Achtundvierziger bei den Konföderierten

I

Ikaros

Gast
Auf wikipedia.de heißt es:
Es gab jedoch auch einige wenige Revolutionsflüchtlinge, die sich in den Südstaaten der USA niedergelassen hatten, und teilweise sogar Sklaven hielten. Sie schlugen sich im amerikanischen Bürgerkrieg meist auf die Seite der konföderierten Truppen, blieben jedoch eine Minderheit der europäischen Immigranten der 1848er-Revolution in den USA.

Fällt hierzu jemanden ein Beispiel ein? Hier ist sicherlich der Werdegang (in D für die Freiheit gekämpft, in den USA zum Sklavenhalter geworden) interessant.
 
Fällt hierzu jemanden ein Beispiel ein? Hier ist sicherlich der Werdegang (in D für die Freiheit gekämpft, in den USA zum Sklavenhalter geworden) interessant.
Wer sagt denn, dass diese Deutschen Sklavenhalter waren? Der Anteil der großen Plantagenbesitzer in den Südstaaten war verschwindend gering an der Gesamtbevölkerung.
Die Motivation am Krieg auf Seiten der CSA teilzunehmen waren auch unterschiedlich. Dass sie für die Freiheit starben, nahmen sicherlich beide Seiten für sich in Anspruch.
 
Auf wikipedia.de heißt es:
Es gab jedoch auch einige wenige Revolutionsflüchtlinge, die sich in den Südstaaten der USA niedergelassen hatten, und teilweise sogar Sklaven hielten. Sie schlugen sich im amerikanischen Bürgerkrieg meist auf die Seite der konföderierten Truppen, blieben jedoch eine Minderheit der europäischen Immigranten der 1848er-Revolution in den USA.

Fällt hierzu jemanden ein Beispiel ein? Hier ist sicherlich der Werdegang (in D für die Freiheit gekämpft, in den USA zum Sklavenhalter geworden) interessant.

Welchen Wikipedia-Artikel möchtest du denn zitiert haben?
Eine Google-Suche nach diesem Zitat findet jedenfalls keinen Artikel bei Wikipedia, sondern nur einen einzigen Eintrag - nämlich diesen Thread im Geschichtsforum.

Ansonsten ist folgender Artikel zu empfehlen:
Deutsche im amerikanischen Bürgerkrieg ? Wikipedia

Schon die Einwanderungszahlen - nur 72.000 von insgesamt 1,3 Millionen eingewanderten Deutschen lebten in den Südstaaten - rücken die Perspektive zurecht. Im obigen Link wird zb auch geschildert, daß es im Sklavenstaat Missouri eine Dichotomie zwischen ländlich und sklavenhaltend geprägten Regionen und dem städtischen, handwerklich geprägten Umfeld gab; wobei deutsche Immigranten im zweiten zu finden waren und sich in weiten Teilen der Südstaatenarmee verweigerten. Auch in Texas gab es unter deutschen Immigranten diese Opposition.

Der zweite, weiterführende Link bei diesem Artikel verweist auf einen Artikel von Mehrländer (die bereits oben erwähnt wurde). Zwar schreibt Mehrländer dort, das Bild der deutschen Opposition gegen die Sklavenhaltung müsse relativiert werden; sie führt jedoch Beispiele aus Charleston auf - und Charleston wird im verlinkten Wikipedia-Artikel als Ausnahme geschildert, weil sich die deutschen Immigranten dort so weit in die Südstaatengesellschaft integriert hatten, daß viele selbst Sklavenhalter waren. Zumindest aus dem Artikel von Mehrländer geht nicht hervor, ob es sich bei dieser Bevölkerungsgruppe ganz oder teilweise um Einwanderer handelte, die im Zusammenhang mit der 48er Revolution immigriert oder zb bereits vorher eingewandert waren.

In diesem Zusammenhang sollte man auch die Legende des "Lost Cause" nicht aus den Augen verlieren, die gerade in den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg weitreichende Umdeutungen vornahm, die bis heute sehr präsent sind und die zum Teil in den Bereich der Geschichtsklitterung hineinreichen. Sehr informativ dazu ist zb James W. Loewen: Lies Across America: What Our Historic Sites Get Wrong (siehe auch: Lies Across America - Wikipedia, the free encyclopedia ). Meines Wissens existiert bislang keine deutsche Übersetzung.
 
