Der "Luzifer-Effekt"

Barbarossa

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Zu dem psychologischen Phänomen, das im Folgenden beschrieben wird und das auch als „Stanford Prison Experiment“ bekannt ist, gibt es zwar in einem Beitrag hier im Forum einen Link, jedoch nur auf Englisch.
Heute habe ich einen Zeitungsartikel darüber gelesen, der durchaus Beachtung verdient, wie ich finde, denn die Lehre aus diesem Experiment lautet:
Es gibt nicht die gute oder die böse Person - jeder von uns trägt beide Eigenschaften in sich. Die meisten Gräueltaten werden von Menschen verübt, die bis dahin völlig normal waren, die meisten Heldentaten übrigens auch. Wir alle sind gewöhnlich, bis wir in ungewöhnliche Situationen kommen.

weiter lesen hier: "Ich war Gefängnisdirektor und Gefangener zugleich" : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv
und auch hier: www.psychologie.at - Wissen - News - Buchtipps - Themen - Webadressen
 
Der Luzifer Effekt

Ich habe mal zu meiner Psychologin gesagt, der Teufel, der immer auf meiner rechten Schulter sass, musste jetzt den Platz räumen und auf die linke Seite wechseln. Rechts sitzt jetzt der Engel, der mir etwas zuflüstert.
Auf dem linken Ohr bin ich so gut wie taub.

Ich weiss gar nicht, warum die da lachen musste.
 
Zu dem psychologischen Phänomen, das im Folgenden beschrieben wird und das auch als „Stanford Prison Experiment“ bekannt ist, gibt es zwar in einem Beitrag hier im Forum einen Link, jedoch nur auf Englisch.
Zum Versuchsablauf des S.P.E. gibt es eine deutsche Ausarbeitung von 2002 (http://www.ini-raum.de/Archiv/Semester-Skripte/2.Semester/Betriebspsychologie_I,Barrabas/SPE-Handout.pdf); darüber hinaus hat es natürlich Eingang in die entsprechenden Lehrbücher der Sozialpsychologie gefunden. Browning hat die Ergebnisse für seine Studie über das Polizeibataillon 101 verwendet (1992, dt. 1996 "Ganz normale Männer").

Man kann freilich rätseln, warum er sein neues Buch gerade jetzt (2007 in USA) publiziert - als Beitrag zur akuten Diskussion um die Willensfreiheit? - aus politischen Gründen?

EDIT: Siehe auch die Fotodokumentation (http://www.prisonexp.org/german/slide1g.htm)
 
Zuletzt bearbeitet:
- aus politischen Gründen?

Letzteres ist der Fall, da gab er ein Interview zu den Ereignissen in Abū Ġraib, und dass diese - hätte man die Ergebnisse des SPE im Pentagon berücksichtigt - hätten verhindert werden können. Wg. der Aktualität des Themas sind Diskussionen über Abū Ġraib als Tagespolitik zu bewerten - das sollte berücksichtigt werden.
 
Letzteres ist der Fall, da gab er ein Interview zu den Ereignissen in Abū Ġraib, und dass diese - hätte man die Ergebnisse des SPE im Pentagon berücksichtigt - hätten verhindert werden können.
In dem von Barbarossa verlinkten Interview sagt Zimbardo nicht, dass bei Kenntnis der SPE-Ergebnisse bestimmte Vorfälle hätten verhindert werden können - dazu ist er viel zu seriös. Bekannt waren die Ergebnisse ja seit 35 Jahren, ebenso die wie der Milgram- und anderer Experimente. (Zu einer Zeit übrigens, in der der Vietnam-Krieg in aller Bewußtsein war.)

Die Frage der Nutzanwendung für das Militär, angefangen von der Ausbildung bis zum Einsatz, ist sicher nicht einfach zu lösen. Dass z. B. Menschen, die man in eine Uniform steckt, "das Gefühl für persönliche Verantwortung verlieren" können, mag richtig sein, führt aber aus mehrerlei Gründen nicht zum Verzicht auf Uniformen.

Insgesamt ist die Forderung, wir müssten "versuchen, die Lebensumstände so zu gestalten, dass das Gute im Menschen zutage treten kann und das Böse kaum Chancen hat", im Kontext von Kriegen nicht leicht umzusetzen - es gibt halt "kein richtiges Leben im valschen". Meines Erachtens, und das ist ein Thema für Historiker, beginnt das Problem bei der Definition und Beschreibung des Gegners.
 
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