Monarchie als Staatsform

S

Such-ender

Gast
Ich ahbe ZWEI Fragen zu diesen Thema:

1. Hat sich irgendwann in der ganzen Geschichte eine Monarchie (oder eine Herrschaft mit erblichen Ämtern (Wahlkönigreiche gelten als M., da dort zumeist der Adel die Herrschaft unter sich ausmachte)) entwickelt, ohne die Einmischung von bereits bestehenden Monarchien?
Die Römer hatte formal ihre Republik nie beendet (zumal die Kaiser auch eher von den Heeren als von einem Gesetz ernannt wurden), während das Mittelalter kein Beispiel sein kann, da die Germanenstämme/Araber eine Monarchie etablierten. Bei denen entstand die Monarchie aber in der Zeit vor der Geschichtsschreibung.
2. Gibt es ein historisches Beispiel dafür, dass ein bereits etabliertes Republikanisches System wieder Monarchisch wurde, d.h. wurden jemals Ämter wieder verebrt, die zuvor irgendwie anders besetz wurden?

Mir fällt nur Herodots Verfassungsdebatte ein, aber ich habe Bauschmerzen, die zu nehmen.
 
@such-ender

Die Frage zu 1 verstehe ich nicht, sorry.

Zu 2 fällt mir nur Spanien spontan ein (1. Republik, 2. Republik), wobei die historische Relevanz, wenn auf "etabliert" abgestellt wird, ziemlich dürftig wäre.

M.
 
@ Melchior
zu. 2.): Wie könnte man da die Niederlande sehen?
Ich denke da war es eine schrittweise Entwicklung, bei welcher vor der wirklichen Monarchie schon die Vorstufe der monarchieähnlichen Statthalterschaft lag.

Zu 1.
Geht mir so wie Melchior.
Hat sich irgendwann in der ganzen Geschichte eine Monarchie (oder eine Herrschaft mit erblichen Ämtern (Wahlkönigreiche gelten als M., da dort zumeist der Adel die Herrschaft unter sich ausmachte)) entwickelt, ohne die Einmischung von bereits bestehenden Monarchien?
Das kann alles oder nichts heißen.
Natürlich wirken sich äußere Faktoren immer auf die Entwicklung einer Monarchie aus. (Es gibt oft Vorbildermodelle oder aber direkten Einfluss durch Kriege, erzwungene Personalunionen etc..)
 
zu 1.

Wenn Du von Arabern redest, meinst Du vermutlich die Könige Mesopotamiens, also die sumerischen Stadtfürsten?
Da ist die Quellenlage tatsächlich nicht so gut. Ich habe mir den Artikel "Königtum" aus dem Reallexikon Assyriologie angeschaut. Ich verstehe leider kein Wort (französisch).
Ich schaue mal, ob ich ein paar Infos aus anderen Quellen zusammenstellen kann.

Rein logisch betrachtet, muss natürlich irgendwann eine Monarchie entstanden sein, die keine Vorbilder hatte.

zu 2. Das ist fast zu einfach, da muss es einen Haken geben: Was ist denn mit Napoleon?
 
zu 1.

Wenn Du von Arabern redest, meinst Du vermutlich die Könige Mesopotamiens, also die sumerischen Stadtfürsten?
Da ist die Quellenlage tatsächlich nicht so gut. Ich habe mir den Artikel "Königtum" aus dem Reallexikon Assyriologie angeschaut. Ich verstehe leider kein Wort (französisch).
Ich schaue mal, ob ich ein paar Infos aus anderen Quellen zusammenstellen kann.

Rein logisch betrachtet, muss natürlich irgendwann eine Monarchie entstanden sein, die keine Vorbilder hatte.
Achso, ich hatte jetzt das Wort "entwickelt" weiter gefasst.
So verstanden, hast Du natürlich Recht.
 
zu 1.

Wenn Du von Arabern redest, meinst Du vermutlich die Könige Mesopotamiens, also die sumerischen Stadtfürsten?
Da ist die Quellenlage tatsächlich nicht so gut. Ich habe mir den Artikel "Königtum" aus dem Reallexikon Assyriologie angeschaut. Ich verstehe leider kein Wort (französisch).
Ich schaue mal, ob ich ein paar Infos aus anderen Quellen zusammenstellen kann.

Rein logisch betrachtet, muss natürlich irgendwann eine Monarchie entstanden sein, die keine Vorbilder hatte.

