Maria Leopoldine, Kurfürstin(witwe) von Bayern, 1776 - 1848, "Retterin Bayerns"?

Franzei

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Maria Leopoldine ("ML.") wurde am 10.12.1776 in Mailand geboren. Ihre Eltern waren Erzherzog Ferdinand von Habsburg, Generalgouverneur der österreichischen Lombardei (vierter Sohn Maria Theresias) und Beatrix von Modena-Este. Bedeutung erlangte sie durch die Heirat mit Kurfürst Karl-Theodor von Pfalz-Bayern (1743 - 1799), die durch Vermittlung des österreichischen Gesandten am pfalz-bayerischen Hof in München bzw. Kaiser Franz II. (I.) zustande kam.
Karl Theodor hatte keine ehelichen Kinder. Zu seiner Nachfolge berechtigt war zunächst sein Neffe Karl-August von Zweibrücken, nach dessen Tod im Jahre 1795, dessen Bruder Max Joseph von Zweibrücken, der spätere erste bayerische König.
Karl Theodor wollte die Sukzession der ungeliebten Neffen möglichst vermeiden und heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Elisabeth Auguste im Jahre 1794 am 15.2.1795 die um 32 Jahre jüngere (damals 19-jährige) ML. Der österreichische Hof und Karl Theodor hofften, daß aus dieser Ehe noch ein Sohn hervorgehen würde, der die Nachfolge Max Josephs ausgeschlossen hätte.
Die österreichische Diplomatie hatte bereits mehrmals versucht, sich Bayern oder Teile davon einzuverleiben, evtl. durch eine Tausch von Bayern gegen die österreichischen Niederlande. Karl Theodor war einem solchen Tausch früher nicht abgeneigt; das Mitspracherecht seiner Erben hinderte ihn aber daran.
Karl Theodor soll erklärt haben, daß er ein Kind MLs auch dann anerkennen und als Nachfolger akzeptieren würde, wenn es nicht von ihm gezeugt sei.

Nach dem Tode Karl Theodors am 16.2.1799 entstand das Gerücht, ML sei schwanger gewesen, hätte aber durch die Verneinung der Schwangerschaft oder die Erklärung, das Kind sei nicht von Karl Theodor, die Thronfolge Max Josephs ermöglicht. Ferner soll sie verhindert haben, daß der österreichische Gesandte Sailern zu dem sterbenden Karl Theodor gelangte und diesen zur Unterzeichnung eines Tauschvertrages oder eines Testaments veranlaßt hätte, durch die Bayern an Österreich gefallen wäre.

ML wird deshalb als "Retterin Bayerns" bezeichnet, König Ludwig I. von Bayern soll in Bezug auf ML erklärt haben: "Ihr verdanken wir es, daß Wittelsbacher in Bayern herrschen".

In der (einzigen) Biografie MLs von Sylva Krauss-Meyl "Das `Enfant terrible´ es Königshauses" (Regensburg 1997) wird ebenfalls - ziemlich unkritisch, wie ich meine - die Ansicht vertreten, ML habe der "legitimen Dynastie den Weg auf den bayerischen Thron geebnet". Die Verneinung einer Schwangerschaft durch ML wird von diese Autorin als besonders verdienstvoll und als "hohe Gewissenhaftigkeit" dargestellt.

Tatsächlich hat ML kurz nach dem Tode Karl Theodors eine Schwangerschaft verneint. Höchstwahrscheinlich war sie auch nicht schwanger. Es gibt somit keinen Grund, ihr eine besondere Rolle für die Nachfolge Max Josephs zuzuschreiben.

Die Verhinderung eines Testaments oder eines Tauschplans ist ebenfalls hochst zweifelhaft. Durch die Haus- und Erbverträge der Wittelsbacher und den Teschener Frieden, der den bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 beendete, war die Nachfolge Max Josephs garantiert. Abgesehen davon, daß das früher vorhandene Tauschobjekt, die ehemals österreichischen Niederlande, nicht mehr im österreichischen Besitz war, hätte eine Unterschrift Karl Theodors unter einen Tauschvertrag oder ein Testament deshalb keine rechtliche Wirksamkeit gehabt.

