das von den Azteken ein (kann auch ein anderes Indianervolk gewesen sein), dass den Feinden immer wieder deren Lieblingsgericht vorsetzte, bis diese lieber verhungerten, als noch einmal das ehemalige Lieblingsgericht zu essen. Ich weiß aber nicht, ob das überhaupt stimmt, und welches Indianervolk zu welcher Epoche das war.

Vielleicht kann ja hier jemand etwas Licht ins Dunkel bringen.

Schöne Grüße

Petra


Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, ob ich die Frage richtig verstanden habe und worum es dir geht.

Essen und Eßkultur ist durchaus ein nicht zu unterschätzender Kulturcode und ein gemeinsames Merkmal. Die Abweichung von eigenen Ernährungsgewohnheiten wird seit Menschengedenken benutzt, den Gegner verächtlich zu machen. So ist der Kyklop Polyphem sozusagen der Bruttotyp eines ungehobelten Barbaren. Die Kyklopen kennen weder Volksversammlung, noch Gesetze und pflegen die typische Diät einer Hirtenkultur. Solchen Typen ist alles zuzutrauen, solche Typen fressen auch kleine Kinder, bzw. die Gefährten des Odysseus.

Die Ausgrenzung geschieht nicht zuletzt über Ernährungsgewohnheiten. Man spricht von den "Frogs", den Spagettifressern, den "Krauts" etc. Zugleich gibt es Nahrungstabus, indem der Verzehr von Pferde- oder gar von Menschenfleisch geächtet wird. Eine Armee, die gezwungen wird, ihre Pferde zu verspeisen, wird in ihrer Moral empfindlich beeinträchtigt, und eine Truppe, die Zuflucht zum Kannibalismus nehmen muss, verliert praktisch die Grundlage ihres Menschseins.

In Tolstois "Krieg und Frieden" sagt Kutusow er habe die Türken dazu gebracht, ihre Pferde auffressen zu müssen, und er werde auch die Franzosen soweit bekommen.

Im 2. Weltkrieg äußerte sich Hitler bei Tischgesprächen zu Kannibalismus, indem er bedauerte, dass er Pferde nicht dazu bringen könne, sich gegenseitig aufzufressen, im Gegensatz zu Rotarmisten, und in seiner Posener Rede sagt Himmler, dass "der Russe" zu den perversesten Bräuchen neige und die Leber seines Kameraden im Brotbeutel verstaut.


In diesen Fällen wurde der Hunger zur Waffe, um den Gegner zu entmutigen oder ihm gar generell das Menschsein abzusprechen.

In der Menschheitsgeschichte gibt es unzählige Beispiele, gegnerische Ernährungsgewohnheiten verächtlich zu machen oder Hunger gezielt als Waffe einzusetzen. Nach den erwähnten Beispielen macht das auch durchaus Sinn, es stellt sich dir nun die Frage, inwiefern man das Essen zur Waffe machen kann und wieweit das Sinn macht.

1. Den Gegner aufzuessen, um sich dessen Kraft einzuverleiben, macht Sinn.

2. Den Gegner zum Kannibalismus oder zur Pferdefleischdiät zu zwingen, macht Sinn.

3. Unterworfene und Besiegte zum Bruch ihrer Nahrungstabus zu zwingen, um sie zu demütigen, sie rituell unrein zu machen, um sie ihres Menschseins zu berauben, macht Sinn.

Essen als Waffe direkt einzusetzen, den Gegner mit Sahnetörtchen statt mit Mörsern und Raketen zu beschießen und zu vernichten, macht dagegen keinen Sinn, wehalb man es in der Menschheitsgeschichte auch meistens unterlassen hat.
 
Essen als Waffe direkt einzusetzen, den Gegner mit Sahnetörtchen statt mit Mörsern und Raketen zu beschießen und zu vernichten, macht dagegen keinen Sinn, wehalb man es in der Menschheitsgeschichte auch meistens unterlassen hat.
Ich weiß nicht, ob das eine historische Begebenheit war, aber im Film "Anna und der König" von 1999 wurde gezeigt, wie eine thailändische Armee ein verlassenes feindliches Lager einnahm und sich über den dortigen Proviant hermachte - nicht wissend, dass der Feind den Proviant vergiftet und absichtlich zurückgelassen hatte.
 
Wiederum aus dem Bereich des islamischen Spanien: Nachdem die Bürger Córdobas den auf Kriegszug gegen die Christen befindlichen illegitimen Kalifen 'Abd ar-Raḥmān Šanǧūl (dies die arabische Wiedergabe eines romanischen Spottnamens, Sanchuelo, 'kleiner Sancho', worunter der Träger am ehesten bekannt ist, nach seinem Großvater, dem König Sancho von Navarra) stürzten und die Familien seiner berberischen Söldner massakrierten bzw. die Töchter ins dār al-banāt ('Haus der Töchter', nach David Wasserstein als Euphemismus des berberfeindlichen Verfassers der diesen Begriff verwendenden Quelle für 'Bordell' zu verstehen, im heutigen Arabischen 'Mädchenschule') verkauften, belagerten die Berber Córdoba. Irgendwann einmal soll Ḥubāsa Ibn Māksan, ein Berber vom Clan der Zīrīden nahe der Stadt gelagert haben, als 70 Córdobeser ihn und seine vier Begleiter ihn überfielen. Der Chronist berichtet, dass die Berber noch viele der Córdobeser erschlagen hätten, Ḥubāsa dann aber von einer Lanze getroffen wurde, woraufhin seine vier Begleiter flohen. Ḥubāsa sei dann gefangen genommen worden. "Aber als sie ihn erkannten, töteten sie ihn, zerlegten ihn, verteilten sein Fleisch unter sich und aßen ihn; denn er war der, der am meisten von ihnen getötet hatte, sie seine Kampfkraft hatte am eigenen Leib spüren lassen und ihnen Schaden zugefügt hatte. Wenn sie ihn erkannt hätten, bevor sie ihn gefangen nahmen, hätte niemand gewagt, ihn anzugreifen.
Als die Nachricht an die Ohren seines Bruders Ḥabbūs Ibn Māksan, seines Onkesl Zāwī Ibn Zīrī und seiner Verwandten gelangte, zeigten sie große Bekümmerung und verbrachten die Nacht damit, sich auf den Kampfvorzubereiten."
Nach dreijähriger Belagerung gelingt es endlich, Córdoba zu erobern:
"Als Sulaimān (der von den Berbern aufgestellte Kandidat für das Amt des Kalifen) in Córdoba einrückte, da präsentierte sich vor Ḥabbūs Ibn Māksan ein Córdobeser, der ihn informierte, wer seinen Bruder getötet habe. Da sprang jener auf sein Pferd und ritt mit einigen seiner Kameraden in die Stadt, [...] zu dem Haus des Mörders seines Bruders. Er holte ihn heraus und tötete ihn, zündete sein Haus an und verbrannte es."
 
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