Westmusik in der braven Ostzone?

Köbis17

Gesperrt
Musik ist nicht nur Unterhaltsam sondern war schon immer auch ein Instrument zum Übertragen von gesellschaftspolitischen Themen und das in jeder Epoche. Aber in dem Zeitalter mit immer größerem Freizeitverhalten ab Mitte des 20. Jahrhunderts bekommt Musik einen ganz neuen Stellenwert.

Nun gab es ein geteiltes Gesellschaftliches Bild nach 1945 bzw. 1949 und verschärfter nach 1961 an der Grenze der Blockmächte direkt in Deutschland. Dabei war die Unterhaltungs-Musik oder sozialpolitische Musik im Roten oder Linken Block weniger gern gesehen und auf Linienkonformität ausgerichtet ... getreu dem Motto, die Jugend ist nicht wild oder verrückt, aber die Musik, die macht sie verrückt ...

Nachdem die Zone sich von dem Medienspektakel des Westens eigentlich versuchte sich abzusperren, gab es doch immer wieder Bands oder Musikprojekte, die sich von dem SED Regime kaufen liesen und in der DDR aufgetreten sind.

War der Auftritt korrekt seiner Zeit oder haben sich diverse Bands ideologisch vor den Regime-Karren sperren lassen, ohne es zu merken? Oder haben einfach die Plattenlabel des Westens ihrem Verkauf grenzenlos stattgegeben oder hätten sich etablierte Bands von dem DDR Regime distanzieren können?

Hintergrund meiner Frage ist dieser Plattenfund:

The Cure ‎– The Cure
Label:
AMIGA – 5 56 195
Series:
Amiga Quartett-
Format:
Vinyl,7", EP, 45 RPM

Country:
German Democratic Republic (GDR)
Released:
1988


Übernahme von Metronome Musik GmbH, Hamburg/BRD.
VEB Deutsche Schallplatten Berlin DDR
Made in the German Democratic Republic
Lithographie und Druck: VEB VMW "Ernst Thälmann", Werk Gotha-Druck
Ag 511/01/88/A Verpackung nach Tgl 10609
 
Zuletzt bearbeitet:
Musik ist international. Und die Jugend in der DDR hat doch auch bestimmt über Westradio / Westfernsehen / Westkontakte mitbekommen, welche Musik ihre Altersgenossen auf der westlichen Seite des "antifaschistischen Schutzwalls" / innerdeutsche Grenze gehört haben.

Ich erinnere mich, irgendwann eine Dokumentation über ein Konzert von Depeche Mode (?) in Ost-Berlin gesehen zu haben. Das war sowohl für Depeche Mode als auch für ihre DDR-Partner mal etwas anderes. Die Musiker von DM waren schon etwas erstaunt, sich unter ständiger Bewachung zu befinden. Das ist für West-Musiker eher ungewohnt (da ist die Securtiy dazu da, die Fans abzuhalten).

Depeche Mode in der DDR - SPIEGEL ONLINE

West-Bands in der DDR: Bryan Adams und Depeche Mode in Ost-Berlin - SPIEGEL ONLINE



War der Auftritt korrekt seiner Zeit oder haben sich diverse Bands ideologisch vor den Regime-Karren sperren lassen, ohne es zu merken? Oder haben einfach die Plattenlabel des Westens ihrem Verkauf grenzenlos stattgegeben oder hätten sich etablierte Bands von dem DDR Regime distanzieren können?

Ich weiß nicht, wie und ob es sich aus Sicht der westlichen Musikproduzenten überhaupt gerechnet hat, in der DDR oder anderen Ostblockländern aufzutreten oder Schallplatten zu verkaufen. Andererseits ist das natürlich auch ein Stück Entspannung und Völkerverständigung. Irgendein Musiker aus den USA sollte sogar instrumentalisiert werden im Sinne der Parteiführung, hat sich da aber erfolgreich dagegen gewehrt. Was die DDR-Führung bzw. die Organisatoren im Osten sich dabei gedacht haben, kann ich nur mutmaßen. Vielleicht wollten die einfach auch die großen Stars bei sich haben. Kann doch sein, dass auch überzeugte Kommunisten gerne Musik aus dem Kapitalismus hören.


EDIT: es war doch Depeche Mode

Fanden Sie je heraus, wieso die DDR Sie plötzlich doch einlud?

