Maria Leopoldine ("ML.") wurde am 10.12.1776 in Mailand geboren. Ihre Eltern waren Erzherzog Ferdinand von Habsburg, Generalgouverneur der österreichischen Lombardei (vierter Sohn Maria Theresias) und Beatrix von Modena-Este. Bedeutung erlangte sie durch die Heirat mit Kurfürst Karl-Theodor von Pfalz-Bayern (1743 - 1799), die durch Vermittlung des österreichischen Gesandten am pfalz-bayerischen Hof in München bzw. Kaiser Franz II. (I.) zustande kam.
Karl Theodor hatte keine ehelichen Kinder. Zu seiner Nachfolge berechtigt war zunächst sein Neffe Karl-August von Zweibrücken, nach dessen Tod im Jahre 1795, dessen Bruder Max Joseph von Zweibrücken, der spätere erste bayerische König.
Karl Theodor wollte die Sukzession der ungeliebten Neffen möglichst vermeiden und heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Elisabeth Auguste im Jahre 1794 am 15.2.1795 die um 32 Jahre jüngere (damals 19-jährige) ML. Der österreichische Hof und Karl Theodor hofften, daß aus dieser Ehe noch ein Sohn hervorgehen würde, der die Nachfolge Max Josephs ausgeschlossen hätte.
Die österreichische Diplomatie hatte bereits mehrmals versucht, sich Bayern oder Teile davon einzuverleiben, evtl. durch eine Tausch von Bayern gegen die österreichischen Niederlande. Karl Theodor war einem solchen Tausch früher nicht abgeneigt; das Mitspracherecht seiner Erben hinderte ihn aber daran.
Karl Theodor soll erklärt haben, daß er ein Kind MLs auch dann anerkennen und als Nachfolger akzeptieren würde, wenn es nicht von ihm gezeugt sei.
Nach dem Tode Karl Theodors am 16.2.1799 entstand das Gerücht, ML sei schwanger gewesen, hätte aber durch die Verneinung der Schwangerschaft oder die Erklärung, das Kind sei nicht von Karl Theodor, die Thronfolge Max Josephs ermöglicht. Ferner soll sie verhindert haben, daß der österreichische Gesandte Sailern zu dem sterbenden Karl Theodor gelangte und diesen zur Unterzeichnung eines Tauschvertrages oder eines Testaments veranlaßt hätte, durch die Bayern an Österreich gefallen wäre.
ML wird deshalb als "Retterin Bayerns" bezeichnet, König Ludwig I. von Bayern soll in Bezug auf ML erklärt haben: "Ihr verdanken wir es, daß Wittelsbacher in Bayern herrschen".
In der (einzigen) Biografie MLs von Sylva Krauss-Meyl "Das `Enfant terrible´ es Königshauses" (Regensburg 1997) wird ebenfalls - ziemlich unkritisch, wie ich meine - die Ansicht vertreten, ML habe der "legitimen Dynastie den Weg auf den bayerischen Thron geebnet". Die Verneinung einer Schwangerschaft durch ML wird von diese Autorin als besonders verdienstvoll und als "hohe Gewissenhaftigkeit" dargestellt.
Tatsächlich hat ML kurz nach dem Tode Karl Theodors eine Schwangerschaft verneint. Höchstwahrscheinlich war sie auch nicht schwanger. Es gibt somit keinen Grund, ihr eine besondere Rolle für die Nachfolge Max Josephs zuzuschreiben.
Die Verhinderung eines Testaments oder eines Tauschplans ist ebenfalls hochst zweifelhaft. Durch die Haus- und Erbverträge der Wittelsbacher und den Teschener Frieden, der den bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 beendete, war die Nachfolge Max Josephs garantiert. Abgesehen davon, daß das früher vorhandene Tauschobjekt, die ehemals österreichischen Niederlande, nicht mehr im österreichischen Besitz war, hätte eine Unterschrift Karl Theodors unter einen Tauschvertrag oder ein Testament deshalb keine rechtliche Wirksamkeit gehabt.