Ja, muss sie, aber die Frage ist, ob die Geschichtsschreibung Beispiele dafür kennt, wie sie für Demokratien bekannt sind.

Nein, ich meinte die Araber. Nach Ende des römischen Reiches etablierten sie die Grundlagen der Kalifate. Das hatte natürlich sein Vorbild, und zwar in den bestehenden Monarchien und in der Stammesgesellschaft, nehme ich an. Genauso wie die alten Angelsachsen z.B. eine Monarchie auf Basis der altgermanischen persönlcihen Treuebeziehungen etablierten.

Gemeint ist einfach: Das Prinzip der monarchie, das der König per Geburtsrecht den Staat erben kann (das er also Eigentum ist, an dem man sogar per Aktien partizipieren kann, wie erstmals nach der englischen Revolution), das ein Herrscher "einfach so da ist" "Kraft seiner eigenen Legitimation", aus Gewohnheit, das kannten als diese Typen bereits. Sie waren gewissenmaßen royalistisch gesinnt, im Gegensatz zu Repulikanern oder extremen Frömlern, die das Eigentum [des Königs] in Fragen stellten.

zu 2. Das ist fast zu einfach, da muss es einen Haken geben: Was ist denn mit Napoleon?

Könnte man durchgehen lassen, aber (a) er wollte dmit "im Rang gleichziehen" mit dem Kaiser von Österreich, (b) das Volk war noch relativ Royalistisch, auch wenn diese Tendenzen eifrig bekämpft wurden (was Napoleon übrigens schon als Konsul (und später auf Lebenszeit) abschafte wo er es konnte und milderte, wo er es nicht konnte!), (c) trägt das durchaus schon Züge einer modernen Diktatur. Die Legitimation N.s kam ja nicht aus seiner Abstammung oder einer Heirat oder einem anderen Legitimationsmechanismus der für Monarchien typisch ist (Wahl durch Kurfürsten, Anerkennung durch solche), sondern aus dem Militär.


meine Frage, UND ICH ERKENNE VOLL AN, DASS SIE ETWAS FRUZZIE GESTELLT IST, zielt darauf, wie diese royalistische Gesinnung, ist sie erstmal futsch, entstehen kann - das die Frühen Gesellschaften eine tendenz zur Alleinherrschaft hat, ist klar. Ich denke, das ließ sich durch anheufung von Eigentum erklären mit göttlicher legitimität, oder einfach, das ein Häuptling erklärt:"Hört mal Jungs, mein Sohn wird nach mir Häuptling, das bestimme ich, okay?"

Obwohl Augustus z.B. der reichste Mann im Staat war, konnte er auf die repulikanische Kullise nicht verzichten, Cäsar nahm die Krone nicht an, weil er die anti-royalistische Gesinnung Roms kannte. Rechtlich blieb die Republik und die Cäsaren ließen sich offenbar noch bis Vespanian großzügig vom Senat legitimieren, bei ihrer Amtseinführung (man hat entsprechende Tafeln ja gefunden). Acuh reel war Rom keine Monarchie, es gab keinen richtigen Adel, bis auf die Spätantike, als die Senatoren zum eigenen Stand wurden, aber dort begann das, was wir Feudalismus nennen und die Germanen und andere royalisten kamen wieder zur Geltung.

@Niederlande: Das habe ich fast vergessen, ja, das scheint mir ein Beispiel von dem zu sein, was ich suche. Ist aber Arg selten, wie ich feststelle.
Der Statthalterposten wurde erst erblich (kennt man sonst nur bei unbeliebten Berufen, wie Metzger, Henker usw. Ist übrigens teils heute noch so!), dann ließ man, völlig im Rahmen der "republikanischen" Vereinigten Niederlande, die Republik fallen und fürchte die Monarchie ein.
 
Die sumerischen Stadtstaaten waren eigentlich kleine Königreiche. Ein frühes Beispiel ist Lagasch, das neben diversen Dörfern gleich zwei große Städte, Lagasch und Girsu, umfasste.

Die sumerische Königsliste beginnt mir den Worten: „Als das Königtum vom Himmel heruntergekommen war, war es in Eridu.“ Daran ist zweierlei interessant. Zum Einen, dass Eridu vielleicht die erste sumerische Stadt war. Aus Eridu sind jedenfalls die ältesten Kultbauten bekannt. Zum Anderen, dass hier ein Hinweis darauf enthalten ist, dass das „nam-lugal“, das Königtum, göttlich legitimiert war. Die Menschen wurden nach der sumerischen Mythologie geschaffen, um den Göttern zu dienen. Der Herrscher war eine Art „Vorarbeiter“ der Götter.

