Maria Stuart- Märtyrerin oder...selbst schuld?

Saint-Simone

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Wahrscheinlich wurden, außer mir, noch mehrere hier während der Schulzeit mit Schillers "Maria Stuart" belangt/gequält/fasziniert, und wenn's euch so ging wie mir, dann kam noch eine heftige Dosis Heiligenverehrung dazu, wenn man in katholischen Landen zur Schule ging. Die Saint-Simone'sche Schulzeit hat bei mir den Eindruck hinterlassen, daß es sich um eine weitgehend unschuldige, etwas dümmliche Märtyrerin handelte, die sich immer die falschen Männer ausgesucht hat. (Sollte ich hier gerade Schiller fehlinterpretiert haben: Es ist schon lange her, und die Erinnerung -bis auf den bleibenden Eindruck- ist ausgelöscht. :rotwerd:)

Der springende Punkt an der Vorrede ist, daß ich mir nach der Schullektüre, nie wieder wirklich die Mühe gemacht habe mich mit ihrer Person auseinanderzusetzen. Soweit ich das weiß, besteht kein Zweifel daran, daß Maria Stuart zu einer denkbar religiös und politisch schwierigen Zeit schottische Regentin vor Ort wurde. Nur scheint sie es irgendwie geschafft zu haben sich zwischen alle Stühle zu setzen, und die falschen Entscheidungen getroffen zu haben. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage ob es denn 'richtige' Entscheidungen gab, und ob sie es hätte besser machen können. Oder hat sie immer die -scheinbar- richtigen Entscheidungen getroffen, und konnte die Folgen beim besten Willen, einfach nicht erahnen? Oder war sie doch das Opfer bösartiger Machenschaften? Oder war es ihr einziger großer Fehler Darnley geheiratet zu haben, wie hier (englischer Link): History of the Monarchy > The Stewarts > Mary, Queen of Scots
suggeriert wird? Oder...? :grübel:


P.S.: Leider ist es zu spät den Titel zu ändern und es ist mir jetzt aufgefallen, aber mit dem 'selbst schuld' habe ich micht nicht auf ihre Hinrichtung bezogen, sondern auf die Umstände die sie letztendlich bis zum Schaffott brachten.
 
Was ich von ihr halte, hängt immer von meiner Tagesstimmung ab, also ob ich gute Brötchen und einen gescheiten Tee hatte.

Im Grunde sehe ich sie, fast nochmehr als Elizabeth letztlich auch als Opfer unglücklicher Umstände.
Selbst das angeblich proelisabethanische Lied "Lord Darly" (bitte gesungen von Joel Frederiksen) zeigt sie eher als unbeteiligt am Mord an ihrem zweiten Gatten.
 
Einleitend möchte ich einmal darauf hinweisen, dass Schillers "Maria Stuart" ein künstlerisches Werk ist, aber keine geeignete Quelle zur Beurteilung der historischen Maria Stuart.

Ansonsten sehe ich es auch so, dass sie sich einfach ungeschickt verhalten hat. Wäre sie wie Elisabeth unverheiratet geblieben, wäre es ihr wohl besser ergangen.
 
, daß es sich um eine weitgehend unschuldige, etwas dümmliche Märtyrerin handelte, die sich immer die falschen Männer ausgesucht hat.
Forderst Du die (selbstverschuldete) Todesstrafe für Frauen wg. Auswahl der falschen Männer ?:bussi:

Dann dürften die Frauen bald ausgestorben sein. :cry:
 
Einleitend möchte ich einmal darauf hinweisen, dass Schillers "Maria Stuart" ein künstlerisches Werk ist, aber keine geeignete Quelle zur Beurteilung der historischen Maria Stuart.

Ansonsten sehe ich es auch so, dass sie sich einfach ungeschickt verhalten hat. Wäre sie wie Elisabeth unverheiratet geblieben, wäre es ihr wohl besser ergangen.