Die Biografie MLs zeigt, daß sie sehr geschäftstüchtig und geschickt in der Vertretung ihrer Interessen war. Die Rolle, die ihr zu Unrecht zugeschrieben wurde, beruht höchstwahrscheinlich auf Eigenwerbung.
Falls Forumsteilnehmer zu diesem Thema etwas beitragen können, würde ich mich über Meinungsäußerungen freuen.
Franzei
Karl Theodor hatte keine ehelichen Kinder. Zu seiner Nachfolge berechtigt war zunächst sein Neffe Karl-August von Zweibrücken, nach dessen Tod im Jahre 1795, dessen Bruder Max Joseph von Zweibrücken, der spätere erste bayerische König.
Karl Theodor wollte die Sukzession der ungeliebten Neffen möglichst vermeiden und heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Elisabeth Auguste im Jahre 1794 am 15.2.1795 die um 32 Jahre jüngere (damals 19-jährige) ML. Der österreichische Hof und Karl Theodor hofften, daß aus dieser Ehe noch ein Sohn hervorgehen würde, der die Nachfolge Max Josephs ausgeschlossen hätte.
Die österreichische Diplomatie hatte bereits mehrmals versucht, sich Bayern oder Teile davon einzuverleiben, evtl. durch eine Tausch von Bayern gegen die österreichischen Niederlande. Karl Theodor war einem solchen Tausch früher nicht abgeneigt; das Mitspracherecht seiner Erben hinderte ihn aber daran.
Karl Theodor soll erklärt haben, daß er ein Kind MLs auch dann anerkennen und als Nachfolger akzeptieren würde, wenn es nicht von ihm gezeugt sei.
Nach dem Tode Karl Theodors am 16.2.1799 entstand das Gerücht, ML sei schwanger gewesen, hätte aber durch die Verneinung der Schwangerschaft oder die Erklärung, das Kind sei nicht von Karl Theodor, die Thronfolge Max Josephs ermöglicht. Ferner soll sie verhindert haben, daß der österreichische Gesandte Sailern zu dem sterbenden Karl Theodor gelangte und diesen zur Unterzeichnung eines Tauschvertrages oder eines Testaments veranlaßt hätte, durch die Bayern an Österreich gefallen wäre.
ML wird deshalb als "Retterin Bayerns" bezeichnet, König Ludwig I. von Bayern soll in Bezug auf ML erklärt haben: "Ihr verdanken wir es, daß Wittelsbacher in Bayern herrschen".
In der (einzigen) Biografie MLs von Sylva Krauss-Meyl "Das `Enfant terrible´ es Königshauses" (Regensburg 1997) wird ebenfalls - ziemlich unkritisch, wie ich meine - die Ansicht vertreten, ML habe der "legitimen Dynastie den Weg auf den bayerischen Thron geebnet". Die Verneinung einer Schwangerschaft durch ML wird von diese Autorin als besonders verdienstvoll und als "hohe Gewissenhaftigkeit" dargestellt.
Tatsächlich hat ML kurz nach dem Tode Karl Theodors eine Schwangerschaft verneint. Höchstwahrscheinlich war sie auch nicht schwanger. Es gibt somit keinen Grund, ihr eine besondere Rolle für die Nachfolge Max Josephs zuzuschreiben.
Die Verhinderung eines Testaments oder eines Tauschplans ist ebenfalls hochst zweifelhaft. Durch die Haus- und Erbverträge der Wittelsbacher und den Teschener Frieden, der den bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 beendete, war die Nachfolge Max Josephs garantiert. Abgesehen davon, daß das früher vorhandene Tauschobjekt, die ehemals österreichischen Niederlande, nicht mehr im österreichischen Besitz war, hätte eine Unterschrift Karl Theodors unter einen Tauschvertrag oder ein Testament deshalb keine rechtliche Wirksamkeit gehabt.
Die Biografie MLs zeigt, daß sie sehr geschäftstüchtig und geschickt in der Vertretung ihrer Interessen war. Die Rolle, die ihr zu Unrecht zugeschrieben wurde, beruht höchstwahrscheinlich auf Eigenwerbung.
Falls Forumsteilnehmer zu diesem Thema etwas beitragen können, würde ich mich über Meinungsäußerungen freuen.
Franzei