Die sumerische Bezeichnung Lugal wird mit dem Begriff König gleichgesetzt. Daneben existierten die Herschertitel „en“ und „ensi“. Der Begriff „en“ als Herrschertitel ist nur für Uruk belegt und eine starke religiöse Komponente ist wahrscheinlich. Als „ensi“ wurden eben auch Herrscher sumerischer Städte bezeichnet, die einem Lugal unterstanden. „Ensi“ lässt sich also am Besten mit „Stadtfürst“ übersetzen. Wobei zu beachten ist, dass es dabei auch auf die Perspektive ankam. Die Herrscher Ummas bezeichneten sich als “Lugal“, sie werden in Inschriften aus Lagasch allerdings als „ensi“ bezeichnet.

Der erste sumerische König, für den die Bezeichnung Lugal belegt ist, war Meskalamdug aus Ur (siehe auch „Königsgräber von Ur“). Von Meskalamdug wissen wir, dass ihm sein Sohn Mesannepadda, und diesem wiederum seine Söhne, auf den Thron folgten.
Mehr wissen wir erstmals von der 1. Dynastie von Lagasch, die von Urnansche begründet wurde und deren letzter Vertreter Urukagina war.

Probleme könnten sich für Dich in der Frage ergeben, in wie weit der Lugal von dem obersten Priester abzugrenzen ist (Stichwort „Priesterfürst“). Der Herrscher war auf jeden Fall aktiv am Kult beteiligt. Ich weiß nicht wie Monarchie genau definiert wird oder welche Definition Dir vorschwebt. Bei dem sumerischen Lugal sind als Kennzeichen die göttliche Legitimation, Führung des Heeres, Gerichtsbarkeit, Titel, Herrschaft über größere politische Einheiten und vielleicht auch uneingeschränkte Befehlsgewalt, aber auch Fürsorgepflicht den Untertanen gegenüber zu nennen.
Die sumerische Königsliste ist als Quelle nur mit Vorsucht zu genießen. So taucht Meskalamdug gar nicht in ihr auf. Die Dynastie von Ur wird hier von seinem Sohn Mesannepadda begründet.
Diese Stichworte helfen Du vielleicht abzuschätzen, ob dieser Abschnitt der Geschichte sich für dein Thema eignet.
 
Gemeint ist einfach: Das Prinzip der monarchie, das der König per Geburtsrecht den Staat erben kann (das er also Eigentum ist, an dem man sogar per Aktien partizipieren kann, wie erstmals nach der englischen Revolution), das ein Herrscher "einfach so da ist" "Kraft seiner eigenen Legitimation", aus Gewohnheit, das kannten als diese Typen bereits. Sie waren gewissenmaßen royalistisch gesinnt, im Gegensatz zu Repulikanern oder extremen Frömlern, die das Eigentum [des Königs] in Fragen stellten.

Ich habe Deinen letzten Beitrag erst jetzt entdeckt. Daher gehe ich noch mal auf die Eigentumsfrage ein:

Die Beispiele, die ich oben genannt habe, stammen aus der frühdynastischen Zeit, ca. 2800-2350 v. Chr. In der frühgeschichtlichen Zeit davor wird von einer Einheit des Herrscher- und Priesteramtes ausgegangen. In Uruk kennen wir den „Mann im Netzrock“, den „en“, den Priesterfürst. Der Tempel war das zentrale Wirtschaftsgebäude.

Aus den Reformtexten des Urukagina geht hervor, dass in frühdynastischer Zeit in Lagasch Tempel und Palast nebeneinander bestanden und dass der Palast Land des Tempels und Tempelpersonal usurpiert hatte.

Dahinter steckt die Vorstellung, dass alles Land Eigentum der Götter, besonders des jeweiligen Stadtgottes ist. (Die Götter haben nach der sumerischen Mythologie die Menschen allein zu dem, Zweck erschaffen, die Götter mit Kleidung und Nahrung zu versorgen.) Noch in Urnammus (ca. 2100 v. Chr.) Katastertext ist diese Vorstellung heraus zu lesen.