Die Biografie MLs zeigt, daß sie sehr geschäftstüchtig und geschickt in der Vertretung ihrer Interessen war. Die Rolle, die ihr zu Unrecht zugeschrieben wurde, beruht höchstwahrscheinlich auf Eigenwerbung.

Falls Forumsteilnehmer zu diesem Thema etwas beitragen können, würde ich mich über Meinungsäußerungen freuen.

Franzei
 
Ergänzung bzw Berichtigung: Kurfürst Karl Theodor wurde am 10.12.1724 geboren, war bei seiner Eheschließung mit Maria Leopoldine 71 Jahre alt und somit um 52 Jahre (nicht wie oben angegeben 32 Jahre) älter als ML.

Franzei
 
Franzei schrieb:
In der (einzigen) Biografie MLs von Sylva Krauss-Meyl "Das `Enfant terrible´ es Königshauses" (Regensburg 1997) wird ebenfalls - ziemlich unkritisch, wie ich meine - die Ansicht vertreten, ML habe der "legitimen Dynastie den Weg auf den bayerischen Thron geebnet". Die Verneinung einer Schwangerschaft durch ML wird von diese Autorin als besonders verdienstvoll und als "hohe Gewissenhaftigkeit" dargestellt.

Kurzer Hinweis: Die Biografie von Sylvia[!] Krauss-Meyl wurde durchaus kritisch aufgenommen

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/buecher/grsi1098.htm
 
Die Rezension von Grillmayer enthält zwar einige kritische Anmerkungen; die angebliche "Schlüsselrolle" Maria Leopoldines für die Thronfolge Maximilian Josephs wird aber nicht angezweifelt. Gerade hier sehe ich aber den Schwachpunkt.
 
Hallo Franzei,

zunächst einmal möchte ich dir herzlich für deinen Beitrag danken. Es war ein Genuß, ihn zu lesen. Ich möchte jedoch einige Dinge anmerken:

Franzei schrieb:
Die Verneinung einer Schwangerschaft durch ML wird von diese Autorin als besonders verdienstvoll und als "hohe Gewissenhaftigkeit" dargestellt.

Den Eindruck habe ich nicht. Die Autorin relativiert diese Befragung sogar, indem sie sagt: "Bei der Gelegenheit stellte er ihr auch die Frage, über die in der Literatur so viel Aufhebens gemacht wird, die aber nur dem vorgeschriebenen Protokoll entsprach, ob sie ein Kind des Kurfürsten erwarte." Die Redewendung "hohe Gewissenhaftigkeit" stammt nicht aus der Feder von Sylvia Krauss-Meyl, sondern taucht erst eine Seite später in einem Zitat von Eduard Vehse auf, das wie folgt lautete: "Maximilian Joseph verdankte die Nachfolge in Baiern eigentlich nur der hohen Gewissenhaftigkeit der Witwe Carl Theodors."


Franzei schrieb:
Es gibt somit keinen Grund, ihr eine besondere Rolle für die Nachfolge Max Josephs zuzuschreiben.

Auch wenn man über die Beweggründe für das Verhalten von Maria Leopoldine streiten mag, hat sie doch durch ihre Kinderlosigkeit dazu beigetragen, dass die Linie Zweibrücken in München regierte.

In erster Linie war es wohl Trotz, (dass sie aus der elterlichen Behütetheit herausgerissen und mit einem unansehnlichen Greis verheiratet wurde) der sie den Entschluss fassen ließ, ihrem Gatten keine Kinder zu gebären. Ich denke, dass das junge Mädchen schlicht und einfach mit der Situation übefordert war und sich als Marionette sah. Mit dieser Rolle unzufrieden sabotierte sie die Pläne der Eltern und ihres Mannes und machte das in ihren Augen für sie Beste aus ihrem Ehe-Gefängnis: Sie genoß das Leben und wartete, bis ihr Mann das Zeitliche segnen würde.