Charleston wird im verlinkten Wikipedia-Artikel als Ausnahme geschildert, weil sich die deutschen Immigranten dort so weit in die Südstaatengesellschaft integriert hatten, daß viele selbst Sklavenhalter waren.

Mehrländer gibt im zitierten Buch folgende Zahlen für 1860

Deutsche In Charleston 1.944
davon Sklavenbesitzer 170
Zahl der Sklaven deutscher Besitzer 325

Kann man weniger als 9% als "viele" bezeichnen?
 
Mehrländer gibt im zitierten Buch folgende Zahlen für 1860

Deutsche In Charleston 1.944
davon Sklavenbesitzer 170
Zahl der Sklaven deutscher Besitzer 325

Das kann man sicherlich nicht für die ganzen Südstaaten hochrechnen und außerdem ist Charleston eine Stadt, da wedern die großen Plantagen eher weiter außerhalb gelegen haben, so dass die Zahlen nicht unbedingt typisch sein müssen, aber man kann trotzdem etwas feststellen.

325 Sklaven auf 170 Besitzer sind nicht mal ganz 2 Sklaven pro Besitzer im Schnitt. Damit soll nichts verharmlost oder schöngeredet werden, aber diese Zahl deutet m. E. darauf hin, dass es sich bei den Sklaven größtenteils um Hauspersonal gehandelt haben dürfte.

Dabei war die tatsächliche Lebenssituation der Sklaven wohl nicht so anders wie die von Hausangestellten in Europa (abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich ,nicht bezahlt wurden). Hauspersonal, zudem wenn man es einigermaßen gut behandelte, also auch nicht viel schlechter, als man das aus Europa kannte, dürfte das Gewissen der Besitzer also selbst dann nicht übermäßig belastet haben, wenn diese zuvor deutsche Freiheitskämpfer waren.

Darüber hinaus muss man das im 19. Jahrhundert in Europa und den USA vorherrschende Menschenbild der "Weißen" gegenüber der "Farbigen" berücksichtigen. Aussagen von echten Südstaatlern habe ich keine parat, aber wenn ich mich an einige Aussagen aus der deutschen Kolonialgeschichte erinnere, dann galt "der Neger" schlicht und einfach Vielen entweder als eine Art Tier, das gezähmt werden muss oder als so etwas wie ein großes Kind, das der Aufsicht und Bevormundung durch den Weißen bedarf. Auch damit kann man sein Gewissen durchaus beruhigen...

Kann man weniger als 9% als "viele" bezeichnen?

Eine Prozentzahl sagt über die tatsächliche Anzahl noch nicht so viel aus. :winke: Wenn ich nur 5 % aller Sterne der Milchstraße benennen und die Namen auswendig lernen müsste, wäre ich überfordert. Und 5 % ist nochmals weniger als 9 % :D.

Viele Grüße

Bernd
 
Mehrländer gibt im zitierten Buch folgende Zahlen für 1860

Deutsche In Charleston 1.944
davon Sklavenbesitzer 170
Zahl der Sklaven deutscher Besitzer 325

Kann man weniger als 9% als "viele" bezeichnen?
Vielen Dank, dann nehme ich mein "keine" zurück.

Wenn es um etwas wie Sklavenhaltung geht, dann ja.
Das verstehe ich nicht oder willst Du auf eine moralische Bewertung hinaus?

Zur Einschätzung ob 9 % viele waren, müsste man vielleicht wissen, wie der Anteil meinetwegen bei den Weißen in South Carolina generell war.

Natürlich gibt es in den Städten nicht soviele Sklavenhalter und diese hielten nicht soviele Sklaven wie die Plantagenbesitzer. South Carolina hatte 1860 etwa 700.000 Einwohner, wovon allein etwa 400.000 Sklaven waren - anders gesagt 57 %.

Siehe hier: History of South Carolina - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Das verstehe ich nicht oder willst Du auf eine moralische Bewertung hinaus?

Genau das will ich.
Der Maßstab ist vielleicht ein wenig anachronistisch, aber von Revolutionären, die sich eine republikanische Verfassung und Menschenrechte wünschten, kann man sich das durchaus wünschen.
 