Schillers Maria Stuart als historische Quelle zur Person zu nehmen ist freilich ungeeignet. Ich habe sein Werk rangezogen, da ich durch ihn in meiner Betrachtung der historischen Persönlichkeit Maria Stuarts 'vorbelastet' und beeinflusst wurde, und mich- da ich es unfreiwillig gelesen habe- mich für lange Zeit nicht mehr mit ihr befasst habe, sondern einfach bei meiner Schülermeinung blieb. Gerade um dem entgegenzukommen, und ein ausgewogeneres Bild zu finden, versuche ich mein Verständnis zu erweitern. Als Schülerin war's okay beim Namen "Maria Stuart" einfach mit "bäh, igitt" zu antworten und dabei Schillers und der langweiligen Deutschstunden zu gedenken, aber zum Verständnis einer historischen Persönlichkeit ist das denkbar ungeeignet. :)

Nun frage ich mich aber, ob sie sich hätte geschickter verhalten können, und ob es im Rahmen der Zeit eigentlich ersichtlich war, daß es de bessere Wahl gewesen wäre unverheiratet zu bleiben? Auch Elizabeth wurde ja Zeit ihres Lebens angetragen sie solle nun endlich heiraten, und es hat sich erst im Nachhinein die Meinung gebildet, daß es besser war unverheiratet zu bleiben. Also, hat Maria Stuart aus ihrer Situation heraus immer das getan was richtig erschien, also eher reagiert, als langfristig agiert?

@ Brissotin: OT: Pfui, wie gemein mich daran zu erinnern, daß anders als auf meiner Insel, nicht knatschiges, kaugummiartiges Toastbrot als Standard zählt und gute Brötchen käuflich erwerbbar sind. :cry:
 
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Einleitend möchte ich einmal darauf hinweisen, dass Schillers "Maria Stuart" ein künstlerisches Werk ist, aber keine geeignete Quelle zur Beurteilung der historischen Maria Stuart.
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Ansonsten sehe ich es auch so, dass sie sich einfach ungeschickt verhalten hat. Wäre sie wie Elisabeth unverheiratet geblieben, wäre es ihr wohl besser ergangen.
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Und wozu merkst Du das an?

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Du meinst abgesehen von ihrer ersten Ehe?
Dabei dürfte wohl Marie de Guise die Hauptrolle gespielt haben. Die 16-jährige Maria wird in den Interessen ihrer Mutter, welche für sie die Regentschaft führte, geheiratet haben.
 
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Abgesehen von ihrer ersten Ehe, die ja arrangiert war, wählte Maria ihre Ehemänner nach Neigung. Daran ist zwar nicht prinzipiell etwas auszusetzen, aber als Königin hätte sie nun einmal auch die politischen Konsequenzen ihres Verhaltens und wie es beim Volk und beim Adel ankommt und ob ihre Ehemänner charakterlich tauglich sind, berücksichtigen müssen, statt einfach drauflos zu heiraten.
 
Nun frage ich mich aber, ob sie sich hätte geschickter verhalten können, und ob es im Rahmen der Zeit eigentlich ersichtlich war, daß es de bessere Wahl gewesen wäre unverheiratet zu bleiben? Auch Elizabeth wurde ja Zeit ihres Lebens angetragen sie solle nun endlich heiraten, und es hat sich erst im Nachhinein die Meinung gebildet, daß es besser war unverheiratet zu bleiben. Also, hat Maria Stuart aus ihrer Situation heraus immer das getan was richtig erschien, also eher reagiert, als langfristig agiert?

@ Brissotin: OT: Pfui, wie gemein mich daran zu erinnern, daß anders als auf meiner Insel, nicht knatschiges, kaugummiartiges Toastbrot als Standard zählt und gute Brötchen käuflich erwerbbar sind.
Der Eindruck kommt aber doch eher aus unserer heute langläufig herrschenden positiven Sicht auf die Herrschaft von Elizabeth I.. Immerhin erreichte sie eine Periode der religiösen und innenpolitischen Konsilidierung nach den Wirren der Jahre, welche auf den Tod ihres Vaters folgten.

Ob es gut war, unverheiratet zu bleiben, halte ich nicht für ganz sicher. Erwiesen ist sowas natürlich immer schwerlich, da das ja immer von wilden Spekulationen abhängt was mit der Vermählung mit Kandidat X geschehen wäre.

So oder so, trat Elizabeth sicherlich ein schweres Erbe an, was nicht nur von den Versuchen ihrer Vorgängerin zur brutalen Rektaholisierung Englands gekennzeichnet war, sondern auch vom Scherbenhaufen, welchen die widersprüchliche Herrschergestalt Henry VIII. hinterließ.

Dass die Kriege Elizabeths dann zu Zugeständnissen gegenüber dem Parlament und einer Schmälerung königlicher Autorität und hin zu den Ereignissen der ersten Hälfte des 17.Jh. führen würden, war kaum abzusehen.