Das wäre der erste und meiner Meinung nach schwerwiegendere Grund für das Verhalten der jungen Kurfürstin. Der Zweite ist die angebliche Liaison, die sie mit Max Joseph hatte. Glaubwürdige Quelle dafür stellt das Tagebuch Ludwigs I. von 1925 dar. Ich bewerte diese Quelle als glaubwürdig, da es weder für Ludwig, noch für seinen Informanten Herzog Wilhelm von Birkenfeld einen Vorteil bedeutet hätte, in dieser Angelegenheit zu lügen. Ich weiß, dass Tagebücher Traditionsquellen darstellen und deshalb mit Vorsicht zu genießen sind, da das Thema jedoch 1925 keine großartige Brisanz mehr hatte, ist davon auszugehen, dass es tatsächlich ein Verhältnis zwischen Maria Leopoldine und Max Joseph gab.

Dieser Mann, der der Kurfürstin sympatischer war als ihr Gemahl, mag zarte Gefühle geweckt haben, die mehr als Sympathie in ihr hervorriefen. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich eine verliebte Frau in ihrem Vorhaben, das ohnehin zum Vorteil des Günstlings ausgehen solle, bestärkt fühlt und es um jeden Preis verhindern will, Kinder zu bekommen, bevor ihr Mann jenseits des Jordan ist. :)

Liebe Grüße
Lukrezia
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Lukrezia, danke für Deine Stellungnahme. Es freut mich, Diskussionspartner für dieses interessante Thema gefunden zu haben.

Zunächst möchte ich Silvia Krauss-Meyl zitieren und damit belegen, daß sie die Rolle Maria Leopoldines für die Thronfolge sehr hoch, m.E. zu hoch, bewertet hat:

"Ihre Erklärung, daß sie kein Kind von Karl Theodor erwarte, ist allerdings von historischer Bedeutung. Sie entzog damit den Österreichern jede Aussicht auf einen legitimen Erben ... sie erleichterte den Zweibrückenern die Etablierung ihrer Herrschaft und ermöglichte die Anerkennung der Dynastie durch die europäischen Mächte. Daß ....der befürchtete Erbfolgekrieg vermieden, sowie die Kontinuität der staatlichen Gewalt in den Händen des legitimen Geschlechts gewahrt werden konnten, ist unzweifelhaft ein Verdienst der jungen Kurfürstin" Wenn die Autorin gleich anschließend Vehses Äußerung von der "hohen Gewissenhaftigkeit" MLs zitiert, so übernimmt sie damit seine Meinung.

Maria Leopoldine war tatsächlich nicht schwanger. Es machte für sie somit überhaupt keinen Sinn, eine Schwangerschaft, die sie höchstwahrscheinlich kompromittiert hätte, zu behaupten. Daß sie kein Kind erwartete, kann nicht als Tat angesehen werden, die die Thronfolge beeinflusste.

Karl Theodor war, als er starb 75 Jahre alt. Er war schon längere Zeit krank. Schon bei seiner Eheschließung mit ML im Jahre 1795 wurde bezweifelt, daß er noch in der Lage sei, ein Kind zu zeugen.

Als besonders verdienstvoll könnte man somit höchstens ansehen, daß sich ML eventuell bemüht hat, von ihren diversen Liebhabern während der Ehezeit kein Kind zu bekommen, wobei offen bleiben muß, ob sie überhaupt Verhütungsmaßnahmen, die damals nur sehr eingeschränkt möglich waren, getroffen hat, oder ob ihre Kinderlosigkeit bis zum Jahre 1799 nur Zufall war.

Wenn sie wirklich zur Zeit des Todes des Kurfürsten ein Kind erwartet hätte, so hätte dieses zwar, wenn es kein Mädchen gewesen wäre, die Nachfolge Max Josephs verhindert. Ein Sohn hätte aber als Wittelsbacher gegolten und hätte dem Hause Habsburg auch keine Rechte gegeben.

Liebe Grüße,

Franzei
 
Hallo Franzei! :winke:

Franzei schrieb:
Zunächst möchte ich Silvia Krauss-Meyl zitieren und damit belegen, daß sie die Rolle Maria Leopoldines für die Thronfolge sehr hoch, m.E. zu hoch, bewertet hat:

Dass Krauss-Meyl die Rolle Maria Leopoldinees hoch bewertet, steht außer Frage und in diesem Punkt stimmen wir beide überein. Der Unterschied liegt darin, dass du sie zu hoch bewertet siehst, ich jedoch als realistisch dargestellt. Meine Gründe dafür habe ich bereits oben geschildert.