Mehrländer gibt im zitierten Buch folgende Zahlen für 1860

Deutsche In Charleston 1.944
davon Sklavenbesitzer 170
Zahl der Sklaven deutscher Besitzer 325

Kann man weniger als 9% als "viele" bezeichnen?

In Relation dazu, daß andere eingewanderte Deutsche keine hatten, dann wohl schon. Auch diese Zahlen dazu sind aufschlußreich:
Plantation economy - Wikipedia, the free encyclopedia

The total number of slave owners was 385,000 (including, in Louisiana, some free Negroes), amounting to approximately 3.8% of the Southern and Border states population.
Demnach können 9% ausgesprochen "viele" sein - auch wenn sich die ermittelten 3,8% offenbar auf die Gesamtbevölkerung beziehen, also inklusive Sklaven, und es in einigen Südstaaten Counties gab, in denen bis über 80% der Bevölkerung Sklaven waren.

Im übrigen bezog ich mich auf den Wikipedia-Artikel, der keine Zahlen nennt, und vor allem auf den dort angegebenen weiterführenden Link zu einem Artikel von Mehrländer selbst, den ich vorhin angeschaut hatte:

Deutsche in den Diensten der Konfoederation

Vorherrschende Meinung widerlegt

Was habe ich in sieben Wochen herausfinden können? Die in der Forschung noch immer nicht ernstlich angefochtene Meinung, Deutsche hätten fast ausnahmslos auf Seiten der Union gekämpft und wären glühende Befürworter der Sklavenemanzipation gewesen, fand ich bei meinen ersten Recherchen widerlegt.
[...]
Angepaßte Minderheit

In den längst vergilbten Seiten endloser Microfilme, den von Wasserschäden und Bränden übel zugerichteten deutschsprachigen Zeitungen und den verblichenen, handgeschriebenen Berichten deutscher Konsuln fand ich eine deutsche Bevölkerungsminderheit im alten Süden, die sich gänzlich ihren amerikanischen Nachbarn angepaßt hatte, und deren durch harte Arbeit erworbener Reichtum sich im Besitz von Sklaven ausdrückte.

Auf dem Hintergrund deiner konkreten Zahlen kann ich über diese Zusammenfassung, die ja von Mehrländer selbst stammt, nur noch mehr den Kopf schütteln. Formulierungen wie "... in der Forschung noch immer nicht ernstlich angefochtene Meinung..." (auch wenn sie im Folgenden durch die Eingrenzung "fast ausnahmslos" bereits wieder ein wenig relativiert wird) sowie insbesondere die gewählte Zwischenüberschrift ("Vorherrschende Meinung widerlegt" !) sind ja doch sehr vollmundig bis tendenziös. Ob der von Mehrländer skizzierte Weg - erst hart arbeiten und zu Wohlstand kommen und dann Sklaven kaufen - den Realitäten entspricht, ist eine weitere Frage. Zudem ist ihre obige Darstellung nicht eindeutig: bezieht sie sich auf die deutsche Bevölkerung dort insgesamt (die ja auf die Gesamtpopulation eine Minderheit darstellt) oder innerhalb der deutschen Immigranten auf eine Minderheit? Allein wegen der Feststellung, daß unter den deutschen Immigranten auch solche waren, die Sklaven besaßen und auf Seiten der Konföderierten standen, hätte Mehrländer sicherlich keine USA-Reise unternehmen müssen.
 
Dabei war die tatsächliche Lebenssituation der Sklaven wohl nicht so anders wie die von Hausangestellten in Europa (abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich ,nicht bezahlt wurden). Hauspersonal, zudem wenn man es einigermaßen gut behandelte, also auch nicht viel schlechter, als man das aus Europa kannte, dürfte das Gewissen der Besitzer also selbst dann nicht übermäßig belastet haben, wenn diese zuvor deutsche Freiheitskämpfer waren.

Zum Thema Gewissensbelastung schau mal hier:
Abolitionismus ? Wikipedia
Bestrebungen zur Abschaffung der Sklaverei hatte es in England bzw in den (späteren) USA schon im 17. Jahrhundert gegeben; 1833 schaffte England die Sklaverei ab. Man konnte also schon etwas davon mitbekommen haben, daß das in den Südstaaten als "peculiar institution" bezeichnete Eigentum an anderen Menschen nicht unumstritten war.

