Jesse Owens

SRuehlow

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"Einen goldenen Moment" - so sah der außergeöhnliche Athlet James Cleveland Owens, genannt Jesse, seinen Triumph bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Mit seinen Siegen über 100 und 200 Meter, im Weitsprung und in der 400-Meter-Staffel gewann der damals 22-jähringe viermal Gold für die Vereinigten Staaten und schrieb damit olympische Geschichte. Außerdem machte er Hilters wahnsinnigen Vorsatz zunichte, die Welt bei den Spielen in Berlin von der Überlegenheit der "arischen Rasse" zu überzeugen. Dieser unfassbare Sieg des Afro-Amerikaners über Zeit, Schwerkraft, sämtliche Konkurrenten und den Fanatismus der Nazis hat nicht seinsgleichen. Doch eine bittere Erfahrung erwartete ihn zuhause in den USA. "Als ich nach Hause kam, musste ich im hinteren Teil des Busses sitzen und den Hintereingang benutzen." sagte er. "Jetzt sagen sie mir einmal, was hier so anderes ist, als in Deutschland?" Dazu nur soviel: Owens hätte unter Hitler niemals eine Chance gehabt, überhaupt Sport zu haben und von allen anderen Dingen ganz zu schweigen....

Als siebtes von elf Kindern war er als Sohn des armen Landarbeiterehepaars Henry und Emma Owens ein dünner, kränklicher Junge mit Atemproblemen. Er ging in eine Schule mit nur einem Klassenzimmer und je öfter er diese Geschichte als Erwachsener erzählte, umso mehr schrumpfte das Klassenzimmer zusammen. Er wurde älter und rannte überall hin: zum Einkaufen, zur Schule und zum Horizont. Das Rennen waren sein einziger Traum und, er wollte das College besuchen. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Cleveland, Ohio, wo er sich an seiner Schule zum Laufkönig einen Namen machte. Seine Eltern waren geteilter Meinung, als Jesse ihnen mitteilte, er wollte eine Universität besuchen. Sein Vater war überzeugt, dass dies die Kompetenz eines Schwarzen überschreite, hingegen seine Mutter ihn unterstützte.
Obwohl Owens überaus talentiert war, erhielt er keinerlei Unterstütung in einem Staat, indem sich der Ku-Klux-Klan wieder neu formierte. Um das Schulgeld zu verdienen, arbeitete er als Kellner. 1935 schaffte er es bei Meisterschaften in Ohio innerhalb von 45 Minuten auf drei neue Weltrekorde: im Weitsprung, im 200-Meter-Lauf und im 200-Meter-Hürdenlauf - und das mit einer schmerzhaften Muskelzerrung im Rücken. Damit wurde er, notgedrungen, trotz Proteste, ins US-Team für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin aufgenommen.
Bevor die Spiele anfingen, lief die Propagandamaschinerie der Nazis auf Hochtouren. Hitler propagandierte den ultnimativen Sieg der Herrenrasse über das schwarze US-Team. Auf der Tribüne fanden sich die Superminister des 3. Reiches ein: Neben dem Kanzler und Führer Hitler waren Göring, Gobbels und Himmler zugegen. Ein schlechtes Omen zeichnete sich ab, als Jesse Owens die Goldmedaille über 100 Meter Sprint gewann. Am nächsten Tag lieferte einen spannenden Kampf im Weitsprungwettbewerb mit dem unbekannten Deutschen Luz Lang. Beim letzten Versuch sprang Owens 8,13 Metern und stellte damit einen neuen Weltrekord auf, der erst 1961 wieder gebrochen werden sollte. [Luz Lang war sportlich fair und so begeistert, dass er mit der Hand auf Owens Schulter an Hitler vorbei marschierte. Im 2. Weltkrieg fiel Lang in Sizilien und Owens besuchte daraufhin seine Familie nach dem Krieg.] Von den Zuschauern gefeiert lief Jesse Owens einen neuen Weltrekord über 200 Metern, vorbei an Göbbels, der ihn als "schwarzen Ersatzmann der Amerikaner" tituliert hatte. Im Staffellauf tauschten die Amerikaner in der letzten Runde, ohne erkennbare Gründe, die beiden jüdischen Läufer gegen Owens und einen anderen afro-amerikanischen Sportler namens Ralph Metcalphe von der Marquette Universität aus. Das Ergebnis war eindeutig - die vierte Goldmedaille und einen überaus wütenden Hitler. Hitler verlies demonstrativ während der Siegerehrung das Olympiastadion. Owens bekannte später seine Erleichterung über diese Nachtachtung, ersparte sie ihm doch die unangenehme Pflicht, einem Mann doe Hand reichen zu müssen, den er verachtete.
Owens hatte mehr erreicht, als er sich jemals hätte vorstellen können. Doch er musste feststellen, dass auch Franklin D. Roosevelt sich weigerte, ihm, wie Hitler, die Hand zu schütteln. Die folgenden Jahre bestritt er mit Schaurennen gegen Hunde, Pferde und sogar Autos. Er bestritt bis, für Sprinter, ins hohe Alter von 35 Wettrennen. Erst als er die 110 Meter unter 10,3 Sekunden lief, hörte er mit dem Laufen auf. Danach nutzte er seine Redegewandtheit und wurde ein erfolgreicher Public-Relation-Mann in Chicago. Er reiste durch ganz Amerika und sprach über Themen wie Bürgerrechte, Wettrennen und Sport. 1976 bekam er von Präsident Ford die Friedensmedaillie verliehen. Er strab 1980 mit 66 Jahren an Lungenkrebs, da er seit seinen Jugendjahren Kettenraucher war.
 
Interessanter Beitrag! Mein Großvater gehörte während den Olympischen Spielen 1936 den Ehrenwachbataillionen der Wehrmacht an, und er hat viel von Jesse Owens erzählt. Das Berliner Publikum und auch die Landser liebten Jesse Owens, er muß der rassistischen Ideologie des Systems zuwider durchaus so etwas wie ein Publikumsliebling bei den Spielen gewesen sein.
 
ich schreibe derzeit an meiner Facharbeit über die Olympische Spiele 1936, da darf Jesse Owens natürlich auch nicht fehlen.
Dabei fällt mir immer wieder auf, wie das NS-Regime dabei die Welt getäuscht hat.
achja, jesse owens war wohl der erste popstar des sports. so bestritt er doch wirklich ein rennen gegen ein pferd, und gewann...
 
Ein Hinweis.

Der Olympiazweite 1936 im Weitsprung trug den Namen Lutz Long.
Ein Deutscher aus Leipzig, aber trotzdem englische Schreibweise.
Wenn ich mich recht erinnere hielt er den deutschen Rekord im Weitsprung bis 1960 und Dr. Steinbach.

Grüße Repo
 
stimmt, long und jesse haben sich bei den spielen wirklich hoch gepuscht. deshalb musste auch ein neuer weltrekord her, um olympiasieger zu werden. das duell der beiden und die daraus resultierende freundschaft war wohl einzigartig zu dieser zeit, v.a. aufgrund der rassenlehre
 
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