Es mag sein, dass die Autorin mit dem Zitat Vehses konform geht, dennoch stammen die Worte nicht aus ihrem Munde.

Funke schrieb:
Maria Leopoldine war tatsächlich nicht schwanger. Es machte für sie somit überhaupt keinen Sinn, eine Schwangerschaft, die sie höchstwahrscheinlich kompromittiert hätte, zu behaupten. Daß sie kein Kind erwartete, kann nicht als Tat angesehen werden, die die Thronfolge beeinflusste.

Hier stimmen wir überein. Auch meiner Meinung nach war Maria Leopoldine nicht schwanger. Die wahrheitsgemäße Antwort sehe ich aber von Krauss-Meyl nicht als Verdienst der Kurfürsting hingestellt. Sie schildert lediglich den Ablauf der Befragung.

Karl Theodor war, als er starb 75 Jahre alt. Er war schon längere Zeit krank. Schon bei seiner Eheschließung mit ML im Jahre 1795 wurde bezweifelt, daß er noch in der Lage sei, ein Kind zu zeugen.

Deshalb hat er sich auch vor der Trauung "geschont" und seine Mätresse vom Hof geschickt. Die Ehe war für ihn der letzte Strohhalm.

Als besonders verdienstvoll könnte man somit höchstens ansehen, daß sich ML eventuell bemüht hat, von ihren diversen Liebhabern während der Ehezeit kein Kind zu bekommen, wobei offen bleiben muß, ob sie überhaupt Verhütungsmaßnahmen, die damals nur sehr eingeschränkt möglich waren, getroffen hat, oder ob ihre Kinderlosigkeit bis zum Jahre 1799 nur Zufall war.

Und genau das ist es, was in den Augen der Autorin ihren Verdienst ausmacht. Genau dieser eine Punkt - nicht mehr und nicht weniger! :)

Es gab zur damaligen Zeit durchaus Möglichkeiten, eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden oder zumindest das Risiko einer solchen weitestgehend einzuschränken. Ins Detail will ich hier nicht gehen, sofern du es nicht forderst und wir uns so verstehen.

Liebe Grüße
Lukrezia
 
Liebe Lukrezia, verzeih' mir, wenn ich hartnäckig bin (alte Männer sind halt so). Krauss-Meyl behauptet, daß Maria Leopoldines Erklärung, kein Kind von Karl Theodor zu erwarten, Österreich jede Aussicht auf einen legitimen Erben, durch den es Rechte auf Bayern geltend machen hätte können, entzogen habe. Diese Erklärung sei von historischer Bedeutung und sei ein besonders Verdienst der jungen Kurfürstin.
Da ML nicht schwanger war, hatte sie doch gar keine andere Möglichkeit. Auch wenn sie wahrheitswidrig behauptet hätte, sie sei schwanger, hätte dies an der Thronfolge nichts geändert, höchstens einen Aufschub bewirkt.
Selbst eine Schwangerschaft von ML hätte Österreich keine Rechte gegeben.
Dieser Erklärung und ML wird somit eine Bedeutung zugeschrieben, die ihr absolut nicht zukommt.
Krauss-Meyl sieht in dieser Erklärung ein besonderes Verdienst, nicht etwa in der Verhütung einer Schwangerschaft, wobei die beschriebene Lebensweise MLs ja durchaus zu einem außerehelichen Kind führen hätte können.

Die nach dem Tode Karl Theodors eingetretene Schwangerschaft scheint ML sehr bestürzt zu haben. Jedenfalls bat sie den Hofbischof und Max Joseph sie mit dem Hofmusikus und Geigenvirtuosen Franz Eck "einzusegnen", d.h. wohl, zu vermählen (Tagebuch Lorenz von Westenrieders in der Handschriftenabteilung der BSB - Ana 25. Westenriederiana A, Mappe des Jahres 1799). Dieser Umstand hat dazu geführt, daß sie am 8.8.1799 nach Laibach verbracht wurde.