In den Städten der Südstaaten arbeiteten Sklaven aber nicht nur als Hauspersonal, sondern vor allem auch im Handwerk und in der Produktion, in den Hafenstädten zb auch als Schauerleute.

Der Vergleich mit europäischem Hauspersonal hinkt, da dieses nicht im Eigentum des Arbeitgebers stand und den Arbeitgeber auch wechseln konnte. Hauspersonal in Europa, so schlecht die Arbeitsbedingungen auch waren, wurde vom Arbeitgeber angeworben - Sklaven dagegen erworben und waren nach dem Kauf völlig davon abhängig, ob sie an einen halbwegs menschlich denkenden Besitzer gekommen waren oder an ein [...], das Sklaven nach Belieben nicht nur schikanierte, prügelte und sonstigen grausamen Strafen unterzog, sondern mitunter auch aufgrund von Nichtigkeiten tötete. Oder Familien auseinanderriß, wenn Sklaven weiterverkauft wurden.
 
Irgendwo hatte ich mal etwas über Texas gelesen, zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches. Bevor sich Texas de Konföderation anschloss gab es offensichtlich dort auch heftige Ausseinandersetzungen, bei denen die deutschen Siedler dort sich gegen diesen Anschluss und die Parteinahme für die Sklavenhalter stellten.
 
bei Konföderations-Deutschen fallen mir nur Johann August Heinrich Heros von Borcke ein,der unter JEB Stuart kämpfte und die Matrosen Carlsen und Becker,die zur Besatzung der CSS Hunley gehörten,ein

Ich hatte irgendwo gelesen,daß die deutsche Gemeinschaft in Texas sich größtenteils weigerte , in die konföderierte Armee einzutreten und es deshalb Repressionen seitens der TexasRangers und Zwangsrekrutierungen ausgesetzt gewesen sind.
Nueces Massacre
In the spring of 1862, German Texans from Central Texas and the Texas Hill Country, mostly Unionist or neutral in their political views, were drafted into the Confederate Army over their strong objections. Confederate authorities took their reluctance to serve as a sign of rebellion and sent in troops. A violent confrontation between Confederate soldiers and civilians took place on August 10, 1862, in Kinney County, Texas, leading to the deaths of 34 German Texans who were fleeing to Mexico to avoid the draft.....About 2,000 Germans served voluntarily with another 3,000 serving against their will or with neutral status. Almost all of these came from Texas, Georgia, Alabama, Louisiana, or Virginia.
.

Die Grundhaltung wäre zumindest nachvollziehbar,da zum einen viele der deutschen Einwanderer Mennoniten waren,denen der Ritus das aktive Kämpfen verbot und zum anderen die führenden Repräsentanten der deutschen Community Leute wie Franz Siegel oder Carl Schurz waren,die eindeutig auf Seite der Union standen.
Die Folge war,daß es im Norden ganze deutsche Regimenter wie z.B.die 9th Ohio, 74th Pennsylvania, 32nd Indiana (1st German), 9th Wisconsin Infantry, gab Insgesamt sollen 23,4 der Unionssoldaten Deutschstämmige gewesen sein.
Im Süden war das m.W. nur vereinzelt der Fall.Mir fallen dabei nur die South Carolina German Artillery und die seit dem Unabhängigkeitskrieg existierenden Charleston German Fusiliers ein.
Auf der Seite sind die "Germans in Grey" gut dargestellt.
http://www.pricecamp.org/german.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Jo, danke.
Da sind einige schöne Quellen dabei. Auch wenn nicht wirklich ein "großer" Achtundvierziger dabei ist, der später auf seiten der Konföderierten engagiert war... naja ich suche weiter.

@Ingeborg: Das Zitat stammt aus dem Wiki-Artikel: "Forty-Eighters". Den Artikel den du verlinkst, muss ich übersehen haben, auch sehr interessant. Danke.
 
Zum Thema Gewissensbelastung schau mal hier:
Abolitionismus ? Wikipedia
Bestrebungen zur Abschaffung der Sklaverei hatte es in England bzw in den (späteren) USA schon im 17. Jahrhundert gegeben; 1833 schaffte England die Sklaverei ab. Man konnte also schon etwas davon mitbekommen haben, daß das in den Südstaaten als "peculiar institution" bezeichnete Eigentum an anderen Menschen nicht unumstritten war.

