Alkoholprohibition in den USA 1919-1932

K

Köbis17

Gast
Hallo Zusammen,

in den letzten Tagen hört man immer wieder von übermäßigen Alkoholgenuss Jugendlicher.
Um diese Problem in den Griff zu bekommen, werden jede Menge Verbote der jewiligen Landesregierung ausgesprochen. So z.B. sollen Tankstellen nach einer gewissen Uhrzeit keinen Alkohol mehr ausschenken oder die Lieblingsgetränke der Jugend werden verteuert.
Aber sollte man nicht das Problem an der Wurzel packen?
So würde ich gern mal die Zeit der Prohibition in den USA näher betrachten. Auch hier wurden Verbote ausgesprochen und versucht diese durchzusetzen. Doch der Alkoholkonsum wurde dadurch nicht weniger, vor allem die "Harten" Sachen wurde mehr konsumiert als vorher. Und von den Auswirkungen der Prohibition in den USA ganz zu schweigen. Eng verbunden sind solche Namen wie Al Capone, denn die Kriminalität stieg schon allein in den Jahren 1921 auf 24% gegenüber dem Vorjahr.

Was meint Ihr dazu und gibt es parallelen zur heutigen Zeit?
 
Bitte keine akutellen politischen wälzen

Auszug aus den Regeln:

Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.

Wir können gern über die Prohibition in den USA reden, allerdings ohne tagespolitischen Bezug.
 
Na so war das auch nicht gedacht, denn meine Gedanken sollen nur die Überleitung zur Prohibition in USA sein, von daher auch der Titel für das Thema.:confused:

Geschichte braucht doch keine Überleitung.
Fang einfach an und fertig.
Ich such mir doch auch keinen heutigen Grund, wenn ich über das Sternbild Orion am Nil vor 6000 Jahren fachsimpeln will.
 
Die US-Prohibition war Folge einer sehr intensiven und umfangreichen Frauenbewegung. Einhergehend mit dem Kampf für Gleichberechtigung von Frau und Mann wurde auch der umsichgreifende Alkoholkonsum angegangen.
Ursache war der von deutschen Einwanderern expandierende Biermarkt. Bier war billig.
 
Eigentlich ist die Prohibition ein geradezu klassisches Beispiel, dass man mit Verboten nichts erreicht. Leute, die sich nie was aus Alkohol machten, fingen da erst an zu trinken. Es galt eben als chic, Vater Staat ein Schnippchen zu schlagen. Zum Bund und Bundesbehörden haben auch heute noch viele US-Bürger ein etwas gestörtes Verhältnis. Es gab eine Abteilung des FBI, die nur damit beschäftigt war, Schwarzbrenner auszuheben.

Dazu kommt das lückenhafte Gesetz selbst. Es war verboten, Alkohol herzustellen, einzuführen oder zu verkaufen. Aber es war nicht verboten, ihn zu kaufen und zu trinken. Der normale Bürger mit dem Flachmann im Jackett hatte also nichts zu befürchten.

18. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten - Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Dein Beitrag scheint eher das Gegenteil zu wollen: Über die Prohibition in den USA eine Überleitung zur aktuellen Tagespolitik schaffen.

Diesen Satz habe ich eingefügt, um eine Diskussion in gang zu setzen und nicht nur hinweise auf diverse Links zu bekommen.
Aber ich sehe schon, Alkoholprobleme sind wohl heute noch ein Tabuthema?......
Wenn es nicht in das Bild des Forum hier passt, dann löscht doch das Thema.:confused:
 
Diesen Satz habe ich eingefügt, um eine Diskussion in gang zu setzen und nicht nur hinweise auf diverse Links zu bekommen.
Aber ich sehe schon, Alkoholprobleme sind wohl heute noch ein Tabuthema?......
Wenn es nicht in das Bild des Forum hier passt, dann löscht doch das Thema.:confused:

Ich schrieb ja, wenn es in erster Linie um die Prohibition in den USA geht, hat niemand etwas gegen diesen Pfad. Sollte noch Diskussionsbedarf bestehen, bitte per PN.
 