Auf der anderen Seite gab es schon in frühdynastischer Zeit Landzuweisungen an Tempelangehörige. Zur Zeit der III. Dynastie von Ur (Urnammu und seine Nachfolger) wurde Land vom Tempel oder dem König an Privatpersonen verpachtet. Erst in der altbabylonischen Zeit war wirkliches Eigentum von Land für Privatpersonen möglich.

Also, wenn es Dir darum geht, wie sich Königtum entwickelt, könnte das ja passen. Vom Priesterfürsten, dessen Macht wohl mehr auf seinem „Know-how“ (oder dem der Priesterschaft) beruhte als auf physischer Stärke, zum Monarchen der Ur III-Zeit.
Von einzelnen Stadtstaaten, in denen sich durch Überschüsse der Landwirtschaft Eliten bilden konnten, zu dem zentral organisierten Staatsgebilde der III. Dynastie von Ur.

„Jede Stadt hatte ihre Gottheiten. Deren Repräsentant auf Erden, gleichsam ihr verlängerter Arm, war der König und neben diesem stand die Priesterschaft, die das gesellschaftliche Wissen hütete, … Wissens-Spezialisten, Handwerker, Kult- und Dienstpersonal, aber auch die Soldaten…Sie alle mussten durch den Überschuss der landwirtschaftlichen Produktion ernährt werden.“ (a)

„Das System von Ur III ist absolutistisch. Einschränkungen der Königsgewalt gab es nicht. […] Der Monarch war oberster Richter, Oberhaupt aller Verwaltungszweige und entschied allein über Krieg und Frieden. Sein Amt war erblich, der Herrscher war Dynast.“ (b)

Das mit der „royalistischen Einstellung“ ist mir zu kompliziert. Da wirst Du schon Deine Vorstellungen haben. Allerdings gab es keine Vorbilder für die Entwicklung des Königtums in Mesopotamien. Einflüsse im Verlauf dieser Entwicklung sind natürlich nicht auszuschließen. Dass sich etwas dem europäischen Adel im Mittelalter Ähnliches herausgebildet hat („royalistischen Einstellung“), bezweifle ich. Die Geschichte Mesopotamiens ist letztlich von der Konkurrenz der einzelnen Städte und steter Wanderbewegungen aus den Randzonen geprägt. Ein gutes Beispiel für die „Aufstiegsmöglichkeiten“ ist etwa Sargon I.


(a) Gehrke: Kleine Geschichte der Antike, S. 15
(b) Fischer Weltgeschichte, Bd.2, S.237
 
Könnte man durchgehen lassen, aber (a) er wollte dmit "im Rang gleichziehen" mit dem Kaiser von Österreich, (b) das Volk war noch relativ Royalistisch, auch wenn diese Tendenzen eifrig bekämpft wurden (was Napoleon übrigens schon als Konsul (und später auf Lebenszeit) abschafte wo er es konnte und milderte, wo er es nicht konnte!), (c) trägt das durchaus schon Züge einer modernen Diktatur. Die Legitimation N.s kam ja nicht aus seiner Abstammung oder einer Heirat oder einem anderen Legitimationsmechanismus der für Monarchien typisch ist (Wahl durch Kurfürsten, Anerkennung durch solche), sondern aus dem Militär.
Im Grunde wiederum passt diese Legitimation durch das Schwert auch wieder gut zu einer Monarchie, legitimierte sich doch auch der französische Adel zum guten Teil von ihrem Kriegsdienst oder den Verdiensten ihrer Vorfahren auf dem Gebiet.
Das Hauptproblem an der bonapartistischen Monarchie war eben der Mangel an Tradition und Kontinuität. Alle Versuche von Napoleon sich in die Tradition von Karl dem Großen oder römischen Cäsaren zu stellen, erscheinen bei Lichte besehen sehr künstlich und konstruiert. Gerade der Verweis auf Karl den Großen erscheint schwierig, weil das eher wieder den Bourbonen und deren Argumentation Vorschub leistete, auch wenn deren Abstammung bzw. Thronrechte auch nicht ganz lupenrein gewesen sein mochten (mehrfacher Wechsel der Herrscherhäuser zwischendurch, weibliche Erbfolge in Ausnahmen etc. ).

meine Frage, UND ICH ERKENNE VOLL AN, DASS SIE ETWAS FRUZZIE GESTELLT IST, zielt darauf, wie diese royalistische Gesinnung, ist sie erstmal futsch, entstehen kann
Im Falle der Niederlande kann ich Dir zustimmen. Natürlich erkämpften sich die Statthalter zusehends ihre monarchenähnliche Stellung, wozu noch die Fehlschläge der Brüder de Witt und deren Ende ihren Teil beigetragen haben werden.