Genauso schwer sehe ich eine langfristige Planung bei Maria Stuart zu vermuten. Man muss sich dafür wohl die schwierige Situation in Schottland (wie auch in England) mit der religiösen Spaltung quer durch die Gesellschaftsschichten vorstellen und die Gefahren der außenpolitischen Einflussnahmen, welchen durch diese Spaltung Tür und Tor geöffnet war. In Zeiten solcher Zerrissenheit, welche bei der Königin als Katholikin in einem mehrheitlich schottisch-reformierten um so schwerer wogen, scheinen mir auch Konstanten in der Politik schwierig.
Die Königin sehe ich auch als Opfer in den Netzen der schottischen Adeligen wie James Stewart 1. Earl of Moray und den Hamiltons, aber auch katholischer Anhänger.

OT: Im Übrigen kannst Du beruhigt sein, in Mercure-Hotels haben wir auch, scheinbar europaweit standard/tisierte pappige Brötchen und vor Kurzem gingen in einem Steigenberger sogar mal die guten Brötchen aus und man legte solche Aufbackbrötchen in Baguetteform nach, die zwar warm sind, aber nach nichts schmecken.
 
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Abgesehen von ihrer ersten Ehe, die ja arrangiert war, wählte Maria ihre Ehemänner nach Neigung. Daran ist zwar nicht prinzipiell etwas auszusetzen, aber als Königin hätte sie nun einmal auch die politischen Konsequenzen ihres Verhaltens und wie es beim Volk und beim Adel ankommt und ob ihre Ehemänner charakterlich tauglich sind, berücksichtigen müssen, statt einfach drauflos zu heiraten.
Die Ehe mit Darnley hatte ja durchaus auch Befürworter.
 
Ob es gut war, unverheiratet zu bleiben, halte ich nicht für ganz sicher. Erwiesen ist sowas natürlich immer schwerlich, da das ja immer von wilden Spekulationen abhängt was mit der Vermählung mit Kandidat X geschehen wäre.
Wen hätte sie denn heiraten sollen? Hätte sie einen mächtigen und halbwegs ebenbürtigen englischen Adligen geheiratet, so hätte dieser wohl versucht, selbst die Macht auszuüben, wie z.B. der Ehemann von Königin Johanna. Außerdem wäre der erstens wahrscheinlich nicht ganz ebenbürtig gewesen, zweitens hätte das Unfrieden unter den restlichen Adligen verursacht. Hätte sie jemanden aus Kontinentaleuropa geheiratet, wäre England in die dortigen Konflikte hineingezogen worden.
Möglicherweise war sie aber auch rein persönlich nicht so wild aufs Heiraten. Die Ehe ihrer Schwester Maria mit Philipp II. war ja auch nicht gerade glücklich, und in ihrer eigenen Jugend war Elisabeth recht lieblos behandelt worden. Vielleicht war sie deshalb emotional verhärtet. Obwohl sie zumindest Robert Dudley wirklich geliebt zu haben scheint, war sie nicht blind vor Liebe und beendete die Beziehung, als sie problematisch wurde.
 
Wen hätte sie denn heiraten sollen? Hätte sie einen mächtigen und halbwegs ebenbürtigen englischen Adligen geheiratet, so hätte dieser wohl versucht, selbst die Macht auszuüben, wie z.B. der Ehemann von Königin Johanna. Außerdem wäre der erstens wahrscheinlich nicht ganz ebenbürtig gewesen, zweitens hätte das Unfrieden unter den restlichen Adligen verursacht. Hätte sie jemanden aus Kontinentaleuropa geheiratet, wäre England in die dortigen Konflikte hineingezogen worden.
Möglicherweise war sie aber auch rein persönlich nicht so wild aufs Heiraten. Die Ehe ihrer Schwester Maria mit Philipp II. war ja auch nicht gerade glücklich, und in ihrer eigenen Jugend war Elisabeth recht lieblos behandelt worden. Vielleicht war sie deshalb emotional verhärtet. Obwohl sie zumindest Robert Dudley wirklich geliebt zu haben scheint, war sie nicht blind vor Liebe und beendete die Beziehung, als sie problematisch wurde.
Ist hier nicht so sehr Thema, aber ich hatte immer an eher einen deutschen, protestantischen Prinzen gedacht, den man hätte unterbuttern können.:rotwerd:

Ich glaube, einen französischen Bewerber - Hercule François, Duc d'Anjou (1555-1584) - fand sie selber eigentlich auch recht gut, aber da wäre wieder die Glaubensfrage im Wege gewesen.