Hallo,

schon 1851 wurde im ersten amerikanischen Bundesstaat, Maine, die Prohibition eingeführt.
1919 wurde die Prohibition als 18. Zusatzartikel in die Verfassung der USA aufgenommen.
Dies war nötig, da laut Verfassung solche Handelsbestimmungen bis dahin den einzelnen Bundesstaaten vorbehalten waren und der Kongress somit auf dem Wege der normalen Gesetzgebung kein bundesweites Handelsverbot erlassen konnte.
Das Gesetz beinhaltete, dass die Erzeugung, der Verkauf oder die Versendung alkoholischer Getränke innerhalb des Gebietes der Vereinigten Staaten, ihre Einfuhr in oder ihre Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten und allen Gebieten, die ihrer Hoheit unterstehen, für menschlichen Genuss hiermit verboten.

Aber auch in anderen Ländern gab es etwa zur gleichen Zeit Alkoholverbote, so z.B.: In Russland "sukhoy zakon" genannt und das über die Zeit der Revulotion von 1914 - 1925!
 
Ich muß einmal kurz an einer anderen Stelle nachhaken; bitte seht mir meine Unwissenheit nach...

Die US-Prohibition war Folge einer sehr intensiven und umfangreichen Frauenbewegung. Einhergehend mit dem Kampf für Gleichberechtigung von Frau und Mann wurde auch der umsichgreifende Alkoholkonsum angegangen.
Ursache war der von deutschen Einwanderern expandierende Biermarkt. Bier war billig.

Das verstehe ich nicht bzw. ist mir der Zusammenhang schleierhaft.
Wärest Du bitte so nett, mir nachvollziehbar darzulegen, wo da die Zusammenhänge liegen?
 
Vielleicht kann ich Dir helfen,

also das ganze hat seine Wurzeln bei den Saloons, die meist nur von Männern besucht wurden. Dagen schloß sich 1893 eine Frauengruppe "Vereinigung christlicher Frauen für Mäßigkeit". Dies viel in die Zeit der Frauenbewegungen und nicht ganz zufällig wurde fast zur gleichen Zeit auch ein Verfassungszusatz zum Frauenwahlrecht verabschiedet.
 
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@Köbis17: ...also das ganze hat seine Wurzeln bei den Saloonen, die meist nur von Männern besucht wurden. Dagen schloß sich 1893 eine Frauengruppe "Vereinigung christlicher Frauen für Mäßigkeit".
Da muss ich doch glatt an die Westernkomödie "40 Wagen westwärts" denken.

Ansonsten möchte ich nochmal auf Beitrag 6 verweisen, der in dem unmittelbar darauf folgenden Dialog offenbar etwas untergegangen ist.
Dort auch ein Link zum Wortlaut der gesetzlichen Grundlage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muß einmal kurz an einer anderen Stelle nachhaken; bitte seht mir meine Unwissenheit nach...

Das verstehe ich nicht bzw. ist mir der Zusammenhang schleierhaft.
Wärest Du bitte so nett, mir nachvollziehbar darzulegen, wo da die Zusammenhänge liegen?

Mit der zunehmenden Emanzipizierung der Frauen entstanden die größten sozialen Bewegungen Ende des 19./Anfang 20. Jhd. bei den Temperenzler (Mäßigkeitsbefürworter)/Abstinenzbewegungen.
Bisher waren Frauentreffs zu Klatsch- und Strickkurse degradiert. Mit der aufkommenden Selbstbestimmung der Frau in der Gesellschaft begannen die Frauen dort Einfluss zu nehmen, wo sie und ihre Familie am stärksten sozial betroffen waren: ihre betrunkenen Ehemänner.
Durch diese geschlechtlich gleichgestellten sozialen Bewegungen wurde aber auch der Verfall der Sitten und die Tugendlosigkeiten angeprangert.
Bisherige soziale Bewegungen unter Männerherrschaft waren in das bisherige Gesellschaftsbild eingebettet und nagten eher zahnlos an Veränderungen.
Das eingeführte Frauenwahlrecht gab dann der vollständigen Prohibition den Schwung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Alkoholprohibition ion den USA von 1919 bis 1933 war eines der wenigen Beispiele, wo eine kleine, aber lautstarke puritanische Minderheit einer Mehrheit der Gesellschaft ihre Drogenpolitik aufzwang gebracht hat es gar nichts, außer dem Aufstieg der organisierten Kriminalität. Kulturell führte die Prohibition dazu, dass das weiße liberale Amerika den Hanf und die Jazzmusik entdeckte.
 