Hallo Ingeborg,

danke für deine Gedanken zu meinem Beitrag! :winke:

Ich denke, in dem Punkt sind wir uns einig. Dass es entsprechende Bestrebungen gegen die Sklaverei gab, ist mir durchaus bekannt. Man kann auch getrost davon ausgehen, dass den Sklavenhaltern in den Südstaaten der USA derartige Bestrebungen schon zu Ohren gekommen waren. Aber wenn es an den eigenen Geldbeutel geht (und Sklaven sind nun mal nicht nur Menschen, sondern auch Wirtschaftsgüter), dann kann man durchaus bei der eigenen Abwägung der Sklavereiproblematik zu dem Ergebnis kommen, dass diese legitim ist. Vor allem die Tatsache, dass man sich von seinen Sklaven durch die Hautfarbe unterscheidet, kann man recht gut als Beleg heranziehen, dass der liebe Gott einen selbst zu höheren berufen hat, als die Menschen mit der dunkleren Hautfarbe. Eine Aussage in diesem Sinne habe ich vor ein paar Monaten mal in einem Interview mit einem Mitglied des "Clan" gehört. Es gibt in den Südstaaten offenbar heute noch Menschen, die das ernsthaft glauben!

In einer Umgebung, in der die Sklavenhaltung "normal" ist, dauert es halt, bis sich andere Erkenntnisse durchsetzen. Wenn schließlich die Nachbarn, die man ja als ehrenwerte Leute kennt, alle Sklaven haben, kann es ja nicht so schlimm sein. In unserer Gesellschaft zu Recht unvorstellbar, galt die Sklaverei damals und dort als legitim.

In den Städten der Südstaaten arbeiteten Sklaven aber nicht nur als Hauspersonal, sondern vor allem auch im Handwerk und in der Produktion, in den Hafenstädten zb auch als Schauerleute.

Natürlich mögen dort auch Sklaven in diesen Bereichen eingesetzt worden sein, aber wenn man das Verhältnis von Sklavenhaltern zu Sklaven anhand der hier genannten Zahlen betrachtet und bedenkt, dass sich vor allem wohlhabendere Bürger überhaupt Sklaven leisten konnten, denke ich doch, dass meine Annahme, ein großer Teil der Sklaven in Charleston sei als Hauspersonal beschäftigt gewesen, durchaus begründet ist.

Der Vergleich mit europäischem Hauspersonal hinkt, da dieses nicht im Eigentum des Arbeitgebers stand und den Arbeitgeber auch wechseln konnte. Hauspersonal in Europa, so schlecht die Arbeitsbedingungen auch waren, wurde vom Arbeitgeber angeworben - Sklaven dagegen erworben und waren nach dem Kauf völlig davon abhängig, ob sie an einen halbwegs menschlich denkenden Besitzer gekommen waren oder an ein [...], das Sklaven nach Belieben nicht nur schikanierte, prügelte und sonstigen grausamen Strafen unterzog, sondern mitunter auch aufgrund von Nichtigkeiten tötete. Oder Familien auseinanderriß, wenn Sklaven weiterverkauft wurden.

Ich gebe dir Recht, dass der Vergleich mit dem Hauspersonal nicht unbedingt optimal ist, aber wir reden hier ja von Personen, die aus Europa kamen und die dortigen Verhältnisse kannten. Die konnten sich durchaus an die Gepflogenheiten in Amerika anpassen und ihr Personal eben kaufen, statt zu "mieten" ;). Das evtl. schlechte Gewissen kann man beruhigen, indem man die Sklaven eben so gut behandelt, wie man das mit angestelltem Hauspersonal auch machen würde...

Der rechtliche Status der Sklaven war natürlich nicht der von angestelltem Personal. Die grausamen Strafen und das Töten dürfte evtl. auf den größeren Plantagen vorgekommen sein, aber in den Städten wohl kaum. Ich verweise wieder auf die schon genannten Zahlen: Im Schnitt nicht mal zwei Sklaven pro Eigner. Einen Sklaven zu töten oder so zu bestrafen, dass seine Arbeitskraft darunter leiden würde, wäre wirtschaftlich gesehen ein völliger Unsinn gewesen (ich habe auch das Recht, voller Wut auf mein Auto mit der Axt loszugehen, wenn es nicht anspringt, aber so weit reicht meine Selbstbeherrschung noch, dass ich das unterlasse :D).