Ja, später hörten wir, dass sie uns als Hauptattraktion bei der Feier zum Geburtstag ihrer Jugendorganisation präsentierten, um bei der Jugend zu punkten. Wir erfuhren, dass normale Fans kaum Chancen auf Karten hatten. Wir wussten davon nichts; damals waren wir einfach heillos begeistert, in Ostberlin spielen zu dürfen. Von heute aus betrachtet, hätten wir das Konzert besser nicht gegeben. Wir haben uns da wohl für die Partei einspannen lassen.

Andy Fletcher im Interview: "Wir wären besser nicht aufgetreten" | Panorama- Frankfurter Rundschau
 

Danke für die Info, aber die Jungs von DM mussten den Osten kennen, denn sie haben Anfang der 80iger Jahre ihre Platten in Westberlin aufgenommen und da war eine Mauer drum rum ... Westberlin nutzen in den 70iger und 80iger Jahren viele westlichen Künstler, um sich in der Eingemauerten Stadt geistig frei zu betätigen, wie kontrovers eigentlich ...

Interessant ist auch, daß es Bands gab, wie die Kölner BAB zum Beispiel, die schon ein gebuchtes Zonenkonzert absagten, weil die Songliste nicht dem entsprach, was die Stasileute hören wollten und solche Künstler wie der Grönemeyer, fett im Geschäft in den 80igern, gingen garnicht erst in den Osten ...
 
Westberlin nutzen in den 70iger und 80iger Jahren viele westlichen Künstler, um sich in der Eingemauerten Stadt geistig frei zu betätigen, wie kontrovers eigentlich ...

Berlin hatte gewisse Vorteile... vor allem den Vorteil, dass man nicht zur Bundeswehr gezogen werden konnte. Die Gewissensprüfung für den Wehrersatzdienst war damals ja auch noch ein kaum zu meisterndes Ding. Nach dem Mauerfall änderte sich das dann rapide, da ging man zum Kreiswehrersatzamt, sagte nach der medizinischen Untersuchung, dass man ja eigentlich gar nicht zum Bund wolle, sondern lieber Zivildienst und die drückten einem eine Road Map für den Weg in den Zivildienst in die Hand.
Vor dem Mauerfall kam die Verweigerung an der Waffe zu kämpfen fast dem Landesverrat gleich. Insofern "flüchteten" viele junge Männer nach West-Berlin, was dort zur Etablierung subkultureller Szenen führte. Und da die Verweigerung des Dienstes an der Waffe häufig in Verbindung mit lagerpolitischen An- und Einsichten stand, war Berlin natürlich auch immer eines der Zentren der APO. Insofern ist das eigentlich gar nicht so paradox. Denn wer nicht kirchlich aktiv war, der konnte sich im Westen auch kaum auf Gewissensgründe berufen, das wurde den Leute nicht abgenommen. Und dann sollten die Leute sagen, was sie machen würden, wenn ihre Freundin Nachts im Park vergewaltigt würde und sie eine Waffe hätten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Berlin hatte gewisse Vorteile... vor allem den Vorteil, dass man nicht zur Bundeswehr gezogen werden konnte. Die Gewissensprüfung für den Wehrersatzdienst war damals ja auch noch ein kaum zu meisterndes Ding. Nach dem Mauerfall änderte sich das dann rapide, da ging man zum Kreiswehrersatzamt, sagte nach der medizinischen Untersuchung, dass man ja eigentlich gar nicht zum Bund wolle, sondern lieber Zivildienst und die drückten einem eine Road Map für den Weg in den Zivildienst in die Hand.
Vor dem Mauerfall kam die Verweigerung an der Waffe zu kämpfen fast dem Landesverrat gleich. Insofern "flüchteten" viele junge Männer nach West-Berlin, was dort zur Etablierung subkultureller Szenen führte. Und da die Verweigerung des Dienstes an der Waffe häufig in Verbindung mit lagerpolitischen An- und Einsichten stand, war Berlin natürlich auch immer eines der Zentren der APO. Insofern ist das eigentlich gar nicht so paradox. Denn wer nicht kirchlich aktiv war, der konnte sich im Westen auch kaum auf Gewissensgründe berufen, das wurde den Leute nicht abgenommen. Und dann sollten die Leute sagen, was sie machen würden, wenn ihre Freundin Nachts im Park vergewaltigt würde und sie eine Waffe hätten.

