Ausrottung der Bisons

Klaus

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In den 1870er und '80er Jahren wurden die Bisonherden Nordamerikas im großen Stil dezimiert. Von ursprünglich 30 bis 60 Mio Tieren blieben gerade Mal zwei Dutzend Tiere im Yellowstone-Park übrig, die diese Spezies vor der endgültigen Ausrottung bewahrten.

Ein Grund für diese Massentötungen war einerseits ein großer Bedarf für (Armee-)Stiefel und Treibriemen in Europa, ein anderer war die endgültige Niederwerfung der Indianer durch Vernichtung ihrer Lebensgrundlage und die Übernahme der Weideflächen durch neu-amerikanische Rinderzüchter.

Frage : Steckte hinter dieser Ausrottungsaktion ein zentrales politisches Konzept gegen die Indianer, oder ist die durch Gewinnstreben getriebene Jagd "aus Versehen" eskaliert ?
 
Es war ein sinnloses Schiessen, dem man im Nachhinhein noch etwas abgewinnen wollte. Um die Indianer nieder zu werfen? Nein, das war eher ein gewünschter Nebeneffekt. Es war wie so oft wenn H.s.s. auf die Bühne tritt und es ist eigentlich fast ein Wunder, dass der Bison als Art überlebt hat.
 
Nichtsdestotrotz konnte der Büffel nur Homo Sapien verkraften, ob das Pferd das auschlaggebende war, wage ich auch zu bezweifeln. Wenn dann wohl eher Feuerwaffen.
 
Sagen wir es so - Pferde und Feuerwaffen. Die Indianer hätten es in dieser Kombination auch geschafft, waren jedenfalls kräftig dabei. Die weißen Büffeljäger haben nur Nachlese betrieben, auch wenn das sehr ketzerisch klingt.
 
In den 1870er und '80er Jahren wurden die Bisonherden Nordamerikas im großen Stil dezimiert. Von ursprünglich 30 bis 60 Mio Tieren blieben gerade Mal zwei Dutzend Tiere im Yellowstone-Park übrig, die diese Spezies vor der endgültigen Ausrottung bewahrten.

Ein Grund für diese Massentötungen war einerseits ein großer Bedarf für (Armee-)Stiefel und Treibriemen in Europa, ein anderer war die endgültige Niederwerfung der Indianer durch Vernichtung ihrer Lebensgrundlage und die Übernahme der Weideflächen durch neu-amerikanische Rinderzüchter.

Frage : Steckte hinter dieser Ausrottungsaktion ein zentrales politisches Konzept gegen die Indianer, oder ist die durch Gewinnstreben getriebene Jagd "aus Versehen" eskaliert ?

Es steckte, meiner Meinung nach ein Konzept dahinter. Sheridan und Custer waren Anhänger von Shermans Konzept des totalen Krieges. Shermans Soldateska hatte bewusst auf ihrem Marsch durch Georgia die wirtschaftlichen Ressourcen des Südens vernichtet und war damit überaus erfolgreich. Die Indianer waren schwer zu fassen, sie konnten sich schnell zurückziehen und waren schwer auffindbar. Die Bisons zu dezimieren bedeutete, ihnen die Existenzgrundlage zu nehmen. Die Eisenbahn verschliss viele Bisons zu Fleischzwecken, brachte aber noch mehr Bisonjäger ins Land, die nur Zungen und Häute verwerteten. Sherman und Custer wussten, dass eine Bahnlinie das wirksamste Mittel zur vernichtung der Indianer war, und Sherman wollte dem Ganzen Flair verleihen, indem er alle Sportsmänner Europas und amerikas zur Bisonjagd einlud. Der prominenteste war ein russischer Großfürst, der dafür eigens Buffalo Bill als Jäger engagierte. Es wurde Propaganda mit dem Slogan "come to Buffalo Land."

Die Jäger erhielten Munition in jeder gewünschten Menge aus Armeebeständen. Es wurden so viele Bisons geschossen, dass der Häutepreis rapide sank. Oft wurden nur die Zungen und die Häute mitgenommen.
 