Wenn ich die Überbetonung der historischen Rolle MLs kritisiere, so beabsichtige ich damit keineswegs eine Abwertung der Persönlichkeit MLs.
Sie war eine lebenslustige, vitale junge Frau, der es die Umstände, insbesondere ihre Abstammung aus höchstem Hause, ermöglichten, ein sehr selbstbestimmtes Leben zu führen (Wenn man von dem Zwangsaufenthalt in Laibach absieht).

Liebe Grüsse, Franzei
 
Liebe Lukrezia, verzeih' mir, wenn ich hartnäckig bin (alte Männer sind halt so).

Na ich bin ja auch hartnäckig, junge Dinger sind auch so. =)

Krauss-Meyl behauptet, daß Maria Leopoldines Erklärung, kein Kind von Karl Theodor zu erwarten, Österreich jede Aussicht auf einen legitimen Erben, durch den es Rechte auf Bayern geltend machen hätte können, entzogen habe. Diese Erklärung sei von historischer Bedeutung und sei ein besonders Verdienst der jungen Kurfürstin.
Da ML nicht schwanger war, hatte sie doch gar keine andere Möglichkeit. Auch wenn sie wahrheitswidrig behauptet hätte, sie sei schwanger, hätte dies an der Thronfolge nichts geändert, höchstens einen Aufschub bewirkt.
Selbst eine Schwangerschaft von ML hätte Österreich keine Rechte gegeben.

Ja, die Erklärung ist von historischer Bedeutung, aber die Erklärung wird von der Autorin, wie von dir dargestellt, nicht als Verdienst Leopoldines deklariert, sondern lediglich die Tatsache, dass sie während ihrer Ehe nicht schwanger geworden ist. Klar, denn wie du schon richtig sagst, die Möglichkeit, eine Schwangerschaft zu erfinden, hätte nur einen Aufschub bewirkt und keine Änderung der Gegebenheiten. Zugegeben, Krauss-Meyl hat hier etwas unglücklich forumuliert ("Ihre Erklärung, dass sie kein Kind..."), betrachtet man den Satz jedoch nicht isoliert, sondern im Kontext, wird klar, was gemeint ist.

Eine Schwangerschaft hätte Österreich keine legalen Rechte gegeben, da stimme ich dir zu. Trotzdem hätte der erbberechtigte Spross einer Habsburgerin verhindert, dass die pfälzische Linie die Regierung in München übernimmt und die Chancen, dass Bayern einmal ohne größere Probleme dem Habsburgerreich angegliedert wird, bedeutend erhöht. Anders stellt es Krauss-Meyl auch nicht dar.

Krauss-Meyl sieht in dieser Erklärung ein besonderes Verdienst, nicht etwa in der Verhütung einer Schwangerschaft, wobei die beschriebene Lebensweise MLs ja durchaus zu einem außerehelichen Kind führen hätte können.

Das eben nicht! Aber da wiederhole ich mich und bin aucht von meinem Standpunkt wegzubringen. :angeln:

Wenn ich die Überbetonung der historischen Rolle MLs kritisiere, so beabsichtige ich damit keineswegs eine Abwertung der Persönlichkeit MLs.

So habe ich das auch nicht aufgefasst. Ich bin auch keine Verfechterin für Leopoldinde, solltest du den Eindruck gewonnen haben. Lediglich finde ich - und da gehe ich mit dir sicherlich konform - dass sie eine interssante Persönlichkeit war, die eben durch ihr Verhalten dazu beitrug, dass die Regenten Bayerns fortan aus der Linie Zweibrücken stammen.

Liebe Grüße
Lukrezia
 
Liebe Lukrezia, dem letzten Satz Deines postings stimme ich voll zu.

Ich habe noch eine Frage an alle hier im Forum. Es handelt sich zwar eher um eine Nebensächlichkeit, dennoch wäre es ineressant, eine Antwort zu finden.