Bei Frankreich ist es, wie Du schon sagtest, nicht so unverständlich. Royalistische Umtriebe und sogar während des Directoire recht offensichtliche Schwärmereien in der Haute-Volée für das Königtum gab es auch während der Republik. Einem großen Teil der Landbevölkerung war die neue Regierungsform mit all ihren Fehlern sowieso suspekt. Kann man zwar von keinem kontinuierlichen Königtum sprechen, da eben die Jahre der Republik (1792-1804) und des Empire (1804-1814/15) dazwischen lagen, so kann man zumindest von einer gewissen kontinuierlichen Königstreue in bestimmten und nicht unerheblichen Teilen der Bevölkerung sprechen.
 
@Brissotin

Dein Beispiel "Niederlande" ist natürlich historisch viel nachhaltiger als Frankreich und Spanien. :winke: Über die Statthalterschaft könnte man diskutieren.

M.
 
@Brissotin

Dein Beispiel "Niederlande" ist natürlich historisch viel nachhaltiger als Frankreich und Spanien.
Verstehe ich jetzt nicht, zumindest bezogen auf Frankreich.:confused:
Meinst Du jetzt, dass die Republik nur eine kurze Unterbrechung darstellte oder dass die Monarchie von 1814 von vornherein zum Scheitern verurteilt war (was ich nicht glaube)?
 
Verstehe ich jetzt nicht, zumindest bezogen auf Frankreich.:confused:
Meinst Du jetzt, dass die Republik nur eine kurze Unterbrechung darstellte oder dass die Monarchie von 1814 von vornherein zum Scheitern verurteilt war (was ich nicht glaube)?

@Brissotin

Der Threadersteller fragte, ob es Beispiele gibt, daß ein Land von einer republikanischen Verfassung zu einer monarchischen Verfassung übergegangen ist.

Als Beispiele haben wir:

Niederlande
Frankreich (1804/1814*/1852)
Spanien (1. Republik/2. Republik)
England :autsch:

Diese zumindest aus der neuen Geschichte.

Als nachhaltig in Bezug auf Dein Beispiel, meine ich die Zeitspanne republikanische Verfassung <=> monarchische Verfasstheit und da liegen die Niederlande vorn.

M.

* Dynastiewechsel
 
Zuletzt bearbeitet:
In Griechenland gab es in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts auch des öffteren Ablösungen von Republik und Monarchie, bis die Obristen dem in den 70ern ein Ende machten.

Kambodscha entschied sich glaub ich in den 90ern für eine Rückkehr in die Monarchie.
 
Das Hauptproblem an der bonapartistischen Monarchie war eben der Mangel an Tradition und Kontinuität. Alle Versuche von Napoleon sich in die Tradition von Karl dem Großen oder römischen Cäsaren zu stellen, erscheinen bei Lichte besehen sehr künstlich und konstruiert.

Es war ja sogar noch "kuenstlicher": Es gab ja, zumindest in den Anfængen wurde das so øffentlich kundgetan, den Konstrukt "Kaiser der frz. Republik", formal hat man die Republik also gar nicht abgeschafft.

Gruss, muheijo
 
Königstreue als politische Orientierung?

Ich hoffe diesmal meine Frage hinreichend präzisieren zu können.


Im Grunde wiederum passt diese Legitimation durch das Schwert auch wieder gut zu einer Monarchie, legitimierte sich doch auch der französische Adel zum guten Teil von ihrem Kriegsdienst oder den Verdiensten ihrer Vorfahren auf dem Gebiet.
Das Hauptproblem an der bonapartistischen Monarchie war eben der Mangel an Tradition und Kontinuität. Alle Versuche von Napoleon sich in die Tradition von Karl dem Großen oder römischen Cäsaren zu stellen, erscheinen bei Lichte besehen sehr künstlich und konstruiert. Gerade der Verweis auf Karl den Großen erscheint schwierig, weil das eher wieder den Bourbonen und deren Argumentation Vorschub leistete, auch wenn deren Abstammung bzw. Thronrechte auch nicht ganz lupenrein gewesen sein mochten (mehrfacher Wechsel der Herrscherhäuser zwischendurch, weibliche Erbfolge in Ausnahmen etc. ).