Der Tod vieler Bisons war nicht sinnlos.
Der berühmte Bisonjäger Buffalo Bill jagte Bisons im Auftrag der Eisenbahngesellschaft. Mit dem Fleisch wurde jene Arbeiter verköstigt, die die Eisenbahnschienen verlegten.
Später wurden vor allem die Häute der Bisons von den "weißen" Jägern verwertet, während das Fleisch in der Prärie verfaulte. Leder war ein wichtiger Rohstoff, nicht nur für Schuhe und Sättel sonder auch für Keilriemen. Später wurden selbst noch die Knochen und Hörner eingesammelt und als Rohstoff für Dünger und noch irgendwas anderes verwendet. Sehr anschaulich ist ja dieser Schädelhaufen von Anno 1870.
Die Sache ist wohl die, dass sich die Jagd kommerziell gelohnt hat. Es gab eine hohe Nachfrage nach Leder und es gab scheinbar unendlich viele Bisons. Vielleicht auch eine Unzahl an Personen, die diesem Gewerbe nachgingen.
Diese Bisons starben zumindest keinen sinnlosen Tod, sondern dienten ähnlich wie Pottwale der aufstrebenden Industrie als billiger Rohstoff.
Die restlichen erledigten dann die Siedler, die den Bison als Konkurrent des eigenen Viehs ansahen. Das ging es den Bisons nicht anders als der Wandertaube.
 
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Spielt die Eisenbahn nicht auch eine gewisse Rolle? :grübel:
Klar, mit Sicherheit. Die Arbeiter mussten essen, Büffelherden in unmittelbarer Nähe der Gleise (vor allem auf den Gleisen) waren gefährlich für die Züge, weswegen die Büffelherden aus Sicherheitsgründen zurückgedrängt werden mussten und - erst mit der Erschließung durch die Eisenbahn war es doch erst möglich verderbliche Büffelprodukte über weitere Strecken zu transportieren.

Gibt es evtl. Zahlen wann die Büffelpopulation um wie viel dezimiert wurde? Die großen Eisenbahnlinien wurden in den 1860ern gebaut wenn ich mich recht erinnere.
 
Die Bisons waren erst durch die Eisenbahn in die oben erwähnten Nord- und Südherde aufgeteilt worden.

Zahlen : Die Population zu Beginn des Massakers soll um 30 Mio betragen haben, wenige Jahre später nur noch wenige hundert, zum Tiefpunkt im Jahre 1902 nur noch 23 (!) Exemplare im Refugium des Yellowstone Parks.
 
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Lange vor den Weissen und der Eisenbahn hatten die Indianer selbst schon eifrig an der Dezimierung der Büffel mitgewirkt .
bevor sie das pferd kannten wurden , wie bei uns in der Steinzeit Herden in Panik versetzt und und im Abgründe getrieben , dabei wurden wesentlich mehr Tiere getötet als verwertet werden konnten .
Die meisten Stämme der Plains Indiander waren im 18.Jahrhundert noch Ackerbauern die die Büffel nur saisonbedingt jagden .
Nachdem das Pferd verfügbar war gaben sie diese Lebensweise auf und begannen als nomadisierende Stämme den Büffelherden zu folgen .
Über die Frage ob dies freiwillig oder unter direktem oder indirekten Druck durch die Weissen geschah , streiten sich die Gelehrten .
 
Hier ist ein Artikel aus der Neuen Züricher Zeitung zum Thema. Nicht sonderlich klischeehaft, im Gegenteil! Beleuchtet ganz gut die technische Entwicklung und das Geschäft mit den Häuten.
Mit den unendlichen Büffelherden geht es bei intensiver Bejagung recht schnell vorbei. Buffallo Bill allein erlegte fast 5000 Bison in nicht einmal zwei Jahren, also ungefähr 0,3% der Gesamtpopulation.
Beim großen Gemetzel in den 1870ern:
"Über tausend professionelle Bisonkiller hausten mit je einem Koch und drei bis vier Enthäutern alle paar Meilen entlang den Flüssen, wohin die Bisons zum Trinken kommen mussten. In nur drei Jahren wurden um 1870 über drei Millionen Büffel vernichtet; in Dodge City sollen sich die Tierhäute zu haushohen Bergen gestapelt haben. "
Zu der Zeit gaben einen enormen Lederbedarf in Europa, auch wegen der Aufrüstung. Neue Soldatenstiefel...;)
Es ist gut, dass auch die Wandertaube als Stichwort fiel. Die Industrialisierung der USA ging rücksichtslos vonstatten.
In Nordamerika fehlen einige Vogelarten seitdem, uns Europäern nicht.
Naja, rücksichtsloser vor allem schneller. Die Europäer brauchten ein paar Jahrtausende um den Wisent auszurotten. Die Amerikaner haben gewissermaßen ein paar Schritte übersprungen und der Wilde Westen hüpfte von der Altsteinzeit gleich ins Industriezeitalter.
 
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Lange vor den Weissen und der Eisenbahn hatten die Indianer selbst schon eifrig an der Dezimierung der Büffel mitgewirkt.
Mathematisch besteht der Unterschied zwischen einer Bejagung mit Regeneration oder aber mit Ausrottung der Beute darin, ob bei einem Absinken der Beutepopulation auch die Bejagung absinkt oder aber nicht.

Wenn beispielsweise die Fischer in einem See bei Abnahme des Fischbestandes mit fast leeren Booten zurückkommen, bekommen die Fische wieder Gelegenheit, sich zu vermehren. Dies führt dann wieder zu höheren Fängen und der Zyklus beginnt von Neuem.

Verwenden die Fischer aber Sonargeräte und schaffen es auch bei geringer Fischdichte, ihr Boot voll zu kriegen, führt dies zu einem immer steileren Abfall der Fischpopulation bis hin zur Ausrottung.

Neben den technischen Möglichkeiten zählt natürlich auch der Wille, mit der Jagd bis zum bitteren Ende fortzufahren.

Auch kann durch Konkurrenz eine Eigendynamik erzeugt werden à la "wer am schnellsten isst kriegt am meisten ab".

Das Thema meiner Ausgangsfrage war, ob hier ein politischer Wille oder eher die Eigendynamik zur Eskalation geführt hat.
 
Lange vor den Weissen und der Eisenbahn hatten die Indianer selbst schon eifrig an der Dezimierung der Büffel mitgewirkt .
bevor sie das pferd kannten wurden , wie bei uns in der Steinzeit Herden in Panik versetzt und und im Abgründe getrieben , dabei wurden wesentlich mehr Tiere getötet als verwertet werden konnten.
Ob dezimiert wurde oder nicht, hängt nicht davon ab, wieviele Büffel verwertet wurden, sondern ob die Büffel die Verluste wieder bis ausgleichen konnten.
 
Leute,
wenn eine komplette Herde , samt Bullen, Kühen und Kälbern über eine Klippe gejagd wird hat sich das Thema Regeration zumindestens für diese Herde erledigt , oder nicht ?
 
Leute,
wenn eine komplette Herde , samt Bullen, Kühen und Kälbern über eine Klippe gejagd wird hat sich das Thema Regeration zumindestens für diese Herde erledigt , oder nicht ?

Ja, aber die Herde ist dann auch für die Jagenden weg, der bisherige Populationsraum der Herde also leer, vergleichbar zu Klaus Beispiel mit den Fischen. Bei seßhaften Jägern bedeutet das, dass sie warten müssen, bis sich die Büffelpopulation erholt hat, so dass eine neue Herde den leeren Populationsraum bevölkert, um wieder jagen zu können. Sind die Jäger aber nicht seßhaft können sie sich andere Populationen zur Jagd suchen und dezimieren die Population damit stärker, als diese sich wieder regenerieren kann, sofern diese Nomaden nach der Klippenmethode arbeiten und damit mehr töten als sie essen können.
 
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