Dienerschaft im späten 17. und gesamten 18.Jh.

Brissotin

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Da ich mir bei einer Veranstaltung im Frühjahr mal wieder dabei bin den Hut aufzusetzen (schaut ein bisschen anders aus als der hier: :detektiv: und auch nicht so: :captain: oder erst recht nicht so: :joker: - genug gealbert!), beschäftige ich mich derzeitig damit, was ein Diener so im 18.Jh. machte. Wie der Laquay seinen Herren ankleidete, der Butler die Flaschen öffnete, solche Themen eben.
Derzeit habe ich eine deutschsprachig ganz lustige Quelle vorliegen Swifts "Anweisungen für Dienstboten...", die schon in den 1740ern ins Deutsche übertragen wurde, der Rest meiner Quellen ist allerdings eher nach 1790 angesiedelt, was für eine etwas niveauvollere Veranstaltung nicht so wirklich geht. Wir versuchen es halt so nah wie möglich an der Zeit, auch im Tagesablauf etc. zu machen, wobei die Dienerschaft u.a. im Mittelpunkt stehen muss. Die Veranstaltung handelt ungefähr im zeitlichen Rahmen von 1750-70. Ich denke, dass manche deutschsprachige Quellen dazu aus dem 17.Jh. auch schon mal in Ordnung wären. Wesentlich daran ist die Verständlichkeit und die Erreichbarkeit. (Ich weiß, dass es Originalbücher über ZVAB bspw. gibt.;) )Vieles wurde weiter geführt.
Aufschlussreiche Zitate mit Quellenangabe wären auch willkommen. Vorrangig geht es mir um die Aufgabenbereiche des Kakaien oder Butlers. Darüber sagt nämlich Swift eher wenig, bzw. wenig substanzielles, das einem bezüglich Alltagsleben weiter hilft. In Briefwechseln oder Memoiren kommt das als Fußnote vor. Vielleicht ist ja jemand schonmal über solche Randnotizen der Geschichte gestolpert.
 
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Derzeit würde mich sehr interessieren, wie die Dienstboten untergebracht waren. Hierbei liegt mein Schwerpunkt auf den bürgerlichen Haushalt.
Auffällig zeigte sich für mich beim Besuch einer Wohnung Mozarts http://www.wienmuseum.at/frameset.asp?submenu=3&page=http://www.wienmuseum.at/1380.htm , dass die Schlafstelle von Mozarts Diener überhaupt nicht klar zuzuordnen war, da es keinerlei spezifische Räume für die Dienstboten gab. (Mozart selbst und seine Gemahlin schliefen ja auch in einem eher kleinen Zimmer, welches heute als Schlafzimmer angenommen wird.) Durch Berichte wissen wir, was so in der Wohnung stattfand, über die Schlafstätten des Personals erfährt man nichts, so wird angenommen, dass wohl der Diener in einem Zwischenraum schlief ohne ein wirkliches Bett (denn es ist kein Bett für Dienstboten im Nachlass erhalten). Ich stelle mir also diese Lebensverhältnisse sehr beengt vor, wenn mind. 2 Dienstboten mit drei Menschen einer Familie etwa 6-7 Zimmer teilen müssen, Intimsfaire sieht dann doch anders aus, aber man muss dabei auch bedenken, dass der Diener wohl nicht mehr als so fremd angesehen wurde, brachte er am Morgen den Kaffee oder kleidete seinen Herren an.
Zu berücksichtigen bei diesen Überlegungen ist auch, dass Mozart schon ziemlich wohlhabend war, jedenfalls bedeutend reicher als Haydn und viele seiner Standesgenossen.
 
Na ja, wohlhabend ... . Mozart war doch hoch verschuldet.
Ich poste mal nächste Woche sein Gehalt im Vergleich zu Beamten, wenn es nicht Rovere vor mir tut.
Die Verschuldung rührt höchstwahrscheinlich von einer Spielsucht, diese Erklärung fand ich jetzt schon mehrfach, welche sein ganzes Vermögen scheinbar in gewissen Abständen verschlangen. Arm kann er bei der Lage seiner Wohnung und bei dem Urlaub, den sich seine Frau leisten konnte, jedenfalls nicht gewesen sein, das gehört dann eher ins Reich der gern genährten und kolportierten Irrtümer mündlicher Verbreitung.
Hier ein scheinbar fundierter Artikel zu Mozarts Lebensverhältnissen, wobei auch ein bisschen den Ursachen seiner Schulden auf den Grund gegangen wird: http://blogs.salzburg.com/mozart2006/2005/12/wie_reich_und_w.html Scheinbar muss darauf ständig hingewiesen werden, weil sich der Irrglauben von Mozarts Armut am Ende seines Lebens ja beharrlich hält und auch durch Film und Fernsehen unsäglicherweise genährt wird.
 
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Leider hatte ich das falsch im Gedächtnis, was ich damals im Wiener Mozarthaus aufgeschrieben habe. Immerhin fand ich in meinen Aufzeichnungen noch das durchschnittliche Jahresgehalt eines Dieners - 60 Fl., einer Stubenmagd - 30 Fl. und eines Beamten (variiert natürlich sehr zw.) 300-900 Fl..
Weil das Einkommen eines Künstlers, wenn er kein enormes, festes Salaire erhielt, sehr differierte, hätte das Duschnittseinkommen von Mozart natürlich relativ wenig über die jeweilige Situation in jedem Jahr angegeben. Zum anderen muss man scheinbar davon ausgehen, wenn man die verschiedenen Informationen in der Fachliteratur und im Internet liest, dass über die Vermögensverhältnisse von Mozart nicht die genaueste Kenntnis vorliegt, außer eben, was seine Schulden betrifft und bisweilen seine Belohnungen für verschiedene Opern, Stücke etc.. Aber das ist ja nun hier auch nicht das Thema.
 
Salut,

bin gerade über folgendes Buch zur Thematik gestolpert bzw. darauf hingewiesen worden und wollte euch meine Entdeckung nicht vorenthalten: Frühsorge - Gruenter - Wolff - Metternich (Hrsg.) "Gesinde im 18. Jahrhundert" (Studien zum achtzehnten Jahrhundert) - Meiner 1995
Gesinde im 18. Jahrhundert - Google Buchsuche
 
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