Nö, N. hat sich, nachdem er schon Konsul auf Lebenszeit war (an der Stelle darf gerne gefragt werden, wie Republikanisch das überhaupt sein kann, aber immerhin hat er sich dazu wählen lassen...dazu gleich mehr!), zum Kaiser der Franzosen (oder sogar der Republik, wie @muheijo sagte) wählen lassen. Er war also - ich verstehe, dass dies natürlich unseren heutigen Vorstellungen von Demokratie spotten muss, aber dennoch - Mandatsträger. Der König von Frankreich des alten Regime dagegen musste sich immer klar sein, sofern er das überhaupt reflektierte, dass ihn eine besondere Diginität ("Würde" im alten Sinne) zu teil wurden. N. musste sich dagegen klar sein, dass unter ähnlichen Umständen jeder hätte Konsul werden können.

Im Falle der Niederlande kann ich Dir zustimmen. Natürlich erkämpften sich die Statthalter zusehends ihre monarchenähnliche Stellung, wozu noch die Fehlschläge der Brüder de Witt und deren Ende ihren Teil beigetragen haben werden.

Mich hätte merh interessiert, wie soetwas von statten geht.

Bei Frankreich ist es, wie Du schon sagtest, nicht so unverständlich. Royalistische Umtriebe und sogar während des Directoire recht offensichtliche Schwärmereien in der Haute-Volée für das Königtum gab es auch während der Republik. Einem großen Teil der Landbevölkerung war die neue Regierungsform mit all ihren Fehlern sowieso suspekt. Kann man zwar von keinem kontinuierlichen Königtum sprechen, da eben die Jahre der Republik (1792-1804) und des Empire (1804-1814/15) dazwischen lagen, so kann man zumindest von einer gewissen kontinuierlichen Königstreue in bestimmten und nicht unerheblichen Teilen der Bevölkerung sprechen.

Die Landbevölkerung ist allgemein konservativer, wenn man sie lässt und nicht unterdrückt und sie keine Not leidet. Ich denke, ihre Zustimmung zur Revolution ging auch nur so weit, wie das Alte Regime offensichtlich versagte.
Dennoch: Wir sind einer Meinung.

Das mit der „royalistischen Einstellung“ ist mir zu kompliziert. Da wirst Du schon Deine Vorstellungen haben. Allerdings gab es keine Vorbilder für die Entwicklung des Königtums in Mesopotamien. Einflüsse im Verlauf dieser Entwicklung sind natürlich nicht auszuschließen. Dass sich etwas dem europäischen Adel im Mittelalter Ähnliches herausgebildet hat („royalistischen Einstellung“), bezweifle ich. Die Geschichte Mesopotamiens ist letztlich von der Konkurrenz der einzelnen Städte und steter Wanderbewegungen aus den Randzonen geprägt. Ein gutes Beispiel für die „Aufstiegsmöglichkeiten“ ist etwa Sargon I.

Um nochmal klar zu machen, was ich unter "royalistischer Gesinnung" verstehen würden:
Der Untertan ist sich zwar bewusst, ebenfalls Träger bestimmter Rechten und Pflichten zu sein (Unterschied zum Totalitarismus und anderen modernen Regierungsformen), er hält den momentanen Gang der Dinge für regelmäßig und rechtmäßig (im Unterschied zur "ordinären" Dikatur, die immer etwas von Ausnahmezustand hat), will aber bei der Gesteltung der Regierung nicht mitwirken (unterschied zur Demokratie) und erkennt erbliche Ämter an (Unterschied zur Republik überhaupt).

Wechsel der Dynastien und Monarchen in ihnen scheint ihnen selbstverständlich, allerdings stellt das nicht die Ordnung der Monarchie an sich in Frage. Es ist verdammt schwer, das richtig zu beschreiben ohne in Klischees abzudriften oder gleich eine ganze politische Theorie aufzustellen, aber ich hoffe, man versteht, auf was ich hinaus will?

@Melchior: Genau, ich wollte wissen, wie voll "aufgeklärte und mündige" Bürger wieder zur Monarchie zurückfinden könne, bzw. wie einmalig der englische Bürgerkrieg wirklich war.
 
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