Waßmuß - der deutsche Lawrence?

Jacobum

Aktives Mitglied
Kennt ihr Wilhelm Waßmuß?

Ja? Herzlichen Glückwunsch!
Nein? - Macht nix, die meisten kennen ihn nicht.

Ich habe gerade seine Biographie gelesen “Waßmuß - der deutsche Lawrence”. Unter letzterem verbirgt sich “Lawrence von Arabien”, den die meisten aus dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1962 mit Peter O’Toole in der Titelrolle kennen (7 Oscars).

Waßmuß wird also mit Lawrence verglichen. Aber verdient er die Bezeichnung “deutscher Lawrence” zu Recht? Die Bezeichnung stammt übrigens von einem Briten.


Zum Vergleich:
Lawrence liebte den Orient und lebte jahrelang in Arabien. Er war von dieser Kultur fasziniert.
Waßmuß liebte den Orient und lebte jahrelang in Persien. Er war von dieser Kultur fasziniert.

Lawrence reiste oft durchs Land. Da er die Sprache erlernt hatte, bereitete es ihm keine Probleme, mit den Stämmen in Kontakt zu treten. Er war bald hoch geschätzt und gern gesehen.
Waßmuß reiste oft durchs Land. Da er die Sprache erlernt hatte, bereitete es ihm keine Probleme, mit den Stämmen in Kontakt zu treten. Er war bald hoch geschätzt und gern gesehen.

Als der 1. Weltkrieg ausbrach, versuchte Lawrence, die arabischen Stämme gegen die Feinde seines Landes (Deutsche und Türken) zum Aufstand zu bewegen.
Als der 1. Weltkrieg ausbrach, versuchte Waßmuß, die persischen Stämme gegen die Feinde seines Landes (Engländer und Russen) zum Aufstand zu bewegen.

Bald lieferten sich Lawrence und seine Araber Gefechte mit den Türken.
Bald lieferten sich Waßmuß und seine Perser Gefechte mit den Briten.

Die Türken mussten Truppen und Material gegen Lawrence aufbringen, die an anderen Fronten dringender benötigt gewesen wären.
Die Briten mussten Truppen und Material gegen Waßmuß aufbringen, die an anderen Fronten dringender benötigt gewesen wären.

Lawrence war zum großen Teil sich selbst überlassen. Von England kam kaum Hilfe.
Waßmuß war zum großen Teil sich selbst überlassen. Von Deutschland kam kaum Hilfe.

Die Türken setzten ein hohes Kopfgeld auf Lawrence aus. Er wurde schließlich gefangen, doch es gelang ihm die Flucht.
Die Briten setzten ein hohes Kopfgeld auf Waßmuß aus. Er wurde schließlich gefangen, doch es gelang ihm die Flucht.

Noch heute, Jahrzehnte nach seinem Tod, wird Lawrence von den Arabern verehrt.
Noch heute, Jahrzehnte nach seinem Tod, wird Waßmuß von den Persern verehrt.

Thomas Edward Lawrence, genannt “Lawrence von Arabien”, hatte Erfolg, sein Land gewann den Krieg. England drehte einen Film über ihn (s.o.), heute kennt ihn jedes Kind.
Wilhelm Waßmuß, genannt “Waßmuß von Persien”, hatte keinen Erfolg, sein Land verlor den Krieg. Kein Land drehte einen Film über ihn, heute kennt ihn keiner mehr.

Nochmal: Ist Waßmuß ein “deutscher Lawrence”?
 
Mercy schrieb:
Eher nicht; er starb 29. November 1931. :rofl:

Muss ich das verstehen?:scheinheilig:
Lawrence starb 1935 bei einem Motorradunfall.
Übrigends ein toller Kerl, sein Rennen Motorrad gegen Flugzeug ist in Bikerkreisen heute noch Legende. (Dagegen ist Werners Horex gegen Porsche schlicht Kasperletheater)

Aber Waßmuß, die mehrfache Sprengung der Erdölpipeline, was durchaus strategische Bedeutung hatte, war zweifellos auch ein Kerl.

zum Hintergrund: Die britische Marine hatte von Kohle auf Ölfeuerung umgestellt, was erheblich längere Seeausdauer bedeutete. Um die Versorgung zu sichern wurde die heutige BP gegründet, Eigentümer die Royal Navy (mehr oder weniger bis heute, wer also heute bei ARAL tankt, fährt mit Royal Navy Sprit) Die BP hatte ihre Ölquellen hauptsächlich in Persien, das Öl wurde zum Golf durch eine Pipeline gepumpt. Deren mehrfache Sprengung hatte schon Auswirkungen.

Grüße Repo
 
El Quijote schrieb:
Ach ja? Eigentlich wurde Lawrence von den Arabern als Veräter an der Arabischen Sache wahrgenommen, nachdem sie merkten, dass die Engländer und die Franzosen sich den Nahen Osten aufteilten.
Sykes-Picot-Abkommen

Das ist zweifellos richtig. Wobei die diversen nicht gehaltenen Versprechungen der Engländer/Franzosen aus dem 1. WK bis heute zu ganz erhebllichen Problemen geführt haben.
Hitler muss in seinen letzten Wochen geäußert haben, dass er aus Rücksicht auf seinen italienischen Verbündeten die "Koloniale Karte" nicht gespielt hätte. Er hätte z. B. die französichen Kolonien für unabhänig erklären können.
Schade eigentlich.
Für mich die einzig denkbare Möglichkeit den Krieg zu gewinnen.