Für mich ist eben die Frage, ob Maria Stuart je blind vor Liebe war oder nicht vielleicht auch aus Aspekten handelte, die wir heute nicht mehr erkennen können. Die Ehe mit James Hepburn, 4. Earl Bothwell scheint mir allerdings wunderlich, da seine Verbindung zu dem Mordkomplott gegen Marias zweiten Gemahl doch diese Ehe auf jeden Fall unter ein ungünstiges Vorzeichen stellte - selbst wenn der Mordverdacht nicht der Wahrheit entsprach.
 
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Für mich ist eben die Frage, ob Maria Stuart je blind vor Liebe war oder nicht vielleicht auch aus Aspekten handelte, die wir heute nicht mehr erkennen können. Die Ehe mit James Hepburn, 4. Earl Bothwell scheint mir allerdings wunderlich, da seine Verbindung zu dem Mordkomplott gegen Marias zweiten Gemahl doch diese Ehe auf jeden Fall unter ein ungünstiges Vorzeichen stellte.

Über Bothwell scheinen die Meinungen noch immer am weitesten auseinanderzugehen, und die Spekulationen häufen sich. Auf den ersten Blick erscheint er mir wie ein guter Verbündeter, und solche hatte Maria Stuart ja bitter nötig. Immerhin war, so weit ich das weiß, seine Burg Hermitage eine der wichtigsten Festungen an der Grenze zu England, und er hatte politisches Gewicht. Auf der anderen Seite, wäre die Verbindung zum Mord an Darnley wohl ein gutes Argument dafür gewesen ihn nicht zu heiraten. Aber er wurde ja - zu Recht oder Unrecht- freigesprochen. Bei der englischen Wiki wird dann noch angegeben, daß Bothwell Maria entführt und ihr Gewalt angetan habe um ihre Zustimmung zur Heirat zu sichern ( James Hepburn, 4th Earl of Bothwell - Wikipedia, the free encyclopedia ).

Elizabeth kann man nachsagen, daß sie im Bezug auf Robert Dudley, und die Gerüchte um den Tod seiner Frau etwas cleverer agiert hat. Dann wiederrum befand sich Elizabeth in einer politisch anderen Situation, und war Protestantin in einem weitgehend protestantischen Land, während Maria Stuarts Schottland sich unter der geistlichen Führung John Knoxs befand, der nun wirklich nicht gut auf sie und ihre Mutter, Marie de Guise zu sprechen war.
 
Abgesehen von ihrer ersten Ehe, die ja arrangiert war, wählte Maria ihre Ehemänner nach Neigung. Daran ist zwar nicht prinzipiell etwas auszusetzen, aber als Königin hätte sie nun einmal auch die politischen Konsequenzen ihres Verhaltens und wie es beim Volk und beim Adel ankommt und ob ihre Ehemänner charakterlich tauglich sind, berücksichtigen müssen, statt einfach drauflos zu heiraten.

Bei der englischen Wiki wird dann noch angegeben, daß Bothwell Maria entführt und ihr Gewalt angetan habe um ihre Zustimmung zur Heirat zu sichern ( James Hepburn, 4th Earl of Bothwell - Wikipedia, the free encyclopedia ).
Klingt ja auch nicht gerade nach Ehe aus Neigung.

Die Ehe mit Darnley jedenfalls scheint auch eher eine schwierige gewesen zu sein, auch abgesehen von seinen Problemen, die er ihr vor seinem Tod machte.

Ganz grundsätzlich scheinen mir die Machtkämpfe mit den mächtigsten Adeligen Schottlands, aber auch die Ehen der Königin ein Schlüssel zu der Frage, welche Schuld Maria an ihrem eigenen Schicksal traf.
 
Nur scheint sie es irgendwie geschafft zu haben sich zwischen alle Stühle zu setzen, und die falschen Entscheidungen getroffen zu haben.

Maria Stuart taugt herzlich wenig zur Märtyrerin. Ihre katholizierenden Bestrebungen führten zu offener Empörung der in ihrer Mehrzahl protestantischen Lords, die Heirat mit Bothwell, dem Mörder ihres Mannes Lord Darnley, war ein Affront und Verstoß gegen alle guten Sitten, ihrem Volk und seinen Repräsentanten blieb sie stets eine Fremde.

Man muss also feststellen, dass Maria Stuart eine waghalsige und unkluge Politik betrieben hat und ihre Entscheidungen persönlich und nicht staatsmännisch bestimmt waren. Sie hätte sich ein Beispiel an ihrer königlichen Kusine Elizabeth I. nehmen sollen, die alle Fährnisse klug und mit Augenmaß bewältigte und das Staatsschiff sicher über jede Klippe steuerte.
 