Nach dem Pfalzbaierischen Hof- und Staatskalender für das Jahr 1796 gehörten zum Hofstaat "Ihrer Durchleucht, der regierenden Frau Frau Churfürstin von Pfalzbaiern Maria Leopoldine":

"Obersthofmeister: Philipp Reichsgraf von Vieregg

Beichtvater: Anton Rossi, Patritier von München und Kollegiatsstiftsherr allda

2 Kammerdienern,
1 Friseur,
2 Kammerportiers,
1 Leibschneidermeister,
2 Kammerlaquaien,

Obersthofmeisterin: Frau Elisabetha Reichsgräfin von Pappenheim, gebohrne Reichsgräfin von Leiningen-Westerburg, Wittwe

8 Damen du Palais

1 Kammerfrau,
3 Kammerdienerinnen,
1 Kammermensch,
1 Garderobedienerin,
1 Spitzkräserin,
1 Leibwäscherin,
1 Kräserin."

Trotz intensiven Nachforschens konnte ich bisher nicht herausfinden, was eine Spitzkräserin bzw. Kräserin ist.

Kann mir jemand weiterhelfen?

Liebe Grüße!

Franzei
 
Franzei schrieb:
Ich habe noch eine Frage an alle hier im Forum. Es handelt sich zwar eher um eine Nebensächlichkeit, dennoch wäre es ineressant, eine Antwort zu finden.

Nach dem Pfalzbaierischen Hof- und Staatskalender für das Jahr 1796 gehörten zum Hofstaat "Ihrer Durchleucht, der regierenden Frau Frau Churfürstin von Pfalzbaiern Maria Leopoldine":konnte ich bisher nicht herausfinden, was eine Spitzkräserin bzw. Kräserin ist.

Kann mir jemand weiterhelfen?

Hallo Franzei,

Weder Schmeller (welch ein köstlicher Irrgarten der Wörter) noch Grimm kennen das Wort Kräserin.
Andererseits sind diese Hof- und Staatskalender jährliche Eintagsfliegen.
Ich habe auch auf der Suche nach einem Titel mal einen Wirtzburgischen über mehrere Jahrgänge durchforstet. Die Schreibweisen einzelner Wörter, wurde mir im Diözesanarchiv Würzburg erklärt, hinge auch von den Schriftsetzern ab.

Blättere mal mehrere Jahrgänge durch.

Eine andere Möglichkeit wäre noch der Zedler.
http://www.zedler-lexikon.de/

Viel Erfolg.
 
Danke, Mercy!
Ich hätte gleich darauf hinweisen sollen, daß ich bei Schmeller und Grimm schon nachgeschaut habe. Die Kräserinnen kommen übrigens auch im Hof- und Staatskalender für das Jahr 1799 vor und somit vermutlich auch in denen für 1797 und 98. In verschiedenen Verzeichnissen alter Berufe habe ich ebenfalls schon ohne Erfolg nachgesehen.
Eigenartig! So lange liegen diese Bezeichnungen doch noch gar nicht zurück.
Ich werde es mit dem Zedler versuchen, habe aber wenig Hoffnung.
Freundliche Grüße!
Franzei
 
Tut mir leid, dass ich einen so alten Thread wieder ausgrabe.

Mich hatte durch den Besuch von Schwetzingen, der Münchener Residenz, Schloss Benrath, dem Mannheimer Schloss und anderen Lebensstationen (wenn auch bei Benrath eher ein Entwurf geblieben, er war ja nur ganz kurz auf Visite dort) immer wieder Carl Theodor interessiert.

Ich weiß nicht, ob ich Bettgeschichten zuviel abgewinnen kann (mein Thread zu König Friedrich II. und seinen sexuellen Orientierungen und den politischen, dynastischen Auswirkungen lassen es vielleicht vermuten :pfeif:), aber mich bewegte doch immer dieses Liebesleben von Carl Theodor (kurz: CT). Die Absicht hinter der Vermählung mit Maria Leopoldine ist ja ganz klar.

Hier im Thread ging es verschiedentlich scheinbar, zumindest mir schien es so, darum, dass Maria Leopoldine bewusst bemüht war, eine Schwangerschaft mit dem Kurfürsten zu verhindern.

Der Kurfürst für seinen Teil war, zumindest nachdem er sich von der gewissen Bevormundung durch seine erste Frau v.a. nach dem Tod des männl. Nachkommen, Franz Ludwig Joseph (* und + 1761) befreit hatte, keineswegs ein Kind von Traurigkeit und Vater mehrerer unehelicher Kinder mit mehreren Mätressen.