Aber Herr Hitler hat lieber Rußland angegriffen und den Holocaust inszeniert.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Um die Versorgung zu sichern wurde die heutige BP gegründet, Eigentümer die Royal Navy (mehr oder weniger bis heute, wer also heute bei ARAL tankt, fährt mit Royal Navy Sprit) Die BP hatte ihre Ölquellen hauptsächlich in Persien, das Öl wurde zum Golf durch eine Pipeline gepumpt. Deren mehrfache Sprengung hatte schon Auswirkungen.

Grüße Repo

Lieber Repo das sieht die BP aber etwas anders:


Anglo-Persian Oil Company

Nach der Entdeckung der Ölvorkommen wurde 1909 die Anglo-Persian Oil Company (so hieß anfangs die BP) gegründet, um das Ölfeld bzw. die Konzession zu erschließen. Zur Zeit der Gründung der Anglo-Persian waren 97 % ihrer Stammaktien in den Händen der Burmah Oil Company. Die restlichen 3 % gehörten Lord Strathcona, dem ersten Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens.







Die frühen Jahre

Obwohl D'Arcy in den Vorstand gewählt wurde, dem er bis zu seinem Tode im Jahre 1917 angehörte, spielte er keine bedeutende Rolle mehr in den Geschäften des neuen Unternehmens. Seine Rolle als der erste risikobereite Investor war vorbei, und die gewaltige Aufgabe, aus der Entdeckung der Ölvorkommen eine kommerzielle Unternehmung zu machen, übernahmen andere, von denen vor allem einer die herausragende Position einnahm: Charles Greenway (später Sir Charles und anschließend Lord Greenway). Greenway war eines der ersten Vorstandsmitglieder bei der Gründung des Unternehmens, wurde 1910 Geschäftsführer und 1914 - nach Strathcona - Vorstandsvorsitzender.






Staatliche Beteiligung bis 1987

Greenway wollte auf keinen Fall, dass Anglo-Persian von Royal Dutch Shell dominiert wird, und wandte sich daher an eine andere potenzielle Geld- bzw. Kapitalquelle - die britische Regierung. Die Basis eines Abkommens in beiderseitigem Interesse lag zum einen in Greenways Wunsch, neues Kapital zu bekommen sowie einen Absatzkanal für das schwere Heizöl von Anglo-Persian zu finden, und zum anderen im Bestreben des Marineministeriums (damals unter der Führung von Winston Churchill), die Versorgung mit schwerem Heizöl zu sichern, das als Treibstoff für die Kriegsschiffe der Königlichen Marine besser geeignet war als Kohle. Nach langwierigen Verhandlungen wurde 1914 - kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges - ein Abkommen unterzeichnet. Dadurch verpflichtete sich Anglo-Persian, das Marineministerium mit schwerem Heizöl zu versorgen; von der Regierung ihrerseits kam eine Finanzspritze von 2 Millionen Pfund und dafür eine Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen sowie das Recht, zwei Vorstandsmitglieder bei Anglo-Persian zu ernennen.
Obwohl die Regierung sich verpflichtete, sich in die normalen Geschäfte der Anglo-Persian nicht einzumischen, entstand durch ihre Beteiligung am Unternehmen eine ungewöhnliche politische Dimension. Später wurde die staatliche Beteiligung reduziert und sie endete - bis auf eine winzige Restbeteiligung - im Jahr 1987.






Zitiert nach: http://www.deutschebp.de/genericarticle.do?categoryId=2010187&contentId=2002475
 
Vielen Dank dem anonymen Rotbewerter, der mit seinem Kommentar:

"Ich weiß ja nicht recht. Wozu soll das denn führen?"

recht viel Konstruktives zum Thema beigetragen hat. Das ist eine Totschlag-Floskel, die zu 99% aller Beiträge passt.

Es geht mir darum, nachdem ich die Biographie einer sehr interessanten Persönlichkeit gelesen habe, die heutzutage kein Mensch mehr kennt, festzustellen, ob der damals angestellte Vergleich mit dem berühmten Lawrence von Arabien seine Berechtigung hatte und noch hat. Wer ein Problem damit hat, sollte besser schweigen und sich mit nichtssagenden Kommentaren zurückhalten.

Was El Quijote geschrieben hat ("Verräter an der arabischen Sache"), so war das für Lawrence ein wichtiger Punkt, denn er wollte "seinen" Arabern diese Aufteilung ersparen. Er konnte sich aber nicht gegen die hohe Politik durchsetzen. Wie es in mehreren Biografien heißt, soll er daran seelisch schwer gelitten haben.

