Johann Sobieski III.

Rafael

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Johann (Jan) Sobieski III. wurde 1609 in Olesko (heutige Ukraine) als Sohn von Jakob Denilowicz geboren.
Dann studierte er an der Krakauer Akademie. Er interessierte sich für Kriegskunst, Literatur und Politik und reiste mit seinem Bruder Marek durch Europa. Er schnappte viele Einflüsse auf. Sobieski kämpfte gegen Kosaken und Tartaren, wurde Geheimbotschafter in der Türkei (1654) und lernte die türkische Sprache und Kultur kennen. Durch die Heirat mit Marie Casimira d'Arguien schaffte er es Zugang zu der Elite Polens zu bekommen. 1656 wurde er zum Feldmarschall befördert, nachdem er 1667 die tartarisch-kosakischen Truppen bei Podhacje besiegte, wurde er zum Großmarschall der Polnischen Krone. Nachdem Sieg gegen Husejn Pasza stieg sein Ansehen und er wurde im Jahre 1674 zum König von Polen gewählt und gekrönt. Zunächst (1675-1678) verbündete er sich mit Frankreich und Schweden. Er verfolgte den Plan, Ostpreußen zu erbobern. Auch leitete er einige Reformen ein, so zum Beispiel versuchte er die Stellung der Monarchie zu festigen. Wegen der neutralen Haltung Frankreichs beendete er die Allianz mit Frankreich und Schweden, um dann am 1.3.1683 ein Bündnis mit dem Kaiser (Österreich) einzugehen. Er stellte das größte Kontigent (22.000 polnische, 19.000 österreichische, 28.000 deutsche Soldaten) des kaiserlichen Heeres und schlug am 16.09.1683 das osmanische Belagerungsheer vor Wien und beendete somit die "zweite Türkenbelagerung". Mit diesem entscheidenden Schlag also vereitelte er die Pläne der Osmanen das habsburgische Reich einzunehmen.
Johann Sobieski III. war Liebhaber und Förder von Kunst und Kultur.
Er starb am 17.6.1696 in Wilanow bei Warschau.


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Quellen:
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Jan_Sobieski.html
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.j/j557692.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_III._Sobieski
http://www.geschichteboard.de/lexikon/Jan_Sobieski,information.htm
 
Durch Sobieski keine osmanische Herrschaft über Europa

In einem Buch habe ich sinngemäß gelesen, dass Johann Sobieski III. Europa vor einer osmanischen Herrschaft bewahrte. Kann man dies so konkret sagen?
Wäre es offensichtlich gewesen, dass die Türken Wien einnähmen, wenn Sobieski nicht gewesen wäre?
Würde die Einnahme Wiens eine Herrschaft der Osmanen in Europa bedeuten?

Zitat und Quellenangabe des Buches liefer ich nach, wenn ich zuHause bin und an das Buch komme.
 
Die Alleinunterhaltung wird fortgesetzt :p

"Erst die anrückende Befreiungsarmee unter dem Oberbefehl des polnischen Königs in Stärke von 65000 Mann schlug die Türken am Kahlenberg (12.10.1683) und bewahrte dadurch Europa vor einer Katastrophe."

(Seite 279; Zeiten und Menschen, Ausgabe K; Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, 800-1776; Herausgegeben von Robert-Hermann Tenbrock, Kurt Kluxen und Erich Goerlitz, 1979)

Also hatte ich es schlimmer in Erinnerung, als es wirklich geschrieben steht. Dennoch könnte man die oben angegebenen Fragen diskutieren. Inwieweit wäre ein Sieg der Türken eine Katastrophe für das gesamte Europa? Lag es wahrlich nur an Sobieski und seinem Kontigent, dass man Europa vor dieser Katastrophe schützte?
 
Rafael schrieb:
Die Alleinunterhaltung wird fortgesetzt :p

bedeutet aber nicht fehlendes interesse im forum.

Inwieweit wäre ein Sieg der Türken eine Katastrophe für das gesamte Europa?
wie weit es eine katastrophe gewesen wäre? - vielleicht hätte es später den 1. und 2. weltkrieg nicht gegeben und keinen hitler, was ja wirkliche katastrophen waren?
evtl. hätte die wissenschaft größere fortschritte nach einem sieg der türken in europa gemacht?
 
clemens schrieb:
wie weit es eine katastrophe gewesen wäre? - vielleicht hätte es später den 1. und 2. weltkrieg nicht gegeben und keinen hitler, was ja wirkliche katastrophen waren?
evtl. hätte die wissenschaft größere fortschritte nach einem sieg der türken in europa gemacht?
Naja, das "Was wäre wenn" ist ein weites Feld, das zu beschreiten mE in den wenigsten Fällen lohnt.

aber ein schönes Bildchen zum Kahlenberg habe ich gefunden:

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.t/t939461a.jpg
 
Rafael schrieb:
...Inwieweit wäre ein Sieg der Türken eine Katastrophe für das gesamte Europa? Lag es wahrlich nur an Sobieski und seinem Kontigent, dass man Europa vor dieser Katastrophe schützte?