@Köbis17: Aber auch in anderen Ländern gab es etwa zur gleichen Zeit Alkoholverbote, so z.B.: In Russland "sukhoy zakon" genannt und das über die Zeit der Revulotion von 1914 - 1925!
Jetzt wissen wir endlich den wahren Grund für die Revolution 1917 in Russland! :D
Gorbi versuchte ja auch sein Volk trocken zu legen und was ist passiert?
:ironie:
 
Mit der zunehmenden Emanzipizierung der Frauen entstanden die größten sozialen Bewegungen Ende des 19./Anfang 20. Jhd. bei den Temperenzler (Mäßigkeitsbefürworter)/Abstinenzbewegungen.
Bisher waren Frauentreffs zu Klatsch- und Strickkurse degradiert. Mit der aufkommenden Selbstbestimmung der Frau in der Gesellschaft begannen die Frauen dort Einfluss zu nehmen, wo sie und ihre Familie am stärksten sozial betroffen waren: ihre betrunkenen Ehemänner.
Durch diese geschlechtlich gleichgestellten sozialen Bewegungen wurde aber auch der Verfall der Sitten und die Tugendlosigkeiten angeprangert.
Bisherige soziale Bewegungen unter Männerherrschaft waren in das bisherige Gesellschaftsbild eingebettet und nagten eher zahnlos an Veränderungen.
Das eingeführte Frauenwahlrecht gab dann der vollständigen Prohibition den Schwung.

Die Temperenzlerbewegung war deutlich älter, als die Frauenrechtsbewegung. Tatsächlich dürfte es wohl die einzige Organisation gewesen sein, in der sich Frauen im 19. Jahrhundert öffentlich betätigen konnten. Im Gegensatz zu den Sufragetten befürworteten die Temperenzlerinnen aber durchaus nicht das Frauenwahlrecht, und waren im übrigen auf ein Frauen- und Gesellschaftsbild festgelegt, von dem sich die Frauenrechtsbewegung kurz vor dem 1. Weltkrieg ja gerade lösen und befreien wollte.

Die Temperenzlerinnen waren schlicht gegen alles, was Spaß machte. Gegen Freudenhäuser, gegen Opiumhöhlen, gegen Saloons, gegen Tabak, gegen Geschlechtsverkehr, gegen das Glücksspiel. In ihrem engen Horizont war durchaus kein Platz für Frauen, die rauchten, die tranken, die wählen wollten, die keine Gebärmaschinen sein wollten. Es wurden im Kampf gegen den Alkohol auch alle Ängste gegen die Moderne und gegen Minderheiten mobilisiert.


Die Frauenrechtsbewegung war ein solches Element der Moderne, und Suffragetten und Temperenzlerinnen waren weder identisch, noch hatten sie nennenswerte ideologische Berührungspunkte, und in ihren Zielen nichts miteinander gemein. In GB wo sich die Suffragetten am kämpferischsten gaben, war eine Alkoholprohibition nun wirklich kein erklärtes Ziel der Frauenrechtsbewegung, und in keinem der europäischen Länder, in denen Frauen nach 1918 das Wahlrecht bekamen, wurde die Prohibition eingeführt. Dass die Frauenrechtsbewegung ein Motor der Prohibitionspolitik war, ist daher unzutreffend.
 
Um hier einmal noch einige Punkte geradezurücken bzw. in den richtigen Kontext zu stellen...

1. Im allgemeinen gilt die Anti Saloon League als maßgeblich.
2. Die Anti Saloon League war nicht identisch mit der Woman's Christian Temperance Union und auch keine Frauenbewegung i.d.S.
3. Ohne die Unterstützung politisch einflußreicher Leute (z.B. Rockefeller Sr.) wäre es trotz aller Bemühungen nicht zur Prohibition gekommen - zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Mehr dazu, denn ich habe das gerade einmal ein wenig nachgelesen:
http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b...cle/9a1b4285-0089-4ea3-9f06-925909d45bd6.aspx
Anti-Saloon League - Wikipedia, the free encyclopedia
Anti-Saloon League -- Britannica Online Encyclopedia
Anti-Saloon League - Encyclopedia.com
 
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