Im Detail kann ich nicht viel zum Ehealltag der beiden oder der Hofhaltung in München zu der Zeit sagen. Allerdings frage ich mich nichts desto trotz, wie es wohl der Kurfürstin gelang den Kurfürsten zurückzuweisen, denn danach klingt es ja, wenn es hier im Thread heißt, sie sei bewusst nicht von ihm schwanger geworden.
In Schwetzingen wurde bei einer Führung, die leider ansonsten ziemlich schlecht war, aber hoffentlich in dem Punkt korrekt, vermittelt, dass der Kurfürst das Prozedere mit dem Kissen praktizierte. (Für welche, die es nicht kennen: Der Kurfürst ließ sich angeblich ein Kissen vorrausschicken, wenn er die Kurfürstin aufsuchte, damit sie sich sozusagen vorbereiten konnte. In manchen Fällen soll es auch vorgekommen sein, dass das Kissen samt abschlägiger Antwort - nach dem Motto "Null Bock!" - wieder zurück kam.)
Das Liebesleben des Herrscherpaares war generell ein Thema öffentlichen Interesses, was nicht nur im Falle des Dauphin Louis Auguste und der Dauphine Marie Antoinette an den Höfen breitgetreten wurde. Obendrein konnte der Herrscher kaum unbeobachtet zu seiner Gattin gelangen, selbst wenn er nun nicht das Aufhebens einer Zeremonie wie derjenigen mit dem Kissen machte. Die fürstlichen Eheleute schliefen in aller Regel getrennt und sogar oftmals in nicht selten räumlich weit entfernten Gebäudetrakten (nur wegen der geringen Dimensionen des Schlosses in Schwetzingen ist es dort nicht der Fall). Machte sich also der Kurfürst des Abends/Nachts auf den Weg zur Kurfürstin war es mehr als ein wenig unwahrscheinlich, dass davon nicht ein großer Teil der Höflinge etwas mitbekam. Wie in Schwetzingen waren auch in anderen Schlössern die Räumlichkeiten der Kammerherren vom Dienst und der Kammerdiener und anderen Bedienten zur persönlichen Bedienung Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht mit Grund recht nah an denen des Kurfürsten. Ebenso war es mit den Kammerfräulein und weiblichen Bediensteten wie ebenfalls in Schwetzingen zu besichtigen.

Ist also etwas darüber bekannt, dass all diese Augen ein "ungewöhnliches" Eheleben zwischen Kurfürst und Kurfürstin feststellten? Ist das Hofleben ausreichend erforscht, um dazu etwas zu sagen?
 
Brissotin, dass Du diesen alten Pfad wieder ausgräbst, braucht dir ganz und gar nicht leid tun. Es freut mich sogar ausgesprochen, denn ich habe ihn in sehr guter Erinnerung! :winke:

Wenn ich allerdings auf das Datum blicke, Januar 2006, dann ist verständlich, dass ich viele der Dinge nicht mehr im Kopf habe. Vielleicht ist es am Besten, Du besorgst Dir das Buch von Frau Krauss-Meyl selbst. Was ich aus dem Effeff noch sagen kann ist, dass sie viele zeitgenössische Quellen verwendete, wie etwa Briefe und Tagebucheinträge. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass die junge Kurfürstin feierliche Abendveranstaltungen nutzte, ihren alten Mann so dermaßen zu zermürben, dass er sich aufgrund körperlicher Überanstrengung nach nichts mehr verlangte.
 
Der alte Kurfürst Karl Theodor wurde schon zur Zeit seiner zweiten Eheschließung mit Maria Leopoldine am 15.2.1795 (er war damals 70 Jahre alt), als "alt und verbraucht" angesehen. Es gab starke Zweifel, ob er noch in der Lage wäre, einen Nachkommen zu zeugen. (Quelle kann ich momentan nicht angeben, existiert aber).

Maria Leopoldine entzog sich den Annäherungen ihres Ehemannes (Krauss-Meyl, S. 53), war zunächst krank, über die Zurückholung einer Mätresse des Kurfürsten an den bayerischen Hof emport, sagte darauf in feierlicher Form die ehelichen Pflichten auf und begann eine Reihe von intimen Verhältnissen mit anderen Männern (a.a.O. ff.).

Es ist anzunehmen, daß in dieser Ehe keine intimen Bezienungen mehr bestanden.
 
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