Man muss also feststellen, dass Maria Stuart eine waghalsige und unkluge Politik betrieben hat und ihre Entscheidungen persönlich und nicht staatsmännisch bestimmt waren. Sie hätte sich ein Beispiel an ihrer königlichen Kusine Elizabeth I. nehmen sollen, die alle Fährnisse klug und mit Augenmaß bewältigte und das Staatsschiff sicher über jede Klippe steuerte.
Hm, aber als Maria abgesetzt wurde, hatte Elizabeth erst 6 Jahre regiert. Ab welchem Moment dieser 6 Jahre, hätte Maria erkennen sollen, dass ihre südliche Nachbarin vorbildhaft gewesen sein soll?

Über die "katolizierenden Bestrebungen" scheint man sich obendrein nicht ganz einig zu sein. Für die Katholiken in Schottland war sie zu zögerlich, für die "Protestanten" zu katholisch.
Und der Mord ihres Mannes durch Bothwell ist nicht erwiesen - auch die Douglas und andere kommen in Betracht. Darnley selbst schaffte es ja auch, es sich mit allen Seiten zu verscherzen. Er war zwar der Wunschkandidat des 1. Earl of Moray, stellte sich dann aber auch bisweilen auf die Seite seiner Gemahlin, was ihm die Feindschaft einer "protestantischer" Lords eintrug.
Dennoch war es sicherlich ein Fehler, sich so rasch wieder zu vermählen.

Aber als Märtyrerin in dem Sinne sehe ich Maria auch nicht, selbst wenn ich ihr nicht so einseitig wie Dieter die Schuld geben würde.

Die Katholisierung Schottlands erscheint mir als ein Schreckgespenst, welches vor allem von der Mehrheit des schottischen Adels so erkannt wurde und das zur Ermordung von Rizzio unter Mithilfe des "Königs" führte.

PS: Lord Darnley starb übrigens nur 22-jährig. Das sollte man sch mal vor Augen führen. Er heiratete etwa zwanzigjährig und war aber immer wieder von einem schlechten Gesundheitszustand gezeichnet. Vielleicht hilft das auch mal so zur Einordnung, wenn wir von wegen "unvernünftigem" Handeln etc. sprechen.
Auch bei Maria ist es wohl verkehrt uns immer eine lebenserfahrene Frau vorzustellen, die sie vielleicht dann in der englischen Gefangenschaft wurde. Zum Zeitpunkt als sie Königin wurde war sie 6 Tage alt, 17 Jahre als sie Königin von Frankreich wurde, und damit immerhin älter als ihr blutjunger, königlicher Gatte, mit 23 trat Maria die Herrschaft über Schottland an.
Die Ereignisse also, welche den Grundstein für ihr Schicksal legten, spielten sich in nur ungefähr 6 Jahren ab, zwischen 1561 und 1567!
 
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Das Schicksal der Maria Stuart zeigt überdeutlich, dass sie an entscheidenden Stellen ihres Lebens falsche Entscheidungen traf. Im Gegensatz zu Elizabeth I. machte sie sich von Männern abhängig - dazu noch von den falschen -, hatte wenig gesunde Urteilskraft und war ihrem königlichen Amt offensichtlich intellektuell und von ihrer Persönlichkeitsstruktur her nicht gewachsen.

Aufgrund der skandalösen Heirat und Bothwells Versuch, an der Seite der Königin die Macht an sich zu reißen, griffen die Fürsten zu den Waffen und die Stuart fand aufgrund ihrer persönlichen Liebesverstrickungen kein Rezept, das drohende Unheil zu wenden.

Wie man es richtig und mit nachhaltigem Erfolg macht, zeigte Elizabeth I. im Verlauf ihrer Regierungstätigkeit. Wo sie im Urteil unsicher war, hatte sie zumindest ein Fingerspitzengefühl für die richtigen, loyalen Berater. Besonders die persönlichen Liebeverstrickungen, die die Stuart letztlich den Thron und das Leben kosteten, sind Elizabeth nicht unterlaufen, da sie den Staat und die Macht letztlich höher veranschlagte, als eine Befriedigung in der Ehe oder einer Liebesbeziehung.

