Warmes Wasser als etwas deutsches?

W

Warmduscher

Gast
Stimmt es, dass man in der Neuzeit das Waschen mit warmen Wasser mit den Deutschen in verbindung gebracht hat?

Wenn ja, wer und wo?
 
Im 19. Jahrhundert wurde der Körperreinigung in England große Bedeutung beigemessen. Der Philosoph Hippolyte Taine schrieb um 1860: „In meinem Zimmer (…) (befinden sich) zwei Waschtische (…), dazu zwei Porzellanschüsseln (…) Außerdem ein dritter ganz niedriger Waschtisch, ein Eimer, eine weitere Schüssel, eine große flache Zinkwanne für die Wäsche am Morgen. (…) Der Diener kommt viermal täglich ins Zimmer: Morgens bringt er einen großen Eimer mit heißem Wasser (…) mittags und um sieben Uhr abends bringt er Wasser und alles, damit sich der Gast vor dem Mittag- und Abendessen waschen kann; abends (…) bereitet (er) die Wanne vor und erneuert die Wäsche (…).“[27]
Körperreinigung an einem Waschtisch (Gemälde von Carl Larsson, 1908)


Die gesamte Ausstattung wird noch in einem normalen Wohnraum untergebracht. Erst um 1900 werden in Bürgerhäusern auch separate Badezimmer eingerichtet, die eine Badewanne und ein Waschbecken enthielten. Um 1850 kamen die ersten Gasboiler auf den Markt; seit etwa 1870 gab es in den Städten auch fließendes Wasser. Während die englischen Badezimmer oft mit Holz verkleidet waren und noch ein Sofa und einen Tisch enthielten, waren die amerikanischen Bäder weiß gekachelt und sehr funktional. Dieser Stil setzte sich allmählich auch in Europa durch. Der Großteil der Bevölkerung musste jedoch bis ins 20. Jahrhundert hinein ohne Badewanne oder Dusche auskommen.
Badekultur ? Wikipedia
 
Nun ja,bereits Ludwig der XIV ließ in Versailles ein Bäderkabinett einrichten, zu dessen Ausstattung auch eibn großes wasserheizgerät gehörte und unter Ludwig XV verfügten zumindest die Aüüartements der königlichen Familie über fest eingebaute Bäde, der Rest des Hofes, so er denn badete, bediente sich Wwaschlavoirs und tragbarer Badewannen und unter Marie Antoinette kamen Bains Chaussons in Mode Bei allem benutzte man auch warmes Wasser.
 
Stimmt es, dass man in der Neuzeit das Waschen mit warmen Wasser mit den Deutschen in verbindung gebracht hat? Wenn ja, wer und wo?

Meine Vermutung ist, dass es sich um die insulare englische Sicht handelt. Dort sind Mischbatterien an Wasserhahn und Dusche bis heute nicht sonderlich verbreitet, so dass man sich entweder für heiß oder kalt entscheidet oder sich im Waschbecken warmes Wasser mischt :D

P.S. Wenn man sich beim Duschen in England erst einmal ein Körperteil verbrüht hat, dann wählt man am Ende doch lieber kaltes Wasser, auch wenn es im Winter blaue Lippen und Gänsehaut gibt ;-)

Im deutschen Sprachraum sind sogenannte Mischbatterien üblich, immer häufiger in Form von Einhebelmischern. In Großbritannien sind zwei separate Wasserhähne (einer für kaltes und einer für warmes Wasser) verbreitet. Das hat den Nachteil, dass man sich für kaltes oder heißes Wasser entscheiden muss und keine Mischtemperatur wählen kann. Grund dafür ist der dort geringere Druck des Heißwassers. Eine richtige Mischbatterie würde das Mischen erschweren, schlimmstenfalls würde das kalte Wasser das heiße Wasser wieder in die Leitung zurückpressen.
Wasserhahn ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Neuzeit dürfte man warmes bzw. heißes! Wasser wohl am ehesten noch mit dem "Türkischen Bad" in Verbindung gebracht hat, welches nichts anderes war, als der arabische Ḥammām und als solcher eine Weiterentwicklung der römischen Therme.
Und man hat immer gerne heiße Quellen genutzt, sei es Karl der Große, der sich in den römischen Ruinen von Aquis Gran seine Pfalzkapelle bauen ließ und laut Einhard ein überdurchschnittlich guter Schwimmer war oder eben auch anderenorts. Der isländische Abt Nikulas Bergsson erwähnt beispielsweise in seinem Reisebericht nach Jerusalem von 1157 den italienischen Ort Bagnoregio, bei ihm Þiðreksbað, auch ein Ort, der für Thermalquellen recht bekannt ist.
 
Zurück
Oben