Wenn man nach der Musterung nach West-Berlin mit ständigem Wohnsitz umzog, wurde man zwar nicht eingezogen, unterlag aber m. W. trotzdem der Wehrüberwachung.

Mit der Gewissensprüfung bzw. Kriegsdienstverweigerung vor dem Mauerfall kann ich so nicht bestätigen. Ich bin vor dem Mauerfall gemustert worden und habe meinen Wehrdienst geleistet, und ich kenne viele Schulkameraden, die ohne Probleme den Kriegsdienst verweigert haben. Ich kenne sogar Leute, die nach Beginn des Wehrdienstes verweigert haben. Die sind wohl in irgendeine unangenehme Kompanie (Pioniere oder so etwas) gekommen, in der wohl Besäufnisse nach Dienstschluß die Regel waren. Selbst bei denen war die Verweigerung ohne Probleme. Bei meinen Bekannten war es so, dass einige wirklich aus Gewissensgründen verweigert haben, andere hatten keine Lust auf den militärischen Drill und für viele andere schien es der bequemere Weg zu sein. Die schafften es dann sogar irgendwo einen Bürojob als Zivi zu bekommen, der in unmittelbarer Nähe war. Die Wehrpflichtigen (gerade aus dem Ruhrgebiet) wurden dann meist nach sonstwohin (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) versetzt und kamen dann nur kurz fürs Wochenende zu Mama, Papa, Freundin etc. Für die war dann der Zivildienst attraktiver. Allerdings gab es auch viele Zivildienste, die denjenigien einiges abverlangt haben, insbesondere im Pflegebereich.

Der Landesverrat -bzw. Drückebergervorwurf muß sehr differenziert werden. Rechtlich garantiert das GG das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. In der Gesellschaft gibt und gab es verschiedene Einstellungen dazu. Eine pauschal negative Einstellung der Gesellschaft zum Zivildienst konnte ich nicht feststellen. Eher konservative Mitglieder der Gesellschaft standen dem Zivildienst wohl eher negativ gegenüber als die progressiveren Mitglieder.

Berlin für "wehrpflichtige Wehrflüchtlinge" betraf nur die der Wehrpflicht unterliegenden Westdeutschen, also ältere Jahrgänge oder Ausländer waren davon gar nicht betroffen. So weit ich weiß, hat doch David Bowie auch in den 80er Jahren in Berlin gearbeitet.
 
Der Landesverrat -bzw. Drückebergervorwurf muß sehr differenziert werden. Rechtlich garantiert das GG das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. In der Gesellschaft gibt und gab es verschiedene Einstellungen dazu. Eine pauschal negative Einstellung der Gesellschaft zum Zivildienst konnte ich nicht feststellen. Eher konservative Mitglieder der Gesellschaft standen dem Zivildienst wohl eher negativ gegenüber als die progressiveren Mitglieder.
Ja, das war etwas überspitzt. Als ich zum Kreiswehrersetzamt musste, war es jedenfalls so, dass uns keine Steine in den Weg gelegt wurden, als wir sagten, dass wir verweigern wollten. Die Verweigerung war Pippifax. Das war einige Jahre nach dem Mauerfall. Ich weiß, dass es einige Jahre zuvor nicht so einfach war und Zivildienst beinahe eher unüblich. Mag sein, dass sich das bereits vor dem Mauerfall im Detail geändert hat.

Berlin für "wehrpflichtige Wehrflüchtlinge" betraf nur die der Wehrpflicht unterliegenden Westdeutschen, also ältere Jahrgänge oder Ausländer waren davon gar nicht betroffen. So weit ich weiß, hat doch David Bowie auch in den 80er Jahren in Berlin gearbeitet.

Natürlich. Aber diese "Wehrflüchtlinge" haben eine Szene geschaffen, die für internationale Künstler erst interessant wurde. So ähnlich wie um 1990 herum nach dem Mauerfall Berlin dann noch einmal für einige Jahre zur attraktivsten Stadt Europas wurde.
 
Zivildienst-Kurve:

541px-Kriegsdienstverweigerer_Deutschland.svg.png
 
Ja, das war etwas überspitzt. Als ich zum Kreiswehrersetzamt musste, war es jedenfalls so, dass uns keine Steine in den Weg gelegt wurden, als wir sagten, dass wir verweigern wollten. Die Verweigerung war Pippifax. Das war einige Jahre nach dem Mauerfall. Ich weiß, dass es einige Jahre zuvor nicht so einfach war und Zivildienst beinahe eher unüblich. Mag sein, dass sich das bereits vor dem Mauerfall im Detail geändert hat.