Das ganze Drama hätte - möglicherweise ! - vermieden werden können, wenn Maria Stuart an ihrer ersten Ehe festgehalten hätte (bei Kaltstellung und interner Trennung vom Prinzgemahl Darnley), zum Protestantismus übergetreten wäre und kluge Ratgeber in Staatsangelegenheiten um sich versammelt hätte. Aber es ist natürlich müßig, das was-wäre-wenn-Spiel zu spielen.
 
Das ganze Drama hätte - möglicherweise ! - vermieden werden können, wenn Maria Stuart an ihrer ersten Ehe festgehalten hätte (bei Kaltstellung und interner Trennung vom Prinzgemahl Darnley), zum Protestantismus übergetreten wäre und kluge Ratgeber in Staatsangelegenheiten um sich versammelt hätte. Aber es ist natürlich müßig, das was-wäre-wenn-Spiel zu spielen.
Du meinst ihre zweite Ehe, aber ist nicht schlimm.:winke:

Darnley selbst war ja Katholik und gehörte einer katholischen Partei in Schottland an.

Zu Bothwell: Interessant fände ich, ob Saint-Simone vielleicht noch etwas mehr dazu findet, ob Maria von ihm zur Ehe oder sonstwas gezwungen wurde.

Leider kenne ich mich da nicht so aus, aber gab es denn kluge und halbwegs selbstlose Köpfe um Maria?
Elizabeth hatte ja später ihre Probleme mit dem ehrgeizigen 2. Earl of Essex. Aber ansonsten waren wohl Wiliam Cecil und sein Sohn Robert Cecil wesentliche Stützen der Königin, deren Intrigieren maximal gegen den besagten 2. Earl of Essex gerichtet war, aber eben nicht politische Pläne gegen die Krone beinhaltete.

Ich bin mir immer unsicher, ob es nicht auch etwas mit Glück zu tun hat, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Einstellung am richtigen Ort zu sein. Elizabeth konnte wohl auf eine antikatholische Mehrheit zurückgreifen, als sie an die Macht kam. Das Schicksal dieser Leute war aufs Engste mit dem der Königin verbunden. Das gelang ihr. Den mächtigen renitenten Adel scheint es in England nicht gegeben zu haben, wenngleich natürlich dort eine katholische Opposition ebenfalls permanent gefährlich blieb.

Dass Maria auch nach ihrer Absetzung eine Anhängerschaft in Schottland hatte, offenbart sich schon allein in dem Bürgerkrieg, welcher nach ihrer Flucht nach England 1568 einsetzte.
Nicht zu vergessen "The Rising of the North" von katholischen, englischen Anhängern, also Untertanen unter der Führung u.a. des Earls von Northumberland 1569.
 
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Ich bin mir immer unsicher, ob es nicht auch etwas mit Glück zu tun hat, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Einstellung am richtigen Ort zu sein. .

Um es kurz zu machen: Ich glaube einfach, dass Maria Stuart eine schwache Persönlichkeit war, ohne zielsicheres Urteil und ohne Durchsetzungsvermögen. Elizabeth I. hingegen war mit Sicherheit eine willensstarke Person, die klug abwarten und dann erbarmungslos zuschlagen konnte. Hätte Maria Stuart das Glück gehabt, einen weniger brisanten Thron als den schottischen zu erben - dazu in einem katholischen Land - , so hätte sie wohl in Amt und Würden uralt werden können.

Insofern hast du Recht, dass auch etwas Glück dazu gehört. Die katholische und gefühlsbetonte Maria Stuart und das von unablässigen Clan-Kämpfen zerrissene protestantische Schottland passten einfach nicht zueinander.
 
Insofern hast du Recht, dass auch etwas Glück dazu gehört. Die katholische und gefühlsbetonte Maria Stuart und das von unablässigen Clan-Kämpfen zerrissene protestantische Schottland passten einfach nicht zueinander.
Es waren ja auch immer mal Protestanten auf Marias Seite. Kann man es auch so sehen, dass manche Loyalisten waren und daher lieber auf der Seite der, zwar katholischen, Königin gegen eine aristokratische "Anarchie" kämpften?

Jedenfalls waren die Verhältnisse in Schottland sogar noch deutlich verworrener als in England, was sich dann in dem Kampf um die Regentschaft und all die Morde, wie an Marias zeitweiligen Konkurrenten James Stewart, 1. Earl of Moray, widerspiegelt.

Womit ich nicht sagen möchte, dass Elizabeths Rolle soviel einfacher war: Krieg im Norden (Schottland), Westen (Irland) und ein immer wieder drohender oder wirklich ausbrechender Bürgerkrieg im eigenen Land.
 
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