Neben den üblichen Erklärungen wie Freiheitsstreben und Goldrausch möchte ich noch einmal die Frage nach der Bevölkerungsdichte ins Spiel bringen (siehe auch
http://www.geschichtsforum.de/f35/wieviel-platz-gibt-es-auf-der-erde-26482/ und
http://www.geschichtsforum.de/f72/gibt-gab-es-naturv-lker-24769/).
Eine Bevölkerungszahl kann nur dann als stabil angesehen werden, wenn alle Menschen genug Nahrung finden. Ändert sich die Versorgungslage auf Grund eines starken Bevölkerungswachstums in Verbindung mit einer Verschlechterung des Klimas oder, wie in Irland, auf Grund der Kartoffelfäule, verwandelt sich eine "gesunde" Bevölkerungszahl in eine Überbevölkerung. Der überschüssige Bevölkerungsanteil muss entweder verhungern oder "woanders" hingehen (aber da sitzt meistens schon jemand).
Dies ist auch beim Niedergang verschiedener Hochkulturen zu beobachten : Die Mayas konnten durch ihren hohen Organisationsgrad eine extrem hohe Bevölkerungsdichte ernähren. Als es allerdings einmal sechs Jahre lang Dürre gab, brach alles zusammen.
Die Europäer hatten das Glück, dass just in dem Moment, in dem die Industrielle Revolution ihnen ein unkontrolliertes Bevölkerungswachstum beschert hatte, ein ganzer, fast menschenleerer Kontinent zur Plünderung freigegeben wurde. Da er noch nicht ganz leergefressen ist, ist bei ihnen der Eindruck entstanden, dass die Erde unerschöpflich sei und dass hinter jedem per Raubbau verwüsteten Tal noch ein anderes, viel fruchtbareres wartet.
Im Gegensatz zu anderen Völkern - die, anstatt unterzugehen, lieber etwas über Nachhaktigkeit dazulernten - blieb den Amerikanern damit ein wesentlicher kultureller Entwicklungsschritt erspart - mit verheerenden Folgen für die Welt.
Eine lustige Anedote über das Wirken Amerikanischer "Entwicklungshelfer" in Papua-Neuguinea - wo vor 800 Jahren eine solche Krise gemeistert wurde - liefert Jared Diamond in "Kollaps" : Dort wollten die "fortschrittlichen" Amerikaner den "primitiven" Einheimischen beibringen, wie man effektive Bewässerungsgräben baut - und richten eine gewaltige Bodenerosion an.