Jacobum
 
Jacobum schrieb:
Was El Quijote geschrieben hat ("Verräter an der arabischen Sache"), so war das für Lawrence ein wichtiger Punkt, denn er wollte "seinen" Arabern diese Aufteilung ersparen. Er konnte sich aber nicht gegen die hohe Politik durchsetzen. Wie es in mehreren Biografien heißt, soll er daran seelisch schwer gelitten haben.
Nicht das wir uns missverstehen: "Verräter an der arabischen Sache" ist nicht meine Bewertung, sondern eine in der arabischen Welt gängige ~.
 
El Quijote schrieb:
Nicht das wir uns missverstehen: "Verräter an der arabischen Sache" ist nicht meine Bewertung, sondern eine in der arabischen Welt gängige ~.

Nein, nein, es liegt mir fern, Dir etwas zu unterstellen. Lawrence hat sich ja, nachdem seine Bemühungen zugunsten seiner arabischen Freunde gescheitert waren, mehr oder weniger von der Welt zurückgezogen.

Es ist mir jedoch nicht bekannt, ob er nach dem 1.WK - abgesehen von Kairo - noch einmal seine alten Wirkungsstätten in Arabien aufgesucht hat.
Waßmuß dagegen (und dieses Thema geht ja eigentlich über ihn) war später noch einmal in Persien, wo er fast wie ein König empfangen wurde.
 
Brecht schrieb:

Die BP stellt das alles sehr vereinfacht dar.
D´Arcy wollte, nachdem auf seine Kosten jahreland vergeblich nach Öl gesucht wurde, einen Teil seiner Explorations-Firma an die Rothschilds verkaufen, die britische Regierung jedoch nötigte die Burmah Oil diese Anteile zu übernehmen, um diese Anteile nich in auslndische Hände fallen zu lassen. Es wurde weiter mehrere Jahre vergeblich gesucht, bei der "allerletzten" Bohrung wurden sie dann fündig. D´Arcy verkaufte seine Anteile dann für einen riesigen Betrag (ca. 1 Million Pfund) an die Burmah. Die ihm gehörenden Schürfrechte in 3/5 des persichen Staatsgebietes behielt er jedoch! Irgendwann 1909 gehörten die dann jedoch dem britischen Staat, wie, warum darüber gibt es etliche Geschichten, wissen tut man nichts. Diese Rechte brachte der britische Staat in die neue Gesellschaft ein.
D´Arcy war wenigstens in nachhinein sehr erbittert, dass nicht er den Vorsitz der BP bekam, der genannte Lord Strathcona war zu dem Zeitpunkt 88 Jahre alt, galt als senil und als Strohmann Churchills.
Das von Churchill eingefädelte Geschäft brachte dem britischen Staat außerdem riesige monetäre Gewinne, Churchill besaß demnach auch geschäftlichen Weitblick.

Insgesamt würde dieses Thema das Forum sprengen, die Navy, Churchill auch Fisher hatten da die Finger jedenfalls nicht nur ein bißchen drin.

Die Pipeline, die das Öl zum Golf brachte war in den entscheidenden Monaten der Dardanellen-Landung außer Betrieb, da sie an etlichen Stellen gleichzeitig gesprengt war, die Waßmuß-Aktionen hatten also durchaus strategische Bedeutung.

Oktober 1918, Waffenstillstand mit den Türken, plötzlich bemerken die Briten:
Die Erdölgebiete von Mossul haben wir ja noch gar nicht! Was kann man da machen? Waffenstillstand brechen, 1 Woche weitermarschieren, bis das Erdöl von Mossul auch dem Britischen Empire gehört. So geschehen im Oktober 1918 im heutigen Irak.

Grüße Repo
 
Nie gehört von dem, aber soweit ich weiß hatten wir einen wie Lawrence, aber in Afghanistan.
Er sollte die Afghanen zum hl. kreig aufrufen, damit die Briten in ihren Nordwest-Indien beschäftigt sind. Aber es klappte nicht, also gab der "Djihad-Beauftragte des Kaisers" sein Budjet für Krankenhäuser und Strassen usw aus. Dank diese geschichte haben wir bei den Agfanen sso eine guten Ruf. Abr wie sein Name war weiß ich nicht.
 
askan schrieb:
Nie gehört von dem, aber soweit ich weiß hatten wir einen wie Lawrence, aber in Afghanistan.
Er sollte die Afghanen zum hl. kreig aufrufen, damit die Briten in ihren Nordwest-Indien beschäftigt sind. Aber es klappte nicht, also gab der "Djihad-Beauftragte des Kaisers" sein Budjet für Krankenhäuser und Strassen usw aus. Dank diese geschichte haben wir bei den Agfanen sso eine guten Ruf. Abr wie sein Name war weiß ich nicht.

Das war Oskar Ritter von Niedermayer (1885 - 1948), ein bayerischer Offizier. Die von Dir erwähnte Afghanistan-Unternehmung ist als Niedermayer-Hentig-Expedition bekannt.

Niedermayer hat die Erlebnisse in seinem Buch "Im Weltkriege vor Indiens Toren" verarbeitet.

Jacobum
 
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