Also wenn man knallhart realistisch bleibt, dann glaube ich auch wenn es den Türken 1683 gelungen wäre, Wien einzunehmen; so ist sehr wahrscheinlich, dass sie Wien nicht lange hätten halten können. Ein Weitermarsch wäre wohl noch unrealistischer. Die Osmanen von 1683 waren bei weiter nicht mehr das, was sie zu Beginn des 16. Jhr. waren. Der kaiserliche Gegenschlag durch Leopold I. zeigt das auch sehr deutlich. Das OR verlor immerhin große Teile des europ. Besitzes an die Habsburger. Aus dieser Sicht dürfte man diesen Angriff wohl als die größte "Dummheit" in der osm. Geschichte und völlige Selbstüberschätzung bezeichnen. Könnte man, wenn man wollte. ;)

Wenn Wien gefallen wäre, dann hätte man das in Europa sicherlich als Katastrophe empfunden. Schließlich war es die Hauptresidenz eines der mächtigsten Monarchen der Christenheit. Aber klug war das von den Osmanen nicht.
 
Louis le Grand schrieb:
Aus dieser Sicht dürfte man diesen Angriff wohl als die größte "Dummheit" in der osm. Geschichte und völlige Selbstüberschätzung bezeichnen. Könnte man, wenn man wollte. ;)
Der Angriff war nicht nur eine Dummheit sondern auch absolut stümperhaft geführt. Der Verantwortliche für dieses Fiasko war der Großwesir Kara Mustafa. Er heiratete in die Wesirdynastie der Köprülüs ein die im 17. Jhdts das osmanische Reich zum letzten Mal zu einer politischen wie militärischen Blüte führte. Kara Mustafa hingegen war auch innenpolitisch nicht die Leuchte und um seinen bevorstehenden Sturz abzuwehren wagte er die Flucht nach vorne und marschierte gegen Wien.
Der Feldzug wurde mehr als dilettantisch durchgeführt. Als das Heer vor Wien ankam verzichtete man nicht nur auf den Bau von Verteidigungslinien rund ums Lagern, man besetzte nichtmal die Wien umgebenden Hügel wie den Kahlen- oder Leopoldsberg mit osmanischen Truppen.
Als sich das Herrannahen einer Entsatzarmee ankündigte und Offiziere Kara Mustafe riete die Belagerung abzubrechen und sich ins sichere Ungarn zurückzuziehen um die Katastrophe abzuwenden liess er die Warner sofort hinrichten - einige der fähigsten Offiziere des osmanischen Heeres liessen ihr Leben.
Die Entsatzschlacht war ja auch ein kurze Sache - führungslos flüchteten die osmanischen Truppen panikartig Richtung Osten, Kara Mustafa liess vor lauter Schreck sogar die gesamte Kriegskasss zurück!

Der osmanische Nimbus einer unbesiegbaren Armee war für immer zerböselt - der Abstieg des Reichs der Sultane begann.
 
Leopold Bloom schrieb:
In Polen ist der Mann immer noch so polupär, dass sogar eine Zigarettenmarke (die beste in Polen) so heißt....
Kein Wunder, er war der letzte große polnische König. Danach kamen die beiden Sachsen-Könige, die aber in Polen durchaus kein schlechtes Ansehen haben, und die Marionette Stanislaus II. - gesteuert von Zarin Katharina II. Dann kamen die polnischen Teilungen und Polen war lange Zeit nicht mehr. Kein Wunder also, dass die Polen diesen König so sehr verrehren.

Aber letzten Endes liegt es auch an ihnen, dass ihr Königtum danieder ging. Wer die Königwürde an den meistbietenden verschachert...
Johann Sobieski hatte einen Sohn, nur wurde der nicht sein Nachfolger. :spinner:
 
Leopold Bloom schrieb:
In Polen ist der Mann immer noch so polupär, dass sogar eine Zigarettenmarke (die beste in Polen) so heißt....

Und den Polen, den "Rettern" Europas, wurde gedankt, ca. 100 Jahre später, in 3 polnischen Teilungen.
 
So schreibt der Zeremonienmeister von Sultan Mehmed IV.

"Am Sonntag, dem 12.September, kam am frühen Morgen die Meldung, dass die Truppen der unseligen Giauren [türk. = >Ungläubige<] in Stärke von 200.000 Mann über den Berg am Donauufer anrückten...
Die Giauren unternahmen einen Angriff und drängten die Unseren aus ihren Stellungen. Darauf gingen die Unseren zum Gegenangriff über und trieben die Giauren die Anhöhen wieder hinauf.
Schließlich stürmten aber die Giauren, das Fußvolk vorne und dahinter die Reiterei, wie wild gewordene Schweine auf die Unseren los und drängten sie bergab bis in das zerstörte Nußdorf hinunter. Dort ging der Kampf noch eine Zeitlang hin und her.
Dann konnten die Schurken links und rechts durchbrechen und griffen nun die Streiter des Islams von allen Seiten an...
Als nun die Truppen um den Großwesir sahen, wie der Feind auf beiden Seiten stürmend vordrang und das Heer des Islam sich zur Flucht zu wenden begann, da schwand jedem von ihnen die Kraft und die Lust zum Kampf und Streit...
Jedermann im Heer packte nur sein leichteres Gepäck zusammen und ließ seine sonstige Habe im Stich. So zogen sie ab..."