Kurz und gut. Rechtlich mag zwischen angestelltem Personal und Haussklaven ein großer Unterschied bestanden haben, faktisch dürfte er nciht so groß gewesen sein. Ich denke sogar, dass die Beziehung zwischen Herrn und Sklaven oft enger war, als zwischen dem Hausherrn und angestelltem Personal. Alleine schon weil die Fluktuation bei den Sklaven im Haushalt oder auch im Handwerk viel geringer gewesen sein dürfte. Wer jahrelang zusammen lebt und ggf. arbeitet baut irgendwann eine gewisse Beziehung zueinander auf, wie ja auch in der Literatur (z. B. Onkel Toms Hütte etc.) thematisiert wurde. Aber das wäre wieder ein eigenes Thema, das auch vielschichtiger ist, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.

Viele Grüße

Bernd
 
Kurz und gut. Rechtlich mag zwischen angestelltem Personal und Haussklaven ein großer Unterschied bestanden haben, faktisch dürfte er nciht so groß gewesen sein. Ich denke sogar, dass die Beziehung zwischen Herrn und Sklaven oft enger war, als zwischen dem Hausherrn und angestelltem Personal. Alleine schon weil die Fluktuation bei den Sklaven im Haushalt oder auch im Handwerk viel geringer gewesen sein dürfte. Wer jahrelang zusammen lebt und ggf. arbeitet baut irgendwann eine gewisse Beziehung zueinander auf, wie ja auch in der Literatur (z. B. Onkel Toms Hütte etc.) thematisiert wurde. Aber das wäre wieder ein eigenes Thema, das auch vielschichtiger ist, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.
Wobei gerade das mit dem langjährigen Zusammenleben von Personal und Herrschaft eigentlich auch gegeben war.
Dennoch gebe ich Dir Recht, dass das Verhältnis ein anderes ist, wenn eine Person vielleicht schon seit Jahrzehnten im Haushalt war, ja wenn man eine Person sogar vererben konnte, sie also bereits im Haushalt gewesen sein konnte, als sie noch ein Kind war. Extreme Fälle von langjähriger Tätigkeit von freien Dienstboten in manchen Haushalten mag es zwar gegeben haben, aber man wurde dennoch wohl in den seltensten Fällen wie bei den Sklaven in ein Dienstverhältnis hinein geboren.

Außerdem hatte man in den Sklaven Menschen um sich, die ein ganz anderes Verhältnis der Abhängigkeit schon von daher gegenüber ihrer Herrschaft hatten, da sie schlicht kein Geld bekamen. Eine extreme Ausnahme wäre die Bezahlung von Sally Hemmings ( http://en.wikipedia.org/wiki/Sally_Hemings ), während des Aufenthaltes ihres "Masters" in Frankreich.

Auch wenn das Verhältnis zwischen "freien" Dienstboten und Herrschaft familiärer Art bisweilen gewesen war, so gab es doch wohl seltener den Fall, dass die Herrschaft ihre neuen Dienstboten selber zeugte (siehe Artikel zu Sally Hemmings und ihrer Verwandtschaft zu Thomas Jefferson und wiederum der Verwandtschaft ihrer gemeinsamen Kinder, die dann ja auch zeitweilig Sklaven wurden).
Das heißt natürlich nicht, dass sexueller Umgang, wenngleich sicher ein Tabu, zwischen freiem männlichem und weiblichem Gesinde und männlicher oder weiblicher Herrschaft so arg selten war.
 
nun, wer Leibeigengenschaft noch aus der Jugend kennt, für den ist sie eher moralisch vertretbar, als für Leute, die sie schon als "unmenschlich" ablehnten. Die 48 standen ja nicht z.T. nicht für die Freiheit der Person, Selbstbestimmung des Individuums, sondern für "Selbstbestimmung /Mitbestimmung des Volkes". Und zum "Volk" gehörte bei vielen ganz sicher nicht die Küchenmagd und der Stallknecht.
 
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