Wenn ich mich an damals richtig erinnere, waren von meinen Schulkameraden schätzungsweise die Hälfte Wehrdienstverweigerer. Probleme hatte keiner, m. W. brauchte man nur ein Schreiben aufsetzen. Muster dafür konnte man z. B. bei den Grünen oder bei der evangelischen Kirche bekommen. Gemustert wurden wir 1987 und ich bin dann 1988 zum Bund eingezogen worden. Die Geschichten von der mündlichen Gewissensprüfung und dem Beispiel von dem nächtlichen Überfall im Park hatte ich auch schon gehört, aber das war bereits zu meiner Zeit Geschichten (oder ein Mythos?) aus der Vergangenheit.

Die Situation war sicherlich in den 50er Jahren ganz anders als in den 80er Jahren. Besonders die Friedensbewegung im Rahmen der Nachrüstungsdebatte in den frühen 80er Jahren hatte m. E. zu einem gesellschaftlichen Wandel geführt, der den Zivildienst als Verweigerung des Kriegsdienstes gesellschaftlich aufgewertet hat.
 
Westmusik in der „braven Ostzone“ war von Anfang an weit verbreitet.
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Zu meiner Zeit war das Hören von Radio Luxemburg und AFN (Fernsehen steckte da noch in den Kinderschuhen) gang und gebe.<o:p></o:p>
Camillo Felgen und seine Hitparade durfte man nicht verpassen.<o:p></o:p>
M.W. waren diese Sender auch nicht gestört wie z.B RIAS.<o:p></o:p>

Das getutle der DDR Tanzmusik ging einen ja nun wirklich auf den Keks. Harmloser Ausdruck „Keks“ nur wegen der Netiquette. <o:p></o:p>

Der Tiefpunkt war dann LIPSI. Ein Modetanz der als Rocken Roll Ersatz gedacht war.<o:p></o:p>
„Alle tanzen Lipsi...“, ich kannte in meinem Bekanntenkreis keinen.<o:p></o:p>

Schallplatten als Lizenzausgabe gab es.<o:p></o:p>
Alle 3 Unternehmen Litera, Eterna und Amiga gaben Lizenzausgaben heraus.<o:p></o:p>
Ich kaufte mir schon 1967 die 3 Schallplatten Goethe „Faust“, eine Aufnahme des westdeutschen Rundfunk Köln mit Horst Caspar (Faust), Erich Ponto (Mephistopheles) und Antje Weisgerber (Magarete). Kostet damals 46,30 DDR Mark!<o:p></o:p>

In den 70igern und 80igern kaufte ich sehr viel Klassik (Eterna) die alle Lizenzausgaben waren. Vorrangig „Deutsche Grammophon“ (z.B. H.v.Karajan mit Anne Sophie Mutter). Die höre ich noch heute. Plattenspieler „Grundig“ und Wiedergabegerät – Radio – "Bang & Olufsen".<o:p></o:p>

Allerdings Amiga, da musste man dazu kommen oder man kannte jemanden im Schallplattenladen. Diese Platten kosteten i.d.R. 16,10 DDR Mark.<o:p></o:p>

Einige Platten habe ich noch. <o:p></o:p>
Z.B. „The Rolling Stones“ (1982) mit "I Can’t Get No" und weiteren 13 Titel. <o:p></o:p>

Oder Frank Duval mit „Angel of Mine“, „Face to Face“ und weiteren 12 Titel.<o:p></o:p>
Platte musste ich unbedingt haben, schon wegen der Fernsehserie „Derrick“. Beim Porträt (Rückseite Schallplattenhülle) erwähnt man auch diese Fernsehserie, allerdings nicht mit den Namen „Derrick“.<o:p></o:p>

Zur Platte „Tangerine Dream“ (Edgar Froese, Westberlin) z.B. schreibt man u.a. auf der Rückseite der Hülle:<o:p></o:p>
„Ende der sechziger Jahre begannen mehrere Formationen der Rockmusik ihr Instrumentarium zu erweitern und „elektronisch“ zu bereichern. So veröffentlichte 1967/1968 Pink Floyd (Platte habe ich meinen Sohn gegeben) ihre ersten Schallplatten. 1968 trat die Gruppe „Yes“ erstmals in Erscheinung. Im gleichen Jahre erregten die Beatles mit ihre „Sgt. Pepper“ - LP berechtigtes Aufsehen...“
Diese Platte war ein Mitschnitt aus einer öffentlichen Veranstaltung "DT64 - Jugendkonzert " im Palast der Republik, 31.01.1980.
Name "DT64" geht auf das Deutschlandtreffen 1964 zurück.
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Zuletzt bearbeitet:
Soweit ich mich erinnere, war westliche Rockmusik bis zu den Weltfestspielen der Jugend in Ostberlin 1973 in der DDR verboten. Für diese Jugendfestspiele musste sich dann die DDR auch westlicher Rockmusik öffnen, ansonsten hätte sie sich wohl vor den internationalen Gästen blamiert ;)
 
Der/die Verfasser des wiki Artikels „Musik der DDR“ bringen es genau auf den Punkt.<?xml:namespace prefix = "o" ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Nämlich: <o:p></o:p>

„Die Unterhaltungsmusik in der DDR versuchte einen Spagat zwischen den verschiedenen Ansprüchen:<o:p></o:p>
· Das Verlangen der Zuhörer nach westlich orientierter Musik<o:p></o:p>
· Die Ablehnung der Beatmusik besonders von der Ulbricht-Regierung<o:p></o:p>
· Das Verarbeiten von Themen, mit denen die Menschen sich beschäftigten<o:p></o:p>
· Die staatliche Zensur der Texte.“<o:p></o:p>

Genau das war das Problem und damit kamen die Regierenden in der DDR nicht klar.<o:p></o:p>
Man mischte sich da ein mit dem Ergebnis, dieser Spagat misslang gründlich; er war langfristig gesehen ein Schuss in den Ofen mit großen Schaden. Auch ideologischen Schaden.<o:p></o:p>

Rodriguez nennt 1973 (Weltfestspiele in Ost – Berlin)<o:p></o:p>

1971 dankte W. Ulbricht ab.
Wie W. Ulbricht über die aufkommende Rockmusik aus den USA dachte, ist hinlänglich bekannt. <o:p></o:p>
Siehe seinen Ausraster 1965 mit den Folgen.<o:p></o:p>

Ich glaube da war er in seiner Meinung auch ehrlich. Wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen dass er zu Hause in Pankow mit seiner Lotte nach den Klängen von Jerry Lee Lewis und dessen „Whole Lotta Shaking Going On“ tanzte :grübel:. <o:p></o:p>

Aber auch sein damaliger Kronprinz war nicht besser. Er polemisierte und wetterte gegen Musik, die der DT64 in dieser Zeit ausstrahlte.<o:p></o:p>

1965 kam es dann zum Verbot der Beatmusik.<o:p></o:p>
Verbot, das heißt Öffentlich mit den bekannten Konsequenzen in der damaligen Musikszene.<o:p></o:p>

Privat, da scherten wir uns einen Dreck darum. Wir hatten den Westrundfunk.<o:p></o:p>

Aber erinnern wir uns.<o:p></o:p>
So glatt ging es mit dieser „Neue Welle“ in Europa auch nicht.<o:p></o:p>

Erinnern wir uns z.B. an den Tag 27.10.1958!<o:p></o:p>
Dieser Tag kostete den Eigentümer des Westberliner Sportpalastes 30.000,- DM (Schadenssumme) und weiter Hallen folgten (z.B. Essen).<o:p></o:p>
Für die Regierung der DDR ein gefundenes Fressen.<o:p></o:p>

1958 war ich noch Lehrling.<o:p></o:p>
Lernte Werkzeugmaschinenschlosser im Werkzeugmaschinenbau/Drehbankbau.<o:p></o:p>
Am Tag nach dem 27.10.1958 in Zentralorgan der SED „Neues Deutschland“ und natürlich auch im Zentralorgan der FDJ „Junge Welt“ die Schlagzeile in der Größe wie die Schlagzeilen der „Bildzeitung“:<o:p></o:p>

„Transatlantische Veitstänzer ….“.<o:p></o:p>
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Der/die Verfasser des wiki Artikels „Musik der DDR“ bringen es genau auf den Punkt.<?xml:namespace prefix = "o" ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Nämlich: <o:p></o:p>

„Die Unterhaltungsmusik in der DDR versuchte einen Spagat zwischen den verschiedenen Ansprüchen:<o:p></o:p>
· Das Verlangen der Zuhörer nach westlich orientierter Musik<o:p></o:p>
· Die Ablehnung der Beatmusik besonders von der Ulbricht-Regierung<o:p></o:p>
· Das Verarbeiten von Themen, mit denen die Menschen sich beschäftigten<o:p></o:p>
· Die staatliche Zensur der Texte.“<o:p></o:p>

Genau das war das Problem und damit kamen die Regierenden in der DDR nicht klar.<o:p></o:p>
Man mischte sich da ein mit dem Ergebnis, dieser Spagat misslang gründlich; er war langfristig gesehen ein Schuss in den Ofen mit großen Schaden. Auch ideologischen Schaden.<o:p></o:p>

Rodriguez nennt 1973 (Weltfestspiele in Ost – Berlin)<o:p></o:p>

1971 dankte W. Ulbricht ab.
Wie W. Ulbricht über die aufkommende Rockmusik aus den USA dachte, ist hinlänglich bekannt. <o:p></o:p>
Siehe seinen Ausraster 1965 mit den Folgen.<o:p></o:p>

Ich glaube da war er in seiner Meinung auch ehrlich. Wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen dass er zu Hause in Pankow mit seiner Lotte nach den Klängen von Jerry Lee Lewis und dessen „Whole Lotta Shaking Going On“ tanzte :grübel:. <o:p></o:p>

Aber auch sein damaliger Kronprinz war nicht besser. Er polemisierte und wetterte gegen Musik, die der DT64 in dieser Zeit ausstrahlte.<o:p></o:p>

1965 kam es dann zum Verbot der Beatmusik.<o:p></o:p>
Verbot, das heißt Öffentlich mit den bekannten Konsequenzen in der damaligen Musikszene.<o:p></o:p>

Privat, da scherten wir uns einen Dreck darum. Wir hatten den Westrundfunk.<o:p></o:p>

Aber erinnern wir uns.<o:p></o:p>
So glatt ging es mit dieser „Neue Welle“ in Europa auch nicht.<o:p></o:p>

Erinnern wir uns z.B. an den Tag 27.10.1958!<o:p></o:p>
Dieser Tag kostete den Eigentümer des Westberliner Sportpalastes 30.000,- DM (Schadenssumme) und weiter Hallen folgten (z.B. Essen).<o:p></o:p>
Für die Regierung der DDR ein gefundenes Fressen.<o:p></o:p>

1958 war ich noch Lehrling.<o:p></o:p>
Lernte Werkzeugmaschinenschlosser im Werkzeugmaschinenbau/Drehbankbau.<o:p></o:p>
Am Tag nach dem 27.10.1958 in Zentralorgan der SED „Neues Deutschland“ und natürlich auch im Zentralorgan der FDJ „Junge Welt“ die Schlagzeile in der Größe wie die Schlagzeilen der „Bildzeitung“:<o:p></o:p>

„Transatlantische Veitstänzer ….“.<o:p></o:p>
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ähm, was war denn 1958?:grübel:
 
War der Auftritt korrekt seiner Zeit oder haben sich diverse Bands ideologisch vor den Regime-Karren sperren lassen, ohne es zu merken? Oder haben einfach die Plattenlabel des Westens ihrem Verkauf grenzenlos stattgegeben oder hätten sich etablierte Bands von dem DDR Regime distanzieren können?
So verbissen würde ich das nicht sehen. Musiker haben ein Publikum und das lebte auch in der DDR . Dieses Publikum war froh darüber auch einmal ein Konzert seiner Idole live sehen zu können. Das DDR-Publikum konnte schließlich nicht in den Westen fahren und war darauf angewiesen, dass die Künstler zu ihm kamen. Außerdem sollte man Musiker nicht unbedingt zu moralischeren Menschen als andere Leute hochstilisieren. Die machen ihre Arbeit für Geld und wo sie bezahlt werden, treten sie auch auf.
 
ah so, das wurde wahrscheinlich von der DDR-Presse als dekadente Auswüchse der westlichen Musik dargestellt.

Und vereinte die Spießer in Ost und West in ihrer Ablehnung.

Zeigte aber auch, dass zusätzlich zu einer besonders harten ideologischen moskauorientierten Linie ein massiver Generationsgegensatz vorhanden war. Ein Problem, dass durch die Apo im Westen gesellschaftlich entschärft wurde.

In der DDR verschärfte sich dagegen die altersbedingte Sicht auf Politik und Kultur und förderte die Dialogunfähigkeit der Partei mit der restlichen Gesellschaft.

Wer Bill Haley 58 nicht politisch opportun fand, den hat das Leben 30 Jahre später bestraft.
 
Wenn man nach der Musterung nach West-Berlin mit ständigem Wohnsitz umzog, wurde man zwar nicht eingezogen, unterlag aber m. W. trotzdem der Wehrüberwachung.

Mit der Gewissensprüfung bzw. Kriegsdienstverweigerung vor dem Mauerfall kann ich so nicht bestätigen. Ich bin vor dem Mauerfall gemustert worden und habe meinen Wehrdienst geleistet, und ich kenne viele Schulkameraden, die ohne Probleme den Kriegsdienst verweigert haben. Ich kenne sogar Leute, die nach Beginn des Wehrdienstes verweigert haben. Die sind wohl in irgendeine unangenehme Kompanie (Pioniere oder so etwas) gekommen, in der wohl Besäufnisse nach Dienstschluß die Regel waren. Selbst bei denen war die Verweigerung ohne Probleme. Bei meinen Bekannten war es so, dass einige wirklich aus Gewissensgründen verweigert haben, andere hatten keine Lust auf den militärischen Drill und für viele andere schien es der bequemere Weg zu sein. Die schafften es dann sogar irgendwo einen Bürojob als Zivi zu bekommen, der in unmittelbarer Nähe war. Die Wehrpflichtigen (gerade aus dem Ruhrgebiet) wurden dann meist nach sonstwohin (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) versetzt und kamen dann nur kurz fürs Wochenende zu Mama, Papa, Freundin etc. Für die war dann der Zivildienst attraktiver. Allerdings gab es auch viele Zivildienste, die denjenigien einiges abverlangt haben, insbesondere im Pflegebereich.

Der Landesverrat -bzw. Drückebergervorwurf muß sehr differenziert werden. Rechtlich garantiert das GG das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. In der Gesellschaft gibt und gab es verschiedene Einstellungen dazu. Eine pauschal negative Einstellung der Gesellschaft zum Zivildienst konnte ich nicht feststellen. Eher konservative Mitglieder der Gesellschaft standen dem Zivildienst wohl eher negativ gegenüber als die progressiveren Mitglieder.

Berlin für "wehrpflichtige Wehrflüchtlinge" betraf nur die der Wehrpflicht unterliegenden Westdeutschen, also ältere Jahrgänge oder Ausländer waren davon gar nicht betroffen. So weit ich weiß, hat doch David Bowie auch in den 80er Jahren in Berlin gearbeitet.



Ein Freund von mir, Jahrganh 1960, der leider voriges Jahr gestorben ist, erzählte mir, dass er seinerzeit Antrag auf KDV gestellt hatte, dann aber letzlich doch zum Bund gegangen ist. Er sagte, dass die Vorgesetzten vom Antrag wussten, dass man ihn das aber niemals hatte spüren lassen. Er nutzte dann die Bundeswehr, um dort den LKW-Führerschein zu machen.

Zu meiner Zeit, also Ende der 80er gab es in meiner Heimatgemeinde einen protestantischen Pfarrer und (m)eine Gymnasiallehrerin, die Kriegsdienstverweigerer einige Jahre berieten.

Beim berühmt/berüchtigten Gewissenstest gab es nach meinen Erfahrungen zwei Argumentationsmuster, die praktisch narrensicher waren: 1. Muster der bibeltreue Christ, der aus religiöser/ ethischer Überzeugung den Kriegsdienst an der Waffe verweigert Anerkennungsquote 90-100%

Mit den Kirchen wollte sich die Bundeswehr nicht anlegen, außerdem werden die ssich gedacht haben, dass es verlorene Liebesmüh war, solchen Leuten eine Waffe in die Hand zu drücken, weil sie eh gar nicht oder daneben schieeßen würden.

Den Kriegsdienst aus anderen Gewissensgründen zu verweigern als christlichen war wesentlich schwerer. Folgende Gewissensgründe mussten sehr gut begründet werden, um anerkannt zu werden:

1. Kriegsdienstverweigerung aus Opposition zum politischen System der BRD
2. Kriegsdienstverweigerung aus Opposition zur NATO und zur aggressiven Außenpolitik der Regierung Reagan. (Die Monroedoktrin: Amerika den Amerikanern, Reagandoktrin: Grenada den Grenadieren)
 
Wenn ich mich so zurückerinnere, dann erreichte es in der 2. Hälfte der 1980er Jahre mit der Westmusik so einen richtigen Höhepunkt - da gaben sich tw. die westlichen Künstler in Ostberlin ja fast die Klinke in die Hand: Big Country, Joe Cocker etc.

Nur vom feinsten und vor allem die ganz Großen.
Und die DDR Elite hat immer versucht es politisch auszunutzen. Und im nachhinein weiß ich nicht ob man es als Satire oder Sarkasmus oder auch einfach nur der Musik geschuldigt ansehen muß, wenn zehntausende Bürger der damaligen DDR "Born in the USA" auf einem Konzert von Springsteen mitgesungen haben. Das hatte wirklich etwas großartiges an sich. Wundert mich fast, daß es dem Boss gestattet wurde, dieses Stück überhaupt zu spielen.

Und ich meine auch gehört zu haben, daß die Verantwortlichen in der DDR sich mit diesen Konzerten finanziell ziemlich verhoben haben. Da bin ich mir aber nicht ganz sicher.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vieleicht auch die Frage, inwieweit diese Veranstaltungen bei vielen den Drang nach Freiheit sogar verstärkt haben könnten. Oder lehne ich mich da zu weit aus dem Fenster?
 
Auf der anderen Seite reagierte man äußerst pikiert auf die chilenische Exilband Quilapayún die 1979 in Ost-Berlin ihr Lied La Muralla spielte.

Para hacer esta muralla,
tráiganme todas las manos
los negros, sus manos negras
los blancos, sus blancas manos.
Um diese Mauer zu errichten
bringt mir alle eure Hände
die Schwarzen ihre schwarzen Hände
die Weißen ihre weißen Hände
Una muralla que vaya
desde la playa hasta el monte
desde el monte hasta la playa,
allá sobre el horizonte.
Eine Mauer die von der Küste (wörtl. vom Strand) bis zum Gebirge (wörtl. Berg)
gehen soll
Vom Gebirge bis zur Küste
über den Horizont hinaus
-¡Tun, tun!
-¿Quién es?
-Una rosa y un clavel...
-¡Abre la muralla!
-¡Tun, tun!
-¿Quién es?
-El sable del coronel...
-¡Cierra la muralla!
"Klopf, Klopf!"
"Wer ist da?"
"Eine Rose und eine Nelke"
"Öffne die Mauer!"
"Klopf, Klopf!"
"Wer ist da?"
"Der Säbel des Oberst"
"Schließ die Mauer!"
-¡Tun, tun!
-¿Quién es?
-La paloma y el laurel...
-¡Abre la muralla!
-¡Tun, tun!
-¿Quién es?
-El gusano y el ciempiés...
-¡Cierra la muralla!
"Klopf, Klopf!"
"Wer ist da?"
"Die Taube und der Lorbeer"
"Öffne die Mauer"
"Klopf, Klopf!"
"Wer ist da?"
"Der Wurm und der Hundertfüßer"
"Schließ die Mauer!"
Al corazón del amigo:
abre la muralla;
al veneno y al puñal:
cierra la muralla;
al mirto y la yerbabuena:
abre la muralla;
al diente de la serpiente:
cierra la muralla;
al ruiseñor en la flor:
abre la muralla...
Dem Herzen des Freundes:
öffne die Mauer
Dem Gift und dem Dolch
verschließe die Mauer
Myrte und Minze
Öffne die Mauer
Dem Giftzahn der Schlange
verschließe die Mauer
Der Nachtigall in der Blume
öffne die Mauer
Alcemos una muralla
juntando todas las manos;
los negros, sus manos negras
los blancos, sus blancas manos.
Lasst und eine Mauer errichten
indem wir alle Hände zusammentun
die Schwarzen ihre schwarzen
die Weißen ihre weißen Hände
Una muralla que vaya
desde la playa hasta el monte
desde el monte hasta la playa,
allá sobre el horizonte.
Eine Mauer die von der Küste bis zum Gebirge
gehen soll
Vom Gebirge bis zur Küste
über den Horizont hinaus
Abre la muralla...
Öffne die Mauer...
 
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