So soll der Zeremonienmeister von Sultan Mehmed IV. über die Ankunft des und den Kampf mit dem christlichen Entsatzheer geschrieben haben.

Quelle:
Chronik der Weltgeschichte; Chronik Verlag; Hrsg. Brigitte Beier, Uwe Birnstein, Beatrix Gehlhoff, Ernst Christian Schütt; Gütersloh/München 2000; Seite 400
 
Zuletzt bearbeitet:
Rafael schrieb:
Jedermann im Heer packte nur sein leichteres Gepäck zusammen und ließ seine sonstige Habe im Stich. So zogen sie ab..."
Na Gottseidank haben sie den Kaffee hier gelassen (auch wenn es nur eine schöne Mär ist)! ;)
 
Da ja derzeit auch eine Diskussion über die Stuarts läuft eine interessante Anmerkung:
Maria Klementina Sobieska war die Enkelin Jan Sobieskis. Sie heiratete den Stuartthronprätendenten James und wurde Mutter von "Bonnie Prince Charlie". Noch heute ziert ihr prächtiges Barockgrabmal St. Peter. Sie ist neben Mathilde von Tuscien und Christine von Schweden die einzige Frau der in St. Peter ein Grab gewidmet ist.
 
Sobieski als Literat

Die Briefe Sobieskis an seine Frau Marie (Marysienka) sind wichtige Schriften in der polnischen Epistolographie.
Zu dem Thema Sobieski und damit auch zum Literat Sobieski habe ich eine interessante polnische Seite gefunden (, die zum Glück auch ins Englische übersetzt war).
Möchte ein Stück von dem Text auf der Homepage zitieren.

The letter written in the night of 13 September 1683 "in the Viziers’ tents" may serve as an example. It began with the proud words: "Bóg i Pan nasz na wieki błogosławiony dał zwycięstwo i sławę narodowi naszemu, o jakiej wieki przeszłe nigdy nie słyszały." ("God and our Lord, forever blessed, gave such victory and fame to our nation as had never been heard of before in past centuries.") In the ending, Sobieski remarked: "List ten najlepsza gazeta, z którego na cały świat kazać zrobić gazetę, napisawszy, que c’est la lettre du Roi a la Reine" ("This letter is the best newspaper, to be made a paper world-wide, having written que c’est la lettre du Roi a la Reine") [that it is a letter from a king to a queen]. Indeed, this letter came into circulation, and European circulation for that matter. By the end of 1683 it had as many as five editions in Poland; it was also translated into several European languages and reached about twenty editions in various countries: England, Austria, Spain, Germany and Italy.

Quelle des Zitats:
http://monika.univ.gda.pl/~literat/autors/sobies.htm
 
Und immer wieder fallen mir neue Details in die Hände. :)

Jan Sobieski III. soll nach der erfolgreichen Schlacht gegen die Türken zu dem Österreichischen Kaiser folgenden Satz gesagt haben: "Ich kam, ich sah und Gott siegte."

Auch soll er nach der Schlacht sofort nach Wien zum Kaiser geeilt sein, während andere Feldherren sich noch um ihre (verwundeten) Soldaten kümmerten.
 
Rafael schrieb:
Und immer wieder fallen mir neue Details in die Hände. :)
Auch soll er nach der Schlacht sofort nach Wien zum Kaiser geeilt sein, während andere Feldherren sich noch um ihre (verwundeten) Soldaten kümmerten.
Das kann nicht sein denn Kaiser Leopold weilte in Passau und war unglaublich verschnupft dass Jan Sobieski ohne ihn als Triumphator in die befreite Stadt einzog.
Als der Kaiser den polnischen König dann in Wien traf war der Empfang denkbar kühl.
Er war einfach auf die Popularität des Polenkönigs in "seiner" Residenzstadt Wien neidisch, eine Popularität die eigentlich bis heute andauert.
 
Als Oberkommandierender hatte er auch ganz andere politische Verpflichtungen. Und daß mit den anderen "Truppenführern" die Kommandierenden der anderen Kontingente gemeint sind, ist nicht gesagt. Es kann sich auch auf andere auch polnische Offiziere handeln. Denn Soldatenpflege oder Interesse daran war unter Generälen unüblich, zumindest nicht Gewohnheit. Die haben eher beim Plündern des gegnerischen Lagers mitgemischt oder den Sieg gefeiert.
 
Ich hab dann ein Problem damit, weshalb es so geschrieben wurde und weshalb man es dann in diesem Protokoll so explizit erwähnt.
 
Damit man sich den Herrn mal vorstellen kann...

So sah der Herr Sobieski aus:
 

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