Öhm, eigentlich vergeht mir persönlich immer die Lust, Fragen zu beantworten, wenn sie ohne Gruß und Danke gestellt werden. Das weckt bei mir den subjektiven Eindruck von Unhöflichkeit. Ich unterstelle Dir mal akute Zeitnot und mach mich trotzdem mal dran.
Eine Zusammenfassung der authentica habita von 1155 findest Du hier:
Authentica habita - Wikipedia, the free encyclopedia
Wie wurden sie finanziert? Hatten die Professoren wirklich eigenes Land um damit ihren Lehrauftrag zu finanzieren? Oder waren sie ipso facto doch den weltlichen oder geistlichen Fürsten verpflichtet, die das Geld schenkten?
Das Finanzwesen der mittelalterlichen Universitäten ist ein sehr komplexes, so dass man es schwer hier in einem kurzem Beitrag abhandeln kann. Es gab natürlich zu allererst die Einnahmen aus der
universitas selbst. Es gab eine Immatrikulationsgebühr und eine Gebühr, wenn Prüfungen abgelegt wurden. Um für einzelne Studenten Ausnahmeregelungen zu schaffen, konnte man sich Dispense erkaufen. Außerdem fand mindestens ein Mal im Jahr eine
Collectae unter den Studenten statt, um den Verwaltungsapparat, die Lehrenden und sonstige Aufwendungen begleichen zu können. Weiter gab es eine Bußgeldkasse, die
archa, in der man bei Verfehlungen einen kleinen Obolus hinterlegen musste.
Weiter ist das Stiftungswesen in dieser Zeit nicht zu gering zu schätzen, des weiteren Testamente.
Was Du hier ansprichst, sind freiwillige "Übernahmen". Das ist aber ein Prozess, der erst im 15. Jahrhundert einsetzt und der noch bis ins 19. Jahrhundert hinein üblich war. (Auch heute noch, wenn man so will. Es gibt ja Lehrstühle, die von bestimmten Unternehmen fürstlich ausgestattet werden.)
Solches Sponsoring hatte für beide Teile Vorteile. Die Universität konnte ihren Haushalt ausbauen und dem Landesfürsten war natürlich daran gelegen, aus einer Universität in seinem Territorium Nachwuchs für den fürstlichen Verwaltungsapparat zu bekommen. Anfangs war das noch ein sehr lockeres Verhältnis, zur Zeit der Glaubensspaltung dann, im 16. Jahrhundert, ging es teilweise so weit, dass der Landesherr direkt in die Statuten der Universität eingriff. So erwirkte etwa der bayerische Herzog, dass an der Universität Ingolstadt niemand studieren dürfte, der in einem protestantischen Gebiet geboren ist.
War denn die universitärere Ausbildung mehr auf Vermittlung von geistlichen und weltlichen Recht usgelegt oder wurde auch "materielle" Theologie betrieben, z. B. in der Frage wie diese oder jene Bibelstelle zu interpretieren ist?
Nein, darauf war die Ausbildung ganz und gar nicht ausgelegt. Aber das Rüstzeug für einen derartigen Disput konnte man an der Universität erwerben.
Und ja, es wurde auch Exegese betrieben, "materielle Theologie" als feststehender Begriff ist mir noch nie untergekommen, aber wir meinen denke ich das Gleiche.
Es gibt ja das berühmte Beispiel der Fragestellung, wieviele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können - im Rahmen der scholastischen Philosophie.
Natürlich, ein höchst scholastische Problem, ein wahrlich köstliches Beispiel mittelalterlich-theoretischer Wissenschaft. Ebenso die Frage, ob man Ehebruch begeht, wenn man versehentlich mit der falschen Frau schläft.
Wie war es eigentlich mit Bauern, die größere Mengen an Land hatten oder Bürger in Städten? Oder bei Juden?
War ihnen die Ausbildung an der Universität per se verwehrt?
Nein, wer in die Universität aufgenommen wurde, das entschied die Universität selbst. Es gab keine Regeln in dem Sinne, wie wir es heute kennen. Als gemeinsamer Konsens ist festzumachen, dass solide Lateinkenntnisse und eine gewisse Vorbildung vorhanden sein mussten. Doch was das Alter oder die Herkunft betrifft, gab es mW keine verbindlichen Vorschriften. Zumindest keine, die man nicht mit einem Dispenschen umgehen konnte. Natürlich mag es sein, dass einige Universitäten im Laufe der Jahrzehnte aus Praktibilitätsgründen hie und da Hürden errichtet haben, dennoch konnte jeder dort studieren, der genommen wurde.
So weit ich weiß, studierten kaum Juden an Universitäten. Das ist allerdings ein Thema, bei dem ich nicht ganz sicher bin und vielleicht ist der eine oder andere hier diesbezüglich kompetenter. Dass es möglich war, ist mir aufgrund eines jüdischen Studenten an der Pariser Universität bekannt. In welchem Zusammenhang mir dieser junge Mann untergekommen ist, da muss ich noch mal in mich gehen.
Welche Rolle spielten die "Sieben Freie Künste"?
Mit Verlaub, aber da verweise ich hierauf:
Sieben Freie Künste ? Wikipedia
Detail- oder Verständnisfragen, jederzeit dann...
Einen schönen Nachmittag wünscht
Lukrezia :winke: